Übersäuerung. Hermann Straubinger

Übersäuerung - Hermann Straubinger


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Diese zellulären Säuren werden im Bindegewebe abgelagert, in das Blut abgesondert und dort üblicherweise von den Puffer-Systemen abgefedert. Das belastet jedoch unsere Basenreserven und »versulzt« unser Bindegewebe (→ Seite 44 »Das Bindegewebe – unsere Mülldeponie«).

      

So genannte Koenzyme dienen als zusätzliche Helfer. Zum Beispiel wird das Koenzym Q oder Q 10 gebraucht, um in den Kraftwerken unserer Zellen, den Mitochondrien, Glukose zu verbrennen, um so Energie zu gewinnen. Koenzyme sind mit den Vitaminen verwandt und benötigen auch Vitamine von außen. Wer sich vitaminarm ernährt, leistet Stoffwechselstörungen Vorschub.

      

Am schnellsten arbeiten Enzyme bei Temperaturen zwischen 33 und 37 °C. Darunter und darüber verlangsamt sich die Arbeitsgeschwindigkeit. Das Enzym wird in seiner Aktivität gehemmt. Bei über 50 °C werden die meisten Enzyme zerstört. Deswegen sind auch gekochte Nahrung oder industriell hergestellte Nahrungsmittel ohne wertvolle Enzyme.

      

Alle Enzyme arbeiten nur optimal bei einem bestimmten pH-Wert. Dies muss keineswegs immer der neutrale pH-Wert 7 sein. Das im Magensaft vorkommende Pepsin fühlt sich nur im deutlich sauren Bereich zwischen 2 und 3 wohl, Trypsin, das im Saft des Dünndarms vorkommt, liebt es dagegen stark basisch. Und weil das so wichtig ist, versucht unser Körper, den pH-Wert immer in einem festen Bereich zu halten. Man nennt das auch Pufferung (→ Seite 38). Eine pH-Wertveränderung ist im Gegensatz zu einer Temperaturerhöhung über 50 °C nicht »tödlich« für das Enzym. Stellt man den richtigen pH-Wert wieder her – etwa durch eine Basenkur – funktioniert das Enzym meist wieder.

       So funktionieren unsere Enzyme

      In einer Flüssigkeit wie etwa Wasser sind Millionen kleinster Teilchen in ständiger Bewegung. Manche sind schnell, manche langsam, und die meisten bewegen sich mit einer mittleren Geschwindigkeit. Damit es zu einer chemischen Reaktion kommen kann, müssen zwei der Teilchen aufeinander prallen. Dazu ist eine bestimmte Mindestgeschwindigkeit nötig, auch Aktivierungsenergie genannt. Leider sind jedoch die meisten Moleküle nicht schnell genug, haben nicht genügend Dampf im wahrsten Sinne des Wortes. Denn mit Hitze könnte man ihnen »Beine machen«. Dann nämlich bewegen sich alle Moleküle oder Atome schneller, und der Anteil der Teilchen mit der notwendigen Mindestgeschwindigkeit für eine chemische Reaktion steigt rapide an.

      Nun kann aber das Innere unserer Zellen nicht aufgeheizt werden, um lebensnotwendige Reaktionen zu beschleunigen. Über 40 °C werden die meisten Proteine zerstört, was unseren Tod bedeuten würde. Deswegen funktioniert es umgekehrt: Nicht die Flüssigkeitstemperatur wird angehoben, bis genügend viele Teilchen die Mindestgeschwindigkeit (Aktivierungsenergie) für eine Reaktion erreicht haben, sondern die Mindestgeschwindigkeit für einen erfolgreichen Zusammenstoß wird mit so genannten Katalysatoren herabgesetzt.

      Diese Katalysatoren sorgen wie in unseren Autos dafür, dass die giftigen „Abgase“ schon bei niedrigeren Temperaturen möglichst vollständig umgewandelt werden. Und das erledigen in unserem Körper so genannte Biokatalysatoren – die allgegenwärtigen Enzyme.

       Säuren durch Stoffwechselvorgänge

      Die von unserem Blut gelieferten Nährstoffe enthalten zwar schon Energie, aber die ist chemisch gebunden und steht den Zellen und damit zum Beispiel unseren Muskeln nicht direkt zur Verfügung.

      Ebenso wie das Benzin in einem Automotor müssen auch die Nährstoffe zuerst verbrannt werden, um Bewegung zu erzeugen.

      Das geschieht in speziellen »Zellkraftwerken«, den Mitochondrien, die in fast jeder Zelle vorhanden sind. Alle Energie also, die wir zum Leben nutzen können, entsteht durch Verbrennung (= Oxidation). Und durch Oxidation kann diese Energie schrittweise auf eine Art »Energiewährung« wie das ATP (→ Seite 22) übertragen werden.

       Die Energieproduktion im Körper

      Damit die Energie produziert werden kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

      → Wir brauchen genügend Zucker oder Fette,

      → es muss ausreichend Sauerstoff vorhanden sein,

      → die zur Energiefreisetzung benötigten Enzyme müssen optimal arbeiten können.

      Dazu wird erst einmal im Darm unsere Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt, die Lunge nimmt Sauerstoff aus der Luft auf, und unser Herz-Kreislauf-System transportiert die aufbereiteten Nährstoffe und den Sauerstoff an das Bindegewebe heran, das die Zellen umschließt. Erst von hier gelangt es dann in die Zellen. Bei optimaler Verbrennung bleiben Wasser und Kohlendioxid (CO2) übrig. Pro Tag produzieren wir etwa ein Kilogramm CO2. Dieses muss schnellstmöglich abtransportiert werden, sonst wird die Zelle sauer, und das wäre ihr Untergang. Ein gesunder Organismus hat damit auch keine Schwierigkeiten, denn er scheidet das Kohlendioxid jederzeit über die Atemwege aus.

      Zu einer Übersäuerung kommt es erst, wenn zu wenig Sauerstoff vorhanden ist oder aber die Verbrennung nicht vollständig ablaufen kann, weil nicht genügend Mineralstoffe zur Verfügung stehen oder die Enzyme in einem zu sauren Zellmilieu nicht optimal arbeiten. Jedes unvollständig verbrannte Zucker- oder Fettmolekül säuert unseren Stoffwechsel. Die dabei gebildeten Säuren, besonders die Milchsäure aus Glukose und Ketosäuren aus Fetten, werden wir dann nicht mehr so einfach über die Atmung los.

      Neben dieser »natürlichen« Säureproduktion durch unseren Stoffwechsel entstehen meist durch falsche Ernährung, mangelnde Bewegung und Stress oft regelrechte Säurefluten, auf die unser Körper sehr viel weniger vorbereitet ist. Schafft er es dann nicht, die Säuren auszuscheiden, spricht man von Übersäuerung. Bei einer latenten Azidose ist der Körper zwar »übersäuert«, man hat jedoch noch keine gesundheitlichen Beschwerden, da ein komplexes Puffersystem unseren Körper noch vor den Säuren schützt. Aber wie jedes Puffersystem hat auch dieses seine Grenzen.

      ATP – DIE ENERGIEWÄHRUNG

      In den Kraftwerken unserer Zellen – den Mitochondrien – werden Nährstoffe wie Kohlenhydrate (Zucker) und Fett mit Hilfe von Sauerstoff verbrannt. Dabei entsteht der »Brennstoff« ATP (Adenosintriphosphat) sozusagen als universelle zellulare Energiemünze. Es besteht aus dem stickstoffhaltigen Adenin, dem Zucker Ribose und drei Phosphatmolekülen.

      Dieses ATP ist der Motor des Lebens, und zwar in allen Organismen dieser Erde. Beim Abspalten einer der drei Phosphatmoleküle wird Energie frei. Sie kann jetzt in allen Bereichen zum Aufbau neuer Moleküle oder Zellen eingesetzt werden. Zurück bleibt das ADP (Adenosindiphosphat), das in Mitochondrien wieder in ATP umgewandelt werden kann.

      ATP als Energiemünze hat entscheidende Vorteile gegenüber Fett oder Zucker:

      

Der Energiegehalt ist kleiner – man hat sozusagen energetisches Kleingeld.

      

ATP kann leichter regeneriert werden.

      

Die Energie steht schnell ohne große Umwandlungsprozesse zur Verfügung.

       Erste Anzeichen einer Übersäuerung

      → Müdigkeit

      → Kopfschmerzen

      → Konzentrationsmangel

      → Leistungsschwäche

      → Schlafstörungen

      →


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