Fast Food Diät. Harald Sükar

Fast Food Diät - Harald Sükar


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hat dabei den perfekten Dreh gefunden, um dieses Geschäftsmodell für alle Zukunft abzusichern. Denn wenn es uns auch so vorkommt, die eigentliche Zielgruppe des Konzerns sind nicht wir Erwachsenen, sondern die Kinder. Wenn McDonald’s Kinder von Fast Food abhängig machen kann, in der Zeit also, in der sich unser Ernährungsverhalten genau wie etwa unser Sozial- oder unser Bewegungsverhalten unter dem Einfluss unserer Umgebung herausbildet, dann schafft das viele lebenslang abhängige Kunden.

      Was für uns Erwachsene so angenehm leicht erscheint, ist für Kinder das wahre Paradies. Essen mit den Händen, Herumtollen, nicht ruhig sitzen bleiben zu müssen. Die sonst immer verlangten Manieren ablegen zu können. Im Fast-Food-Palast regieren die Kinder.

      Mit den Kindergeburtstagsfeiern in den Restaurants, aus Sicht von Chicago wahrscheinlich eine der besten Ideen ever, generiert McDonald’s schöne Erinnerungen voller Spaß und Emotionen. Die Kinder werden eines Tages selbst mit ihren Kindern wiederkommen, sollten sie nicht als Männer wegen all dem Junk impotent geworden oder als Frauen an Typ-2-Diabetes gestorben sein.

      Wie oft haben wohl schon Kinder auf dem Heimweg oder der Fahrt von A nach B getobt und geheult, dass sie lieber zu McDonald’s wollen, als Mamas gebackenen Emmentaler zu essen. Sobald sie in der Schule sind und eigenes Taschengeld haben, sind Eltern in jedem Fall chancenlos.

      McDonald’s sagt dazu: »Wir bieten auch gesunde Alternativen wie zuckerfreie Getränke, also Wasser, oder etwa Obst an.« Tja das stimmt, aber Werbung für Wasser und Obst habe ich bei McDonald’s noch nie gesehen. Dass Übergewicht und Adipositas ihre Wurzeln in der Erlebniswelt von Kindern zwischen zwei und sechs Jahren haben, ist den Fast-Food-Ketten egal.

      ICH HASSE DIÄTEN

      Ich war also eine vergleichsweise milde Form von Fast-Food-Junkie. Als ich ein Kind war, gab es in Österreich noch keine McDona!ds-Restaurants. Das erste sperrte 1977 auf, als ich 14 war. Ich geriet also nicht in meinen wichtigsten Prägephasen, sondern erst als Erwachsener in die McDonald’s- Maschinerie, was gerade für mich immer noch schlimm genug war. Denn Disziplin beim Essen gehört eindeutig nicht zu meinen Stärken.

      Das stellte ich fest, nachdem mich meine Waage mit 96 Kilo geschockt hatte. Bei neunzig Kilo dachte ich noch: Naja. Bei 95 dachte ich: Diese Grenze wollte ich eigentlich nie überschreiten. Bei 96 merkte ich: Das geht immer so weiter.

      Also musste eine Diät her. Nur welche? Das Angebot war riesig. Ich suchte nach einer Fast-Diät, also nach einer, die schnell wirken würde. Ich wollte mich nicht ewig mit irgendwelchen neuen Ernährungsformen beschäftigen, sondern am besten das ganze Unterfangen schnell hinter mich bringen und die Kilos purzeln sehen. Vielleicht war das im Nachhinein betrachtet nicht die intelligenteste Einstellung zum Abnehmen, aber ich wollte Ergebnisse sehen, und das möglichst sofort.

      Eines hatten alle Diäten, die ich ausprobierte, gemeinsam. Ich scheiterte kläglich mit ihnen. Sie brachten mich körperlich und physisch an meine Grenzen. Ich will gar nicht damit spekulieren, wie sich Menschen in Hungersnöten gefühlt haben müssen, aber mir ging es auch verdammt schlecht. Schon weil es bei mir dazu kam, dass das Essen wie immer rings um mich in jeder Menge verfügbar war.

      Ich erinnere mich an Tage, an denen ich penibel Kalorien zählte, mir winzige Portiönchen von irgendetwas gruselig Schmeckendem zubereitete und mir dabei lächerlich vorkam. Irgendwann beobachtete ich mich dabei, wie ich Essen vor mir selbst verstecken wollte oder eben erst gekaufte Lebensmittel in die Mülltonne vor dem Haus warf, weil das meine einzige Rettung vor ihnen war, und wie ich dann noch drei Mal den Deckel hob und überlegte, ob ich sie nicht doch wieder herausholen sollte. Mit einem leeren, unerträglich laut knurrenden Magen ins Bett zu gehen, war ein Alptraum für mich und ich war ständig gereizt, unglücklich und unleidlich. Ich verlor meine Lebensgeister, was mich noch unglücklicher machte als mein Übergewicht.

      Verzicht ist ja an und für sich etwas Wertvolles. Er schärft unsere Sinne und verbessert unsere Fähigkeit, diesen Kosmos in all seiner Komplexität wahrzunehmen, weshalb sich Mönche aller Religionen im Verzicht üben. Genau diese Übung ist wahrscheinlich auch unsere einzige Möglichkeit, unseren Planeten noch zu retten, der gerade an unserem Übermaß in allem zu kollabieren droht.

      Bloß eigne ich mich einfach nicht als Apostel des Verzichts. Das überlasse ich gerne anderen. Wenn ich mich im Verzicht üben soll, dann geht das nur, wenn ich es selbst kaum merke. Mein Körper sieht das offenbar genauso. Während meiner Versuche mit diversen Diäten prägten neben Stimmungsschwankungen auch Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen mein tägliches Leben.

      Ich verstand schon, dass eine Diät dem Körper viele Veränderungen abverlangt, die auf lange Sicht sicher gut sind, aber ich fragte mich: Muss ich mich dabei wirklich wie ein Patient in der Blüte einer wirklich unangenehmen Krankheit fühlen?

      Ich will Diäten gar nicht pauschal verurteilen. Die guten zielen auf eine Veränderung unserer Essgewohnheiten ab und bringen im besten Fall für manche Menschen wirklich einen Gewichtsverlust und eine Verbesserung ihrer Gesundheit mit sich. Genau das brauchte ich auch, trotzdem lief es bei mir einfach nicht.

      Nichts schien so richtig zu klappen und nichts schien richtig zu mir zu passen. Nichts ließ mich Burger, Pommes und Co. vergessen. Klassische Diäten waren einfach nichts für mich, das musste ich wohl oder übel akzeptieren.

      Wahrscheinlich bin ich dafür einfach zu lebensfroh, dachte ich. Ich will auch beim Essen Spaß und sinnliche Momente haben, ohne deshalb besonders feine Geschmacksnerven zu besitzen. Wahrscheinlich war ich damit das perfekte McDonald’s-Opfer.

      AB INS MCKRANKENHAUS

      So schlimm wird es schon nicht sein: Das sagt immer eine liebenswürdige Stimme aus unserem Inneren, wenn wir wieder einmal feststellen, dass Burger, Pommes oder Pizzaschnitten doch genau das Richtige für uns sind, zumindest im Moment. Nur leider ist es in Wirklichkeit sogar noch schlimmer.

      Nachdem ich der Fast-Food-Branche beruflich den Rücken gekehrt hatte und mit meinem Gewicht zu kämpfen anfing, ließ mich eine Frage nicht los: Was genau macht Fast Food so ungesund? Auch mir war klar, dass das Zucker-Fett-Salz-Gemisch in der Kombination mit Billig-Schnell-Einfach eine Falle ist, mit der Fast-Food-Konzerne auf Kosten ihrer Kunden Umsätze maximieren, und zwar nachhaltig. Denn jemand, der einmal hineingetappt ist, sitzt wie gesagt dort fest, vielleicht sein Leben lang.

      Die großen Ketten müssen ihr Zeug nur hübsch verpacken, hübsche Sachen draufschreiben und hübsche Menschen in der Werbung lustige Dinge sagen lassen, dann wird das Ganze zuerst zu einer kleinen sündigen Belohnung und im Lauf der Zeit zu etwas wie einer Ernährungsroutine. Besonders, wenn die Konzerne auch noch Statements für das schlechte Gewissen wie »Fleisch aus der Region« dazu liefern oder unter ihren vielen bunten Farben das Grün besonders stark betonen.

      Aber was genau war nun eigentlich das Problem? Zucker ist irgendwie schlecht für Körper, Geist und Seele, so viel wusste ich, und vor Salz warnt ständig die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei Fett musste ich schon nachsehen – ach ja, vor allem die bei der Fast Food-Industrie beliebten falschen Fette verkrusten die Blutgefäße und fördern Depressionen. So weit, so schlecht, dachte ich bisher immer, aber was soll der Mensch sonst essen? Gekochte Brokkoli mit ungesalzenen Kartoffeln, die vielleicht nicht einmal gebraten oder in Butter geschwenkt sein dürfen, weil sie davon ja auch fett werden?

      Jedenfalls wollte ich es genau wissen. Für mich selbst, weil ich begriff, dass mein Körper, mein Geist und meine Seele mein Leben ausmachen, und ein wenig auch aus schlechtem Gewissen. Ich bin nicht der Typ, der sich bekehren lässt und dann missionieren geht, aber es kam mir doch komisch vor, dass ich mich jahrelang so leichtfertig für eine im Grunde schlechte Sache einspannen lassen hatte. Ich bin durchaus der Typ, der gerne auch einmal mit den Wölfen heult, aber hier waren die Wölfe doch eindeutig die falschen gewesen.

      Es ging auch um meine Freunde und Bekannten. Wenn ich ihnen sagte, dass ich es bereute, Ungesundes zu verkaufen und Teil dieser Maschinerie zu sein, gab ihnen das zu denken. Schließlich kannten sie mich nicht als jemanden, der so leicht etwas bereut. Sie wollten wissen, warum


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