Das große Buch vom Bowling. Michelle Mullen
Hand bleibt. Daher gibt es zahllose Spieler, die beim Abwärtspendel den Ball reißen und ziehen. Ich selbst habe das jahrelang auch getan! Es ist aber ein Unterschied, ob die Rückwärtsneigung reicht, um den Daumen sauber aus dem Loch zu bekommen, oder ob sie so groß ist, dass Sie drücken müssen, damit der Daumen nicht zu früh herausrutscht. Zum Glück haben wir heute ein besseres Verständnis der Anpassungstechnik, sodass wir vielen Bowlern helfen konnten, das Problem zu lösen oder gleich zu vermeiden.
Neigung für die Fingerspitzen und Flexibilität
Außer bei wenigen Ausnahmen benötigen Spieler beim Fingerspitzengriff etwas Rückwärtsneigung, um die fehlende Flexibilität der Fingerspitzengelenke auszugleichen. Beim Fingerspitzengriff ist die Hand über eine größere Spanne gedehnt, was mehr Flexibilität in den Gelenken erfordert, um die Finger nach vorn zu biegen und die Fingerspitzen bündig in die Löcher zu bringen. Das lässt sich durch eine Rückwärtsneigung erreichen. Früher hat man die Fingerlöcher nach vorn geneigt, um dem Ball mehr Drall zu geben. Damals waren die Bälle aber schwächer und benötigten mehr Krafteinsatz. Bei den stärkeren Bällen, die natürlich bessere Haken schlagen, geht es darum, den Ball sauber freizugeben und in die Bahn zu bringen, damit er optimal rollt. Viele Bowler geben dem Ball immer noch einen Drall. Ich habe das als Trainerin nie unterrichtet!
Anpassung an das Alter
Gelenke verlieren im Lauf der Zeit ihre Flexibilität, manchmal kommt auch eine Arthritis dazu. Dann sollten Sie Ihren Ball anpassen, um sich beim Bowlen weiter wohlzufühlen, also den Griff ändern, um nachlassende Stärke und Flexibilität auszugleichen.
Für einen Fingerspitzengriff sollten Sie die Neigung der Fingerlöcher an den Bewegungsbereich Ihrer Gelenke anpassen. Letztendlich benötigen Sie eine stärkere Rückwärtsneigung, damit die Fingerspitzen weiter bündig an der Vorderseite der Löcher anliegen.
Abb. 1.5 Bowlingball mit viertem Loch für den kleinen Finger.
Je nach der Kraft in der Hand können Sie ein viertes Loch für den kleinen Finger (Abb. 1.5) bohren lassen, das gibt mehr Kontrolle über den Ball. Ich benutze das vierte Loch gern. Ring- und kleiner Finger haben meist eine gemeinsame Sehne und werden zusammen gebeugt. Früher habe ich den kleinen Finger für mehr Gefühl im Ringfinger auf den Ball gelegt. Das geht nun wegen einer Arthritis nicht mehr. Daher fühle ich mich mit einem vierten Loch einfach wohler.
Ihre Hand darf beim Bowlen nicht schmerzen. Ändert sich die Hand, sollten Sie den Griff anpassen, um sich wohlzufühlen und Verletzungen vorzubeugen. Das ist wichtig, wenn die Flexibilität nachlässt oder eine Arthritis auftritt.
DAS GEWICHT DES BALLES
Ein Bowlingball wiegt zwischen 2,7 und 7,5 kg. Bei Jugendlichen sollte der Ball etwa 10 % des Körpergewichts haben, bei einer maximalen Abweichung von 1 kg Körpergewicht. Das ist aber eher vage. Wenn Trainer über das Gewicht entscheiden, beobachten sie die Schüler beim Bowlen, notfalls mit einem Hausball, um zu sehen, wann das Pendel am besten ist.
Bei einem Hausball sollten Sie bedenken, dass die Bohrungen nicht für Ihre Hand maßgeschneidert sind. Daher finden Sie unter Umständen keinen Ball mit Ihrem Idealgewicht. Wenn Trainer ihre Schüler mit einem Hausball beobachten, um das Gewicht für einen eigenen Ball zu ermitteln, sollten sie bedenken, dass der neue Ball viel besser passen wird und deshalb auch ein Pfund schwerer sein kann als der Hausball, denn ein gut passender Ball fühlt sich leichter an.
Ist der Ball zu leicht, bringen Sie womöglich zu viel Kraft auf den Ball und haben Probleme, ein gleichmäßiges, ordentliches Pendel zu entwickeln. Sie benötigen am Ende des Armes eine Art Anker, um den Pendeleffekt beim Schwung zu erzeugen. Auch ein zu schwerer Ball ist nicht gut: Zum guten Bowlen brauchen Sie nicht den schwersten Ball, sonst brauchen Sie zu viel Kraft, um ihn durch einen vollen Bogen zu schwingen. Haben Sie Mühe, den Ball leicht über den vollen Bogen zu schwingen oder fällt es Ihnen schwer, dies über all Ihre Spiele durchzuhalten, ist ein leichter Ball besser. Wählen Sie ihn so schwer wie möglich, aber so, dass Sie ihn über das ganze Spiel sauber pendeln können.
Das ist wie beim Gewichtheben: Sie schaffen den korrekten Bewegungsablauf nicht oder aber nur ganz wenige Wiederholungen. Damit Sie mit mehr Gewicht sauber arbeiten können, müssen Sie Krafttraining machen.
Mehr Gewicht ist nicht unbedingt besser! Früher war der Kern der Bowlingbälle viel schwächer, die Durchschlagskraft des Balles hing dabei überwiegend vom Gewicht ab. Heutzutage sind die Kerne meist so stark, dass sie manchmal fast die Hälfte des Ballgewichts ausmachen. Die heutigen Bälle, auch die leichten, schlagen härter zu. Aus diesem Grund nehmen auch viele männliche Profis keinen 7,5-kg-Ball. Wenn es Ihnen schwerfällt, den Ball in das Pendel zu bekommen, Sie kein volles Rückpendel schaffen oder der Ball zu langsam ist, sollten Sie über einen leichteren nachdenken.
Nur weil Sie einen starken Wurf haben, brauchen Sie auch noch lange keinen schwereren Ball. Die besten Profis haben einen schnellen Ball mit einem guten Lauf. Das Gefühl, dass man zu stark wirft, liegt manchmal nur daran, dass der Lauf des Balles zu schwach für Ihre Geschwindigkeit ist. Liegt das daran, dass Ihr Handgelenk eine schwache Haltung hat, dann hilft auch ein schwererer Ball nicht. Für einen besseren Lauf brauchen Sie eine festere, stärkere Haltung des Handgelenks, und das erreichen Sie mit einem schwereren Ball kaum.
In manchen Fällen verhilft eine Handgelenkstütze zu einer stärkeren Haltung und zu einem besseren Lauf. Sie eignet sich für Bowler mit schwachen Handgelenken oder diejenigen, die durch stärkeren Druck das Handgelenk anspannen oder beim Pendel die Muskeln anspannen. Das geschieht häufig. Das Handgelenk wird nicht von denselben Muskeln gestützt, die den Ball halten oder schwingen. Abgesehen von der Kraft des Handgelenks brauchen Bowler eine feste Handgelenkhaltung, ohne das Handgelenk anzuspannen oder beim Pendel die Muskeln anzuspannen. Wer das nicht kann, sollte eine Handgelenkstütze in Betracht ziehen.
BÄLLE: KUNSTSTOFF ODER REAKTIVBALL
Heute werden drei Arten von Bällen benutzt: Kunststoff-, Urethan- und Reaktivbälle. Diese bestehen ebenfalls aus Urethan, verfügen zusätzlich aber über eine Beschichtung aus Reaktivharz, die den Hakenlauf ermöglicht. Dieses Additiv sorgt für eine stärkere Reaktion, weshalb diese Bälle bei Leistungssportlern beliebt sind und die normalen Urethanbälle praktisch abgelöst haben. Es gibt inzwischen aber wieder einige Urethanbälle für Profis, die sich bei bestimmten Bahnbedingungen mehr Kontrolle wünschen. Uns sollen hier aber die beliebteren Kunststoff- und Reaktivbälle genügen.
Kunststoffbälle
Kunststoffbälle sind wirklich nur einfach Bälle aus Kunststoff. Der ist sehr glatt und erzeugt dadurch nur wenig Reibung auf der Bahn. Damit ähneln sie einem Autoreifen mit abgefahrenem Profil.
Kunststoffbälle verfügen außer der Schale über einen kleinen Gewichtsblock, umgeben von Füllmaterial. Dieser Ball hat eine weniger dynamische Reaktion, wenn der Bowler ihn in Rotation versetzt. Wie die Schale ist auch der Gewichtsblock sehr schwach und sorgt kaum für einen Hakenlauf. Der Kunststoffball läuft praktisch geradeaus.
Er eignet sich gut für jüngere Anfänger, die einen geraden Ball werfen, und später, wenn sie reifer sind, sich dann einen schwereren Ball für mittlerweile größere Hände zulegen. Auch für Erwachsene, die gerade werfen und einen eigenen, angepassten Ball für optimale Ergebnisse möchten, ist ein Kunststoffball gut. Schließlich sind auch Senioren, die den Ball eher langsam rollen, damit gut bedient. Hat ein Reaktivball für die übliche Geschwindigkeit eines Bowlers zu viel Hakenlauf, könnte er zu einem Kunststoffball wechseln – allerdings hat der weniger Durchschlagskraft –, denn der schlägt bei entsprechender Rotation bei der Ballabgabe auch bei langsamerer Geschwindigkeit noch einen Haken. Vorgebohrte Hausbälle sind stets aus Kunststoff.
Kunststoffbälle eignen sich auch gut als Räumbälle. Wer mit einem aggressiven Ball einen Hakenlauf wirft, kann für den Pin an der Außenseite einen Kunststoffball nehmen, der vor dem Pin nicht noch einen Haken schlägt. Dazu finden Sie mehr in Kapitel