Mörderisches vom Niederrhein. Regina Schleheck

Mörderisches vom Niederrhein - Regina Schleheck


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Kerken? Straelen?«

      »Leck mich«, kommentierte der. »Von mir aus, wo der Pfeffer wächst.«

      »Wo nämlich?«

      »Wachtendonk.«

      »Mein Gott, bist du verstrahlt! Straelen, was sonst? Da steht das grüne Sofa!«

      »Ich kenn’ nur meinen Stuhl. Und der ist braun«, maulte Jan und kippte sich sein Alt hinter die Binde. »Die Firma dankt.«

      »Okay. Für den Tierliebhaber und damit die Günnekant auch mal zu ihrem Recht kommt: Welches ist die älteste der folgenden drei Düsseldorfer Brauereien: Füchschen? Uerige? Zum Schlüssel?«

      »Bleib mir wech mit solchen Zaunpfählen! Damit kann Käthe Manni ködern, mich kannst du nicht vereimern!«

      »Also?«

      »Füchschen natürlich!«

      Ich erhob mein Glas auf ihn und trank es leer. Als das neue vor mir stand, fuhr ich fort: »Ricky, sag du mir mal: Der Berliner Lebensmittelhersteller Kühne, Hoflieferant von Kaiser Wilhelm I., ist auch am Niederrhein vertreten – in Rheurdt, Straelen oder Kerken?«

      »Irgendwann ist mal Schluss mit Straelen. Kerken!«

      »Von wegen. Auf Straelen! Prost, Ricky!«

      Ricky leerte sein Glas ohne Widerworte. Ließ das nächste kommen.

      »Es geht weiter: ›Gulasch Alt‹ ist der Name eines traditionellen Gulaschrezepts aus Voerde? Eines Biers einer Brauerei in Düsseldorf-Oberkassel? Einer rustikalen Gaststätte in Wegberg-Watern?«

      »Bestimmt die drei. Was keiner kennen kann.«

      »Sorry. Das Bier.«

      »Alles gut. Ich trinke gern. Mit euch. Auf euch.« Ricky tat’s und orderte.

      »Los, jetzt bin ich aber wieder am dransten damit: ›Eier mit Speck‹ heißt eine Rockband aus Kamp? Ein Viersener Musikfestival? Eine Kultkneipe in Xanten?«

      »Da war ich schon! Sehr cool. Da gibt’s morgens gegen den Kater Eier mit Speck. Das Festival natürlich.«

      Ich ließ mir das kühle Bier in die Kehle rinnen. Wandte mich Manni zu.

      »Und wieder unser Niederrhein-Fachmann. Wir sind gespannt, was er zu sagen hat. ›Muurejubbel‹ ist ein Name für Möhrenerntehelfer? Möhreneintopf? Möhrentransportkisten?«

      Er stierte nachdenklich ins Bier. Riet schließlich: »Erntehelfer.«

      »Sorry, es ist der Eintopf. Der Kandidat hat null Punkte! Darf sich aber den Abend schöntrinken. Wohl bekomm’s!«

      Manni gehorchte. Glücklich sah anders aus. Das nächste Glas wurde vor ihm abgestellt. »Leute, ich muss morgen zur Arbeit«, sagte er lahm.

      »Um Mitternacht schmeißen sie uns eh hier raus. Also reiß dich noch ein bisschen zusammen. Das weiße Gold vom Niederrhein, Manni: Kalk? Spargel? Champignons?«

      »Kalk?«

      »Menno, wie kann man so blöd sein, Manni! Ich hab gesagt, alles mit Schluckfaktor! Kannst du Kalk essen oder trinken?« Käthe konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Außerdem wird in der Gegend gar kein Kalk abgebaut. Aber vor allem ist hier eins der größten Spargelanbaugebiete!«

      Manni rülpste.

      »Das Alt da vor dir, das hat Schluckfaktor. Und zwar ohne abzusetzen!«

      Unter Käthes strengen Blicken trank er’s.

      Ich hakte die Liste ab. »Wir machen jetzt den Countdown, Manni. Nur noch drei Fragen. Also drei Chancen, dich als zukünftiger Niederrheiner zu beweisen.«

      Manni nickte beduselt. Die Kellnerin stellte das nächste Alt vor ihm ab.

      »Es wird wieder süß: Wo werden Katjes produziert? In Niederkrüchten? In Grevenbroich? In Emmerich?«

      Manni hickste.

      Jan hielt die Hand hinters Ohr. »Kannst du das bitte wiederholen? Ich hab dich nicht verstanden.«

      »Niederkrüchten!«, rülpste Mann.

      »Mannomann, Manni! Ich glaube, wir müssen mit deiner Tante reden, dass sie dich umgehend enterbt.« Ricky drohte mit dem Finger. »In Emmerich natürlich!«

      »In Emmerich wird nicht enterbt!«, stellte Jan fest. »Nun hört mal auf, den armen Jung zu ärgern. Komm, Manni, dein nächstes Alt geht auf meinen Deckel.« Er gab entsprechende Signale an die Kellnerin, die für Nachschub sorgte.

      Manni sah zwischen dem Bier und Jan hin und her.

      »Hallo! Hier spielt die Musik«, erinnerte ich. »Ich bin dein Quizmaster! Und ich frage dich, oh, Manni: Die niederrheinische Spezialität Flönz ist als Herkunftsbezeichnung EU-geschützt seit 1983? 2001? 2016?«

      Manni schwieg.

      »Komm schon! Vorletzte Frage: 1983? 2001? 2016?«

      »Manni, probier’s«, rief Käthe.

      »Ja, versuch dein Glück!« Das war Jan.

      »Manni! Manni!«, skandierte Ricky, und wir anderen fielen ein: »Manni, Manni!«

      »Sssweitausend…« Manni stockte.

      »Na was? Sssweitausendeins oder -sechzehn?«, hakte ich nach.

      Manni stierte mich blöde an. »Einssss«, sagte er, und alle johlten los.

      »Sorry, 16 wär’ Ihr Preis gewesen«, sagte ich, als endlich wieder Ruhe einkehrte. »Also, dein vorletztes Bier. Die allerletzte Runde geht wieder auf mich. Wer will noch?«

      Manni hatte Mühe, das Glas zu halten. Ricky musste helfen, damit er es nicht zwischendrin absetzte. Als er fertig war, stemmte er sich mühsam hoch und torkelte in Richtung Toilette. Er brauchte lange. Schließlich ging Jan ihm nach und kehrte kurz darauf zurück, den Arm um Manni gelegt, den er zu seinem Platz führte.

      »Okay«, sagte ich. »Letzte Frage. Trommelwirbel bitte!«

      Alle trommelten mit den flachen Händen auf den Tisch, dass das Alt überschwappte. Ich gebot Ruhe. »Manni! Wofür steht in der Sevelener Region der Begriff »hexen«? Jemanden bestechen? Die Zeche prellen? Sich betrinken?«

      Manni stierte mich an.

      »Los, ich will endlich auch mal was trinken!«

      »Schbinbetrinken«, lallte Manni.

      »Na, das war ja jetzt echt keine Hexerei!«, rief Jan.

      »Endlich!« rief ich. »Prost, ihr Lieben!« Hob mein Boltens Alt an und kippte es herunter. Wer ein Bier vor sich hatte, tat es mir gleich.

      Bis auf Manni. Der beugte sich über sein Glas und erbrach sich mitten auf den Tisch.

      Wir hörten monatelang nichts von ihm. Was wir schon ein bisschen schäbig fanden. Schließlich hatten wir eine ganze Weile damit zu tun gehabt, den Wirt zu beschwichtigen und Manni nach Hause zu befördern, wo wir seine Tante aus dem Bett klingelten und ihr den Rest überließen.

      An einem warmen Frühherbstnachmittag, als ich meine Tour beendet hatte und zum Picknick-Biergarten stiefelte, sah ich ihn unverhofft mit Käthe und Jan an einem der Tische sitzen.

      »Oh, wie kommt es, dass du uns hier gefunden hast?«, fragte ich.

      Er strahlte. »Ich hab mal angeklopft, ob sie bei euch nicht einen Fahrer brauchen. Hab nächste Woche ein Vorstellungsgespräch.«

      »Oh.« Ich guckte Jan und Käthe an. Die guckten weg.

      Zum Glück stieß in dem Moment Ricky dazu. »Hey, Leute!« – Sein Blick fiel auf Manni. »Oh, Manni! Auch wieder im Lande?« Er bestellte ein Bier und setzte sich.

      »Wo hast du dich die ganze Zeit rumgetrieben, Mann?«, fragte ich.

      Käthe sah mich an und schüttelte den Kopf.


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