Befreie dich durch Selbstliebe. Teal Swan

Befreie dich durch Selbstliebe - Teal Swan


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      Mit 25 brachte ich meinen Sohn zur Welt. Nach einer Behandlung wegen Unfruchtbarkeit und drei Schwangerschaftsabbrüchen als Teenager hatte ich den verzweifelten Wunsch nach einem eigenen Kind und der damit verbundenen magischen Erfahrung. Doch ganz anders als in meiner Fantasie waren die Schwangerschaft und die Geburt extrem traumatisierend.

      Es sollte ein Junge werden, und ich hatte mir vorgestellt, mein Sohn wäre eine körperlich aktive Sportskanone, ein begeisterter Sportler, der nie dieselben Schmerzen durchleiden müsste wie ich. Die Liebe zu meinem Sohn war mit keiner anderen Liebe in meinem Leben zu vergleichen. Doch zu meinem Entsetzen wurde er mit einer leuchtend klaren Aura geboren, die aussah wie ein prismatisches Kristalllicht. Solche Auras, aufgrund ihrer Farbe auch als Kristallaura bezeichnet, haben nur Menschen mit angeborenen übersinnlichen Fähigkeiten.

      Und jawohl, wie meistens hatte mir das Universum genau das Kind geschenkt, das ich brauchte. 40 Minuten lang weinte ich, aus Angst, er würde wegen seiner Gaben genauso leiden wie ich. Doch dann dämmerte es mir: Wenn ich ihm beibrächte, seine angeborenen Fähigkeiten anzunehmen, müsste ich zunächst einmal meine eigenen Fähigkeiten akzeptieren.

      Scrat und seine Eichel

      Es war das Jahr 2009. Mein sechs Monate alter Sohn hielt gerade ein Schläfchen. Ich saß in meiner Küche auf dem Linoleumfußboden mit dem schwarz-weißen Schachbrettmuster und versank in Verzweiflung. Nachdem ich Mutter geworden war, hatte ich mich ins Land der Kinderunterhaltung gewagt und unter anderem den Film Ice Age gesehen. Darin kommt ein »Säbelzahneichhörnchen« namens Scrat vor, das ständig versucht, seine für ihn so kostbare Eichel zu finden und zu retten.

      Scrat ist ständig auf der Jagd nach seiner Eichel, aber diese Jagd ist nie von Erfolg gekrönt. Immer wenn man meint, er hat sie endlich, schlägt das Unglück wieder zu, und durch irgendeine völlig unwahrscheinliche Wendung der Geschehnisse geht sie ihm wieder verloren. Scrat wird von Murphys Gesetz heimgesucht, welches einfach ausgedrückt lautet: Alles, was schiefgehen kann, geht schief, damit du nicht das bekommst, was du willst.

      Als Vollzeitmutter fühlt man sich, als ob man statt eines Erwachsenengehirns Disneyland im Kopf hat. An jenem Tag saß ich also auf dem Küchenfußboden und musste immerzu an Scrat denken. So lustig die Figur Scrat auf der Leinwand bzw. dem Fernsehschirm auch war, für mich hatte sie einen schlechten Beigeschmack: Ich war tief bekümmert und identifizierte mich mit seinem Dilemma. Scrat – das war ich. Seine Eichel – das war das Glück, hinter dem ich herjagte. Mein Leben war nichts als eine endlose, unglückselige Suche nach Glück, und hier saß ich auf dem Fußboden und hatte ein Gefühl der Niederlage, weil das nie funktioniert hatte. »Warum ging es nie gut?«, fragte ich mich im Stillen. Ich kannte die Antwort: Weil ich mich nicht wollte. Die Haut, in der ich steckte, war für mich eine Gefängnisstrafe und nicht etwas, was ich mir ausgesucht hatte. Und ich dachte weiter: Wie soll ich mich auf etwas einlassen, das ich gar nicht will?

      Ich bin, wo ich bin

      Ich erkannte, dass ich mich seit Langem nicht mehr liebte, wenn ich mich überhaupt jemals geliebt hatte. Ich fühlte keine Selbstliebe und hatte nicht die leiseste Ahnung, wie das gehen sollte. Ich hasste die Vorstellung von Selbstliebe. In meiner Familie standen Selbstlosigkeit, Selbstaufopferung und Dienen an erster Stelle, und Selbstliebe fühlte sich wie etwas Schlechtes an – wie der Teufel, der das Gute in mir zerstören wollte und damit jede Chance, von jemand anderem geliebt zu werden.

      Ich war ganz unten angekommen. So mussten sich Leute fühlen, deren Leben so jämmerlich und am Ende war, dass sie gar nichts mehr unternehmen konnten. Ich hatte mich in die Ecke manövriert. Alle meine Versuche, mich in meiner Haut wohlzufühlen, waren gescheitert. So wie jemand zugibt, Alkoholiker zu sein, gestand ich mir in diesem Moment ein, dass ich mich hasste.

      Sich selbst einzugestehen, an welchem Punkt man steht, ist einerseits schmerzhaft und andererseits auch eine Erleichterung. Zu erkennen, dass man in sich einen Feind mit sich herumträgt, ist alles andere als lustig, aber gleichzeitig akzeptiert man durch dieses Eingeständnis auch etwas, was man jahrelang nicht wahrhaben wollte; dieser Widerstand ist sehr energieraubend. Gibt man das endlich zu, hat man das Gefühl, man würde endlich mit dem Strom schwimmen, nachdem man jahrelang gegen Stromschnellen angekämpft hat und gegen den Strom geschwommen ist. Mit dieser Erleichterung ging ein Entschluss einher: Ich müsste herausfinden, wie ich mich selbst lieben konnte. Dazu würde ich wirklich alles versuchen.

      Anscheinend gab es dazu jede Menge Theorien. Leute, die Selbsthilfekurse oder -bücher anbieten, reden ständig von Selbstliebe, wissen aber meistens überhaupt nicht, was Selbstliebe wirklich bedeutet. Sie erzählen dir zwar den lieben langen Tag, dass du dich selbst lieben musst, und führen auch Gründe dafür an, ja sagen dir sogar, warum du liebenswert bist. Aber niemand lehrt, wie man sich selbst lieben kann und wie Selbstliebe in der Praxis aussieht.

      Am Ende meiner Suche nach Selbstliebe war ich also noch frustrierter als am Anfang. Schließlich fragte ich mich: »Wodurch unterscheiden sich Menschen, die sich lieben, von Leuten, die das nicht tun?« Diese unterschiedlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen würden aufzeigen, was ich brauchte, um mich zu lieben.

      Viele der stereotypen Selbsthilfetechniken zur Steigerung des Selbstwertgefühls funktionierten bei mir einfach nicht. Ich hatte das Gefühl, ich würde mit einem Teelöffel an einem Gletscher herumschaben. Affirmationen machten alles nur noch schlimmer. Ich saß am Küchentisch und probierte damit herum. Ich schrieb: »Ich liebe mich«, hundert Mal auf ein Blatt Papier und versuchte dabei, diese Worte auch zu fühlen. Doch mein Kopf sagte gleichzeitig: »Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich so dumm bin, oder?« Ich konnte den ganzen Tag lang die Worte »Ich liebe mich« wiederholen, aber sie waren und blieben eine Lüge. Doch noch im selben Jahr hatte ich meinen ersten Durchbruch mit der Selbstliebe.

      Das Glas Wasser

      Dank meiner übersinnlichen Fähigkeiten kann ich die Wirkung von Gedanken auf Dinge und die Wirkung der Frequenz einer Sache auf etwas anderes visuell sehen. Ich sehe buchstäblich, wie Gedanken wie »Ich werde niemals gut genug sein« direkt im Magenbereich Einzug halten und dort gesundheitliche Probleme wie Magenschleimhautentzündungen oder Geschwüre verursachen.

      Wenn irgendwie möglich, trinke ich kein Leitungswasser, weil ich sehe, wie sich die Chemikalien und die Wasserrohre auf die Energie des Wassers auswirken. Wie ich eingangs schon erwähnt habe, existiert für mich die Grenze zwischen Gedanke und Wirklichkeit, der physischen und der nicht physischen Ebene nicht. Und dennoch hatte ich, gefangen in der Ohnmacht meines Selbsthasses, eine großartige Chance übersehen.

      Eines Abends ging ich in die Stadtbibliothek, um ein paar Filme auszuleihen. Schon immer schaue ich mir gerne Dokumentarfilme an, und diesmal zog mich der Film Water: The Great Mystery an. Darin ist vom »Strukturieren« von Wasser die Rede, und es wird gezeigt, was ich schon immer gesehen habe, nämlich dass alles im Umfeld des Wassers auf das Wasser Einfluss ausübt und unser Körper mit seinem hohen Wasseranteil genauso funktioniert. In dem Dokumentarfilm wird strukturiertes Wasser ins Meer geschüttet, um damit, so die Vorstellung, das Meerwasser positiv zu beeinflussen.

      Nachdem ich den Film zur Hälfte gesehen hatte, drückte ich auf die Pausetaste und suchte eiligst nach einem Stift und Papier; mir war endlich ein Licht aufgegangen. Ich konnte kaum glauben, wie mir etwas so Offensichtliches entgangen war. Ich konnte mich nicht so positiv auf mich fokussieren, dass ich mich selbst lieben konnte, aber ich konnte mich positiv auf etwas anderes fokussieren. Bei der Vorstellung, etwas Liebenswertes an mir zu finden, drehte sich mir der Magen um; aber wenn ich meinen Sohn anschaute, fielen mir unzählige Dinge ein, die ich an ihm liebte. Es war ganz einleuchtend: Ich könnte ein Glas Wasser nehmen und an all das denken, was ich an meinem Sohn liebte; ich konnte diese ganze, von Herzen kommende Zuneigung und den positiven Fokus auf das Wasser lenken und dieses Wasser dann trinken.

      Ich fühlte mich wie ein General im Krieg, der sich gerade das »Trojanische Pferd der Selbstliebe« ausgedacht hatte. Wie ein Gegengift konnte ich das Wasser in meinem Körper, in dem der Selbsthass einprogrammiert war, umstrukturieren und mit den Schwingungen der Liebe überschwemmen, die ich dem Glas Wasser eingegeben hatte. Ich war mir nicht sicher, wie ich darauf reagieren würde, und führte mein kleines


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