Heilpflanzen-Smoothies für Frauen. Andrea Wichterich

Heilpflanzen-Smoothies für Frauen - Andrea Wichterich


Скачать книгу
Es handelt sich auch um Pflanzen, die ihre Heilkräfte großzügig zur Behandlung frauenspezifischer Erkrankungen und deren Vorbeugung zur Verfügung stellen, um Pflanzen, die uns durch ein ganzes Frauenleben begleiten.

      Die Phytotherapie, die Therapie mit Heilpflanzen, ist vermutlich schon so alt wie die Menschheit beziehungsweise noch viel älter. Die Pflanzen sind sozusagen die Erstgeborenen von Mutter Erde und Vater Sonne. Sie waren schon lange vor uns hier und haben uns – Geburtshelfern gleich – den Weg in die Existenz bereitet. Das wussten die Alten, wenn sie im Rigveda, dem ältesten indoeuropäischen Schriftstück (welches wahrscheinlich zwischen 1.500 und 2.000 vor Christus niedergeschrieben wurde), die Pflanzen als Urmütter anriefen, die bereits drei Zeitalter vor den Göttern geboren seien.

      Da die Pflanzen oft widrigen Überlebensbedingungen ausgesetzt sind und nicht wie wir einfach davonlaufen können, wenn es ihnen zu extrem wird, haben sie eine Vielzahl schützender, heilender Faktoren in ihrem Erdenkörper angereichert, insbesondere wenn es sich um Wildpflanzen handelt. Und damit beschenken sie sich sogar gegenseitig, denn selbst unter den Pflanzen lässt sich beobachten, dass eine Pflanze von den Heilkräften einer anderen profitiert und gehäuft in deren Nähe wächst. Wir können eine regelrechte Solidarität in der Natur beobachten. Mitunter helfen sich Bäume sogar gegenseitig und versorgen sich gezielt mit Nährstoffen. Bäume und Pilze leben in einer Symbiose, die deren Leben erst möglich macht (Quelle: Peter Wohlleben „Das geheime Leben der Bäume“).

      Auch im Tierreich ist die gezielte Therapie mit Pflanzen verbreitet: Erkrankte Tiere nehmen oft genau die Heilpflanze zu sich, die sie brauchen, um sich zu kurieren. So entdeckten Forscher beispielsweise, dass manche Affen bitter schmeckende Blätter mit einer Erreger abtötenden Wirkung zu sich nehmen, wenn sie krank sind.

      Dieses instinktive Wissen, welche Pflanze uns in einer bestimmten Lebenslage guttut, steckt auch in uns, wenngleich es oft von unserem rationalen Denken überdeckt wird und viele Menschen meinen, den Zugang dazu verloren zu haben.

      Die Phytotherapie ist so alt wie die Menschheit.

      Pflanzenwissen ist weiblich

      Doch nichts ist wirklich verloren. Wir müssen einfach wieder lauschen, schauen und fühlen lernen, denn oft ist es so, dass genau die Pflanzen, die wir genau jetzt brauchen, uns rufen, sich uns regelrecht anbieten. Und diese Gabe, uns fühlend mit den Pflanzenwesen zu verbinden und ihr Heilwissen in die Gemeinschaft der Menschen zu tragen, ist uns Frauen quasi in die Wiege gelegt worden. Es ist unser kulturelles Erbe, an das wieder anzuknüpfen wir aufgerufen sind. Viele Frauen (und auch Männer) wurden für ihr Pflanzenwissen gefoltert und hingerichtet, und die Angst sitzt uns als Kollektiv immer noch im Nacken.

      Wir haben in der Folge gelernt, die Verantwortung für unsere Gesundheit abzugeben. Und wir haben gelernt, uns an männlichen Werten und einer männlichen Weltsicht zu orientieren – aktiv, rational und nach außen gerichtet, erfolgreich unseren Weg in einer linear denkenden und handelnden Gesellschaft zu gehen und unseren Platz zu behaupten. Da war es für eine Zeit vielleicht gut und richtig, als Kollektiv der Frauen aufzustehen, unsere Opferrolle abzulegen und uns aktiv und kämpferisch für unsere Rechte einzusetzen, doch kämpften wir dabei nicht selten mit männlichen Methoden gegen „die Männer“.

      Das Yin und das Yang aber gehören zusammen, männliche und weibliche Energien ergänzen einander perfekt zu einem Ganzen, und jede Einseitigkeit ist vor allem eins: einseitig. Heute leben wir in einer Zeit des Wandels, in der die Qualität des „Weiblichen“ wieder mehr an die Oberfläche des Seins dringen und sich in der Welt entfalten darf. Die sinnliche Begegnung mit der Pflanze und deren Anwendung vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Phytotherapie ist ein Ausdruck dieses Prozesses. Uns wieder auf eine weiblich-intuitive Art mit den Pflanzen zu verbinden, bedeutet auch, den Verrat an unseren Schwestern, die der Inquisition zum Opfer fielen, den Verrat an weiblichen Werten und, vor allem, den Verrat an uns selbst zu heilen.

      Lass dich rufen von der grünen Welt.

      „Kräuterkunde ist kein aktiv erkämpftes Wissen. Es wird empfangen. Es ist eine Gabe, ein Geschenk der Anderswelt. Es kann nicht gegen den Willen der Göttin mit Gewalt erobert und in Besitz genommen werden. (…) Der menschliche Geist muss sich, wie der weibliche Schoß, entspannt und wonnevoll der Eingebung öffnen, um mit Heilintuitionen schwanger zu werden. Kräuterkunde ist feminin, weil das Finden und Sammeln von Nahrungs- und Heilpflanzen während der Steinzeit – die immerhin 98 Prozent unserer Entwicklungsgeschichte als Menschen ausmacht – Frauenangelegenheit war (…)“ (Quelle: Wolf-Dieter Storl „Pflanzen der Kelten“).

      Es bedeutet, uns an unsere ur-weibliche Kraft und Macht zu erinnern und diese lebendig und voller Grünkraft in die Welt zu tragen. Und so wussten die Alten auch noch darum, dass die Heilpflanzen, die ein Mensch braucht, meist in dessen Nähe wachsen. Mit feinen Sinnen lauschten sie tief in ihr Herz und vernahmen dort die Geschichten, die die Pflanzen ihnen zuraunten. Mit klarem Verstand integrierten sie dieses Wissen in ihr tägliches Leben. Die Heilkräfte der Pflanzen wurden nicht, wie oft behauptet, nach dem Zufallsprinzip entdeckt. In der Regel brauchen wir gar nicht weit zu gehen, um die Pflanzen, die uns jetzt guttun, zu finden. Lassen wir uns – wie unsere AhnInnen – wieder einladen und rufen von der grünen Welt. Sie hat uns so vieles zu erzählen!

      Pflanzenbegegnung als phytotherapeutischer Wirkfaktor

      Während die rationale Phytotherapie Heilpflanzen auf ihre Inhaltsstoffe reduziert, einzelne Wirkstoffe aus dem Gesamtverbund der Pflanze löst und im Labor untersucht, geht eine ganzheitliche Pflanzenheilkunde andere Wege. Die Pflanze selbst vermag uns sehr viel mehr zu lehren, als ein einzelner Laborbericht dies kann (wenngleich auch dieser natürlich seine Berechtigung hat und einen Teilbereich einer ganzheitlichen Herangehensweise darstellt, niemals aber die Pflanze als Ganzes erfasst).

      So möchte ich dich in diesem Buch dazu einladen, hinauszugehen in die grüne Welt und in weiblich-intuitiver Fühligkeit dem Pflanzenwesen zu begegnen, dich einzulassen auf eine echte Kommunikation. Natürlich ist diese nicht allein den Frauen vorbehalten. Wenn ich von „männlichen Werten und Eigenschaften“ spreche, meine ich damit nicht „die Männer“. Sowohl Männer als auch Frauen verfügen über „männliche“ und „weibliche“ Anteile, linke und rechte Gehirnhälfte, Sympathikus und Parasympathikus. Es ist alles eine Frage des Gleichgewichtes.

      Auch möchte ich nicht die rationale Phytotherapie per se schlecht machen, denn sie hat sehr viel Heilwissen zusammengetragen beziehungsweise erklärbar gemacht, welches uns ebenso von Nutzen ist wie die weiblich-intuitive Schau einer Pflanze. In der modernen Phytotherapie arbeiten wir zumeist mit alkoholischen Auszügen von Pflanzen (mit Tinkturen), mit Ölauszügen, getrockneten Pflanzen (Teedrogen, Pulver oder Presslingen), Destillaten oder auch seltener mit Frischpflanzensäften. Wenngleich es hervorragende, dynamisierte Ur-Tinkturen gibt, mit denen ich sehr gerne in meiner Praxis arbeite, die uns sowohl die Wirkstoffe einer Pflanze schenken als auch an deren Wesensqualitäten teilhaben lassen, so ist es doch etwas anderes, eine Pflanze frisch zu ernten.

      „Superfoods“ als Ergänzung heimischer Wildpflanzen

      Hinauszugehen, sich von einer Pflanze rufen zu lassen, sich mit dieser zu verbinden und sie zu ernten, kann bereits Teil eines therapeutischen Prozesses sein. Diese sogleich zu einem Smoothie zu verarbeiten und als Ganzes zu sich zu nehmen, birgt eine ganz andere Kraft und Lebendigkeit als dies jede noch so gute Tinktur, die ich fertig in der Apotheke gekauft habe, vermag.

      Natürlich habe ich in meinem Smoothie keinen standardisierten Wirkstoffgehalt und nehme mitunter sehr viel geringere oder auch höhere Dosierungen zu mir, als dies in einer Fertigarznei der Fall wäre, doch nehme ich sehr viel unmittelbarer Fühlung mit der lebendigen Qualität einer Pflanze und derem Wesen auf. Aus diesem Grund greife ich in meinen Smoothie-Rezepturen so wenig wie möglich auf zusätzliche Ingredienzien zurück, die zugekauft werden müssen – von den Früchten einmal abgesehen, die nicht alle


Скачать книгу