Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath. Bärbel Mechler
Eifersucht
Psychopathen sind von Natur aus eifersüchtig. Sicherlich können sie am Anfang einer Beziehung durchaus von den Qualitäten ihrer Eroberungen beeindruckt sein, was eine gewisse Eifersucht in einem gesunden Maße erklären könnte. Doch grundsätzlich hat ihr Eifern mit Machtanspruch und Besitzdenken zu tun. Es ist also weniger die Tatsache, dass Sie Ihrem Partner viel bedeuten – Psychopathen sind einfach nicht die Individuen, die sich um ihr Eigentum bringen lassen. Genauso wie sie die Tatsache nicht aushalten könnten, im Vergleich zu anderen Personen eine niedrigere Attraktivität zu besitzen. Wie bei jedem anderen, nur noch ungleich stärker, würde es bei ihnen Gefühle der Unzulänglichkeit erzeugen, die ihre traumatischen Erfahrungen tangieren. Die Überwachung der Partner dient dazu, das Beziehungsgefüge in ihrem Sinne zu steuern. Im Gegensatz zu ihrer eigenen emotionalen Zurückhaltung in puncto Liebe, Zärtlichkeit und Treue erwarten sie von ihren Partnern eine fanatische Anbetung bis hin zum Ignorieren aller attraktiven Mitmenschen. Schließlich ist es eine wesentliche Funktion ihrer jeweiligen Gefährten, ihnen ihren Wert unablässig zu bestätigen.
Schon ein normales Lachen oder eine wohlwollende Geste kann so schnell als Anbandeln oder subtile Anmache fehlinterpretiert werden, weshalb es unweigerlich zu übersteigerten Gefühlsausbrüchen kommt, gegen die die Partner ohnmächtig sind. Deren mühsame Versuche, den Sachverhalt zu klären, werden nicht gehört und nicht geglaubt. Psychopathen können nicht erkennen, dass ihre eigene innere Unsicherheit und die darauf beruhende Erregung der eigentliche Ausschlag ihrer Ängste und Zweifel ist.
Doch wie geht man im konkreten Fall mit diesen Situationen um? Das Wichtigste ist sicherlich, dass Sie seinen Gefühlsausbrüchen und seinen Worten keine Aufmerksamkeit schenken, in irgendeiner Form darauf einsteigen und mit Rechtfertigungen dagegenhalten. Seinem Wunsch, Dramen aufzubauen, auszuschlachten und auszukosten, sollten Sie also möglichst keinen Raum geben. Das wäre sinnlos, vergeudete Ihre Kräfte und führte zu weiteren Verletzungen. Bemühen Sie sich lieber, innerlich stabil zu bleiben bzw. zu werden, und vergegenwärtigen Sie sich, dass vor Ihren Augen ein kranker Mensch von seinen kranken Gefühlen überspült wird, was nicht das Geringste mit Ihnen zu tun hat und was Sie nicht an sich heranlassen dürfen.
Das Ideal wäre natürlich, sich aus dem Konflikt ganz herauszunehmen und sich nicht mehr als Projektionsfläche bereit zu halten, indem Sie selbstbewusst aus dem Raum gehen und ihn seinen eigenen Dämonen überlassen. Aber verständlicherweise haben die meisten Betroffenen große Angst vor diesem Schritt. Sie befürchten, dass alles nur noch schlimmer wird. Wenn Sie sich dieses Verhalten noch nicht vorstellen können, würde ich Ihnen relativ kurze, aber deutliche Dialoge vorschlagen. Ein Beispiel könnte sein:
„Kannst du mir sagen, wie ich dich weiterhin wertschätzen/lieben soll, wenn du dich selbst so erniedrigst? Ich hatte gehofft, in dir einen starken Menschen zu finden. Aber nun bin ich nur noch erschüttert. Ich möchte einen Mann an meiner Seite, zu dem ich aufschauen kann, und kein verunsichertes Kind.“
Das ist sozusagen Ihr persönlicher Elfmeter, bei dem Sie mit Selbstsicherheit an Stelle von Verteidigung imponieren. Ab dann ist es ganz gleich, was er entgegnet. Für Sie bleibt es bei einer einzigen Aussage. Diese kann er sich merken. Wenn er Sie weiter bedrängt, bleiben Sie bei dem Gesagten, indem Sie äußern, dass Sie nichts mehr hinzuzufügen haben. Das bringt ihn in einen inneren Konflikt.
Es kann bei kurzen Affären der Fall sein, dass sich der psychopathische Partner gar nicht eifersüchtig zeigt. Das ist dann der Fall, wenn seine Eroberung von Anfang an als „durchlaufender Posten“ angedacht ist. Das Gleiche gilt möglicherweise bei jenen Beziehungen, die ihm schon lange überdrüssig geworden sind.
Doch auch dann, wenn Ihr Partner berechtigten Grund zur Eifersucht hat, weil Sie sich zu einem anderen Menschen hingezogen fühlen, kommen seine Reaktionen aus kranken emotionalen Bereichen, für die Sie nicht verantwortlich sind. Es ist Ihr Recht zu lieben, wen immer Sie möchten. Und am wenigsten schulden Sie einem Psychopathen Ihre Liebe und Gefolgschaft. Das sollten Sie nie vergessen.
Fazit:
Steigen Sie nie in irgendeiner Form innerlich und äußerlich in seine Eifersuchtsszenarien ein und halten Sie sich aus seinen kranken Fantasien heraus.
Zum Schluss möchte ich Ihren Blick noch auf einige weitere Merkmale/Instrumentarien psychopathischer Abartigkeiten richten, die Sie ebenfalls interessieren sollten. Doch im Wesentlichen werden Sie diese Merkmale im Buch wiederfinden:
→ Sie buckeln nach oben und treten nach unten.
→ Sie kennen weder Reue noch Schuldgefühle.
→ Sie arbeiten mit Dressurmethoden wie Zuckerbrot und Peitsche.
→ Sie erzeugen Machtgefälle.
→ Alles wird den eigenen Interessen untergeordnet.
→ Sie glauben an das, was sie sehen, ohne zu wissen, was sie sehen.
→ Sie können sich auf keine Diskussion einlassen, sondern benutzen Totschlagargumente.
→ Sie kennen keine Dankbarkeit.
→ Sie sind missgünstig gegenüber dem Glück anderer.
→ Sie sind neidisch auf vorteilhafte Eigenschaften anderer, die sie nicht besitzen.
Psychopathische Schwachstellen
Sie wissen: So überheblich diese Menschen auch wirken und so faszinierend ihre Aura der Unerschrockenheit auch scheinen mag, ihre vermeintliche Stärke ist nichts anderes als das Resultat frühkindlicher massiver Überlebensängste. Nicht ohne Grund sieht sich ein Individuum gezwungen, die Entwicklung empathischer Gefühle auf so drastische Weise zu beschränken und schmerzhafte Erfahrungen so massiv zu verbarrikadieren.
Wir wissen weiter, dass eine große verwundbare Stelle ihr unstillbares Streben nach Anerkennung und Wertschätzung ist. Offensichtlich empfinden Psychopathen durch die Achtung anderer Menschen die Sicherheit, die in der Kindheit zu entwickeln ihnen verwehrt geblieben ist. Doch dieses Surrogat kann nur so lange wirken, wie sie nicht angegriffen oder in Frage gestellt werden. Sie als betroffener Partner wissen aus eigener Erfahrung, dass die kleinste Kritik große Reaktionen zutage gefördert hat. Das war nichts anderes als der Versuch, Unsicherheit mit Aggression und Drohgebärden zu überspielen. Es war nie ein Zeichen von Stärke oder Wehrhaftigkeit. Es war eher im Gegenteil eine Reaktion auf das unheilvolle Gefühl, den Boden unter den Füßen verlieren. Sie brechen schnell ein, wenn sie eine Schmach erleiden und nicht durchgehend in ihrer Lebenslüge bestätigt werden.
Es bedarf nicht vieler Erklärungen, um nachvollziehen zu können, dass diese Menschen, die nach außen etwas repräsentieren wollen, das nicht vorhanden ist, unter Dauerspannung stehen. Denn jederzeit ist von allen Seiten mit Erschütterungen zu rechnen. Psychopathische Personen reagieren deshalb extrem verletzlich, wenn sie
→ für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden,
→ befürchten, verurteilt zu werden,
→ ausgelacht oder lächerlich gemacht werden,
→ der Lüge überführt werden,
→ an zweiter Stelle stehen müssen,
→ durchschaut werden,
→ gedemütigt werden,
→ abgelehnt werden,
→ ignoriert werden,
→ nicht ernst genommen werden,
→ sich durch den Wissensvorsprung anderer übertrumpft sehen usw.
Je mehr Courage Sie zeigen lernen und je weniger Sie einem psychopathischen Charakter huldigen, desto mehr wird sich folglich das Kräfteverhältnis ändern. Um jeden Deut, den Sie stärker werden, wird er an Boden verlieren. Übrigens macht ihm nicht nur der Angriff auf seine Maske zu schaffen. Auch die Angst vor dem Altwerden ist für ihn allgegenwärtig. Mit dem Alter nimmt bekanntlich die Attraktivität eines Menschen ab. Besonders beängstigend gestaltet sich dies für jene, die mit ihrer Anziehungskraft ihre Mitmenschen beeinflussen und abhängig machen.
Ab