Übersäuerung. Hermann Straubinger

Übersäuerung - Hermann Straubinger


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(CO2), welches einfach durch Ausatmen über die Lunge unschädlich gemacht werden kann. Analog gilt, dass Basen – also OH-Ionen – ebenfalls gepuffert werden:

      OH + CO2 = HCO3

      Das bei der Pufferung entstandene Bikarbonat HCO3- muss dann, damit der pH-Wert ausgeglichen und stabil bleibt, durch eine verminderte Ausatmung mit nachfolgendem CO2-Anstieg kompensiert werden oder einfach durch die Nieren ausgeschieden werden.

      Eine Atemstörung kann zum Beispiel die Abatmung von CO2 behindern. Andererseits führt eine krankhaft gesteigerte oder durch Aufregung oder einen Schock verursachte allzu hohe Atemtätigkeit (Hyperventilation) zu einem CO2-Mangel und dementsprechend zu einer Verschiebung hin zum Basischen. So ziehen Krankheiten unserer Atmungsorgane oft auch Störungen des Säure-Basen-Haushaltes nach sich.

       Die Nieren – unsere Kläranlage

      Für die rasche Regulierung des pH-Wertes in unserem Blut ist die Lunge durch die Abatmung von CO2 zuständig. Unsere Nieren reagieren zwar langsamer, dafür aber nachhaltiger.

      Ununterbrochen wird dort unser Blut filtriert. So wird jeder Tropfen Blut, der in unseren Adern fließt, etwa alle 4 Minuten gefiltert. Insgesamt durchströmt immer ungefähr ein Viertel unseres Blutes die Nieren. Von Zellresten und großen Molekülen gereinigt, bleibt nach dem Filtervorgang der so genannte Primärharn übrig. Würden wir den schon ausscheiden, wäre die Folge eine sofortige »Vertrocknung«. Denn er enthält zwar kaum noch Zellen und Eiweiße, aber dafür Blutplasma. So fließt der Primärharn erst durch ein komplexes kilometerlanges Kanalsystem, wo er immer wieder gefiltert und ein Großteil zurück ins Blut aufgenommen wird. Am Ende verlässt dann nur noch etwa 1 % des Primärharns unseren Körper.

       Pufferung durch Resorption

      Viele Substanzen, die noch im Primärharn enthalten waren, werden nämlich von unserem Körper dringend benötigt. Deshalb müssen sie in das Blut zurückgeholt werden. Man nennt das auch Resorption. Neben Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Kalzium oder Chlorid gehört auch das Bikarbonat dazu, das wir dringend zum Puffern der Säuren in unserem Körper brauchen. Dabei reagieren unsere Nieren flexibel. Bei erniedrigtem Blut-pH wird Bikarbonat wieder resorbiert, ist der Blut-pH erhöht, wird ein Teil des filtrierten Bikarbonats mit dem Urin ausgeschieden.

      Aber es geht noch weiter. Unsere Nieren können nicht nur Bikarbonat zurückgewinnen, sondern sogar aus CO2 und Wasser mit Hilfe des Enzyms Karboanhydrase neues Bikarbonat produzieren, um die Verluste zu ersetzen, die bei der Pufferung von Kohlensäure aufgetreten sind.

      SO ENTSTEHEN SÄUREN IM KÖRPER

      Die Menge der Säuren und Basen in unserem Organismus entstehen:

      → Von außen durch die Zufuhr der Nahrung

      → Von innen durch Stoffwechselschlacken (Milchsäure durch Muskeltätigkeit)

      → Durch chronische Darmgärung bei gestörter Darmflora

      → Durch Organstörungen (Diabetes)

      → Durch wechselnde Tätigkeit von Nieren und Darm

      → Durch Ausscheidung von CO2 über die Lunge

      → Durch die Tätigkeit der Belegzellen des Magens (Salzsäure- und Bikarbonatbildung)

      → Durch das vegetative Nervensystem

      

      Und unsere Nieren haben noch eine Methode, um Säuren aus dem Körper zu bekommen. Sie bauen nämlich die Aminosäure Glutamin zu Glutamat ab. Dabei wird Ammoniak frei, das sich mit den H+-Ionen der Säure zu NH4+ verbindet und so ausgeschieden werden kann.

       Die Leber – unser zentrales Basenorgan

      Unser wichtigstes Stoffwechselorgan ist die Leber. Mit ca. 1,5 kg Gewicht und einer Durchblutung von etwa 25% des Herzminutenvolumens ist die Leber unser lebender Motor, der all unsere Organe versorgt. Als Entgiftungs- aber auch Recycling-Organ verarbeitet sie aus dem Darm aufgenommene Nährstoffe wie z.B. Eiweiß und verteilt sie auf die Organe. Sie bereitet aber auch Stoffwechselschlacken und Gifte wieder auf oder entsorgt sie. Die Leber wandelt Kohlenhydrate (Glukose) in unseren »Speicherzucker« Glykogen um, und wenn diese Speicher voll sind, sogar in Fett.

      Zudem produziert die Leber die für die Verdauung so wichtige Gallenflüssigkeit, die entweder in der Gallenblase zwischengespeichert oder direkt in den Darm abgegeben wird. Dort bereitet die in ihr enthaltene Gallensäure Fette aus unserer Nahrung für die Weiterverarbeitung durch die Enzyme der Bauchspeicheldrüse vor. Neben dem Verdauungssaft aus der Bauchspeicheldrüse und dem Dünndarm ist die Gallenflüssigkeit die Dritte im basischen Bunde. Alle drei neutralisieren die Magensäure im Dünndarm und leiten damit einen neuen Abschnitt des Verdauungsvorgangs ein. Denn erst in einem basischen Milieu können die Verdauungsenzyme unsere Nahrung in ihre Nährstoffe zerlegen. Für die Gallenflüssigkeit benötigt unsere Leber aber genügend basisches Natriumbikarbonat, das hauptsächlich vom Magen produziert wird, parallel mit der Bildung der sauren Magensäure.

      Unsere Leber scheidet zwar Säuren nicht direkt aus, trotzdem ist sie enorm wichtig für unseren Säure-Basen-Haushalt. Sie ist zwar rund um die Uhr tätig, zeigt jedoch zeitliche Höhe- und Tiefpunkte. So wird vormittags und um die Mittagsstunde mehr Galle gebildet als am Abend und in der Nacht. Das bedeutet, dass mittags am besten verdaut werden kann. Dafür kümmert sich die Leber in der Nacht mehr um den Aufbau der Körpersubstanzen.

       Der Magen – unsere Basenfabrik

      Wir kennen den Magen meist als saures Organ, besonders wenn wir uns ärgern. Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Der Magen ist unser größter Basenlieferant. Neben der Salzsäure, die unsere Nahrung verdauungsgerecht bearbeitet und Bakterien und Keime abtötet, entsteht im Magen mit Natriumbikarbonat auch das Gegenteil: eine Base. Unser Magen ist nämlich ein Säure-Basen-Spalter. Was er dazu braucht, ist einfaches Kochsalz, das sich immer in unserem Blut befindet. NaCl – so sagt der Chemiker zu Kochsalz – ist ein enorm wichtiges Salz für unseren Körper. Deswegen ist die Menge auch nahezu konstant. Etwa sechs Gramm davon brauchen wir. Ein Zuviel macht uns »durstig«, weil unsere Nieren das Salz erst ab einer bestimmten Verdünnung wieder ausscheiden können. Haben wir zu wenig davon, bleibt unser Harn kochsalzfrei, weil es im Körper zurückgehalten wird. Kochsalz müssen wir allerdings deswegen nicht zusätzlich zu uns nehmen. Das Problem in den Industrienationen ist eher ein Zuviel an Salz.

      Bei einer normalen Mahlzeit bilden kleine Drüsen unseres Magens – die Belegzellen – etwa 1,1 Liter Magensaft mit ungefähr 0,5 % Salzsäure (HCl) aus Kochsalz (NaCl), Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O). Und die macht unseren Magensaft mit einem pH-Wert zwischen 1 und 3 sehr sauer.

       Zink und Enzyme als Katalysatoren

      Durch chemische Spaltung unter Zuhilfenahme des wichtigen Spurenelements Zink und im Beisein von Enzymen werden aus dem verbleibenden Rest (CO2+ OH + Na) gleichzeitig Basen in Form von Natriumbikarbonat (NaHCO3) gebildet, und zwar dreimal mehr als Säure. Übrigens: Was so chemisch klingt, ist unser bekanntes »doppelkohlensaures Natron«, das seit über hundert Jahren bei Sodbrennen verabreicht wird.

      WAS TUN BEI ÜBERSÄUERUNG?

      

Mehr basisches Mineralwasser trinken.

      

Säuren durch viel Bewegung an frischer Luft abatmen.

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