Heilkräuter - Überliefertes Wissen für Hausapotheke und Küche. Elfie Courtenay
1908 schreibt Eduard Bauer:
»Ein aus der Wurzel bereiteter Tee (zweistündlich 1 Schluck) lindert nervösen, einseitigen Kopfschmerz, Blutandrang zum Kopf sowie Angstgefühle und hebt krampfartige Zustände, die durch Blähungen verursacht werden, auf. Bei allen nervösen, krampfhaften oder schmerzhaften Zuständen, besonders bei Trübsinn, bei Hysterie und Hypochondrie, Herzklopfen, bei Brust- und Unterleibsschmerzen, bei Migräne, Kehlkopfkrampf und Blähungen leistet Baldrian vorzügliche Dienste.«
Baldrian hat sich durch alle Jahrhunderte hindurch als Heilmittel behauptet und wird in der älteren Literatur vor allem als harntreibendes Mittel bezeichnet. Bereits Dioscurides, Plinius und Celsus erwähnen den Baldrian im 1. Jahrhundert und auch in der frühmittelalterlichen Literatur, wie z. B. in der Physika der Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) und in den Kräuterbüchern von Bock (1563), Fuchs (1543) und Lonicerus (1564) findet er Erwähnung. Bei Dioscurides und der Hippokratischen Medizin galt Baldrian zusätzlich als gutes Frauenheilmittel. Hahnemann empfahl ihn in seiner Dissertation aus dem Jahre 1779 zum Einsatz bei Epilepsie, desgleichen Moench in seiner Arzneimittellehre aus dem Jahre 1806. Erst im Jahr 1843 taucht bei C.W. Hufeland der Hinweis auf, den Baldrian als beruhigendes und schlafförderndes Mittel einzusetzen. Er schrieb, es wäre eines der besten Nervenmittel, das er zur Stärkung und Regulierung des Nervensystems kenne. Durch seinen langen Gebrauch habe er langwierige Nervenschwäche, Hysterie und Krämpfe aller Art verschwinden sehen.
Friedrich Gottlieb Hayne äußerte sich 1829: »Da er vom Magen gut vertragen wird, ist er mit Recht im allgemeinen Gebrauch, namentlich bei nervösen Fiebern, schleichenden Nervenfiebern sowie bei chronischen Nervenkrankheiten, Hysterie und Hypochondrie.«
Bärlapp/Keulen-Bärlapp
Lycopodium clavatum
Verwendete Pflanzenteile Sporenpulver, Kraut (nur aus Kräuteranbau!)
Sammelzeit Sporen im Juli/August
Wichtige Inhaltsstoffe Lycopodin, Öle, Alkaloide, verschiedene Säuren
Die wichtigsten Wirkungen Das Kraut wirkt harntreibend, fiebersenkend und schmerzlindernd; Sporenpulver wird verwendet bei Hautkrankheiten und -verletzungen, Blasenentzündung, Leber- und Gallenerkrankungen sowie gegen Gicht und Rheuma.
Homöopathisches Arzneimittel Lycopodium (von D6 bis C1000)
Volkstümliche Namen Hexenkraut, Hexenmehl, Schlangenmoos
Bärlapp gehört zu den Moosen und wächst mit Vorliebe in lichten Nadelwäldern, außerdem an schattigen Standorten im Gebirge bis in etwa 2000 Metern Höhe. Er kriecht schlangenartig am Boden dahin, verzweigt sich sehr stark und bildet manchmal ganze Teppiche. Die aufsteigenden Triebe erreichen eine Höhe von etwa 10 bis 15 Zentimetern und bilden an ihrem Ende kolbenartige Fruchtähren, in denen das feine Sporenpulver reift, das Sie, wie unter »Wichtig!« erwähnt, vorsichtig ausklopfen können.
Früher hat man die Sporenstände kurz vor der Reife geerntet, hat sie, auf Papier ausgebreitet, nachreifen lassen und dann vorsichtig in einem Sieb ausgeschüttelt.
Bärlappsporen wirken als Wundstreupuder sehr lindernd und kamen früher hauptsächlich bei entzündlichen Hauterkrankungen wie großflächigen Abschürfungen, Wundliegen, juckenden Hautpartien und nässenden Ekzemen zum Einsatz.
Bärlappkraut wirkt harntreibend, fiebersenkend und schmerzlindernd. Es ist sehr vorsichtig zu dosieren und wegen der enthaltenen giftigen Alkaloide nur noch wenig in Gebrauch. Da es unter Naturschutz steht, muss es aus Heilkräuteranbau erworben werden.
Verwendungsmöglichkeiten
Bärlappkrauttee
Übergießen Sie 1 gehäuften Teelöffel Bärlappkraut (Apotheke) mit 250 Millilitern kaltem Wasser, bringen Sie es kurz zum Sieden und seihen Sie es sofort ab. Dosierung: Täglich bis zu 3 Tassen mäßig warm trinken. In der Volksmedizin wurde dieser Tee bei Gicht, Rheuma, Lebererkrankungen und Harnverhaltung empfohlen.
Bärlappsporentee
Es sind bei der äußerlichen Anwendung von Bärlappsporen keine bekannt. Bärlappkraut (aus Anbau!) sollte allerdings nur kurzzeitig und in kleinen Mengen angewendet werden.
2 Teelöffel oder 4 Gramm Bärlappsporen mit 200 bis 500 Millilitern Wasser kalt ansetzen und etwa 8 Stunden ziehen lassen, abfiltern und über den Tag verteilt schluckweise trinken. In der Volksmedizin empfohlen bei Nieren- und Blasenleiden, steigert er die Urinausscheidung, unterstützt den Stoffwechsel und hilft bei Rheuma und Gicht. Diesen Tee ausschließlich als Kaltansatz zubereiten!
Das homöopathische Mittel »Lycopodium«
Es hat sich vor allem bei Funktionsstörungen von Leber und Galle bewährt, aber auch bei allen anderen oben genannten Erkrankungen und Beschwerden immer wieder seine vielseitige Wirksamkeit bestätigt.
Brauchtum
Bärlapp galt als mächtige Schutzpflanze, wurde über Tür- und Fensterstöcke gehängt, unters Bett gelegt und an den Hut gesteckt.
Wichtig!
Bärlapp steht in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter Naturschutz und darf nicht gesammelt werden!
Kleine Mengen Sporenpulver dürfen Sie entnehmen. Fangen Sie es mit einem Gefäß auf, während Sie leicht gegen die Fruchtstände klopfen.
Bärlauch
Allium ursinum, Narzissengewächse
Erkennungsmerkmale Starker Lauch- bzw. Knoblauchgeruch, nur ein bis zwei deutlich gestielte, lasche Blätter pro Stängel
Verwendete Pflanzenteile Blätter, Knospen und Blüten, Zwiebeln
Sammelzeit Blätter ab Anfang April bis Ende Mai, Blüten im Mai und Juni; Zwiebeln werden im Herbst gegraben.
Wichtige Inhaltsstoffe Intensiv riechendes, schwefelhaltiges ätherisches Öl, Mineralstoffe, Vitamin C, Allicin (wirkt antibiotisch)
Wichtige Wirkungen Empfohlen bei Arterienverkalkung und Bluthochdruck
Volkstümliche Namen Waldknoblauch, Wilder Knoblauch, Hexenzwiebel
Bärlauch wächst vor allem in Auwäldern sowie lichten Laub- und Mischwäldern. Er liebt feuchte Böden und schattige Standorte und zeigt sich als eine der ersten Pflanzen, sobald der Schnee geschmolzen ist. Auf humusreichen Böden bildet er oft großflächige Bestände. Die lanzettlich breiten Blätter sind dünn und etwas lasch überhängend. Die weißen sternförmig ausgebreiteten Blüten sitzen als Scheindolde auf einem blattlosen Stängel, ihr Durchmesser beträgt etwa ein bis eineinhalb Zentimeter.
Bei der Ernte von Bärlauch ist es ganz besonders wichtig, jedes Blatt einzeln zu ernten, da auch Maiglöckchen und Herbstzeitlose ähnliche Bodenverhältnisse lieben und es leider immer wieder vorkommt, dass Blätter dieser tödlich giftigen Pflanzen versehentlich mitgeerntet werden. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Sie am Geruch wahrnehmen, ob es sich bei Ihrer Ernte wirklich nur um Bärlauch handelt. Denn wenn Sie einmal angefangen haben, Blätter zu schneiden, wird die gesamte Umgebung sehr intensiv nach Knoblauch riechen, und Sie können nicht mehr unterscheiden, ob es sich bei jedem einzelnen Blatt wirklich um Bärlauch handelt. Deshalb mein Rat: Ernten Sie nie büschelweise, sondern achten Sie bei jedem Blatt darauf, dass es auf einem dünnen Blattstiel sitzt, der einzeln aus dem Boden austreibt.
In den Blättern der Herbstzeitlose ist das hochgiftige Colchicin enthalten, das nach etwa zwei Tagen zu tödlichem Organversagen führt. In den Blättern des Maiglöckchens sind sogenannte herzwirksame Glycoside enthalten, die in geringer Menge Herzrhythmusstörungen verursachen, in größeren Mengen kann der Verzehr bis zum Herzstillstand