Befreie dich durch Selbstliebe. Teal Swan

Befreie dich durch Selbstliebe - Teal Swan


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verbundenen Emotionen waren meinem Bewusstsein eingebrannt. Ich war damals 18 und hatte auf einer Fahrt mit Doc zum Amtrak Bahnhof in Salt Lake City eine Panikattacke. Er hielt am Straßenrand an, nahm einen Löffel heraus, legte ein braunes Stück Heroin darauf, fügte ein bisschen Wasser hinzu und erhitzte es über der Flamme seines Feuerzeugs. Er zog die heiße Flüssigkeit in eine Spritze, ließ die Luft heraus, stach die Spritze in meinen Arm und zog den Kolben zurück, um zu sehen, ob er auch tatsächlich eine Vene erwischt hatte.

      Dieses Mal injizierte er mir die Flüssigkeit zu heiß, sodass meine Vene versengt wurde, als sie wie tausend Käfer meinen Arm hochstieg, meinen Nacken und schließlich mein Gehirn erreichte. Ich versank in der ruhigen, beklemmenden Sicherheit des Heroinrauschs; er fuhr weiter und ließ mich am Bahnhof heraus. Mein Zug kam in zwei Stunden. Ich saß auf dem schmutzigen Boden in einer Ecke des Bahnhofs, die Kapuze meines Sweatshirts über den Kopf gezogen. Mein Arm brannte, und ich starrte auf die vorbeiziehenden Obdachlosen.

      Manche von ihnen versuchten, eine Greyhound-Busstation zu finden, andere schliefen auf Bänken, und wieder andere hatten Kartonschilder aufgestellt, auf denen Sachen standen wie »Behinderter Tierarzt, bitte helfen Sie mir, Gott segne Sie.« Obwohl mich die Droge in ein tiefes inneres Loch gestürzt hatte, spürte ich doch meine Enttäuschung darüber, welche Richtung mein Leben genommen hatte.

      Hier bin ich also, dachte ich. Ich hatte den Tiefpunkt erreicht.

      Doch an dieser Stelle möchte ich zum Jahr 2011 vorspulen, als ich schließlich das Gefühl hatte, mein Leben hatte nicht nur eine andere Richtung eingeschlagen. Ich war professionelle Sportlerin gewesen und hatte das genossen; ich arbeitete als Gesundheitsberaterin, hatte einen Ehemann und einen zweijährigen Sohn. Zu dieser Zeit bot ich als »intuitive Heilerin« und spirituelle Führerin den Klienten Einzelsitzungen an. Eines Tages fuhr ich den Highway 400 South in Salt Lake City entlang und musste an einer Ampel stehen bleiben. Rechts von mir sah ich einen ungepflegten Mann, der eine Mülltonne durchwühlte. Seit jenem Tag am Bahnhof habe ich beim Anblick von Obdachlosen immer das Gefühl, mich selbst in einem parallelen Leben zu beobachten.

      Viele Leute meinen, zwischen ihnen selbst und den Unberührbaren unserer Gesellschaft wäre eine große Kluft; doch für mich sind das Leben, das ich jetzt lebe, und das Leben dieser Ausgestoßenen nur um Haaresbreite voneinander entfernt – um ein paar wenige Umstände, die sich anders entwickelten. Ich sah also diesen Mann, der den Müll durchsuchte, und dachte: Das könnte ich sein. Das könnte ich immer noch sein, wenn ich noch ein paarmal Pech hätte.

      Mein erstes Buch »Sculptor in the Sky«

      Als ich an diesem Tag schließlich weiterfuhr, war in mir der Wunsch entstanden, ein größeres Publikum mit meiner Botschaft zu erreichen. Ich wollte nicht nur einzelnen Klienten etwas beibringen, sondern der ganzen Welt, und ich musste eine Möglichkeit finden, das Wissen darüber, wie man sein Leben verbessern kann, auch denen zugänglich zu machen, die sich keine persönliche Einzelsitzung leisten konnten.

      Mit dieser brennenden Leidenschaft setzte ich mich in dieser Nacht hin und begann, mein erstes Buch zu schreiben.

      Ich glaube, alle Autoren schreiben letztendlich für sich selbst, deshalb hat der Prozess des Schreibens von Natur aus so viel mit Selbstliebe zu tun. Es war, als wenn ich mich mit Papier und Stift ausgerüstet und mit meinem vergangenen Selbst im Kopf hingesetzt hätte – jenem Selbst, das da im Bahnhof saß und gegen seinen Willen mit einer Dosis Heroin vollgepumpt war. Ich dachte: Was würde ich diesem 18-jährigen Mädchen über die Welt erzählen? Was würde ich ihr über das Leben erzählen, damit sich seine Sichtweise dieses Universum so verändern würde, dass es seine Situation verbessern könnte?

      In nur drei Monaten hatte ich mein erstes Buch fertig; es trug den Titel The Sculptor in the Sky und handelte vom Universum und seiner Funktionsweise, warum Glück für das Universum insgesamt wichtig ist und wie man Glück finden kann. Noch im selben Jahr hielt ich meinen ersten Sychronisierungs-Workshop mit 20 Teilnehmern. In kleinen Zeitschriften erschienen Artikel über mich, manche davon schmeichelhaft, andere so beleidigend, dass ich mich weinend im Bett verkroch. Doch sehr schnell hatte ich eine Anhängerschaft.

      Und immer wieder fragte ich mich: Was würde jemand, der sich selbst liebt, tun? Ich wurde eingeladen, noch ein Interview zu führen, noch einen Artikel zu schreiben, noch eine geführte Meditation und noch einen Workshop zu leiten; und so ging es mit meiner Karriere bergauf. Ich startete ein Online-Videoformat auf YouTube unter dem Namen Ask Teal. Jeden Samstag suche ich aus den Tausenden von Einsendungen, die ich erhalte, eine Frage oder ein Thema aus, beantworte die Frage und spreche über meine Sicht des Themas. Im ersten Jahr wurde die Reihe von Millionen von Menschen gesehen.

      Und ich begann, Energiebilder auf Leinwand zu malen, und nannte diese Kunstwerke Frequency Paintings, also Frequenzgemälde. Dank der außersinnlichen Fähigkeiten, mit denen ich geboren wurde, kann ich die energetische Realität der Schwingungen wahrnehmen, die die physische Welt ausmachen, die Sie sehen. Meine Frequency Paintings sind eine Darstellung der energetischen Schwingungsfrequenz des jeweiligen Themas, welches ich malen will.

      Ich malte diese Bilder, weil ich wusste, dass die Energie der Menschen, die sich auf diese Frequenzen fokussieren und sie in ihrem Lebensraum haben, sich von der Frequenz und Amplitude der von mir gemalten Vibrationen »mitreißen« lassen und mit ihnen »resonieren« würden, was ihnen wiederum helfen würde, das Thema stärker und präsenter in ihrem Leben zu manifestieren.

      Inzwischen habe ich über 100 solcher Bilder gemalt; sie sind Bestandteil einer »Frequency Billboard Campaign«. Im Rahmen dieser Kampagne sollen diese Frequenzen einen positiven Einfluss auf das kollektive Bewusstsein haben. Wir suchen uns dicht bevölkerte Gebiete aus, die insgesamt eine niedrige Schwingung haben und wo viele Pendler an diesen Bildern vorbeikommen; wie wir wissen, funktionieren diese Frequenzen in ihren spezifischen Gebieten wie eine Riesendosis eines homöopathischen Mittels für die Menschheit und wirken sich positiv auf alle aus, die sich im selben Raum befinden oder sie anschauen.

      Ein flüchtiger Blick auf die Realität

      Ich fing auch einen Blog an, in dem ich anderen Menschen die Freuden und Schmerzen meines Alltags mitteilte. Meiner Meinung nach ist es an der Zeit, dass die Welt die Vision vom erleuchteten Guru aufgibt. Einen Lehrer als jemanden zu betrachten, der größer ist als wir selbst, und zu glauben, er oder sie lebe in einem Zustand erleuchteter Glückseligkeit und unberührt von der Welt, ist kontraproduktiv, denn es trennt uns von unserer eigenen Göttlichkeit. Spiritualität ist für Menschen, die ihre spirituellen Lehrer nicht einfach als Menschen wie du und ich betrachten, schwerer zugänglich. Mein Blog sollte die Trennung zwischen mir und denen, die meiner Arbeit folgen, aufheben. Meinem Gefühl nach bringt es diese Menschen in engeren Kontakt mit ihrer eigenen Göttlichkeit.

      Seit Jahren lautet der Grundkonsens, Authentizität sei beruflicher Selbstmord für einen spirituellen Lehrer, und seine eigenen Schattenseiten seinen Schülern zu zeigen würde als Makel betrachtet; kein Mensch wolle einem makel- und fehlerbehafteten Lehrer folgen. Ich stelle diese heilige Überzeugung nun infrage. Ich enthülle die Wahrheiten über mich und biete der Welt emotionale Transparenz. Für mich fühlt es sich nicht richtig an, Menschen zu bitten, mir ihre tiefsten, dunkelsten Ängste, Kümmernisse und Kämpfe offenzulegen, und ihnen im Gegenzug nicht dasselbe zu bieten.

      Tatsächlich sah ich mich auf meinem ersten internationalen Workshop in London/England mehr als 400 Teilnehmern gegenüber. Ich war zutiefst erschrocken. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, welch großen Einfluss ich auf das Leben der Menschen hatte. Zu Hause hatte ich das Gefühl, ich wäre eine verrückte Lehrerin, die an ihren Theorien und Prozessen herumbastelte. Ich fühle mich nicht wie eine Ikone spiritueller Wahrheit.

      Doch hier wurde ich plötzlich von weinenden Männern und Frauen umarmt; meine Veröffentlichungen hatten ihr Leben verändert. Nach diesem ersten Workshop im Ausland dachte ich: Das ist so viel größer als ich. Das große, umfassende Bild meines Lebens begann für mich sinnvoll zu werden. Wie bei einem Puzzle, das in seiner ersten Ausgabe noch kein vollständiges Bild mitlieferte, hatte ich jahrelang keine Ahnung, wozu das alles führen sollte. Doch ein Stückchen fügte sich ans andere, bis das Gesamtbild meines Lebens einen Sinn ergab.


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