Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach
um (Aufführung 13.12.1741), schrieb das Libretto zu Cleopatra e Cesare (Musik Graun, Aufführung 7.12.1742). Am 20.12.1742 schlug → Frédéric-Alexandre Fromery ihn der Berliner Loge Aux trois Globes vor, die ballotierte, ihn akzeptierte und ihn gratis bis auf Armenbüchse und Dukaten aufzunehmen beschloß. Sie verschob die am 27.12.1742 vorgesehene Aufnahme, als ein Mitglied gegen sie sprach mit der Begründung, er sei ein libertin, ein wenig zu geschwätzig. Daraufhin proponierte der Stuhlmeister → Jakob Friedrich Bielfeld ihn am 16.5.1743 noch einmal zum Maçon, woraufhin die wahlberechtigten Meister einstimmig für seine kostenlose Aufnahme ballotierten. Bottarelli wurde im selben Monat rezipiert. Als man ihn beschuldigte, Tressen aus dem Schloß Charlottenburg entwendet zu haben, entließ Friedrich II. ihn 1743. Die Loge schloß ihn ebenfalls wenige Wochen nach der Rezeption aus, weil er gestohlen habe. Am 1.8.1743 meldete der Frère servant Daniel Kochan, Diener des Herzogs (Karl Anton August) von Holstein-Beck, der Loge, daß das Schürz-Fell nebst denen beiden Paar Handschuh, so dem aus allen unsern Büchern ausgelöschten und vor unwürdig erklärten Poeten Botarelly ehemals gegeben worden und welcher selbiges vor 16 g versetzet, an der Loge zurückgebracht, daher ihm auch die 16 g, wovor er solches ausgelöset, wiedergegeben worden. Bottarelli war in den sechziger und siebziger Jahren in London offizieller Poet am King's Theatre. Er schrieb das Libretto der Oper Zanaida von Johann Christian Bach (uraufgeführt Mai 1763) und die Libretti mehrerer Opern von Antonio Sacchini (1730-1786), so Il Cid (11.1.1773), Tamerlano (6.5.1773), Perseo (29.1.1774), La Nitteti (19.4.1774) und Montezuma (7.2.1775).
Böttiger, Karl August (8.6.1760 Reichenbach/Vogtland-17.11.1835 Dresden), ev., V Karl Böttiger (1730-1776), Konrektor der Stadtschule in Elsterberg/Vogtland, später Archidiakon, M Johanna geb. Pietzsch, ∞ Loschwitz 1786 Karoline Eleonore Adler (V Geh. Finanzsekretär in Dresden, Freimaurer),
Sohn:
Karl Wilhelm Böttiger (1790-1862), außerordentlicher Professor für Geschichte, Bibliothekar in Erlangen
Karl August Böttiger besuchte ab 1772 das schulgeldfreie Landesgymnasium Schulpforta (1543 gegründet, heute ein Ortsteil von Naumburg) und studierte ab 1778 in Leipzig Theologie und Philologie, mußte aber 1781 das Studium abbrechen, weil die Eltern in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Er verdiente sein Brot als Hofmeister und Privatlehrer. Der Dichter Christian Felix Weiße (1726-1804) vermittelte ihm 1783 eine Hofmeisterstelle bei dem kursächsischen General Nikolaus Reinhold v. Pfeilitzer genannt Franck (1713-1799), 1779 Kommandant von Dresden-Neustadt, dessen Sohn Xaver (1764-1851) er unterrichtete. Er lernte in Dresden den Kammerherrn Freiherr v. Rackwitz, einen Freimaurer, kennen, der ihn förderte und 1781 in seine Loge Zu den drei Schwertern und wahren Freunden aufnahm.
Joseph Friedrich Freiherr v. Rackwitz (3.11.1744 Dresden-10.4.1818 Dresden), V Gallus Maximilian v. Rackwitz, Hofmarschall, M Franziska Henriette Friederica geb. Flemming, im Siebenjährigen Krieg kursächsischer Offizier, 1774 kursächsischer Kammerherr, 1790 Hofmarschall, 1788 Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, schrieb Skizze einer Geschichte der Künste besonders der Malerei in Sachsen (Dresden 1811), in Dresden 1765 Mitglied der Strikte Observanz-Loge Aux trois Granades (1766 Zu den drei Schwertern/Asträa), 1780 Meister vom Stuhl der Loge Zu den drei Schwertern und wahren Freunden, 1811 Landesgroßmeister der Großen Landesloge von Sachsen.
Böttiger beendete 1784 in Wittenberg seine akademische Ausbildung als Magister. Er erhielt im September 1784 das Direktorat des Lyzeums in Guben, gründete dort mit seiner Frau Karoline Eleonore Böttiger ein Privatinstitut, leitete 1790-1791 das Gymnasium in Bautzen, wonach er auf Veranlassung von Johann Gottfried Herder 1791 nach Weimar kam als Direktor des Gymnasiums und Ephorus der Schulen im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Er schloß Freundschaft mit Christoph Martin Wieland, wogegen er sich mit Friedrich Schiller und Johann Wolfgang v. Goethe zerstritt. Er wurde Mitglied der Loge Amalia. Böttiger verließ 1804 Weimar, wurde in Dresden Studiendirektor am Institut der kurfürstlichen Silberpagen und schließlich 1814 Oberinspektor des Museums der Antiken. Am 11.8.1797 erteilte → Ignaz Aurelius Feßler ihm als Erstem den Grad des Auserwählten des Neuen Jerusalems (Hochgrad des Feßlerschen Systems). Die Große Loge von Preußen Royal York zur Freundschaft in Berlin führte ihn 1798 als abwesendes Mitglied und ernannte ihn 1799 zu ihrem bevollmächtigten Repräsentanten bei allen Logen Deutschlands. Er gehörte 1807 dem Vorsitz des Scientifischen Engbundes an, den Feßler 1802 zum Zwecke der freimaurerischen Geschichtsforschung gegründet hatte. Böttiger schrieb für → Friedrich Nicolais Allgemeine Deutsche Bibliothek, war einer der Mitgründer des von Wieland herausgegebenen Der Teutsche Merkur, einer Literatur- und Rezensionszeitschrift, und 1797-1803/04 Mitherausgeber des Neuen Teutschen Merkur. Aus seinem Nachlaß erschienen 1838 in Leipzig seine Erinnerungen Literarische Zustände und Zeitgenossen in Schilderungen aus Karl Aug. Böttiger's handschriftlichem Nachlasse.
Boumann, Michael Philipp Daniel (22.4.1747 Potsdam [im Stadtschloß]-2.8.1803 Berlin), französisch-ref.,
Vater:
Jan (Johann) Boumann (28.8.1706 Amsterdam-6.9.1776 Berlin, Grab in der Gruft der Parochialkirche), holländischer Bau-, Schiffbau-, Zimmer- und Tischlermeister mit Hausbauberechtigung, 1732 Potsdam, Bauleiter der meisten von → Wenzeslaus v. Knobelsdorff errichteten Bauten, 1748 Oberbaudirektor beim neuen Oberbaudepartement in Berlin, Bauten in Potsdam: Berliner Tor, Altes Rathaus, in Berlin: Prinz Heinrich-Palais, Hedwigskirche.
M Anna Johanne geb. van Lohujsen (1713-1769), ∞ 1771 Hanna Charlotta Brand (1753-1718?, V Johann Peter Brand, Zeugfabrikant in Berlin, M Marie Elisabeth geb. Westphal).
Die Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) nahm drei Söhne als Luftons auf, d. h. vor Erreichen des 25. Lebensjahres, ein Vorrecht für Söhne angesehener Freimaurer.
Friedrich Ferdinand Boumann (14.10.1773 Berlin-1839), 1792 Jurastudium in Frankfurt (Oder), 1795 Referendar der kurmärkischen Kammer in Berlin, 1800 Kammerassessor in Posen, 1823 in Berlin Regierungsrat der Oberrechnungskammer, am 30.4.1795 von seinem Vater proponiert, 22.5.1795 einstimmig angenommen, a. 10.6.1795 22-jährig, II. 28.12.1795, III. 25.4.1796, nach seiner Versetzung nach Posen abwesendes Mitglied, zuletzt 1811
Karl Leopold Boumann (1781?-1810), Kondukteur am Oberhofbauamt, a. 21.6.1798 17-jährig, einer der Jüngsten, den die Große National-Mutterloge je aufnahm, I. 23.8.1798, II. 1801?, III. 1803?, 1802/1810 Mitglied im Musikalischen Kollegium (sein Vater sorgte dafür, daß Musik – Chor und Kapelle – fester Bestandteil der Festlogen wurde)
Wilhelm August Boumann (* 1775? Berlin) studierte 1794 Bergwerkswissenschaften an der Bergakademie Freiberg und 1799 Kameralistik in Berlin, 1801 Kammerreferendar in Bayreuth und 1810 in Berlin, a. 4.5.1795 20-jährig, II. 16.11.1796, III. 1796, 20.6.1797 deputierter Meister, 1811 letztmals genannt
Bruder:
Georg Friedrich Boumann (1737 Potsdam-zwischen 1812 und 1818 Berlin), Oberhofbaurat, Bauten in Berlin: kgl. Bibliothek (Kommode), Schwedt: Schauspielhaus (1783), Rheinsberg: Obelisk im Schloßpark (1790).
Michael Philipp Daniel Boumann begann seine berufliche Laufbahn 1763 als Kondukteur im kgl. Baukontor in Potsdam (später Hofbauamt, der Behörde seines Vaters), wo er mit den Baugeschäften des Stiftes Quedlinburg befaßt war. Er war 1767-1770 Dolmetscher des Majors Bourdet.
Barthélemie-Robert Bourdet (1720 Paris-nach 1803), 1766-1777 Generalinspektor der Häfen, Deiche, Domänen und Schleusen in Potsdam, Professor der kgl. Genieschule in Potsdam, 1765 in Paris als Freimaurer aufgenommen, 27.1.1776 Mitglied der Berliner Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W), 1776-1778 Redner, 1778-1780 2. Vorsteher, 1780 Abschied, 1787?-1803? Mitglied der Berliner Loge Royale York de l'Amitié (Zur siegenden Wahrheit)
Amalia Prinzessin von Preußen, Äbtissin von Quedlinburg, stellte ihn 1770 in Berlin als Bauinspektor ein, zudem ernannte Friedrich II. ihn 1776 zum Assessor beim Oberbaudepartement mit dem Titel Oberbaurat. Die Berliner Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) nahm ihn auf Vorschlag → Thedens am 3.8.1775 an, beförderte ihn am 12.10.1775