Das große Buch vom Bowling. Michelle Mullen
gebohrt und dann die Inserts in die Löcher geklebt. Die meisten Bowler entscheiden sich bereits beim Kauf des Balles für die Inserts, doch die Fingerlöcher können auch später noch dafür ausgebohrt werden.
Viele Bowler bevorzugen einen glatten Daumeneinsatz (Abb. 1.10a), er lässt den Daumen besser aus dem Loch gleiten. Der Einsatz wird in den Ball geklebt und dann ausgebohrt. Wer mehr als einen Ball besitzt, hat durch den Daumeneinsatz bei jedem Ball das gleiche Gefühl. Sie müssen sich nicht sofort beim Kauf des Balles für einen Daumeneinsatz entscheiden, das Daumenloch kann auch später noch ausgebohrt werden.
Wer mehrere Bowlingbälle besitzt und beim Wechsel der Bälle gern das gleiche Gefühl im Daumenloch haben möchte, entscheidet sich für einen auswechselbaren Daumeneinsatz. Dazu verfügt der Einsatz über einen Haltemechanismus. Es gibt auch verschiedene Größen, um sich an die Veränderung des Daumens anzupassen, besonders wenn sich Ihre Daumengröße beim Bowlen stark ändert. Der Daumeneinsatz wird in einen Halter geklickt, den Sie in jeden Ihrer Bowlingbälle einsetzen lassen. Das macht aber das Tape keinesfalls überflüssig, denn auch in diesen Einsätzen unterliegt Ihr Daumen leichten Änderungen, die sich nur mit dem Tape ausgleichen lassen.
Abb. 1.10 Zubehör für den Fingerspitzengriff: (a) Inserts (Einlagen) für die Finger, (b) austauschbarer Daumeneinsatz.
Veränderungen: Der Griffdruck
Auch wenn Sie glauben, dass Ihr Daumenloch zu eng ist, weil der Daumen nur schwer herausrutscht, kann das Problem eine ganz andere Ursache haben, nämlich den Griffdruck. Was Sie für zu eng halten, ist unter Umständen zu weit! Oft wollen Bowler in unserem ProShop ein Daumenloch ausbohren lassen, weil Sie beim Herausziehen des Daumens stecken bleiben. In etwa 75 % aller Fälle ist aber das Loch bereits zu groß. Also übt der Bowler Druck aus, um den Ball nicht fallen zu lassen. Deshalb sollte er nicht das Loch aufbohren lassen, sondern lernen, sich zu entspannen und das Loch mit Tape verkleinern. Wer sich entspannt und den Ball richtig greift, hat oft das Problem gelöst und bekommt dazu ein besseres Armpendel!
Das Gleiche gilt für die Neigung des Daumenlochs. Bei einer Rückwärtsneigung können Sie zwar den Ball schneller freigeben, aber wenn Sie hängen bleiben, heißt das noch lange nicht, dass Sie noch mehr Rückwärtsneigung brauchen. Vielleicht brauchen Sie sogar weniger! Eine übermäßige Rückwärtsneigung führt dazu, dass Sie sich in den Löchern festklammern, um den Ball nicht zu früh freizugeben. Dann bleibt aber der Daumen hängen und Sie geben den Ball zu spät frei.
Bei einem schlecht angepassten Ball, ob nun ein Hausball oder der eigene, schlecht ausgemessene, üben Sie zu viel Griffdruck aus. Man neigt dann dazu, das Daumenloch zu vergrößern, um nicht am Ball hängen zu bleiben und ihn im Bogen freizugeben oder gar überhaupt nicht freigeben zu können.
Das geschieht häufig. Die Lösung ist aber eine andere als erwartet. Auch wenn Sie gern das Daumenloch aufbohren würden: Es geht darum, den Griff zu lockern, und dazu brauchen Sie ein etwas engeres Loch als gewöhnlich. Nur so können Sie lernen, sich zu entspannen.
Bohren Sie das Loch auf, um den Ball besser freizugeben, drücken Sie noch mehr, es wird sogar noch schlimmer. Die Spannung beeinflusst auch Ihr Pendel und das Ergebnis. Lernen Sie, sich zu entspannen und den Ball locker freizugeben. Ich sage nicht, dass es grundsätzlich falsch ist, das Daumenloch aufzubohren, ich berichte nur von vielen Bowlern, die es aufbohren lassen, ohne das wahre Problem zu erkennen. Der Schlüssel liegt im richtigen Griffdruck.
Ein paar Würfe im Stehen ohne Anlauf auf einem Teppich auf Ihren Pro-Shop-Experten zu, können Sie lehren den Griffdruck anzupassen und die Angst zu verlieren, den Ball nicht richtig freizugeben. Wir machen das jedes Mal, wenn ein Spieler uns bittet, das Daumenloch aufzubohren: Wir lehren den richtigen Griffdruck. Wenn Sie den Ball aus dem Stillstand über den Boden rollen, sollten Sie ein volles Pendel durchführen. Ohne diese Zentrifugalkraft müssen Sie den Ball drücken, um ihn nicht zu verlieren. Auch wenn Ihnen ein halbes Pendel zu genügen scheint, müssen Sie ein volles Pendel durchführen, um den Griff zu entspannen.
Falls es Ihnen schwerfällt, den Ball freizugeben, dann hilft ein Trick, das Klammern einzustellen und den Ball besser loszulassen. Konzentrieren Sie sich darauf, Ihren Daumennagel gegen die Rückseite der Bohrung zu drücken, soll heißen, entwickeln Sie bei der Abgabe „Gegendruck“. So geben Sie den Ball locker frei. Das hilft, wenn Sie gerade lernen, den Daumen leichter herauszubekommen. Sie strecken den Daumen, um nicht zu drücken. Das funktioniert gut bei Bowlern, die Hausbälle benutzt haben oder von einem schlecht angepassten Ball zu einem idealen Ball wechseln. Denken Sie so lange an diesen Trick, bis Sie den richtigen Griffdruck beherrschen.
TAPE
Mit einem Tape nehmen Sie die Feinanpassung des Daumenlochs vor. Tape wird während des Spieles benutzt, um bei Schwankungen der Daumengröße das Daumenloch anzupassen. Sie setzen das Tape für jeden Wurf ein und entfernen es wieder. Machen Sie keinen Wurf mit einer falschen Lochgröße.
Tape ist in zwei Farben und zwei Größen erhältlich: Das schwarze ist glatt, das weiße hat eine gewisse Textur. Beide sind in Breiten von einem Dreivierteloder einem ganzen Zoll erhältlich. Schwarzes Tape wird eher an der Rückseite der Bohrung eingesetzt (Abb. 1.11). Der Daumen wird in einem Winkel in den Ball geschoben. Legen Sie das Tape mit der abgerundeten Seite nach oben auf die gepolsterte Seite oder der Fingernagelseite der Bohrung an. Dafür benutzen Sie ein Werkzeug als Hilfsmittel.
Das weiße Tape sollten Sie vorn verwenden, aber nur ein Stück, denn es verändert die Spanne. Legen Sie es gegenüber dem schwarzen Tape ein – auf der weichen Seite des Daumens. Es genügt wenig, denn es soll nur das Gefühl verbessern. Was dann an Anpassung noch fehlt, nehmen Sie hinten mit dem schwarzen Tape vor. Ersetzen Sie das weiße erst, wenn es Öl aufnimmt und seine Farbe verändert oder wenn Ihr Gefühl verloren geht. Halten Sie für eine saubere Ballabgabe den Ausgang frei. Diese Anpassung beeinträchtigt die Spanne nicht. Manche Bowler nehmen weißes Tape vorn (Daumenpolster), weil die Textur ihnen Sicherheit gibt. Experimentieren Sie, bis es sich gut anfühlt.
Sie werden merken, dass Ihr Daumen beim Spiel wächst oder schrumpft. Dann nutzen Sie Tape, um die Bohrung exakt an den Daumen anzupassen, denn Sie sollten bei jedem Wurf den gleichen Griffdruck ausüben. Es gilt die Devise: „Den Ball an die Hand anpassen und nicht die Hand an den Ball.“
Abb. 1.11 Schwarzes Tape auf Daumennagelseite: (a) Rechtshänder, (b) Linkshänder.
FINGERTAPE
Ein Fingertape kommt auf die Rückseite des Daumens (Abb. 1.12) und hat nichts mit dem Tape für das Daumenloch zu tun. Es ist in verschiedenen Texturen erhältlich, um für die Ballabgabe das ideale Gefühl zu bekommen. Testen Sie, ob Ihnen das Gefühl mit Tape behagt oder ob Sie gar keines verwenden wollen. Es nimmt technisch gesehen etwas Platz in der Bohrung ein. Das ändert nichts daran, dass Sie natürlich weiter mit Tape im Daumenloch arbeiten müssen, um die Bohrung während des Spieles an die Daumengröße anzupassen.
Bowler- und Fingertapes richtig einzusetzen ist ein Zeichen von Reife eines Spielers. Zum einen lässt es erkennen, dass Sie wissen, wann Sie Tapes benötigen, und wer zweitens mit einer engeren Bohrung zurechtkommt, der ist auf dem Weg, den richtigen Griffdruck anzuwenden.
Abb. 1.12 Fingertape auf der Rückseite des Daumens.
Mit einem besseren Griffdruck muss auch die Passform des Balles angepasst werden. Wer sich mehr entspannt, kommt mit weniger Rückwärtsneigung aus und gibt den Ball dennoch sauber frei. Wenn Sie den Ball mit weniger Rückwärts- oder Vorwärtsneigung sauber abgeben, dann sind Sie entspannter.