Gesundes Blut. Earl Mindell

Gesundes Blut - Earl  Mindell


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der Form der roten Blutkörperchen. Der Hämoglobin-Wert lässt auf die Anzahl der roten Blutkörperchen schließen, doch die roten Blutkörperchen können dennoch ungleiche Mengen von Hämoglobin enthalten. Ihr RBZ-Wert kann also im Normbereich liegen, doch die Hämoglobinkonzentration in Ihrem Blut kann trotzdem erhöht oder zu niedrig sein. Mit Hämoglobintests kann auch die Schwere von Anämie und Blutgerinnungsstörungen eingeschätzt werden.

      Hämatokrit

      Der Hämatokrit beschreibt den Anteil der Blutzellen (aller festen Blutbestandteile) im Gesamtblut. Da die roten Blutkörperchen rund 99 Prozent der festen Bestandteile des Blutes ausmachen, ermöglicht er also vor allem einen Rückschluss auf den Anteil der roten Blutkörperchen. Im Hämatokrit-Wert spiegelt sich der Anteil der RBZ in Beziehung zum Anteil anderer Zellen in Ihrem Blut, und ob Sie zu viele oder zu wenige RBZ haben. Dieser Wert ist nötig, um Anämie und andere Bluterkrankungen genauer einschätzen zu können. Außerdem wird Ihr Arzt diesen Test vornehmen, um festzustellen, ob Flüssigkeitsmangel, eine chronische Erkrankung oder möglicherweise eine Tumorerkrankung vorliegt.

      Mittleres Zellvolumen (MCV)

      Das mittlere Zellvolumen (mean corpuscular volume – MCV) bezieht sich auf die durchschnittliche Größe bzw. das Volumen einer einzigen rote Blutzelle. Wenn der Wert über dem Durchschnitt liegt, spricht man von einer Makrozytose, liegt er unter dem Durchschnitt, von einer Mikrozytose. MCV-Werte werden benötigt, um diverse Formen der Anämie zu diagnostizieren.

      Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH)

      Der MCH-Wert gibt den durchschnittlichen Hämoglobingehalt des einzelnen roten Blutkörperchens an. Mit Hyperchromie wird ein erhöhter MCH-Wert bezeichnet, mit Hypochromie ein zu niedriger MCH-Wert. Bei einer Anämie kann der MCH-Wert dem Arzt helfen, die Form und die Schwere der Erkrankung zu erkennen.

      Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)

      Obwohl die MCHC- und die MCH-Werte eng miteinander verbunden sind, sind es doch verschiedene Messwerte. Der MCH-Wert steht für die durchschnittliche Menge Hämoglobin in einer einzigen roten Blutzelle, der MCHC-Wert spiegelt die Hämoglobinkonzentration in einer bestimmten Einheit von roten Blutkörperchen. Auch dieser Wert kann zur Diagnose verschiedener Erkrankungen des Blutes oder des blutbildenden Systems beitragen.

      Thrombozyten (Blutplättchen)

      Obwohl die Blutplättchen die kleinsten Zellen des Blutes sind und nur einen geringen Prozentsatz im Gesamtblutvolumen ausmachen, haben sie eine sehr wichtige Funktion: Sie helfen bei der Blutgerinnung, indem sie sich rund um die Verletzung eines Blutgefäßes verklumpen, wodurch sie das Loch verstopfen, vorausgesetzt, es ist nicht zu groß. Ein erhöhter Thrombozytenwert kann auf eine essenzielle Thrombozythämie hinweisen, eine Erkrankung des Knochenmarks, bei der die Zellen, die für die Bildung von Thrombozyten zuständig sind, diese Zellfragmente im Übermaß produzieren.

      Weiße Blutzellen (WBZ)

      Wie bereits erwähnt (→ auch Seite 23 ff.), machen die weißen Blutzellen (WBZ, Leukozyten) rund zwei Prozent des Blutes aus und geben Hinweis auf die Gesundheit Ihres Immunsystems. Ein erhöhter WBZ-Wert ist normalerweise Indiz für eine Infektion, er kann aber auch durch Faktoren wie anstrengende körperliche Ertüchtigung oder den Verzehr von zu vielen raffinierten Kohlenhydraten und Zucker, außerdem Allergien, Knochenmarkerkrankungen, Stress, Rauchen, Schilddrüsenerkrankungen oder Gewebeschäden verursacht sein.

      Da Hormone bei der Fortpflanzung wie auch bei zahlreichen anderen Aspekten Ihrer Gesundheit eine wesentliche Rolle spielen, sollten bestimmte Hormone vor allem bei Erwachsenen regelmäßig überprüft werden, auch wenn sie nicht routinemäßig in einer Blutuntersuchung eingeschlossen sind. Bei diesen Hormonen handelt es sich um DHEA, Östrogen, Progesteron und Testosteron. Männlichen Patienten sollte vielleicht auch ein PSA-Test nahegelegt werden. Außerdem soll man Hormone, die für den Stoffwechsel wichtig sind, darunter die Schilddrüsenhormone und Cortisol (das Stresshormon) kontrollieren lassen.

      DHEA

      Dehydroepiandrosteron (DHEA) wird zum größten Teil in der Nebennierenrinde gebildet. Man kann es als Vorstufe der Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen bezeichnen. Außerdem ist es ein Baustein des Stresshormons Cortisol. Darüber hinaus unterstützt es das Immunsystem, kann die Insulinresistenz senken, den Fettstoffwechsel anregen und als Antioxidans agieren. Im Blut taucht DHEA überwiegend als Dehydroepi-androsteron-Sulfat (DHEAS) auf, denn dort verweilt es länger als freies DHEA. Im Bluttest wird also normalerweise der DHEAS-Wert gemessen. Ein erhöhter Wert kann von Nebennierentumoren, adrenaler Hyperplasie (Vergrößerung der Nebennieren) oder einem polyzystischen Ovarialsyndrom verursacht sein, kann aber auch auf die Einnahme von DHEA-Nahrungsergänzungsmitteln zurückgehen. Falls Sie solche Mittel einnehmen, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt darüber informieren.

      Östrogen

      Östrogen gehört zu den Steroidhormonen, die vor allem bei der sexuellen Entwicklung und Fortpflanzung zum Tragen kommen. Erwachsene Frauen haben vor allem im gebärfähigen Alter normalerweise einen höheren Östrogenspiegel als Männer. Zur Gruppe der Östrogene gehören Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E3). Estriol ist normalerweise das schwächste Östrogen und wird hauptsächlich während der Schwangerschaft in größeren Mengen gebildet. Estradiol ist das wirksamste natürliche Östrogen und im gebärfähigen Alter auch das häufigste Östrogen im Körper einer Frau. Es kommt aber auch im männlichen Körper als Steroidderivat vor. Estron schließlich steigt in der Menopause an und wird dann im Anschluss zum stärksten Östrogen im weiblichen Körper. Die Eierstöcke verlieren ihre Fähigkeit, Estradiol zu produzieren, und die Nebennieren, die Leber und Fettzellen kompensieren dies, indem sie Estron produzieren. Zu viel Estron im Blut kann das Risiko von hormonabhängigen Tumoren, z. B. Brustkrebs, steigern. Übergewichtige Patientinnen haben höhere Estronspiegel, weil sie mehr Fettgewebe haben. Bei Männern bleibt der Östrogenspiegel relativ konstant, bei Frauen schwankt er je nach Lebensalter erheblich – außerdem verändert er sich im Verlauf des Menstruationszyklus.

      Progesteron

      Progesteron ist vor allem für seine Rolle bei der Empfängnis und der Regulierung des weiblichen Menstruationszyklus bekannt. Es wird in den Eierstöcken, den Nebennieren und der Plazenta von Schwangeren gebildet. Progesteron beeinflusst jedoch nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern fördert u. a. die Neubildung von Knochensubstanz und hemmt das krankhafte Zellwachstum von Brust- und Uteruszellen. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Progesteron sogar in der Lage ist, geschädigte Zellen zu reparieren und zur natürlichen Entspannung und Schlafbereitschaft beizutragen, indem es auf die GABA-Rezeptoren im Gehirn Einfluss nimmt. Der Progesteronspiegel im weiblichen Körper schwankt je nach Lebensphase. Auch Männer bilden eine kleine Menge dieses Hormons, doch im männlichen Körper spielt es eine wesentlich geringere Rolle als das Testosteron. Synthetische Formen von Progesteron (Progestine) werden in Medikamenten zur Empfängnisverhütung und zur Hormonersatztherapie eingesetzt. Bei Frauen, die das synthetische Hormon einnehmen, ist der natürliche Progesteronspiegel unterdrückt. In solchen Fällen ist ein Bluttest nicht aussagekräftig. Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird ein Bluttest normalerweise einundzwanzig Tage nach Einsetzen der Menstruation durchgeführt.

      Testosteron

      Testosteron kommt im männlichen Körper in einer zehnfach stärkeren Konzentration vor als im weiblichen. Es gilt zwar überwiegend als männliches Sexualhormon, spielt aber bei beiden Geschlechtern auch eine Rolle bei der Gehirnfunktion, der Muskelmasse, der Fettverteilung und dem Energiespiegel. Ein sehr kleiner Prozentsatz kreist frei im Blut, der Rest ist an Eiweiße gebunden.

      Im Allgemeinen wird bei einem Bluttest die Kombination der beiden Testosteronformen gemessen, also das Gesamttestosteron. Ein Testosteronmangel kann zu diversen Symptomen führen, darunter Erektionsstörungen, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, hoher Blutdruck, Rückgang von sexuellem Verlangen, reduzierte Muskelmasse, Gelenkschmerzen, Zunahme an Körperfett (vor allem Bauchfett), Verlust von Achsel- oder Schambehaarung, Konzentrationsschwäche und gestörte Blutzuckerwerte.

      Prostataspezifisches


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