Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett. Alfred Bekker

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett - Alfred Bekker


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gutes Auge", musste ich zugeben.

      “Schon klar.”

      “Wenn Ihrem Kollegen der Wagen schon aufgefallen ist, dann werden Sie sicher nachvollziehen können, dass so ein Fahrzeug für den normalen Dienstgebrauch bei Observationen eher nicht so gut zu gebrauchen ist", ergänzte Rudi.

      Arlheim sah mich an. “Aber Sie, als Kriminalinspektor werden mit sowas wie Observationen ja wohl kaum noch was zu tun haben, oder irre ich mich da?”

      “Herr Arlheim, wir haben ein paar Fragen an…”

      “Ich werde Ihnen da nicht viel sagen können. An dem Tag, an dem das mit dem MdB passiert ist, hatte ich Dienst im Hotel Blaue Schaumkrone, ein paar hundert Meter von der Werner Bretzler Halle entfernt. Da war nämlich zur gleichen Zeit eine große private Party angesagt. Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft, die einmal im Jahr ziemlich über die Stränge schlagen. Da kann es schonmal etwas handgreiflich werden, wenn zuviel getrunken wurde.”

      “Eigentlich wollten wir mit Ihrem Kollegen sprechen, Herr Merendan”, sagte ich.

      “Sein Wagen steht in der Einfahrt”, ergänzte Rudi. “Er muss also hier sein.”

      Arlheims Gesichtsausdruck wurde ernst. “Ich habe ihm ein freies Zimmer überlassen, bis er was gefunden hat”, meine er. “Ist nicht so leicht, hier in Wismar was zu finden. Die Preise sind in den letzten Jahren um ein Vielfaches angestiegen.”

      Er drehte sich um und ging ins Haus zurück.

      “Norbert?”, rief er. “Hier sind zwei BKA-Kriminalinspektoren, die mit dir reden wollen! Wegen der Sache in der Werner Bretzler Halle.” Es gab keine Antwort. “Norbert?”, fragte Arlheim nochmal.

      Ich hatte eine üble Vorahnung. “Herr Norbert Merendan?”, rief ich. “Hier spricht das BKA!”

      Rudi hatte bereits seine Dienstwaffe in der Hand.

      Ein Geräusch war zu hören, so als würde sich jemand an einem Fenster zu schaffen machen. Ein Rollladen wurde hochgezogen.

      “Wo ist das Zimmer?”, fragte ich Arlheim.

      “Zweite Tür links.”

      “Sie bleiben hier und rühren sich nicht.”

      Ich stürmte voran und hielt dabei die Waffe in der Hand. Mit einem Tritt sprang die Tür zur Seite. Das Zimmer, in das ich blickte, wirkte wie ein ehemaliges Kinderzimmer. Vom Alter her war es gut möglich, dass Arlheim schon erwachsene Kinder hatte, die ausgezogen waren und deren Zimmer er jetzt hin und wieder bei Gintert vorübergehend angestellten Hilfskräften zur Verfügung stellen konnte.

      Das Fenster stand offen. Der Wind wehte die Gardine herein. Draußen war eine Gestalt an dem Geländewagen.

      “Stehenbleiben! BKA!”, rief ich.

      Etwas blitzte auf.

      Mündungsfeuer. Eine Kugel fuhr dicht neben mir in den Fensterrahmen und fetzte durch das weiche Holz hindurch, um dann irgendwo hinter mir in die Möbel hineinzuschlagen.

      Zwei weitere Schüsse wurden abgefeuert. Ich duckte mich.

      Einen Augenblick später startete der Geländewagen. Er setzte mit aufheulendem Motor zurück.

      “Was ist denn hier los?”, hörte ich eine Frauenstimme sagen. Vermutlich war das Arlheims Frau. Ich bekam noch mit, dass Rudi sie anwies, zu bleiben, wo sie war.

      Ich sprang auf, schwang mich durch das Fenster und rannte die Einfahrt entlang. Der Geländewagen raste indessen mit vollkommen überhöhter Geschwindigkeit davon. Der Motor heulte auf. Ich erreichte die Straße und zielte auf die Hinterreifen. Gerade, als der Geländewagen, die nächste Ecke erreichte und vermutlich im nächsten Augenblick abgebogen wäre, erwischte ich den Reifen hinten rechts. Der Wagen brach aus. Anstatt die Kurve zu nehmen, rutschte das Fahrzeug seitwärts in einen Vorgarten hinein. Ein zweiter Schuss sorgte jetzt dafür, dass auch vorne rechts die Luft entwich.

      15

      Nach einem kurzen Spurt hatte ich das Fahrzeug erreicht. Norbert Merendan wirkte etwas benommen. Er hatte sich in der Eile natürlich nicht angeschnallt. Außerdem konnte er nicht aussteigen, da das Fahrzeug seitlich einen Blumenhügel hineingerutscht war und dabei genug Erde aufgehäuft und vor sich hergeschoben hatte, dass jetzt die Fahrertür von innen nicht geöffnet werden konnte.

      Seine Waffe war Norbert Merendan auf den Boden gerutscht.

      Ich sah ihm an, dass er darüber nachdachte, sie an sich zu reißen.

      “Davon rate ich Ihnen ab!”, sagte ich mit der Dienstwaffe in der Faust. “Vergessen Sie einfach ganz schnell, worüber Sie gerade noch nachgedacht haben, Herr Merendan. Und dann steigen Sie bitte ganz langsam über die Beifahrerseite aus!”

      “Ich werde keine Aussage ohne Anwalt machen!”, sagte Merendan.

      “Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee”, sagte ich.

      16

      Norbert Merendan ließen wir durch Kollegen der Landespolizei nach Berlin bringen, wo man ihn zunächst mal in einer Gewahrsamszelle des dortigen Präsidiums unterbringen würde.

      Rudi und ich planten für den nächsten Tag ja ebenfalls unsere Rückkehr nach Berlin und wir gingen davon aus, dann Gelegenheit zu haben, mit Merendan zu reden. Möglicherweise war er bis dahin auch schon von einem der Verhörspezialisten des BKA-Büro befragt worden - sofern er einen Anwalt gefunden hatte und überhaupt zu einer Aussage bereit war.

      Nachdem Merendan von den Kollegen abtransportiert worden war, unterhielten wir uns noch mit Florian Arlheim und seiner Frau. Beiden war nichts Verdächtiges an Merendan aufgefallen.

      “Wir hatten nicht allzuviel miteinander zu tun”, sagte Florian Arlheim. “Ich meine, bei Gintert arbeiten ein paar hundert Männer und Frauen und die verteilen sich auf die verschiedenen Hotels und Veranstaltungsorte, die es hier in Wismar gibt. Und so lange war er ja auch noch nicht dabei.”

      “Hat er sich irgendwann mal über den MdB und seine politischen Ziele geäußert?”

      “Nein. Nicht, dass ich mich erinnern könnte.”

      “Wussten Sie, dass Herr Merendan Mitglied einer Organisation gewesen ist, die sich ‘German Sharia’ nennt?”

      “Ich wusste, dass er Muslim ist und er hat mir auch erklärt, dass er im Gefängnis zum Glauben gefunden hat. Um von den Drogen loszukommen.”

      “Und das hat funktioniert?”

      “Er sagt ja. Seitdem sei er clean. Und ich habe ihm das geglaubt.”

      “Wieso?”

      “Hören Sie, ich bin schon ziemlich lange im Sicherheitsgewerbe. Da lernt man Leute einschätzen. Und es gibt bestimmte Anzeichen dafür, ob jemand süchtig ist oder auch nur ab und zu was nimmt. Sie kennen die doch auch.”

      “Natürlich.”

      “Und Norbert hatte keins davon. Keine Hämatome durch Spritzen, keine geweiteten Pupillen, keine Stimmungsschwankungen oder euphorischen Zustände. Er trank noch nicht einmal Alkohol. Keinen Tropfen. Das verbot ihm sein Glaube nämlich auch. Wenn man etwas über ihn sagen kann, dann, dass er dadurch vielleicht auf die Dauer Schwierigkeiten gehabt hätte, richtig einer von uns zu werden.”

      “Was mein Mann damit sagen will, ist, dass die Weihnachtsfeiern bei Katrina Gintert berüchtigte Saufgelage sind”, warf Frau Arlheim ein.

      17

      Der Mann schlug den Kragen seines Mantels hoch. Es hatte in Berlin leicht zu nieseln begonnen.

      Ein Handy klingelte. Der Mann griff in die Innentasche seines Mantels und holte sein Smartphone hervor. Er


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