Leben wir in einer Illusion?. Lutz Gaudig

Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig


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dann entwickelte Empedokles seine „Vier-Elemente-Lehre“.

      Danach besteht alles Sein aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde.

      Zusätzlich schrieb er den Elementen aber noch eine Eigenart zu, die unseren heutigen Elementen aus dem Periodensystem entspricht.

      Er nahm an, die vier Elemente wären ewig existierende und unveränderliche Grundsubstanzen, die durch Mischung die Vielfalt der Stoffe bilden.

      In der chinesischen Kultur gibt es ein ähnliches Modell, die „Fünf-Elemente-Lehre“ mit den Elementen Metall, Holz, Erde, Wasser und Feuer.

      Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Wissenschaft waren die Fortschritte der Mathematik.

      Wenn ich heute Menschen an ihren Mathematikunterricht erinnere, wenn ich Sie frage, an was Sie dabei spontan denken, gibt es zwei große Gruppen: Die ersten nennen die Prozentrechnung, andere den Satz des Pythagoras.

      Ich vermute, der Gedanke der ersten Gruppe ist auf unseren hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Spirituosen zurückzuführen.

      Die andere Gruppe hat tatsächlich in Mathe aufgepasst.

      Pythagoras war lange Zeit in Babylonien und Ägypten unterwegs.

      Er gründete die Schule der Pythagoreer in Samos.

      Als erster Mensch überlegte er sich, dass die Erde eine Kugelgestalt hat.

      Er konnte dies durch sorgfältige Beobachtungen des Erdschattens auf dem Mond bei einer Mondfinsternis zeigen.

      Den mathematischen Lehrsatz des Pythagoras hatten wir ja gerade erwähnt.

      Um Pythagoras selbst rankt sich eine Vielzahl von Mythen.

      Ob er tatsächlich die Kugelgestalt der Erde entdeckte und den Lehrsatz aufstellte, der nach ihm benannt ist, ist nicht bewiesen.

      Möglicherweise ist es mitgebrachtes Wissen von seinen Reisen.

      Nichtsdestotrotz und unabhängig davon, wer was entdeckt hat, die alten Griechen wussten bereits Dinge, die unsere Kinder heutzutage in den ersten Schuljahren staunend erfahren.

      Später dann im dritten Jahrhundert vor Christus sammelte Euklid von Alexandria das gesamte mathematische Wissen seiner Zeit und fasste es in entsprechenden Schriften zusammen.

      Er führte als Erster den mathematischen Beweis ein, der später zum Vorbild für die gesamte Wissenschaft wurde.

      Seine Geometrie und seine grundlegenden Ideen wirken noch heute in unsere Mathematik hinein.

      Dann kam es zum Quantensprung in der Vorstellung von der Beschaffenheit unserer Welt und uns selbst.

      Wobei das eigentlich nicht richtig ist.

      Unter Quantensprung verstehen wir landläufig etwas Großes, Gigantisches.

      Sie auch?

      Wie wir im weiteren Verlauf unserer Besprechungen sehen werden, ist das völlig falsch.

      Quantensprünge sind mikroskopischer Natur, wenngleich für unsere Welt und unser Verständnis darüber von immenser Bedeutung.

      Also, bleiben wir zunächst bei der Auffassung, hier entstehe Großes.

      Eigentlich war alles bestens.

      Der recht böige Wind war in seine Abendflaute abgetaucht.

      Die Sonne hatte ihren Zenit verlassen und wärmte angenehm, brannte nicht mehr.

      Die kleinen wattebauschigen Wolken verdichteten sich am Horizont, der weiß eine scharfe Linie zum Tief blau des Meeres zog.

      Demokrit liebte diese Augenblicke und genoss sie.

      Aber heute war er nervös, hatte vielleicht Lampenfieber.

      Bei diesem Gedanken musste er lächeln.

      Dann ging er nochmals seine Argumentation im Geiste durch.

      Er wusste, dass seine Glaubwürdigkeit von der logischen Geschlossenheit seiner Argumente abhing.

      Nein, er hatte keinen Zweifel mehr.

      Er war bestens vorbereitet.

      Jetzt konnten sie kommen, seine Schüler und die Kollegen der anderen Schulen.

      Er hatte Vorbereitungen getroffen.

      Die Ankommenden würden zunächst vorn auf der Terrasse Platz nehmen.

      Ein reichhaltiges Abendmahl war vorbereitet.

      Jenseits der Tische säumten einige Olivenbäume den steilen Abhang, der am Fuße seicht in den Sandstrand auslief.

      Das Meer schickte seine Brise herauf, angenehm kühlend.

      Er ging hinüber, begrüßte die Gäste und nahm hier und da einen Happen zwischen den Gesprächen.

      Irgendwann sah er hinüber zu Emphasos, seinem Hofmeister.

      Der zog zuerst die Augenbrauen hoch, dann seine Schultern.

      Er war nicht gekommen, sein wichtigster Gast.

      Sodokles war sein Widersacher und auch ein bisschen Freund, der Einzige, der ihn verstand.

      Und der war nicht gekommen.

      Er hatte es befürchtet.

      Aber er konnte nicht länger warten, bat seine Gäste hinüber in den Pavillon.

      Für Wein war reichlich gesorgt.

      „Wie ihr alle wisst“, begann er seine Rede, „habe ich lange an einer Theorie vom Ganzen gearbeitet.

      Einige von euch kennen diesen oder jenen Aspekt, hab e ich doch vieles bereits diskutiert.

      Aber alles, alles als Einheit, will ich euch heute zum ersten Mal eröffnen. Also sage ich euch:

      Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter; in Wirklichkeit gibt es nur Atome im leeren Raum.

      Jedes dieser Atome ist fest und massiv, aber nicht gleich.

      Es gibt unendlich viele Atome: runde, glatte, unregelmäßige und krumme.

      Wenn diese sich einander nähern, zusammenfallen oder miteinander verflochten werden, dann erscheinen die einen als Wasser, andere als Feuer, als Pflanze oder als Mensch.

      Sinneswahrnehmung und Seelenexistenz entstehen aus atomistischen Prinzipien.

      Die Seele besteht aus Seelenatomen.

      Stirbt ein Mensch, streuen diese Seelenatome aus und können sich einer neuen Seele anschließen, die sich gerade bildet.

       Alles, was sich im Weltall bewegt, gründet entweder auf Zufall oder auf Notwendigkeit.“

      Er hatte lange und eindringlich geredet, beschwörend, den Priestern gleich der alten Zeit.

      Klatschen!

      Erst langsam und von einer Person, dann lauter und vielstimmig.

      Er schaute hinüber zum ersten Geräusch – Sodokles!

      „Ich grüße euch.

      Tut mir leid, ich hab e dummerweise den Anfang verpasst.

      Was du da beschreibst, Demokrit, ist argumentativ unschlagbar.

      Nur, der entscheidende Punkt ist, gibt es deine Atome wirklich, gibt es tatsächlich Teilchen, die nicht mehr teilbar sind?

      Ich sage: Das ist Unfug!

      Gib mir ein Messer, das scharf genug ist, und ich zerschneide deine Atome.“

      Demokrit hatte ihn er wartet.

      Und er hatte diese Frage er wartet.

      Er hasste ihn wegen seiner Arroganz.

      Aber er war eine Institution, gegen ihn ging gar nichts.

      Natürlich


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