Gesundes Blut. Earl Mindell
Die Aminosäure Kreatin wird in Leber und Nieren (und der Bauchspeicheldrüse) gebildet und versorgt Muskeln und Gehirngewebe mit Energie. Kreatin wird vor allem in den Muskeln gespeichert, doch bei der Verstoffwechselung wird ein kleiner Anteil in Kreatinin umgewandelt. Dieses Abbauprodukt gelangt aus dem Blut zu den Nieren. Dort wird es herausgefiltert und durch den Urin ausgeschieden. Der Kreatininspiegel im Blut ist ein Maßstab für die Filterleistung der Nieren, vor allem, wenn man diesen Wert zusammen mit den Ergebnissen eines BUN-Testes betrachtet. Männer haben tendenziell einen höheren Kreatininspiegel als Frauen, da Kreatin und Kreatinin mit Muskelmasse zu tun haben. Manche Menschen nehmen Kreatin als Nahrungsergänzungsmittel zu sich, um ihre sportlichen Leistungen zu verbessern. Falls das bei Ihnen der Fall ist, sollten Sie Ihren Arzt darüber informieren, bevor Sie einen Bluttest machen lassen.
BUN/Kreatinin-Verhältnis
Anhand des Blut-Harnstoff-Stickstoffwertes (BUN) und des Kreatinins im Blut kann das Verhältnis BUN und Kreatinin errechnet werden. Dieses Verhältnis liefert ein genaueres Bild über die Nierengesundheit als nur der eine oder der andere Test. Normalerweise wird das Verhältnis allerdings nicht bei Ihren Blutuntersuchungen errechnet, es sei denn, Ihr BUN-Wert oder Ihr Kreatininwert liegt nicht im Referenzbereich. Wenn das Verhältnis hoch oder niedrig ist, kann dies auf eine Nierenstörung oder andere Erkrankungen hinweisen. In diesem Fall wird Ihr Arzt weiterreichende Untersuchungen anordnen, um die Ursache des Problems zu klären.
Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) – Kreatinin-Clearance
BUN- und Kreatininwerte sind zwar für die Einschätzung der Nierengesundheit wichtig, doch letztlich reichen sie nicht aus, wenn eine Nierenerkrankung vermutet wird oder sich bereits entwickelt hat. Deshalb ist es wichtig, die Glomeruläre Filtrationsrate zu berechnen. Bei dieser Berechnung spiegelt sich die Menge des Blutes, das Ihre Nieren in einer Minute filtern, was im Allgemeinen mit der Urinausscheidung korreliert. Eine GFR unter einem bestimmten Messwert weist auf eine Nierendysfunktion hin. Die GFR wird Ihr Arzt bei einer chronischen Nierenkrankheit, Diabetes, einer Herzerkrankung, hohem Blutdruck oder einer genetischen Veranlagung für eine chronische Nierenkrankheit (CKD) berechnen. Auch bei häufigen Harnwegsinfektionen oder Harnwegsobstruktionen wird die GFR berechnet.
Die Leberwerte
Um zu erkennen, wie gut die Leber funktioniert, wird der Spiegel bestimmter Proteine gemessen, die in der Leber hergestellt oder weiterverarbeitet werden, darunter Albumin und Globulin sowie einige Leberenzyme.
Gesamteiweiß
Das Gesamteiweiß im Blutserum (Normwert → Buchklappen) setzt sich aus Albumin und Globulin zusammen. Durch Bestimmung der Gesamteiweißwerte können Anhaltspunkte über Störungen des Eiweißstoffwechsels gewonnen werden. Diese Werte tragen zur Diagnose von Nieren-und Lebererkrankungen bei. Außerdem lässt sich auch die Stärke des Immunsystems und die Ursache von Ödemen (Wasseransammlungen, die zu Schwellungen in Knöcheln und anderen Bereichen des Körpers führen) einschätzen.
Albumin
Gebildet wird Albumin vor allem in den Leberzellen. Es sorgt dafür, dass der flüssige Anteil des Blutes in den Blutgefäßen bleibt. Außerdem dient es als Transportprotein für Bilirubin, freie Fettsäuren, Hormone wie Thyroxin und Kortisol, Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium und Medikamente im Blutkreislauf. Erhöhte Albuminwerte sind häufig mit Dehydrierung verbunden, andere mögliche Gründe sind zu wenig Magensäure, Entzündungen im Verdauungstrakt, Nieren- oder Lebererkrankungen, bestimmte Medikamente, ein Vitamin-A-Mangel und – selten auftretende – Krampfanfälle in der Schwangerschaft (Eklampsie). Niedrige Albuminwerte können auch durch Ödeme verursacht sein. Sie können ebenfalls auf chronische Mangelernährung hinweisen oder auf einen Eiweißverlust, der durch eine Colitis ulcerosa verursacht wurde.
Globuline
Globuline umfassen Transportproteine, Enzyme, Blutgerinnungsfaktoren und vor allem Antikörper. Die drei wichtigsten Globulingruppen sind Alpha-Globuline, Beta-Globuline und Gamma-Globuline. Alpha- und Beta-Globuline sind überwiegend Transportproteine. Gamma-Globuline umfassen Antikörper bzw. Immunglobuline. Weiße Blutzellen, vor allem die B-Lymphozyten, produzieren Immunglobuline bei Infektionen oder allergischen Reaktionen.
Albumin/Globulin-Quotient (A/G-Quotient)
Das Verhältnis zwischen Albumin und Globulin, der A/G-Quotient, zeigt auf, ob Ihr Gesamteiweißgehalt im Normbereich liegt. Ein hoher A/G-Quotient kann auf einen Mangel an Gamma-Globulinen hinweisen, was auf eine Immunschwäche schließen lässt. Er kann aber auch durch eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht sein. Bei Abweichungen des A/G-Quotienten wird Ihr Arzt weitere Untersuchungen einleiten, um die genaue Ursache dafür herauszufinden.
Bilirubin
Bilirubin ist ein gelborange-farbener Stoff, der beim Abbau der roten Blutkörperchen in der Milz entsteht. Es geht in die Gallenflüssigkeit über und wird schließlich über den Darm ausgeschieden. Wenn die Leber geschädigt oder krank ist, kann sie Bilirubin nicht richtig verarbeiten, sodass die Flüssigkeit sich im Blut ansammelt.
Alanin-Aminotransferase (ALAT, ALT)
ALAT ist ein Enzym, das vor allem in der Leber vorkommt, sich aber auch in Nieren, Herz, Skelettmuskeln und anderen Organen findet. Der Wert lässt Rückschlüsse auf Leberschäden ziehen; denn wenn die Leber geschädigt oder erkrankt ist, wird ALAT vermehrt ins Blut ausgeschwemmt, und der Wert dieses Enzymes steigt an.
Alkalische Phosphatase (AP)
Auch die alkalische Phosphatase (AP) ist ein Enzym, das überwiegend in der Leber und den Knochen vorkommt, auch wenn kleinere Mengen in den Nieren und im Darm zu finden sind. Erhöhte AP-Werte dienen als Tumor-Marker und bei der Diagnostik von Lebererkrankungen. Sie tauchen auch im Zusammenhang mit Knochenverletzungen, Schwangerschaft und bei Knochenwachstum auf.
Aspartat-Aminotransferase (AST)
Wie ALAT und AP ist auch die Aspartat-Aminotransferase (AST) ein Enzym, das vor allem in der Leber zu finden ist, aber auch im Herzen, in den Skelettmuskeln, in Nieren, Gehirn und roten Blutzellen. Wenn eines dieser Gewebe geschädigt ist, wird AST vermehrt ins Blut ausgeschwemmt. Zusammen mit einem erhöhten ALAT-Wert deutet vieles bei einem erhöhten AST-Wert auf eine Schädigung der Leberzellen hin.
Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)
Das Enzym Gamma-GT kommt in vielen Organen vor, darunter der Leber, den Nieren, der Bauchspeicheldrüse, der Milz und dem Herzen. Ein erhöhter Gamma-GT-Wert kann auf Leberschäden hinweisen, aber um die Ursache der Schädigung zu erkennen, muss der AP-Wert hinzugezogen werden. Wenn sowohl AP als auch Gamma-GT erhöht sind, stellt sich ein Erkrankung der Gallengänge oder eine Lebererkrankung als wahrscheinlich heraus. Ist der AP-Wert erhöht, der Gamma-GT-Wert jedoch nicht, könnte der Arzt eine Knochenerkrankung vermuten. Gamma-GT reagiert aber auch stark auf Alkohol. Ein erhöhter Wert kann unter Umständen auch nur auf Alkoholkonsum zurückgehen.
Das große Blutbild
Im großen Blutbild werden die roten Blutzellen, die weißen Blutzellen, die Blutplättchen und das Hämoglobin bestimmt. Der Wert dieser Biomarker ermöglicht einen Einblick auf Ihre Vitalität und Energie, auf den Zustand Ihres Immunsystems und Ihre kardiovaskuläre Gesundheit (Normwerte → Buchklappen).
Rote Blutzellen (RBZ)
Wie bereits eingangs erörtert, transportieren die roten Blutzellen (RBZ – Erythrozyten bzw. rote Blutkörperchen) Sauerstoff und Kohlendioxid in die Lunge, wo es ausgeatmet wird. RBZ machen 40 bis 45 Prozent des Blutvolumens aus. Ein erhöhter RBZ-Wert kann die Folge eines zu geringen Sauerstoffspiegels sein, kann aber auch entstehen, wenn die Nieren zu viel des Hormons Erythropoetin (EPO) freisetzen, das die RBZ-Bildung und -Reifung im Knochenmark fördert. Auch eine Abnahme von Blutplasma kann zu erhöhten RBZ-Werten führen. Diese Faktoren können durch verschiedene Bedingungen, wie Erkrankungen des Knochenmarks, der Lunge, des Herz-Kreislauf-Systems, Dehydrierung, Nierenkrebs, einen Aufenthalt in großen Höhen und bestimmte Medikamente, ausgelöst werden.
Hämoglobin
Das eisenhaltige Protein in den roten Blutzellen bindet Sauerstoff