Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath. Bärbel Mechler

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath - Bärbel Mechler


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von Scham, Wut und dem Verlust ihres Selbstvertrauens wusste sie am Ende nicht mehr einzuschätzen, ob sie wirklich spießig und rigide und so abstoßend war, wie er ihr unablässig einzureden versuchte, oder ob sie vielmehr das Opfer eines schwer gestörten Menschen war. Dies war die erste Frage, die sie mir stellte.

      Glücklicherweise konnte ich sie davon überzeugen, dass sie einem Menschen mit schwerer dissozialer Persönlichkeitsstörung in die Fänge geraten war und auf schnellstem Wege versuchen musste, von ihm loszukommen. Nach einem Jahr schonungsloser Arbeit an sich selbst fand sie den Mut, ihn vor die Tür zu setzen.

      Selbstzweifel hervorrufen

      Dass Helena überhaupt an sich zweifelte, ist keineswegs verwunderlich. Es ist immer nur eine Frage der Zeit, wann sich den Leidtragenden die Frage aufdrängt, ob sie nun wirklich in ihrer Wahrnehmung gestört sind oder doch ihr Partner, der ihnen dies so glaubhaft und überzeugend vermitteln möchte. Ständige Verunsicherungen und findige Manipulationen, die die Opfer quälen, sind ein heimtückisches und grausames Instrument der Machtsicherung.

      Dieses wird so subtil eingesetzt, dass sich die Betroffenen irgendwann des gezielten emotionalen Missbrauchs möglicherweise nicht mehr erwehren können und keinen Ausweg aus der Falle finden. Sie spüren zwar intuitiv, dass etwas nicht stimmt, werden jedoch von Angriff zu Angriff irritierter und verunsicherter. Niemand kann es dauerhaft unbeschadet überstehen, wenn die eigene Wahrnehmung unentwegt in Frage gestellt und angegriffen bzw. lächerlich gemacht wird. Außenstehende haben fast keine Chance, dieses Prinzip auch nur ansatzweise zu erkennen, da die Quälereien oftmals unter dem Mantel der Besorgnis und des vermeintlichen Wohlwollens nach außen hin legitimiert werden.

      Werden Sie also hellhörig, wenn Sie mit folgendem oder ähnlichem Verhalten von Ihrem Partner anhaltend konfrontiert werden:

      → Er verunsichert Sie in Bezug auf die eigenen Gefühle.

      → Er unterstellt Ihnen falsche Aussagen.

      → Er unterstellt Ihnen Handlungen, die Sie nicht getan haben, oder falsche Motive.

      → Er ändert seine Meinung, wie es ihm zupasskommt.

      → Er streitet Gesagtes ab, wenn es in sein Konzept passt usw.

      Und dann entsinnen Sie sich, dass nicht Sie krank sind, sondern der Partner es ist. Im Gegenteil, Sie als Betroffener sind durch diese Leidensgeschichten sehr sensibilisiert, nur haben Sie das Vertrauen in Ihre Gefühle verloren und finden nur schwer wieder einen Zugang zu Ihrem gesunden Selbstvertrauen. Aber deshalb wird noch lange nicht die Lüge zur Wahrheit.

      Reflexion:

      Welche Unzulänglichkeiten/Versagen haben Sie sich letztendlich zugeschrieben?

      Hinters Licht führen

      Mit unaufrichtigem Verhalten müssen Sie leider zu jeder Zeit rechnen, denn die psychopathische Charakterstruktur steht im Gegensatz zu Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortung. Und gerade diese Eigenschaften sind bei diesem Menschenschlag nicht vertreten, was sich in heuchlerischem und intrigantem Verhalten offenbart. So beschreibt Karina ihre Erfahrung:

      „Ich bin seit fünf Jahren mit Ralf verheiratet und führte ein Leben in einem Auf und Ab von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Ralf ist charismatisch und charmant, leidenschaftlich, verführerisch, aber ebenso selbstverliebt, unzuverlässig, rechthaberisch, spielsüchtig und noch vieles mehr. Ich konnte nicht wirklich ohne ihn, aber auch nicht mit ihm. Ich denke, Sie wissen, wovon ich spreche.

      Eine große Herausforderung kam vor drei Jahren. Da stand plötzlich der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Ralf hatte heimlich durch seine Spielsucht große Schulden gemacht. Ich staune heute noch darüber, wie geschickt er dies vor mir verbergen konnte. Andererseits hatte er von Anfang an darauf bestanden, seine Post persönlich zu öffnen und Anrufe auf seinem Handy nur selbst entgegenzunehmen. So hatte er sich wohl schon im Vorfeld für ungünstige Momente abgesichert. Mir schien das nicht besonders auffällig, da er ohnehin sehr eigenwillig war und sich grundsätzlich nicht in die Karten blicken ließ.

      Wir hatten durchweg Geldprobleme. Doch meine Eltern unterstützten mich regelmäßig, sodass ich die Einkäufe und alles, was unsere damals zweijährige Tochter benötigte, immer noch abdecken konnte. Doch dann kam eben das böse Erwachen.

      Mit traurigem Herzen gab ich unser Kind in eine Kinderkrippe und ging wieder mit einer Halbtags-Stelle in meine alte Firma zurück. Nach drei Jahren sollten die Schulden durch mein Gehalt getilgt sein. Doch kurz vor der Ablaufzeit stand plötzlich wieder der Gerichtsvollzieher vor der Tür und teilte mir mit, dass ein weiterer Vollstreckungstitel gegen meinen Mann vorliege.

      Das war also sein Dank gewesen. Während ich für seine Spielschulden geschuftet habe und unser Kind aus dem Hause geben musste, hat er hinter meinem Rücken unverdrossen weitergemacht wie bisher, obwohl er mir tausend Mal geschworen hatte, dass er sich gebessert und dem Spiel abgeschworen hätte. Und dabei hatte er immer so einen gönnerhaften und selbstherrlichen Gesichtsausdruck.

      Das war zu viel für mich. Ich habe mich, was ich schon lange hätte tun sollen, beraten lassen und mich mit seinem Charakter offensiv auseinandergesetzt. Dann bin ich mit der Kleinen zu meinen Eltern gezogen und habe die Scheidung eingereicht. Ich bin nicht mehr bereit, mich ein Leben lang ausnutzen und belügen zu lassen.“

      Fazit:

      Rechnen Sie damit, dass Sie nur wenig über das Leben Ihres Partners wissen.

      Vorteilsbeschaffung

      Sehen Sie den Tatsachen ins Auge und misstrauen Sie grundsätzlich allen Versprechungen eines Psychopathen, denn er wird sie nie einhalten. Sollte das doch einmal der Fall sein, dann nur um seines eigenen Vorteils willen, aber ganz sicher nicht aus Liebe oder moralischer Verpflichtung. Wann immer Sie dazu tendieren, ihm erneut zu vertrauen oder abermals auf Versprochenes zu hoffen, möchte ich Ihnen sehr ans Herz legen, sich zu erinnern, dass Ihre ganze Misere dadurch entstanden ist, dass Sie schon einmal seinen vielversprechenden und haltlosen Worten vertraut haben. Bestimmt auch dann noch, als diese sich als unwahr herausgestellt und sich gegen Sie gerichtet haben. Sie haben es getan, weil Sie bereit waren zu lieben, zu vergeben und immer wieder einen Neuanfang zu wagen. Dies alles zeigt nur, dass Sie selbst eine großartige Persönlichkeit mit einem weiten Herzen sind. Nur ist es leider so, Sie wissen es, dass psychopathische Charaktere gerade wegen der liebenden Herzen ihrer Partner mit ihren verlockenden Versprechungen andocken können. Aber was sind schon schöne Worte? Sie kosten nichts, sind aber sehr nützlich. Was also zählen muss, sind Taten. Blicken Sie zurück auf Ihre Erfahrungen – sie sind immer höher einzuschätzen als jede Theorie. Sie sind ein ernst zu nehmender Ausdruck der Wirklichkeit und sollen Sie daran erinnern, dass Ihr Psychopath sich selbstgefällig in einer moralfreien Zone sonnt, während Sie die Konsequenzen seiner Verführungskünste und seines Handelns durchleiden müssen.

      Ich möchte Ihnen zu diesem Thema von einem typischen Beispiel mit ernüchternden Folgen berichten. Dieses Mal von einer Frau mit psychopathischen Mustern, die ich Anne nennen werde. Wie Sie gleich erfahren werden, war sie Meisterin darin, sich ohne Mühe die größten Vorteile zu verschaffen. Sie hatte für ihre Verhältnisse perfekte Arbeit geleistet, das muss man ihr lassen.

      Anne ist sehr erfolgreich in der Immobilienbranche tätig. Etwa ein Jahr vor ihrer Hochzeit erwarb sie ein Immobilien-Paket mit mehreren Häusern und Wohnungen in jeweils verschiedenen Städten. Das Angebot war so verlockend, dass sie die einzelnen Objekte nicht einmal in Augenschein nahm. Ein kleiner Wermutstropfen war allerdings, dass sich ein Teil des Immobilien-Pakets, eine Vier-Zimmer-Wohnung in einem sehr großen Objekt, in einer sozial schwachen Gegend befand und verhältnismäßig geringe Mieteinnahmen einbrachte.

      Aber Anne war zu sehr Geschäftsfrau und schlau genug, um zu wissen, dass der Deal dennoch grandios war. Nach dem Erwerb stellte sich allerdings heraus, dass das Verwalten dieser besagten Wohnung auch noch lästig und zeitaufwendig war. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten, Schäden, Mietausfall usw., womit sie ihre kostbare Zeit nicht verschwenden wollte. Anne besann sich also auf ihre eigentlichen Stärken und fasste eine für sie geniale Entscheidung.

      Gleich nach ihrer Hochzeit bat sie ihren Mann, ihr diese Wohnung abzukaufen.


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