Das große Buch vom Bowling. Michelle Mullen

Das große Buch vom Bowling - Michelle Mullen


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sich selbst sieht, kann die Bewegungen schneller verändern, weil er deutlich wahrnimmt, was er da tut. Das hilft, die gewünschte Veränderung umzusetzen. Im Unterricht nutze ich eine moderne Videoanlage für sofortiges Feedback. Man kann auch Smartphones und Tablets einsetzen, um Videos seines Bewegungsablaufs aufzunehmen.

      In diesem Buch befassen wir uns mit bestimmten Veränderungen, wie man sie umsetzt und was man dabei spüren sollte. Denken Sie daran, wenn Sie an einer bestimmten Technik arbeiten, werden Sie nicht nur bei dieser einzelnen Fertigkeit ein neues Gefühl empfinden, sondern während des gesamten Anlaufs. Ich erkläre Ihnen, warum Sie etwas fühlen, und helfe Ihnen zu verstehen, was Sie bei Veränderungen zu erwarten haben.

      Das Timing ändert alles

      Oft müssen Sie das ändern, was Sie über die Bewegung denken – also besser verstehen, wie es sich anfühlen soll –, um in die Lage zu kommen, sie anders auszuführen. Das gilt besonders für das Timing und die Balance an der Foullinie. Sobald sie eine Vorstellung von dem Gefühl haben, das Sie erwartet, können Sie mit der Veränderung beginnen.

      Über die Jahre hinweg habe ich gelernt, dass das, was der Bowler für richtig hält, seine Bewegung beeinflusst. Oft musste ich erst das Bewusstsein des Spielers ändern, also das, was er von der Bewegung denkt. Die große Meisterin Aleta Sill sagt immer: „Sie müssen anders denken, um es anders zu tun.“ D. h., ihre Vorstellung von einer Technik muss sich ändern, damit Sie die Technik selbst ändern können.

      Das Timing beim Wurf ist mental gespeichert. Ich habe oft erlebt, dass meine Schüler an ihrer Mentalität arbeiten mussten, um die gewünschten Resultate zu erzielen. Also stelle ich gern folgende Aufgabe: Denken Sie an den Wurf …

      a)Sollte der Ball vor Ihnen dort sein?

      b)Sollten Sie vor dem Ball dort sein?

      c)Sollten Sie beide auf gleicher Höhe sein?

      Auch wenn Sie Punkt c für richtig halten, die Antwort ist b. Wegen der Kraft und der Balance sollten Sie etwas vor dem Ball sein. Das ist eine Frage von Millisekunden. Ihre Beine sollten beim Wurf fest und ausbalanciert stehen, um per Hebelwirkung Kraft auszuüben, wenn Sie den Ball loslassen. In den meisten Sportarten bauen Sie ein Kraftpotenzial auf, um ein Gerät zu werfen oder zu treffen. Denken Sie an den Pitcher beim Baseball, der ausholt und wirft, oder den Batter, der vortritt und ausholt. Ihr Verständnis von der Reihenfolge der Bewegungen beeinflusst ihre Bewegung bis zur Linie. Sie bowlen so, wie Sie es für richtig halten.

      WIE ÜBEN?

      Wie Sie üben, ist genau so wichtig, wie das, was Sie üben. Hier sind ein paar Tipps, wie Sie Ihre Übungseinheiten optimal nutzen.

      Zählen Sie nicht

      Zählen Sie nicht, wenn Sie an Ihrer Technik arbeiten (dafür üben Sie ja). Wenn das Zählsystem läuft, weil das Bowlingcenter nur so abrechnen kann, ignorieren Sie es. Wir haben während der Vorbereitungen für die Turnier-Saison nie gezählt. Das Zählen war unwichtig, es hat nur abgelenkt; und lassen Sie sich auch nicht von den Pins irritieren, wenn Sie an Ihrer Technik arbeiten. Wenn Sie an einer bestimmten Fertigkeit arbeiten, konzentrieren Sie sich ganz darauf und nicht darauf, wohin der Ball läuft. Wenn Sie gern die Pins abräumen würden, könnte das schwierig werden!

      Drillübungen

      Machen Sie häufig Drillübungen, um das Gefühl für die zu verbessernde Fertigkeit zu bekommen. Drills sind das Sprungbrett zwischen dem Gelernten und Ihrer Fähigkeit, diese Bewegung oder dieses Gefühl beim Bowlen abzurufen. Die Übungen machen Sie mit dem Gefühl einer Technik vertraut und verbessern die Ausführung. Sie helfen Ihnen, das Gelernte anzuwenden und in Ihr Spiel zu integrieren. Dazu unterstützen Sie die richtige Technik und trainieren Ihren Körper, um ein neues Muskelgedächtnis aufzubauen. Dabei wird oft auch der Körper gestärkt. Er hält der Wiederholung der Bewegung besser stand. Davon profitiert später auch Ihr Spiel.

      Eine Sache auf einmal

      Denken Sie an ein Thema, maximal an zwei Themen. Mit 100 Ideen gleichzeitig – selbst wenn alle korrekt und wichtig sind – bekommen Sie keine perfekte Bewegung hin. Glauben Sie mir, Sie kommen viel besser voran, wenn Sie sich immer nur auf einen bestimmten Teil Ihrer Technik konzentrieren. Erst wenn Sie diesen beherrschen, dann können Sie etwas anderes üben, dann erst ist das überhaupt sinnvoll.

      Spielen Sie ein Spiel oder machen Sie eine feste Zeit aus, etwa 15 oder 20 Minuten, und konzentrieren Sie sich darauf. Gewöhnen Sie sich an das Gefühl. Das wird anstrengend. Lassen Sie sich also nicht ablenken, z. B. dadurch, dass Sie noch etwas anderes üben. Das ist manchmal nicht einfach.

      Sobald Sie das Gefühl haben, genügend Fortschritte erzielt zu haben, tun Sie etwas anderes. Das kann aber länger dauern als ein Spiel oder die 15–20 Minuten. Seien Sie flexibel. Es ist besser, eine Fertigkeit im Griff zu haben, als viele auszuprobieren und am Ende mit leeren Händen dazustehen.

      Manchmal hilft es auch, das zu visualisieren. Schaffen Sie sich ein Bild und führen Sie es durch. Oder eifern Sie einem Bowler nach, der diese Technik beherrscht. In einem Bild lassen sich viele Gedanken vereinigen. Das macht es viel leichter, eine Fertigkeit zu entwickeln.

      Keine vorschnellen Urteile

      Beurteilen und beachten Sie keinen anderen Teil des Bewegungsablaufs, den Sie gerade nicht trainieren. Urteilen Sie nur, wie gut Sie die trainierte Bewegung ausführen. Widerstehen Sie der Versuchung, einen anderen Teil des Anlaufs zu verbessern, der nicht so gut geraten ist. Es ist schwer genug, eine Veränderung hinzubekommen, mehrere sind unmöglich. Eine Veränderung erfordert Konzentration und Hingabe ohne Ablenkung.

      Wenn Sie dann einige Schlüsselbewegungen des Anlaufs beherrschen, kommen die anderen mehr oder weniger von selbst. Es lohnt sich also, an den wichtigen Themen wie Timing und Pendel dranzubleiben. Der Rest folgt dann von allein. Wenn Sie an anderen Teilen noch arbeiten, ist das in der Regel einfacher, wenn der Anlauf schon besser, das Armpendel bereits lockerer ist.

      Bei der Sache bleiben

      Wenn Timing und Balance stimmen, klappt oft auch die Ballabgabe besser. Aber man jagt gerne auch schnell anderen Mängeln hinterher, statt sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Wenn Sie an Ihrem Timing arbeiten und sich schlecht vom Ball lösen, wechseln Sie nicht, um auch daran zu arbeiten. Machen Sie weiter, bis Ihr Timing perfekt ist. Wenn Sie dann Ihre Würfe wiederholen, sehen Sie, wie Ihre Ballabgabe sich nach dem geänderten Timing entwickelt hat. Ist die Ballabgabe nach vielen Wiederholungen mit dem neuen Timing immer noch ein Problem, sollten Sie dann erst daran arbeiten. Aber wenn Sie sich nicht mehr auf Ihr Timing konzentrieren, weil Sie sich gelegentlich schlecht vom Ball lösen, werden Sie den Grund für die schlechte Ballabgabe vielleicht nie herausfinden.

      Schließlich: Änderungen erfolgen oft in zwei Phasen. Wenn Sie eine Veränderung vorgenommen haben, muss auch der Körper sich daran gewöhnen. In vielen Fällen muss die Ballabgabe sich auch auf das Timing einstellen. Arbeiten Sie daher an einem gleichmäßigeren Timing, und Sie werden beides verbessern.

      Trainieren Sie, etwas zu tun, und nicht, etwas nicht zu tun

      Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie können, und nicht auf das, was Sie nicht tun wollen. Also trainieren Sie, etwas zu tun, und nicht, etwas nicht zu tun.

      Nehmen Sie sich nicht etwas vor, wie beim nächsten Wurf nicht zu ziehen, sondern entspannen Sie sich und lassen Sie den Arm pendeln. Ihr Hirn konzentriert sich auf das Verb in Ihren Gedanken. Bei dem negativen Gedanken lautet das Verb „ziehen“, beim zweiten Gedanken sind die Verben „entspannen“ und „pendeln“. Im Endeffekt werden Sie eher ziehen, weil Sie dem ersten Verb folgen und nicht dem zweiten.

      Darauf achte ich beim Trainieren meiner Schüler sehr. Ich sage ihnen, was sie tun sollen, und nicht, was sie nicht tun sollen. Etwas zu tun ist einfach, etwas zu vermeiden ist schwierig und oftmals kontraproduktiv.

      Es geht stets um die Grundlagen. Ich versuche das Bowlen so darzustellen, dass Sie die Konzepte verstehen und anwenden können. So trainiere ich auch. Willkommen bei Das große Buch vom Bowling.

      Ball und Griff


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