Mörderisches vom Niederrhein. Regina Schleheck

Mörderisches vom Niederrhein - Regina Schleheck


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ist nicht fair! Ihr wisst das doch alle!«

      »Klar«, sagte ich. »Und du musst es lernen, sonst kriegst du hier keine Schnitte: 1266. Die älteste Brauerei am Niederrhein!«

      Der Blick, mit dem er das Alt ansah! Er hob das Glas an, trank es in einem Zug leer und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab.

      »Okay. Nächste Frage: Ein Destillateur aus Antwerpen begann 1876 in Heinsberg mit der industriellen Herstellung welches heute noch beliebten Getränks für seinen Kolonialwarenladen: Genever, Eierlikör oder Vugelbeertroppn?«

      »Wo ist denn da ein Bier?«, protestierte Manni.

      »Ich sollte mir ja noch mehr ausdenken. Also los!«

      »Sind Vogelbeeren nicht giftig? Ich sage: Genever.«

      »Nix da. Eierlikör. Verpoorten.«

      »Die sind doch in Bonn!«

      »Dahin umgezogen. Willst du lieber einen Eierlikör?«

      »Wenn das geht.« Manni winkte der Kellnerin. Bestellte und exte tatsächlich einen Eierlikör. Lieber als ein Alt!

      »Das schaffst du jetzt aber«, sagte Käthe. »Was unterscheidet Altbier von Kölsch? Es ist obergärig? Sein Ausstoß ist doppelt so hoch? Der Röstvorgang?«

      »Viel zu einfach!«, rief Jan.

      »Es ist obergärig«, sagte Manni.

      Wir klopften uns auf die Schenkel vor Lachen.

      Manni schien verwirrt. »Hä? Was soll denn daran falsch sein? Kölsch und Alt sind beide obergärig!«

      Käthe frohlockte: »Das war nicht meine Frage. Ich wollte wissen, was sie unterscheidet.«

      »Ach so! Ja klar, der Röstvorgang! Der Ausstoß stimmt nicht. Das Kölsch ist beliebter. Aber das ist unfair! Ich hab die Frage falsch verstanden. Ich wusste die Antwort!«

      Den Kommentar zum Kölsch hätte er sich sparen können, fand ich. »Falsch beantwortet ist falsch beantwortet«, sagte ich und rief in Richtung Theke: »Noch ein Alt, bitte!«

      Das ließ Manni nicht auf sich sitzen. »Käthe hat nicht gesagt, dass es ein Alt sein muss.«

      »Stimmt«, sagte Käthe.

      Manni rief: »Kein Alt! Ein Köpi!«

      Erst als es vor ihm stand, fiel ihm auf, dass es ein 0,33-Liter-Glas war, während das frisch gezapfte Alt nur 0,2 Liter betrug.

      »Leute, das muss ich aber nur halb trinken«, sagte er.

      »Du wolltest ein Köpi. Also mach es leer«, ordnete ich an.

      Er tat’s tatsächlich, rülpste, stand auf. »Muss mal kurz in die Keramik.«

      »Wieder fit im Schritt?«, erkundigte sich Käthe, als er zurückkam.

      Er hielt den Daumen hoch.

      »Wann wurde die Brauerei Schlüffken in Krefeld gegründet? 2002, 2013 oder 2018?«

      Er strahlte. »Die hab ich neulich erst beliefert. 2018.«

      »Na, höchste Zeit. Mein Alt war schon fast schal.« Käthe hob das Glas, kippte es runter und orderte ein neues.

      »Weiter im Uhrzeigersinn! Peter!«

      »Aye, aye, Sir!«

      »Heißt das in dem Fall nicht Siri?«, warf Ricky ein.

      »Nix da.« Käthe wedelte mit ihrem Zettel. »Ich bin für die Fragen, nicht die Antworten zuständig.«

      »Mach hinne«, forderte ich sie auf. »Ich hab Durst.«

      »2002 wurde die Krefelder Rhenania-Brauerei geschlossen. Mitarbeiter übernahmen, und seitdem heißt die Brauerei: Hülsener, Königshof oder Krefelder Alt?«

      »Die Regel lautet aber nicht, dass ich nicht trinken darf, wenn ich es weiß?«

      »Trinken kannst du immer. Nur nicht auf ex. Also nur, wenn du willst.«

      »Königshof. Prost, Käthe.« Wir leerten beide das Glas.

      »Jan. Welcher niederrheinische Ort ist für seine Zigarrenproduktion bekannt? Rheinberg-Orsoy? Hommersum? Duisburg-Essenberg?«

      »Orsoy. Prost, Käthe.«

      Nachdem sie mit frischem Alt versorgt war, kündigte Käthe an: »Das ist mein vorletztes. Mehr schaff’ ich nicht. Also sei kein Spielverderber, Ricky.«

      »Ich geb mir Mühe«, versprach der.

      »Dafür wird’s jetzt süß. Welcher Süßwarenproduzent hat in Viersen seine deutsche Zentrale: Mars? KitKat? Ferrero?«

      »Puh. KitKat?

      »Prost. Mars.«

      »Endlich!« Während Ricky trank, winkte er schon der Kellnerin, die ihm ein neues Bier brachte.

      »Immer noch süß: Welche Nascherei wird in Kempen produziert? Storck? Eszet? Nappo?

      »Äh. Wer frisst den so ’n Zeuch? Eszet!«

      »Falsch. Nappo.«

      »Hast du auch was Anständiges auf Lager?«, wollte Ricky wissen, nachdem er sich den Schaum abgewischt hatte. Was frisches Herbes?«

      »Was ist an Herpes anständig? Von mir aus. Aber ohne Antwortmöglichkeiten: Die Neusser Skihalle hieß bis vor ein paar Jahren?«

      »Jever Fun! Ich geb’ die nächste Runde!«

      Käthe exte und wiederholte: »Das war mein vorletztes. Wenn Manni die nächste richtige Antwort hat, ist Schluss mit lustig.«

      Jeder bekam ein frisches Alt. Manni schob seins nicht beiseite. Hatte er die Größe des Glases zu schätzen gelernt? Biere, die schnell kippen, muss man schnell kippen, entsprechend klein sind die Gläser, in denen obergäriges Bier serviert wird.

      »Es geht um die Wurst«, versicherte Käthe. »Pass auf: In Straelen wurden Mitarbeiter eines Lebensmittelunternehmens mit einer Statue geehrt. Der unbekannte Spargelstecher? Der Bofrost-Mann? Der Wilke-Wurstmaxe?«

      »Wenn du schon so fragst: der Wurstmaxe.«

      »Bedaure. Der Bofrost-Mann.«

      »Aufs Glatteis geführt!« Ricky freute sich.

      Manni schwieg und trank.

      »Wenn du statt Alt eine Empfehlung für einen Kurzen willst, hilft vielleicht die nächste Frage: Ein Kempener Kräuterlikör heißt: Kempenkraut? Thomas Bitter? St. Hubert?«

      »St. Hubert?«

      »Bedienung! Einen Thomas Bitter für den Herrn hier!«, schrie ich. »Den spendiere ich dir!«

      Was blieb Manni übrig, als sich zu bedanken und zu schlucken, was ihm vorgesetzt wurde?

      »Wo wir schon mal dabei sind: Wo befindet sich das Underberg-Palais, Stammhaus der Spirituosenfamilie? In Schwalmtal? Brüggen? Rheinberg?«

      »Was du für Leute kennst«, stöhnte Manni. »Schwalmtal?«

      Käthe lachte. »Rheinberg! Der geht auf mich!« Sie winkte der Kellnerin und prostete Manni zu, als er den Underberg anhob und rülpste.

      »Lieber wieder eine Brauerei-Frage? Seit 1878 hat sie ihren Sitz in Issum …«

      »Diebels!«, schrie Manni triumphierend.

      »Okay, das wars!« Käthe exte ihr Bier.

      »Oooooh«, grölten wir alle, während Manni schon wieder die Toilette aufsuchte. »Wir haben doch erst eine Runde geschafft!«

      Als Manni zurückkam, stand vor jedem Platz außer Käthes wieder ein Alt. Ich hielt den Zettel hoch, den Käthe mir anvertraut hatte. »Wir haben uns geeinigt. Käthe ist raus. Ich bin der neue Spielleiter und hab die nächste Runde geschmissen. Damit ich endlich auch mal zum


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