Burn-In statt Burn-Out. Klaus D. Biedermann
fataler Fehler. Viele Menschen sind sich da aber bereits nach Beendigung des Studiums oder ihrer Lehre sicher. Gefestigtes Wissen wird dann schnell zu einer Art Landkarte der Realität; auf dieser Basis werden anschließend Entscheidungen getroffen. Alles, was dort nicht hineinpasst, wird ignoriert oder abgewehrt. Die einfachste Form, die Landkarte anderer abzuwehren, ist, sich darüber lustig zu machen, zu behaupten, das Ganze sei Spinnerei oder ›schlaue‹ Gegenargumente zu liefern. Es kann sogar vorkommen, dass eine andere Landkarte unser Zutrauen in unser Weltbild massiv stört. Dann versuchen wir, das Ganze herunterzuspielen, und beruhigen uns wie Kinder, denen man sagt, dass es die böse Hexe in Wirklichkeit gar nicht gibt. Obwohl wir wissen, dass das nicht stimmt, können wir zunächst einmal ruhig schlafen und unser Weltbild ist wieder in Ordnung. In tiefer Meditation kann man allerdings erkennen, dass das bisherige Weltbild und das Leben, das man nach diesem geführt hat, so nicht stimmen und dass es ganz anders sein könnte. Manchmal entdeckt man sogar, dass man einer gigantischen Fälschung aufgesessen ist.
Lässt man neues Wissen zu, kann Nützliches geschehen und gestaltet werden. Wissen und Lernen vertragen sich allerdings nicht immer gut, da man Gelerntem gegenüber in der Regel loyal ist. Die Wiederverwendung alten Wissens verhindert oft Veränderungsprozesse. Ich weiß schon, wie es geht, warum soll ich das ändern, das ist sowieso nicht möglich ist die Haltung, die von Wissen leicht erzeugt wird.
»Gerade wenn man glaubt, etwas zu wissen«, ruft Robin Williams als Lehrer seinen Schülern zu, »muss man es aus einer anderen Perspektive betrachten, selbst wenn es einem albern vorkommt oder unnötig erscheint. Man muss es versuchen. Sie müssen Ihre eigene Perspektive finden und je länger Sie damit warten, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Sie sie finden.« (aus dem Film Club der toten Dichter)
Wer lernen will, muss neugierig sein wie ein Kind, um zu erfahren, was er noch nicht weiß. Insofern geht es immer auch hier um eine Balance zwischen Wissen und Nichtwissen. Ein Zeichen dafür, ob Sie ausgelernt haben: Da Sie leben, dürfen Sie noch dazulernen. Sich selbst immer besser kennenzulernen, ist nicht nur die beste Behandlungsmethode bei Burn-out, sondern auch die sinnvollste Prophylaxe.
Der Schritt verrät, ob einer schon auf seiner Bahn schreitet.
Wer aber seinem Ziel nahe kommt, der tanzt.
Friedrich W. Nietzsche
Burn-out-Phasen
Burn-out-Phasen der Erschöpfung nach Dr. med. Mansmann
1. Drang nach Anerkennung und übertriebener EhrgeizDer Betroffene erfüllt seine Aufgaben mit sehr großer Begeisterung. Allerdings überfordert er sich oftmals dabei und setzt sich zu hohe Ziele.
2. Übertriebene LeistungsbereitschaftUm den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht und alles dafür getan, den Ansprüchen doch noch gerecht zu werden. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, steigt. Deshalb werden kaum Aufgaben abgegeben und Arbeitsentlastung findet kaum statt.
3. Ausblenden der eigenen BedürfnisseIn dieser Phase tritt das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee zu.
4. Ausblenden von Warnsignalen und ÜberforderungUm weiterhin leistungsstark zu funktionieren, blendet der Betroffene alle Warnsignale und Anzeichen des eigenen Körpers aus. Unzuverlässigkeit und Fehler häufen sich im Arbeitsalltag.
5. Verzerrte Wahrnehmung der RealitätAlte Grundsätze verlieren an Wert, Freundschaften und berufliche Kontakte, die vorher eher Entlastung und Unterstützung waren, werden nun mehr als Belastung empfunden. Die Wahrnehmung wird reduziert auf ein Minimum. Probleme in der eigenen Beziehung treten auf.
6. Ausblenden von ersten BeschwerdenProbleme häufen sich im Leben des Betroffenen und auch körperliche Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angst setzen ein. Jedoch werden diese Probleme ignoriert oder es wird ihnen kaum Beachtung geschenkt.
7. RückzugsphaseHoffnungslosigkeit breitet sich aus und verdrängt alle positiven Gefühle. Alkohol und Medikamente dienen nun häufiger zur Ablenkung. Das soziale Umfeld wird als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden.
8. Beratungsresistenz baut sich aufDer Betroffene wird unflexibel im Denken und schränkt sich immer mehr ein, was sein eigenes Verhalten anbelangt. Kritik wird komplett zurückgewiesen und als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Er zieht sich immer weiter zurück.
9. EntfremdungIn dieser Phase fühlt sich der Betroffene sich selbst gegenüber fremd. Es kommt ihm vor, als würde er nur noch automatisch wie ein Roboter funktionieren, ohne freien Willen.
10. Innere LeereMutlos und erschöpft bezwingt der Betroffene seinen Alltag. Angst und Panikattacken verfolgen ihn. Mitunter versucht er, seine Probleme mit Kauftouren und Fressorgien zu bewältigen.
11. Auftretende DepressionenDauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit stellen sich ein. Andere Erkrankungen wie Magersucht können auftreten.
12. Totale ErschöpfungDie andauernde geistige und körperliche Müdigkeit lähmt und beeinflusst das gesamte Leben: Das Immunsystem ist geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Die Suizidgefahr ist in diesem Stadium am höchsten.
Sind Sie Führungskraft oder Arbeitgeber?Wenn Sie den leisen Verdacht haben, dass einer Ihrer Mitarbeiter auf einen Burn-out zusteuert, dann machen Sie von Ihrer Fürsorgepflicht Gebrauch, indem Sie sich folgende Fragen stellen:
Fehlt der Mitarbeiter häufiger am Arbeitsplatz?
Braucht er längere Pausen als früher?
Sind seine Arbeitsleitungen nicht mehr so effizient?
Kommt er häufiger zu spät?
Spricht er zunehmend schlecht von seinen Kunden?
Verschiebt er immer häufiger Kundentermine?
Reagiert er verärgert oder genervt, wenn Kunden anrufen?
Kann er sich immer weniger auf seine Kunden konzentrieren?
Isoliert er sich zunehmend von Kollegen oder Feierlichkeiten im Betrieb? Geht er Diskussionen aus dem Weg?
Oder/und bemerken Sie bei Ihrem Mitarbeiter einen stetig zunehmenden Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen?
Bemerken Sie Gefühle des Versagens, Ärgers und Widerwillens?
Ist Ihr Mitarbeiter entmutigt oder gleichgültig?
Ist der Mitarbeiter frustriert?
Erleben Sie Stimmungsschwankungen?
Stellen Sie Widerstand gegen Veränderungen fest?
Kann sich der Mitarbeiter immer schlechter konzentrieren?
Wo deine Talente und die Bedürfnisse der Welt sich kreuzen,
dort liegt deine Berufung.
Aristoteles
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