Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach
Er war nach seiner Einweihung als Gold- und Rosenkreuzer ab dem 2.10.1779 Bruder des Zirkels Rufus (Direktor → Friedrich August Herzog von Braunschweig) mit dem Ordensnamen Philammon Cephalus Pinupi, 1783 im V. Grad des geringeren Adepten, der Wunderkuren tun konnte und die philosophische Sonne sah, und mit dem Amt des Kassierers. Die Ordensoberen beurteilten seine Gemütsneigungen 1779 mit Woolust, Vertrauen auf Gott, ein fleißiger Vater, Lust zur Tugend, 1783 mit Wollüstig, gutherzig, gottesfürchtig, grübelnd und vermerkten 1782 Hat sich gebessert, ist fleißig, und 1783 Ist gut geblieben, sehr begierig, praktisch zu arbeiten, fehlt an Geld und schließlich 1787 Ist ganz gut geblieben. König → Friedrich Wilhelm II., auch er Rosenkreuzer, ernannte Boumann 1787 zum Geh. Oberhofbaurat und Baudirektor, verlieh ihm 1788 das einträgliche Kanonikat im Stift Gangolphi in Magdeburg und berief ihn 1794 zum Intendanten des Oberhofbauamts mit dem Titel Geh. Oberfinanzrat und zum Direktor des Oberbaudepartements, der, von Vorträgen im Generaldirektorium befreit, verpflichtet war, bei Vorträgen im Oberbaudepartement anwesend zu sein. Boumann stand in den neunziger Jahren auf dem Gipfel seiner beruflichen Laufbahn. Die Familie wohnte in Berlin im eigenen Haus mit Garten Ecke Dragoner- und Linienstraße in der Nähe des Schönhauser Tors. Wegen seines großen Ansehens beauftragte die Große National-Mutterloge ihr Mitglied (1795) Boumann, ein Immediatgesuch an Friedrich Wilhelm II. (28.11.1795) zu richten, um von ihm ein Konfirmationspatent und ein Protektorium zu erlangen. Das am 9.2.1796 vom König erteilte Protektorium bestätigte der Mutterloge zu den drei Weltkugeln das Recht einer echten Freimaurer-Mutterloge, Logen in den Preußischen Staaten zu errichten sowie zusätzlich Grundstücke zu erwerben und zu verkaufen. Boumann war in den neunziger Jahren einer der Reformer der Loge Zu den drei Weltkugeln, die sich von Strikter Observanz und Rosenkreuzerei reinigte und ihr System erneuerte. Die Große National-Mutterloge wählte ihn am 14.6.1796 zum Altschottischen Obermeister, damit nächst dem eher repräsentativen Nationalgroßmeister in das zweithöchste Amt des Logenbundes. Die Reform mündete in die Grundverfassung der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln (22.11.1797). Bauten Boumanns in Potsdam: Schauspielhaus (1793-1795) mit einem Konzertsaal (1798), in Berlin: Umbau Palais Prinzessin Amalia Unter den Linden (1767), Umbau Palais Görne Unter den Linden (1777, 1787-1794), Umbau des Logenhauses Splitgerbergasse 9 (1799) und Gestaltung des Logengartens (der Kegelliebhaber sorgte für eine Kegelbahn), Dachreiter der Friedrichswerderschen Kirche (1801), in der Berliner Umgebung: Schloß Bellevue für Prinz Ferdinand von Preußen (1785/86), Palais Lichtenau in Charlottenburg (ab 1788), Schloß Pfaueninsel (1793/94), Seitenflügel des Marmorpalais (1797). Die Große National-Mutterloge ehrte Michael Philipp Daniel Boumann am 26.9.1803 in einer Trauerloge mit Trauermusik der musikalischen Brüder. Die Trauerrede hielt → Samuel Marot. Die Großloge errichtete 1867 den Großmeister Boumannschen Stipendienfonds (Stipendien für unbemittelte Maurersöhne).
Bourdeaux, Pierre-Étienne de (25.12.1754 Berlin-10.4.1843 Berlin), ref., Mitglied der französischen Gemeinde in Berlin, V Étienne-Laurent de Bourdeaux (13.12.1716 Den Haag-29.5.1797 Berlin), Hofbuchdrucker, M Charlotte Madeleine geb. Jordan (24.2.1754 Heirat in Berlin?), ∞ Marie Henriette Perrin-Jaquet (Perrinjaquet, † 27.5.1796 Berlin) (Berlin - Stammbäume Hugenotten, Nr. 10315, 10316, 10317, 10319, 10320).
Pierre-Étienne Bourdeaux erhielt 1785 nach einem zehnjährigen Aufenthalt in Holland das Privileg für den Buchdruck und -handel in Berlin. Die Loge Royale York de l'Amitié nahm den 31-Jährigen am 2.9.1786 auf; er bezahlte für die Aufnahme 33 Reichstaler 12 Groschen. Die Loge beförderte ihn am 12.7.1787 zum Gesellen, am 22.11.1787 zum Meister, wählte ihn 1788 zum substituierten Sekretär und am 31.5.1792 (im V. Grad) durch Akklamation zum Sekretär. Bourdeaux druckte 14.7.1788-1790 als Hauptmitarbeiter → Georg Jakob Deckers in der Brüderstraße die Gazette littéraire de Berlin. Nach dem Verkauf 1791 des Buchdruckerprivilegs trat er 1792 in den diplomatischen Dienst als Sekretär der holländischen Gesandtschaft am preußischen Hof. Er war 1795-1802 preußischer Geschäftsträger am niederländischen Hof in Den Haag. Bourdeaux erhielt auf seinen Wunsch hin 1798 die Entlassung aus seiner Berliner Loge. Ob er in Den Haag einer Loge beitrat, ist nicht ermittelt, er blieb aber Freimaurer, da ihn nach seiner Rückkehr nach Berlin die Loge Zur siegenden Wahrheit, eine Tochter der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, am 21.7.1803 wieder annahm. Sie führte ihn nach seiner Ernennung 1809-1810 zum bevollmächtigten Minister in Dänemark bis 1811 als abwesendes Mitglied. Er beschloß seine diplomatische Laufbahn 1814-1819 als Ministerresident (bevollmächtigter Minister) in Den Haag.
Bratring, Friedrich Wilhelm August (8.12.1772 Losse/Altmark-10.1.1829 Berlin), luth., V Johann Christian Siegmund Bratring (1730-1796), Pfarrer in Losse, M Dorothea Elisabeth geb. Mombert (1741-1782), ∞ 1. vor 1805 Amalia Luise Bandelin, 2. vor 1814 Justine Luise Dorothea Bandelin.
Friedrich Wilhelm August Bratring studierte nach dem Schulbesuch in Salzwedel Theologie, auch Geographie und Völkerkunde in Halle, wonach er 1793/94 nach Berlin als Zeitschriftenredakteur ging. Der königliche Bibliothekar → Johann Erich Biester vermittelte ihn 1799 als Hilfskraft an die kgl. Bibliothek, wo er die Kataloge bearbeitete und die zum Verkauf bestimmten Dubletten aufzeichnete. Bratring trat 1800 der Loge Urania zur Unsterblichkeit, einer Berliner Tochter der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft, bei, stellte aber bereits am 30.7.1804 ein Entlassungsgesuch wegen überhäufter Geschäfte. Er erhielt 1803 die Stelle eines Geh. expedierenden Sekretärs im Forstdepartement des Generaldirektoriums und 1813 die des gerichtlichen Bücherauktionskommissars mit dem Prädikat Kriegsrat. Der wissenschaftlich begabte, außerordentlich fleißige, sorgfältig und zuverlässig arbeitende Beamte mit kritischem Sinn begann früh mit topographisch-statistischen Studien. Sein Hauptwerk ist die dreibändige Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten (→ Friedrich Maurer: Berlin 1804-1809).
Brauchitsch, Karl Friedrich Ludwig v. (24.7.1755 Berlin-29.7.1839 Berlin), luth., V Matthäus Friedrich v. Brauchitsch (1712-1757 Kolin nach Verwundung), Kapitän im Artillerieregiment, M Marie Magdalena Elisabeth geb. v. Oertzen (1736-1766), ∞ 1. 1779 Juliane Jacobine Louise Elisabeth v. Wobeser (1759-1794), 2. 1795 Adolphine Christiane Auguste v. Oertzen (1777-1844).
Bruder:
Ludwig Matthias Nathanael Gottlieb v. Brauchitsch (7.5.1757 Breslau-19.1.1827 Berlin), ∞ Neuruppin 1782 Wilhelmine Sophie Charlotte Luise v. Kleist, Schwester von → Friedrich Ferdinand Graf Kleist v. Nollendorf, 1770 Page am Hofe → Ferdinands Prinz von Preußen, 1772 Gefreiterkorporal im Infanterieregiment Nr. 34 Prinz Ferdinand in Neuruppin, 1773 Fähnrich, a. 23.5.1777 Berlin von der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W), II. 3.2.1777, III. 23.4.1778, bis 1796 abwesendes Mitglied, 1778/79 Bayerischer Erbfolgekrieg, 1792-1795 Stabskapitän im Ersten Koalitionskrieg (Belagerung von Mainz, im Gefecht bei Mombach verwundet), 1803 Major, Kommandeur des Grenadierbataillons 52/58, zuletzt Generalleutnant.
Karl Friedrich Ludwig v. Brauchitsch studierte 1771 Jura in Königsberg, hörte bei Immanuel Kant Philosophie, trat vermutlich damals der Loge Zu den drei Kronen bei. Er begann 1773 seine berufliche Karriere als Referendar der litauischen Kriegs- und Domänenkammer in Gumbinnen. Er legte 1777 in Berlin das große Examen ab, wo ihn am 26.10.1776 die Strikte Observanz-Loge Zur Eintracht (GNML3W) affiliierte, am 3.2.1777 zum Gesellen und am 17.3.1777 zum Meister beförderte, wonach er sich am 3.4.1777 von ihr verabschiedete. Brauchitsch avancierte 1779 zum Kriegs- und Domänenrat zunächst in Gumbinnen, dann in Marienwerder. Dort hatten Zinnendorfer Freimaurer 1777 eine Loge gegründet (Zur goldenen Leier, 27.3.1777 Stiftungsurkunde), die aber nicht recht aufkam, zudem gehörte sie einem mit der Strikten Observanz konkurrierenden System an, was erklärt, daß Brauchitsch sie ignorierte. Er trat in seine alte Königsberger Loge Zu den drei Kronen zurück (1784 Geselle, 1795 Meister), die er wegen der großen Entfernung wohl nur selten besuchte. Friedrich Wilhelm II. ernannte Brauchitsch, einen Mann von Talenten, Kenntnissen, Tätigkeit und Rechtschaffenheit, am 12.8.1787 zum Landstallmeister von (Preußisch-)Litauen mit dem Rang eines Kammerdirektors der Kriegs- und Domänenkammer Gumbinnen, damit zum Leiter des ostpreußischen kgl. Hauptgestüts Trakehnen, das Friedrich Wilhelm I. 1731 zur