Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath. Bärbel Mechler

Mein (Ex-)Partner ist ein Psychopath - Bärbel Mechler


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nicht messbar ist. Es geht ihnen also nie um das Ergebnis, sondern um das Gefühl von Größe und Dominanz. Dabei gehen sie so weit, dass sie von ihren Geschädigten, die sie herabsetzen, gleichzeitig noch bewundert und anerkannt werden möchten. Am besten kann uns das Daniela aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung berichten:

      „Mein Mann zeigt weder an mir, noch an unseren beiden Töchtern (sieben und neun Jahre alt) aufrichtiges Interesse. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, uns zu bevormunden, zu kontrollieren und uns mit Aufgaben zu schikanieren. Er ist eine Persönlichkeit, die von Zwangsgedanken und Zwangsverhalten beherrscht ist. Am schlimmsten ist es an den Wochenenden, wenn er daheim ist. Er legt überall im Haus Zettel mit Anweisungen aus, die wir abarbeiten müssen. Nach einer für ihn angemessenen Zeit sieht er nach, ob alles erledigt wurde, und fragt jeden von uns, ob er es auch selbst erledigt habe. Auf diese Weise vermeidet er, dass ich die Kinder entlaste und ihnen etwas abnehme. Bei seinem Kontrollgang lobt er jedoch die Kinder nicht für das, was sie getan haben, sondern sucht nach Kleinigkeiten, die nicht zu hundert Prozent ausgeführt sind. Daran beißt er sich dann fest und reagiert sich an ihnen ab. Manchmal sperrt er sie zur Strafe in ihrem Zimmer ein. Und er versäumt nicht, sich damit zu rühmen, was er alles in derselben Zeit erledigt hätte. Er, der Erwachsene, misst sich mit kleinen Kindern und rechnet ihnen seine Überlegenheit auf. Wie krank ist das denn? Die Kinder sind in seiner Gegenwart ängstlich und verstört und wagen nicht zu widersprechen. Wie sollten sie auch, wenn nicht einmal ich den Mut aufbringe, mich ihm in den Weg zu stellen. Wenn ich abends im Bett liege und nicht einschlafen kann, dann stelle ich mir vor, dass ihm etwas zustößt und wir endlich aufatmen können.

      Nun bin ich fest entschlossen, einen mutigen Weg einzuschlagen, um die Kinder und mich von diesem zwanghaften, egozentrischen, selbstverliebten und boshaften Menschen zu befreien. Ich weiß, dass es kein einfacher Weg sein wird. Aber ich habe erkannt, dass ich mich eigentlich vor nichts fürchten muss. Wir sind ja bereits in der Hölle.

      Und den ersten Schritt habe ich gerade getan: Ich habe ihn angeschrien und ihm gedroht, dass ich zum Jugendamt gehen und ihn anzeigen werde, wenn er noch einmal so mit den Kindern umgeht. Das war ein erster großer Sieg, auf den ich ungeheuer stolz bin und aufbauen werde!“

      Es ist gar nicht verwunderlich, dass Daniela sich so wehrlos fühlte. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass psychopathische Charaktere zu wahren Tretminen mutieren, wenn sie sich angegriffen oder erkannt fühlen. Ihre schlechte Impulskontrolle und ihr mangelndes Sozialverhalten lässt sie in vielerlei Richtungen gefährlich wirken oder auch wirklich werden, wenn ihnen keine Grenzen gesetzt werden.

      Fazit:

      Partner psychopathischer Charaktere können nie gut genug sein; ansonsten würden sie deren Anspruch auf Überlegenheit bedrohen.

      Hinterlist

      Solange Sie darauf hoffen, dass Ihr Tyrann eines Tages zur Besinnung kommt und sein Fehlverhalten einsieht, werden Sie sich keinen einzigen Schritt nach vorn bewegen. Seine Einschätzung von Recht und Unrecht bezieht sich, wie Sie wissen, ausschließlich auf seine eigenen Bedürfnisse und Überzeugungen. All das, was seine Interessen unterstützt, ist Recht, alles andere folglich Unrecht. Sein subjektives Empfinden ist somit das einzige, was er anerkennt und zu verteidigen bereit ist. So ist hinterlistigem Verhalten Tür und Tor geöffnet.

      Mareike hat dies auf groteske Weise erfahren. Nach 14 Jahren Ehe hat ihr Mann Pit ohne Vorankündigung die Scheidung eingereicht. Finanziell ging es ihnen immer sehr gut, denn er ist Geschäftsführer einer eigenen Firma und sie im Management tätig. Pit hatte sich in der Vergangenheit vier Oldtimer, eine Yacht und diverse Kunstgegenstände angeschafft. Mareike hatte sich gewundert, dass er im vergangenen Jahr die Fahrzeuge, die Yacht und seine geliebten Kunstgegenstände veräußert hatte. Doch im Nachhinein wurde ihr klar, warum er dies tat: Beim Vermögensausgleich gab er keine Vermögenswerte an. Er sagte, er habe das Geld durch ungeschickte Transaktionen verloren. Doch Mareike wusste: „Pit ist ein absoluter Sicherheitsmensch. Er würde nie riskante Geschäfte tätigen. Er hat es versteckt und gedenkt erst einmal die Scheidung abzuwarten, bis sein Vermögen wieder unbemerkt von den Toten auferstehen kann. So glaubt er zumindest, es machen zu können. Das war schon immer sein Fehler, dass er auf die Dummheit seiner Mitmenschen spekulierte. Aber ich kenne ihn schon zu lange und zu gut. Er selbst hatte sich mit solchen Geschäftsgebaren vor mir ständig gebrüstet. Wie kann er nun bloß vergessen, dass ich seine Vorgehensweise kenne? Seine betrügerischen Vorsätze werden für ihn noch ein bitteres Nachspiel haben. Und ich muss gestehen, dass es mir eine große Genugtuung verschaffen würde, ihn auflaufen zu lassen. Hoffentlich gelingt es mir.“

      Ausnutzen von Notsituationen

      Menschen, die sich in psychischer oder materieller Not befinden, benötigen Freunde, die ihnen beistehen und helfen, Krisen zu überstehen. Wessen sie am wenigsten bedürfen, sind Blutsauger, die ihre Lage und ihre Verzweiflung ausnutzen und nur das Beste für sich herausschlagen wollen. Psychopathen erkennen solche Gelegenheiten leider mit untrüglichem Instinkt und schrecken nicht davor zurück, auf ihre ganz eigene Art Hilfe anzubieten. Und je größer die Bedrängnis, desto unverschämter ihr Angebot. Auch eine emotionale Erpressung ist durchaus mit dabei:

      Rebekka war in großer emotionaler Not. Ihr Freund, den sie seit einigen Monaten kannte und über alles liebte, wollte sich von ihr trennen. Er wusste, dass sie ohne ihn nicht leben zu können glaubte. So begründete er seine Entscheidung damit, dass er ein Mensch sei, der seine Freiheit brauche und nicht immer am selben Ort festsitzen könne.

      Doch er hatte für Rebekka auch schon einen Ausweg parat: Wenn sie ihm ein Wohnmobil schenken würde, dann könnten sie seine Träume gemeinsam verwirklichen. Glücklicherweise war sie klug genug zu erkennen, dass sie gerade auf widerliche Weise mit ihrer Liebe erpresst wurde und um ein kleines Vermögen gebracht werden sollte. Sie ließ ihn gehen. Aber ihr Herz konnte lange Zeit nicht heilen. Zu tief waren der Verlust ihrer Liebe und die Enttäuschung über seine abscheuliche Erpressung.

      Von Geheimnissen umgeben

      Psychopathische Charaktere lieben nicht nur Geheimnisse, sie benötigen sie. Menschen, die Intrigen spinnen, mit Lügen agieren und andere ausbeuten, können sich nicht in die Karten blicken lassen. Sonst wären ihre ganzen Inszenierungen dahin und sie stünden nackt und bloß da. Die meisten Psychopathen sind deshalb so klug, von vornherein die nötigen Vorkehrungen zu treffen, um zu verhindern, dass es zum Ernstfall kommt. Hier ein paar typische „Sicherheitseinstellungen“:

      → Der Zugriff zum Handy wird verboten.

      → Die Namen in der Telefonliste werden vertauscht oder mit Synonymen belegt.

      → Ein zweites Handy für Seitensprünge wird angeschafft.

      → Der jeweilige Aufenthaltsort wird verschwiegen.

      → Von der Vergangenheit wird nur bruchstückhaft und unwahr berichtet usw.

      Wann immer Menschen so ein Verhalten an den Tag legen, sollten sich ihre Partner ernsthaft fragen, ob das etwas mit Freiheit zu tun hat, oder ob sie nicht gerade für dumm verkauft werden.

      Reflexion:

      Mit welchen Geheimnissen mussten Sie sich auseinandersetzen? Was hat das mit Ihnen gemacht? Was bedeutet das für Ihre Zukunft?

      Angriff als Verteidigung

      Dass Angriff eine effiziente Verteidigungstaktik sein kann, ist allseits bekannt. Allerdings verweigert sich jeder, der etwas auf sich hält, der armseligen Praxis, andere für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen. Nicht so unsere Spezies, denn Psychopathen beherrschen diese Technik in Perfektion.

      „Mein Name ist Emma, ich bin 33 Jahre alt und von Beruf Rechtsanwältin in einer Sozietät. Ich hatte acht Monate mit Marcel, der zehn Jahre älter ist als ich, eine Beziehung, die sehr vielversprechend schien. Doch genauso stürmisch, wie sie begonnen hatte, endete sie letztendlich auch wieder. Und das geschah so:

      Vor Kurzem besuchten wir beide ein Konzert. Plötzlich kam eine junge Frau auf ihn zu und küsste und umarmte ihn sehr intim. Marcel war im ersten Moment völlig erstarrt, doch dann riss er sich von ihr los und brüllte sie an, sie solle ihn in Ruhe lassen. Dann lief er weg. Als ich die Frau fragte, was das zu bedeuten habe,


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