Medizin als Heilsversprechen. Herbert Meyer
W., Das Geheimnis des Heilens aus der Sicht des Neuen Testaments, in: Ausserer, O. / Paris, W. (Hg.), Glaube und Medizin, Meran 1993, 106–128.
Schürmann, H., Das Lukasevangelium. Erster Teil: Kommentar zu Kapitel 1,1–9,50 (Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 3), Leipzig 1970.
Schweiger, M., Medizin. Glaube, Spekulation oder Naturwissenschaft? Gibt es zur Schulmedizin eine Alternative?, München 22005.
Seil, M., Art. Heil und Erlösung IV: Dogmatisch, in: TRE Bd. 14, Berlin – New York 1985, 622–637.
Spendel, S., Art. Heil V: Praktisch-theologisch, in: LThK3 Bd. IV, Freiburg/Br. u. a. 1995, 1264.
Unger, F., Paradigma der Medizin im 21. Jahrhundert, Berlin 2007.
Weiser, A., Die Apostelgeschichte, Leipzig 1989.
Wolter, M., Das Lukasevangelium (Handbuch zum Neuen Testament 5), Tübingen 2008.
Abkürzungsverzeichnis
Alle verwendeten und hier nicht eigens aufgeführten Abkürzungen entsprechen dem Abkürzungsverzeichnis des LThK Bd. XI, Freiburg/Br. 32001. Textstellen aus der Heiligen Schrift sind der Einheitsübersetzung (31990) entnommen.
1. Allgemeine und fachliche Abkürzungen und Zeichen
AOK | Allgemeine Ortskrankenkasse |
B | Regressionskoeffizient |
CIC | Codex Iuris Canonici (1983) |
CIG | Christ in der Gegenwart |
Difäm | Deutsches Institut für Ärztliche Mission e. V. |
EWU | Europäische Wellnessunion |
FB | Fachbereich |
FSU | Friedrich-Schiller-Universität (Jena) |
GL | Gotteslob (2013) |
GS | Gaudium et Spes |
(J) | Jahre |
LThK | Lexikon für Theologie und Kirche |
(n) | Patientenanzahl |
par. | in Parallele zu |
p-Wert | Signifikanzwert; Überschreitungswahrscheinlichkeit |
R2 | Bestimmtheitsmaß |
UKJ | Universitätsklinikum Jena |
Vat. II. | Vaticanum secundum / Zweites Vatikanisches Konzil |
vs. | versus |
w. | wörtlich |
WHO | World Health Organization |
ZME | Zeitschrift für medizinische Ethik |
2. Abkürzungen und Namen biblischer Bücher
Altes Testament
Ex | Das Buch Exodus |
Num | Das Buch Numeri |
Tob | Das Buch Tobit |
1 Kön | Das erste Buch der Könige |
2 Makk | Das zweite Buch der Makkabäer |
Ps | Das Buch der Psalmen |
Spr | Das Buch der Sprichwörter |
Weish | Das Buch der Weisheit |
Sir | Das Buch Jesus Sirach |
Jes | Das Buch Jesaja |
Ez | Das Buch Ezechiel |
Neues Testament
Mt | Das Evangelium nach Matthäus |
Mk | Das Evangelium nach Markus |
Lk | Das Evangelium nach Lukas |
Joh | Das Evangelium nach Johannes |
Apg | Die Apostelgeschichte |
Phil | Der Brief an die Philipper |
Kol | Der Brief an die Kolosser |
1 Tim | Der erste Brief an Timotheus |
Tit | Der Brief an Titus |
Jak | Der Brief des Jakobus |
1 Petr | Der erste Brief des Petrus |
1 Joh | Der erste Brief des Johannes |
3 Joh | Der dritte Brief des Johannes |
1. Kapitel:
Sehnsucht nach Gesundheit
1.1. Die ganz alltägliche Hoffnung auf Gesundheit – ein religiöses Verlangen?
Die Medizin und ihre Möglichkeiten, Gesundheit zu erhalten und zu stabilisieren, sind in der modernen Gesellschaft Gegenstand vieler Erwartungen. Nicht wenige, die im Gesundheitswesen tätig sind, erleben diese Erwartungshaltung aber auch als eine Überforderung, ja als ein Anspruchsdenken1. Gerät die Hoffnung auf die Erfolge medizinischen Handelns in die Nähe zu religiöser Sehnsucht?
Beispiele für diese Überhöhung der Erwartungen an Medizin und Gesundheit überhaupt lassen sich jedenfalls schnell finden. Sie reichen bis zur Verbindung zwischen Wellness und Spiritualität.
Um mit einer nüchternen Feststellung und Beschreibung zu beginnen: Niemand wird bezweifeln, dass sich der Mensch nach Gesundheit sehnt. Diese Sehnsucht kommt in recht unterschiedlichen, aber unübersehbaren Phänomenen innerhalb der gegenwärtigen Gesellschaft zum Ausdruck.
Wohl kaum ein Geburtstag vergeht, an dem nicht nach allen anderen Wünschen immer wieder der Wunsch angefügt wird: „… und vor allem Gesundheit!“. In dem bekannten Kanon, der nicht selten an einem Geburtstag gesungen wird, heißt es:
„Viel Glück und viel Segen auf all’ deinen Wegen;
Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei!“
Hier werden dem gewünschten Glück und dem erhofften Segen die Gesundheit und der Frohsinn/die Freude beigesellt: Sie sollen das Glück und den Segen gleichermaßen konkretisieren und vervollständigen.
Selbst der 3. Johannesbrief im Neuen Testament beginnt mit den Worten:
„Der Älteste an den geliebten Gaius, den ich in Wahrheit liebe. Lieber Bruder, ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.“ (3 Joh 1f)
Es ist in diesem Sinne wohl sicherlich angemessen, von einer Alltäglichkeit der Sehnsucht nach Gesundheit und Heil zu sprechen. Gesundheit wird heute allgemein als das Wichtigste im menschlichen Leben verstanden, nicht selten ist dabei sogar vom „höchsten Gut, das wir überhaupt besitzen“, die Rede.2
1.1.1. Gesundheit als aktive Aufgabe
Gesundheit wird aufgrund seiner allgemein hohen Wertschätzung zugleich zu einem Gegenstand moralischer Anstrengung. In den Dimensionen von Ernährung, Erhaltung der Fitness, ja in der Struktur des Gesundheitswesens und der in ihm üblichen Sprache kommt dieser ethische Verpflichtungscharakter ins Spiel. Das Erleben von Krankheit in seiner mittelbaren und unmittelbaren Nähe lässt auch und gerade den gesunden Menschen fragen, wie er seine Gesundheit durch eigenes Tun (oder Unterlassen) erhalten kann. Gemäß dem geläufigen Wort „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts!“ versuchen viele, gesund zu bleiben bzw. zu werden.
Durch bewusst gesunde Ernährung, die sich z. B. in der immer größeren Nachfrage nach Bio-Produkten niederschlägt, kommt dieser inhärent ethische Charakter der Gesundheitssehnsucht gegenwärtig vielleicht am pointiertesten zum Ausdruck. Davon zeugt auch das breit gefächerte Angebot im Supermarkt, in dem diese Produkte unübersehbar allen Kunden ins Auge fallen (sollen). Auch die jährliche „Grüne Woche“ in Deutschland ist ganz in diesem Sinne bestimmt von Öko- und Bio-Produkten,