Fast Food Diät. Harald Sükar

Fast Food Diät - Harald Sükar


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befasste ich mich im Detail mit den Inhaltsstoffen von Fast Food und schrieb ein Buch mit dem Titel »Die Fast Food Falle« darüber. So geriet ich doch noch in die Rolle des Missionars, und es fühlte sich nicht einmal so schlecht an. Es war sogar ein ganz gutes Gefühl, aus innerer Überzeugung das Richtige zu tun. Ich kann das nur empfehlen.

      Bei meiner nachträglichen Auseinandersetzung mit der Wirkung von Fast Food auf Körper, Geist und Seele kam ich zu einem eindeutigen Schluss: Fast Food ist nicht deshalb schlecht, weil es Fast Food ist. Eigentlich steht »Fast« ja für gute Dinge. Für rasche, unkomplizierte Zubereitung und Verfügbarkeit sowie für Verzehr ohne viel Drumherum.

      Doch die Industrie deutete das »Fast« von »Fast Food« um. Es wurde zu einem Synonym für »Junk« (zu deutsch »Müll«) und steht für »Billig« und »Sucht«. Kein Wunder, dass sich auch der Begriff »Junkfood« durchgesetzt hat, doch auch er hat einen Bedeutungswandel erlebt. Er kommt jetzt immer mit einem sympathischen Unterton daher. »Ich gönne mir heute ein bisschen Junkfood«, sagen wir, und in diesem »Gönnen« liegt der ganze (Selbst-)Betrug. Denn in Wirklichkeit ist es so, als würden wir sagen: »Heute gönne ich mir ein bisschen Müll.«

      Besser sollten die Nahrungsmittel der etablierten Fast-Food-Industrie »Cheap-Food« heißen, da wird es mit dem sympathischen Unterton schon schwieriger, oder überhaupt »Addiction-Food«, also »Sucht-Essen«. Dieses nüchterne deutsche Wort bringt die Sache am ehesten auf den Punkt und hier sind wir endgültig weit jenseits jeder mit Werbetricks generierten Sexyness und direkt in der Realität.

      Denn Tatsache ist, dass industrielles Fast Food größtenteils wertlos ist, uns allerdings durch die Zucker-Fett-Salz-Falle trotzdem süchtig macht.

      Die Fast-Food-Konzerne sind die Alchemisten der Wirtschaft. Sie haben tatsächlich einen Trick gefunden, Müll in Gold zu verwandeln, und zwar, indem sie Milliarden Menschen dazu bringen, ihn aufzuessen.

      Zucker und Salz sind nicht per se schlecht, auch Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß, die weiteren Zutaten der Fast-Food-Industrie, sind es nicht. Vor allem letztere drei sind Grundbausteine jeder menschlichen Ernährung. Was also ist das Problem? Wie ist das jetzt mit Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett, Zucker und Salz bei McDonald’s und Co.?

      Im Grunde ist es ganz einfach: Egal was wir essen, unser Stoffwechsel wandelt die Nahrung in Energie um. Wenn die Nahrung von McDonald’s und Co. kommt, läuft dabei, ohne dass wir es beim Essen merken, einiges schief. Was bittere Folgen für uns haben kann. Aber der Reihe nach.

      DAS KOHLENHYDRATE-DILEMMA

      Jeder kennt sie, je nach Ernährungstrend gelten sie gerade als gut oder als böse, und wie sie mit unserem Körper interagieren, ist eigentlich leicht zu verstehen: Kohlenhydrate sind vor allem im Getreide (also zum Beispiel im Brot) und in Knollen (also zum Beispiel in Kartoffeln) enthalten und unser Stoffwechsel verwandelt sie in Blutzucker, auch Glykose genannt. Blutzucker gelangt durch das Blut in die Zellen und versorgt sie mit Energie. Das ist weder gut noch böse, das ist schlicht lebenswichtig.

      Kommen wir zu dem Punkt, an dem wir zu viele Kohlenhydrate gegessen haben. Auch kein Problem. Unsere Leber tritt auf den Plan und verwandelt Blutzucker in Glykogen. Dieses Glykogen bildet einen Energievorrat. Das ist ebenfalls lebenswichtig. Denn unser Körper kann bei Bedarf auf diesen Vorrat zugreifen, indem er das Glykogen einfach wieder in Glykose zurückverwandelt.

      Nun ist es aber so, dass unsere Vorratsspeicher nicht unendlich groß sind. Ihr Fassungsvermögen ist beschränkt. Die Evolution dachte sich bei ihrer Entwicklung: Ein paar Vorräte anlegen zu können ist okay, aber zu viele müssen es nicht sein, schließlich sollte es laufend Nachschub geben. Bloß, was passiert, wenn unsere Vorratsspeicher gefüllt sind und wir noch mehr Kohlenhydrate essen?

      Dann tritt nach der Leber die Bauchspeicheldrüse auf den Plan und produziert das Hormon Insulin. Das Insulin hilft, verkürzt gesagt, die überschüssige Glykose aus dem Blut zu entfernen. Sie verdampft aber nicht einfach oder löst sich irgendwie anders in Luft auf. Vielmehr landet sie als Fett in den Zellen. Das ist der Punkt, an dem die Waage und unser langes Gesicht beim Blick auf ihre Anzeige ins Spiel kommen.

      Die Bauchspeicheldrüse ist ein ebenso sensibles wie unersetzliches Organ. Ist sie überlastet oder stellt sie aus anderen Gründen ihre Arbeit ein, ist unser Körper mangels Insulin mit der überschüssigen Glykose überfordert. Wenn sie im Blut bleibt, kann das dramatische Folgen für uns haben. Der Name für diese Folgen lautet Typ-2-Diabetes. Wir sind nun auf eine Insulin-Zufuhr von außen angewiesen, um eine »Überzuckerung« des Blutes zu verhindern. Typ-2-Diabetes ist eine der Zivilisationskrankheiten, die sich geradezu pandemisch ausbreiten.

      DIE FETT-LÜGE

      Die Nahrungsmittelindustrie hat jahrzehntelang ein weit verbreitetes Missverständnis zu ihren Gunsten und auf unsere Kosten ausgenützt und es sogar noch gefördert. Es bestand darin, dass zu viel Fett von Fett kommt. Fett zu essen macht fett und ist deshalb schlecht, Kohlenhydrate zu essen dagegen ist gut, behauptet sie und verkauft uns mit fetten Gewinnen Kohlenhydrate und fettarme »Light«-Produkte. Der Schaden, den sie mit dieser Fett-Lüge anrichtete, ist enorm. Die Gesellschaft ist übergewichtig. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes kosten jedes Jahr mehr Menschenleben als die Corona-Pandemie in ihren schlimmsten Phasen.

      Heute klärt sich dieser Irrtum allmählich auf, doch die Fast-Food-Industrie tut sich beim Zubereiten der Brötchen, Pommes und Teige nach wie vor keinen Zwang an. Kohlenhydrate, Kohlenhydrate, Kohlenhydrate. Über die Kinder, die sie gezielt mit ihrer Werbung und ihrem Marketing »targetiert«, wie es in der Fachsprache heißt, trägt sie das Missverständnis so gut sie kann von einer Generation in die nächste weiter. Nicht alle Fast-Food-Manager tun das wissentlich und vorsätzlich, immerhin das kann ich zu ihrer Ehrenrettung sagen. Manche fallen auf ihre eigenen Behauptungen selbst herein, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. An den mittel- und langfristigen physischen und psychischen Folgen für die Gäste der Fast-Food-Restaurants ändert das nichts.

      BITTERER ZUCKER

      Die ganze Verantwortungslosigkeit der Fast-Food-Industrie gegenüber ihren Kunden und Gästen drückt sich am deutlichsten beim Thema Zucker aus. Zucker, besonders industriell hergestellter Einfachzucker, auch Haushaltszucker genannt, ist sozusagen die ultimative Kohlenhydrat-Bombe, das Übel in seiner verdichteten Form. Er schießt mit Eiltempo ins Blut, erzeugt dort blitzschnell einen Zuckerüberschuss und verlangt der Bauchspeicheldrüse Schwerstarbeit ab. Der Fast-Food-Industrie ist das egal. Für sie zählt, dass Zucker ein perfekter Geschmacksverstärker ist, mit dem sie auch ihrem Junk befriedigende Geschmackserlebnisse abringen kann.

      Fruchtzucker, also die Fruktose, ist trotz seines hübschen Namens kein bisschen besser. Wird er in Form von reinem Obst konsumiert, ist er zwar auf jeden Fall die gesündere Variante, ein Großteil davon landet aber leider trotzdem in der Leber. Die produziert als Folge davon Harnsäure und Fett in Form von Triglyceriden. So steigt das Risiko für nette Dinge wie Fettleber, Leberzirrhose, Leberkrebs, Leberversagen, Gicht und auch wieder Herzerkrankungen.

      Die Fast-Food-Industrie setzt zum Süßen ihrer Produkte am liebsten den sogenannten Maissirup zu. Auch sein Name klingt irgendwie sympathisch, so nach Sonnenschein und Ackerbau, in Wirklichkeit ist er als Mischung von normalem Zucker und Fruchtzucker der schlimmste Zucker überhaupt. Auch das ist der Industrie egal. Für sie zählt, dass er von allen Zuckervarianten die billigste ist.

      STETER TROPFEN HÖHLT KÖRPER UND GEIST

      Zucker ist tonnenweise fast überall drin, in den Broten, in den Saucen und Dressings, natürlich in den Desserts und in den Softdrinks, die in der Fast-Food-Industrie immer eine große Rolle spielen. Denn wer trinkt schon Wasser zu einem Burger? Bier und Wein sind keine Optionen, also bleiben die Zuckerbomben aus den Pappbechern mit den Plastikdeckeln. Wer einmal den schwarzen Sirup gesehen hat, den McDona!ds-Filialen als »Coca Cola« geliefert kriegen, samt Anleitung, wie sie ihn in kultige Limo verwandeln, weiß, wovon ich spreche. Echt unappetitlich!

      Und steter Tropfen höhlt hier nicht nur den Körper.


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