Heilpflanzen-Smoothies für Frauen. Andrea Wichterich
statt als Opfer nach einem Sündenbock, der für unsere Befindlichkeit verantwortlich sein soll, zu suchen.
Auf den frischen Pflanzen sitzen in der Tat viele Mikroorganismen, die uns unterstützen und daran mitwirken, ein Milieu zu kreieren, welches unserer Gesundheit dienlich ist; wir brauchen sie sogar zum Leben! Rohkost aus diesem Grund abzulehnen, resultiert aus einer das Leben verneinenden Sichtweise und aus einer Angst, aus einer Illusion, von der Natur getrennt zu sein.
Ebenso wenig, wie es die einzig richtige Lehrmeinung bezüglich der Rohkost geben kann, gibt es eine Ernährungsform, die jede Krankheit bei jedem Menschen zu heilen vermag. Generell gilt auch hier: Jeder Mensch ist anders. Dies wird in der ayurvedischen Medizin und anderen ganzheitlichen, traditionellen Heilsystemen immer auch berücksichtigt. Zudem kann niemand, kein noch so guter Heiler, besser wissen, was für einen anderen Menschen das Beste ist.
Der größte Spezialist für dich und deine Gesundheitbist immer noch du selbst!
Über viele Generationen ist uns nun seitens der allopathischen Medizin eingetrichtert worden, dass wir keine Ahnung haben, weder von Krankheit noch von Gesundheit, geschweige denn von unserem eigenen Körper und dessen Bedürfnissen und dem für uns richtigen Heilmittel.
Doch am Ende des Antibiotikazeitalters, angesichts multiresistenter Keime und des aufgeblasenen Wirtschaftsapparates der Pharmaindustrie sind wir aufgerufen, die Verantwortung für uns und unsere Gesundheit wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Jede Krankheit kann bei jedem Menschen ganz unterschiedliche Ursachen haben – meistens kommen viele verschiedene Faktoren zusammen. Und jeder Mensch ist absolut einzigartig. Ein und dasselbe Rezept kann bei einer Person bahnbrechende Heilungserfolge bringen und bei der nächsten Person absolut wirkungslos sein. So möchte ich auch an dieser Stelle wieder dazu einladen, innezuhalten und fühlen zu lernen:
Es gibt in der Phytotherapie vielfältige Zubereitungsformen.
Was brauchst du jetzt, um voll in deiner Kraft zu sein, um Krankheiten zu heilen und Gesundheit zu kultivieren? Natürlich kann es durchaus ein Ausdruck der Selbstverantwortung sein, sich professionelle Unterstützung bei der Klärung dieser Fragen zu holen.
Im Einklang mit den Jahreszeiten
In der Regel sind die grünen Smoothies leicht verdaulich und bekömmlich. Da sie aufgrund der starken Zerkleinerung der Pflanzen und des damit einhergehenden Aufbrechens ihrer Zellen quasi schon vorverdaut sind, hätte vielleicht selbst Hildegard von Bingen sie gar nicht als Rohkost bezeichnet.
Zudem habe ich den Rezepturen teilweise erwärmende Kräuter und Gewürze hinzugefügt, die den kühlenden Effekt der Rohkost sanft ausbalancieren, zum Teil auch Öle und andere Ingredienzien, die die Aufnahme der Nährstoffe abrunden. Hier sind den eigenen Ideen und Impulsen (fast) keine Grenzen gesetzt. Hinzu kommt, dass uns die frischen Kräuter überwiegend in der wärmeren Jahreshälfte begleiten, während der sie auch besser verdaut werden können. In der kälteren Jahreszeit haben wir oft eher das Bedürfnis nach warmen, gekochten Speisen und Kräutern in Form von Tees.
Die Natur schenkt uns meistens genau das, was wir gerade brauchen. Wie bereits erwähnt, gingen die Alten, die weisen Kräuterfrauen und Wurzelsepps, die Pflanzenkundigen unterschiedlicher Epochen, stets davon aus, dass das Kraut, welches ein Mensch braucht, auch in dessen Nähe wächst.
Genauso verhält es sich mit den Jahreszeiten: Dich mit den Kräutern zu verbinden, bedeutet auch, wieder tief einzutauchen in den zyklischen Tanz des Jahreskreises, das Werden, Vergehen und neue Werden, welches die Grundlage des Lebens bildet. So schenkt dir die Natur zum Beispiel im Frühjahr genau die Kräuter, die du brauchst, um die Schlacken und Gifte des Winters loszuwerden und Vitaminmängel auszugleichen, im Herbst die Wurzeln und Früchte, die dich auch im Winter nähren.
Ich habe für die Rezepte bewusst Pflanzen ausgewählt, die sehr häufig und auf unterschiedlichsten Böden vorkommen, in Europa (zumindest seit ein paar Jahren) heimisch und den meisten Menschen bekannt sind. Zugleich handelt es sich um Pflanzen, die du über einen langen Zeitraum im Jahreskreis ernten kannst. Diese werden in der Regel gut vertragen.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, die hier beschriebenen Smoothies nicht in großen Mengen und über lange Zeiträume, sondern kurmäßig beispielsweise über 1–2 Wochen zu sich zu nehmen beziehungsweise die Inhaltsstoffe immer mal wieder zu variieren (je nachdem, welche Pflanze dich gerade ruft …).
Wie so oft gilt auch hier der berühmte Ausspruch des Arztes Paracelsus (1493 – 1541): „Alles ist Gift. Alles ist Medizin. Allein die Dosis macht es aus.“
Manche Heilpflanzen enthalten Inhaltsstoffe, die – in großen Mengen und über lange Zeiträume konsumiert – problematisch sein können. So enthält zum Beispiel Beinwell die oft verteufelten und als gefährlich eingestuften Pyrrolizidinalkaloide. Beifuß und Salbei, die in ihrem Gebrauch als Heil- und Gewürzpflanze ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken, enthalten Thujon, welches in größeren Mengen ebenfalls toxisch wird. Wenn die Toxizität von Heilpflanzen untersucht wird, dann werden in der Regel einzelne Inhaltsstoffe (statt der gesamten Pflanze) in ihren Auswirkungen getestet. Diese werden dann in deutlich größeren als den üblicherweise konsumierten Mengen armen Laborratten eingeflößt, die daran schwer erkranken oder zugrunde gehen, womit sich gewisse Lobbyisten einmal mehr darin bestätigt sehen, dass die wilde und uns umgebende Natur gefährlich ist. Trotz meiner kritischen Sicht auf dieses Prozedere und meiner Empörung ob des Umgangs mit unseren tierischen Geschwistern, rate ich ausdrücklich davon ab, große Mengen einzelner Pflanzen über einen längeren Zeitraum zu konsumieren, habe aber selbst gute Erfahrungen damit gemacht, z.B. Beinwell gelegentlich in kleinen Mengen zu mir zu nehmen.
Mögliche Nebenwirkungen
Vorübergehend kann es zu Verdauungsproblemen wie leichten Krämpfen, Flatulenz (Blähungen) und/oder leichten Durchfällen kommen, wenn dein Verdauungssystem noch nicht an den Genuss von grünen Heilkräuter-Smoothies und an die geballte Ladung an Mikroorganismen gewöhnt ist.
Zudem können starke Reinigungs- und Heilungsprozesse angestoßen werden (was sich dann ebenfalls in oben genannten Symptomen, sowie Kopfschmerzen, psychischen Verstimmungen unter anderem zeigen kann).
In diesem Fall empfehle ich, die Kräuter in den Smoothies einfach etwas niedriger zu dosieren (und zum Beispiel einen Teil der Heilpflanzen durch Blattsalat zu ersetzen) und die Menge ganz allmählich zu steigern. Es kann auch manchmal sinnvoll sein, einen solchen Prozess als Ausdruck des Heilungsgeschehens zu akzeptieren oder gar willkommen zu heißen. Im Zweifelsfall ziehe eine erfahrene Heilpraktikerin/einen erfahrenen Heilpraktiker zurate. Unter Umständen macht die Einbindung der Smoothies in ein umfassendes Therapiekonzept Sinn.
Fühle dich verbunden mit der Natur, sie hat dir so vieles zu geben.
Gleiches gilt im Übrigen für unsere Kulturpflanzen. So wird zum Beispiel oft in Rezepten für grüne Smoothies die Verwendung von Spinat empfohlen – in Maßen ist das kein Problem. Doch auch der Babyspinat enthält schon in geringer Menge Oxalsäure (während des Kochvorgangs geht diese in das Kochwasser über, welches weggegossen werden sollte, oder sie bindet sich an die traditionell hinzugefügte Sahne). Oxalsäure, regelmäßig und in hohen Dosen genossen, begünstigt nicht nur die Entstehung von Nierensteinen, sondern kann dazu führen, dass Haare und Nägel brüchig und die Zähne wacklig werden, da das Kalzium sich an die Säure bindet.
Oxalsäure ist beispielsweise auch in Sauerampfer, Sauerklee und Melde in höherer Dosierung enthalten – ein paar Blättchen davon sind jedoch unbedenklich, versorgen uns mit reichlich Vitalstoffen und geben jedem Smoothie eine angenehm frische Geschmacksnote.
Von der Süße des Lebens
Als Süßungsmittel verwende ich in meinen Smoothies bevorzugt (regional produzierten) Honig. Dieser findet schon seit alters her medizinische Verwendung in den Heiltraditionen vieler Völker. In Tibet gilt er