Das große Buch vom Bowling. Michelle Mullen

Das große Buch vom Bowling - Michelle Mullen


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Erkenntnisse Ihnen Frustrationen ersparen und Sie ermutigen, auf dem Weg zu einer produktiven Veränderung durchzuhalten und Ihr Spiel auf eine höhere Ebene zu bringen.

      GRUNDLAGEN

      In meinen 27 Jahren Bowlen habe ich viel über die mentalen Herausforderungen gelernt, die mit physischen Änderungen einhergehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Verbesserungen meines eigenen Spieles mich auch zu einer besseren Trainerin gemacht haben. Ich weiß, was es bedeutet, an sich zu arbeiten, um besser zu spielen, und wie es sich anfühlt, wenn man etwas ändert.

      Selbst kleine Änderungen gehen mit viel Mühe einher, und es ist schwer, dabei auch noch anders zu fühlen. Oft ist das, was wir tun, nicht das, was wir meinen zu tun, gerade wenn wir an Veränderungen arbeiten. Es hilft aber, wenn man weiß, woran man arbeiten muss und was man wohl fühlen wird, wenn man an sich arbeitet. Schwierig ist es auch, das Muskelgedächtnis zu überlisten.

      Wenn Sie als Bowler besser werden wollen, müssen Sie Ihre Komfortzone verlassen und Ihre Grenzen erweitern. Egal, ob Sie lernen, einen anderen Pfeil auf der Bahn anzupeilen, oder sich beim Timing an ein anderes Gefühl gewöhnen – wollen Sie sich verbessern, müssen Sie heraus aus der Komfortzone.

      Um Ihr Spiel zu verbessern, sollten Sie ein paar Leitideen beachten. Sie werden auf Probleme Ihres Denkens und Fühlens stoßen. Sobald Sie aber entschieden haben, Ihre Komfortzone zu verlassen, sind Sie auch bereit, die folgenden vier Konzepte zu beachten, sollten Sie auf Schwierigkeiten stoßen.

      Die Veränderung erfolgt in zwei Phasen und geht mit einer Kompensation einher

      Wenn Sie Ihre Fertigkeiten in einer Hinsicht verbessern, wird diese sich anders anfühlen, ebenso Ihre übrigen Bewegungsabläufe. Dann muss auch noch Ihr Körper lernen, auf die bisherigen Kompensationen zu verzichten, die er zum Ausgleich der schlechten Technik bisher benötigt hat.

      Sie brauchen Geduld, denn Sie werden während der Verbesserung einer Technik nicht sofort Resultate sehen. Schließlich muss Ihr Körper sich noch an den Unterschied gewöhnen, der mit der Veränderung Ihres Anlaufs eintritt. Der Körper braucht nicht mehr die gewohnten Kompensationen vornehmen und muss sich erst an die geänderte Technik anpassen: Er muss „vergessen“, dass er nicht mehr zu kompensieren braucht.

      Nehmen wir den häufigen Fall eines zu späten Herausschiebens (Abstoßens) des Balles beim Anlauf: Bei einem Spätstart müssen Sie den Ball ziehen, damit er aufholt. Wenn Sie also lernen, den Ball eher in Schwung zu bringen, was viel Übung und Konzentration erfordert, haben Sie vielleicht Ihr Timing optimiert, aber Sie werden zunächst einmal aus Gewohnheit den Ball trotzdem noch ziehen.

      Sie brauchen Geduld und Einsicht, um zu erkennen, dass Sie die Veränderung geschafft haben, aber Ihr Körper noch nicht. Das schaffen Sie am besten, indem Sie die gleiche Bewegung so oft wiederholen, bis er sich angepasst hat. Das ständige Wiederholen der neuen Technik gibt Ihnen ein Gefühl für das neue Timing, Sie werden sich wahrscheinlich daran anpassen. Irgendwann hören Sie dann auf, am Ball zu ziehen wie zu Zeiten Ihres schlechten Timings.

      Wenn Sie aber nach zahlreichen Wiederholungen des neuen Bewegungsablaufs immer noch ziehen, sollten Sie sich darauf konzentrieren zu lernen, den Schwung zum Wurf zu entspannen, denn Sie müssen ja nicht mehr ziehen. Manchmal genügt es, das alte Muskelgedächtnis von vor der Verbesserung der Technik zu löschen. Das gilt besonders für diejenigen, die schon lange bowlen und nun ihre Technik ändern wollen. Bleiben Sie dran, und Sie werden die Veränderungen erkennen.

      Ich habe viel Respekt vor Schülern, die sich weiterentwickeln wollen und sich mir anvertrauen. Über die Jahre habe ich gelernt, den Schülern die Vorgänge bei Veränderungen zu erklären, besonders wenn ich ihre Frustration spüre, obwohl ich schon Verbesserungen sehe. Es ist einfach erst einmal frustrierend, wenn man hart arbeitet und keine Resultate sieht, zumindest nicht sofort.

      Deshalb sollten Sie sich klarmachen, dass der Veränderungsprozess in zwei Phasen abläuft. Ich möchte Ihnen die Sicherheit geben, dass Sie Fortschritte machen. Sie müssen nur dranbleiben, bis der Körper sich an das Gefühl der neuen Technik und ihre Auswirkungen auf den Rest des Anlaufs gewöhnt. Üben Sie ruhig und geduldig, und Sie werden schon bald Resultate sehen.

      Das Muskelgedächtnis mit Übertreibung verändern

      Führen Sie einen Bewegungsablauf schon länger aus, hilft Übertreiben der Korrektur dem Körper, die Veränderungen schneller zu verinnerlichen. Unser Hang, immer gleich zu agieren, ist sehr stark und daher nicht leicht zu überwinden. Deshalb bin ich eine Freundin davon, jede Veränderung zu übertreiben. Die Erfahrung zeigt, dass dies den Veränderungsprozess beschleunigt; das bedeutet eine entgegengesetzte Bewegung im Kopf zu haben, um gegen das aktuelle Muskelgedächtnis vorzugehen, es zu überwinden. Am Anfang fühlt sich das noch stark nach Veränderung an, hilft aber beim Verinnerlichen der Korrektur.

      Nehmen wir an, Sie bringen den Ball spät nach vorn, ein häufiges Timing-Problem. Liest man nach, wie man das ändert, klingt es ganz einfach. Ich versichere Ihnen, das ist es nicht. Wenn ich Schülern das Problem im Unterricht erläutere, scheint die Lösung ganz einfach. Aber jedes Video zeigt aufs Neue, dass sie zwar meinen, den Ball nach vorn zu bringen, es aber (noch) nicht tun.

      Wenn Schüler beim Unterricht versuchen, gleichzeitig den Ball nach vorn zu bringen und selbst nach vorn zu gehen, kommt der Ball immer noch zu spät heraus; das passiert häufig und lässt sich ohne Kamera kaum aufdecken. Daher hilft hier nur eine Übertreibung der Technik. Schließlich hat Ihr Körper eine ganz eigene Vorstellung vom Timing, die Sie nur mit viel Arbeit überwinden.

      Der Versuch, gleichzeitig den Ball nach vorn zu bringen und anzulaufen, scheitert fast immer. Also sollte man nicht weiter versuchen, gleichzeitig den Ball zu stoßen und anzulaufen, sondern übertreiben und versuchen, den Ball noch eher zu stoßen, kurz vor dem Anlauf. Dann erst fallen Stoß und Anlauf – oft – zusammen. Das ist nicht leicht umzusetzen und zu fühlen, denn man ist es gewohnt, den Ball im üblichen Rhythmus zu spät nach vorn zu bringen. Der Körper ist so daran gewöhnt, zunächst anzulaufen, dass es fast unmöglich erscheint, zuerst den Ball zu bewegen. Ihre Neigung, den Ball spät zu bewegen, ist so stark ausgeprägt, dass Sie versuchen müssen, ihn gefühlt viel zu früh nach vorn zu bringen, um es überhaupt gleichzeitig mit dem Anlauf zu schaffen. Das ist das Konzept der Übertreibung.

      Oft ist das, was wir tun, nicht das, was wir meinen zu tun. Sie werden vermutlich immer noch zu spät dran sein, denn das Muskelgedächtnis ist gerade beim Timing des Starts nur schwer zu überlisten. Die Bowler mit einem guten Start, die ich kenne (einschließlich Profis), kann ich an einer Hand abzählen, und es bleiben noch Finger übrig.

      Nehmen Sie an, Sie drücken den Ball beim Start zu früh nach unten, und er gerät zu früh in das Pendel. Auch wenn es Ihr Ziel ist, ihn mehr nach vorn (und nicht nach unten) zu bringen, müssen Sie wahrscheinlich den Stoß nach oben übertreiben, um der Tendenz zu begegnen, ihn nach unten zu drücken, damit Sie ihn letztendlich gerade nach vorn stoßen.

      In Kapitel 4, Beinarbeit, zeigen wir, wie man sich durch Übertreibung abgewöhnt, beim Anlauf abzudriften. Auch hier ist das Muskelgedächtnis mächtig, wir wollen in unserer Komfortzone bleiben. Sie lernen Veränderungen schneller und kommen besser aus Ihrer Komfortzone, wenn Sie die Veränderung übertreiben, bis die gewünschte Bewegung natürlich ist.

      Oft ist das, was Sie tun, überhaupt nicht das, was Sie meinen zu tun

      Der Unterschied zwischen dem, was Sie meinen zu tun, und dem, was Sie tatsächlich tun, ist gerade bei der Arbeit an der Bewegung sehr ausgeprägt. Sie können das bearbeiten, indem Sie sich selbst beim Bowlen beobachten. Natürlich ist es besser, Videos mit einem qualifizierten Trainer zu analysieren, aber Sie können auch selbst Fotos oder Videos als visuelles Feedback zum Üben einer bestimmten Fertigkeit nutzen.

      Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr sich Bowler über die Richtigkeit ihrer Ausführung täuschen können. Als ich für Turniere trainierte, habe auch ich dies erlebt. Als ich daran arbeitete, meinen Rückwärtsschwung niedriger anzulegen, habe ich kaum noch einen Schwung gespürt, obwohl er immer noch schulterhoch war. Im Unterricht


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