Schulsozialarbeit in der Schweiz (E-Book). Ueli Hostettler

Schulsozialarbeit in der Schweiz (E-Book) - Ueli Hostettler


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       Vertrauen in die Schulsozialarbeit

       Problemintensität und soziale Unterstützung

       Bereitschaft, sich in verschiedenen Problemsituationen der Schulsozialarbeit anzuvertrauen

       Nutzung des Beratungsangebots der Schulsozialarbeit

       Nutzen der Schulsozialarbeit

       Positive und negative Aspekte der Schulsozialarbeit

      1.4 Das Forschungsprojekt im Überblick

      Das Forschungsprojekt «Kooperationsformen und Nutzungsstrukturen in der Schulsozialarbeit – Eine empirische Studie zum Stand in der deutschsprachigen Schweiz» (http://p3.snf.ch/Project-156642) wurde vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert und als Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) und der Berner Fachhochschule (BFH) zwischen Juni 2015 und März 2019 (46 Monate) durchgeführt. Abbildung 3 zeigt die Stationen im Projektverlauf.

      Die Querschnittsstudie basiert auf zwei unterschiedlichen quantitativen Fragebogenerhebungen. Zum einen wurden an den Schulen wenn möglich Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende und Schulleitungen zu zentralen Fragen zur Kooperation befragt. Auch die Ergebnisse zu den Angebotsmerkmalen der Schulsozialarbeit stammen aus dieser Quelle. Zum andern wurden an 32 Schulen jeweils alle Schülerinnen und Schüler der 5. bis 9. Klasse befragt. Schullisten und Angaben zur Anzahl der Schülerinnen und Schüler in allen Kantonen der deutschsprachigen Schweiz wurden uns vom Bundesamt für Statistik zur Verfügung gestellt. Tabelle 1 gibt einen thematisch gegliederten Überblick zu den befragten Akteurinnen und Akteuren und den entsprechenden Befragungsinstrumenten.

      Die Daten wurden auf der Ebene Individuum erhoben und für eine Reihe von Analysen auch auf Individualebene ausgewertet. Wir haben im Forschungsprojekt die interdisziplinären Kooperationsformen auch als organisationale Variablen betrachtet und die Individualdaten deshalb für gewisse Untersuchungen aggregiert und auf Ebene der Organisation beziehungsweise Schule ausgewertet. Kooperationsmuster zwischen verschiedenen Berufsgruppen und Institutionen sind sehr komplexe, multidimensionale Phänomene, die nicht direkt beobachtet und gemessen werden können. Deshalb haben wir der Validität der Erhebungsinstrumente und den erhebungsökonomischen Aspekten besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Insbesondere haben wir bereits bestehende und validierte Skalen früherer Untersuchungen adaptiert. Für die innerschulische interdisziplinäre Kooperation haben wir uns am Index of interdisciplinary collaboration von Bronstein (2002) orientiert, ihn erweitert und angepasst. Der Einsatz von bereits bestehenden Befragungsinstrumenten hat den Vorteil, dass deren inhaltliche und methodische Verlässlichkeit aus früheren Studien abgesichert ist und so auch Vergleiche mit entsprechenden Studien möglich sind. In einigen Fällen wurden Fragen eigens für diese Untersuchung entwickelt. Da in der deutschsprachigen Forschungslandschaft bisher keine vergleichbaren Messinstrumente für den Sozial- und Bildungsbereich vorliegen, haben wir bestehende Messinstrumente ins Deutsche übersetzt und teilweise an das spezifische Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit und an schweizerische Verhältnisse angepasst. Alle Instrumente wurden einem Pretest mit Praxispartnern und -partnerinnen unterzogen und bei Bedarf weiter angepasst.

      Abbildung 3: Stationen im Verlauf des Forschungsprojekts «Kooperationsformen und Nutzungsstrukturen in der Schulsozialarbeit. Eine empirische Studie zum Stand in der deutschsprachigen Schweiz»

      Tabelle 1: Überblick zur Befragung und zu den verwendeten Instrumenten

Themen SL LP SSA SuS Kontext
FB FB FB FB BFS
Grunddaten Schullisten pro Kanton Anzahl Schülerinnen und Schüler pro Schule X
Organisation der Schulsozialarbeit Einführung der Schulsozialarbeit (Zeitpunkt) Versorgungsmodell Unterstellung Integration der Schulsozialarbeit in die Schule Anzahl versorgter Gemeinden und Schulen Ressourcen (Pensum Schulsozialarbeit) Räumliche Bedingungen in den Schulen Personelle Ausstattung Leistungen der Schulsozialarbeit X X
Interdisziplinäre Zusammenarbeit Merkmale der interdisziplinären Zusammenarbeit (Bronstein, 2003; Mellin et al., 2010) Vertrauen (Hoy, Tschannen-Moran, 2007) Kommunikation (Mellin et al., 2010; Ødegård, 2006) Motivation zur Kooperation (Ødegård, 2006) Entlastung durch die Schulsozialarbeit (Dizinger, 2015) Unterstützung der Schulleitung (Eigenformulierung) Rollenklarheit (Ødegård, 2006) Transformationale Führung (Felfe, 2006) Gleichberechtigte Partnerschaft (Eigenformulierung) Zeit für Austausch (Eigenformulierung) Einführungszeitpunkt und Betriebsjahre Anwesenheit der Schulsozialarbeit im Schulhaus (Eigenformulierung) Anzahl Schülerinnen und Schüler pro Vollzeitstelle (Eigenformulierung) Anzahl versorgter Schulhäuser (Eigenformulierung) Formalisierung der Zusammenarbeit (Eigenformulierung) Anzahl Sitzungen mit der Schulleitung (Eigenformulierung) Mitwirkung an Schulkonferenzen und Schulentwicklung (Eigenformulierung) Trägerschaft (Eigenformulierung) X X X X
Nutzerinnen und Nutzer der Schulsozialarbeit Funktionsniveau der Familie (FAD McMaster Assessment Device, Epstein, Baldwin, Bishop, 1983) Strengths and Difficulties Questionnaire (Goodman, Lamping, Ploubidis, 2010; Goodman, 1997) X
Nutzung der Schulsozialarbeit (Eigenformulierung) X

      Anmerkungen: Alle Instrumente, die nicht Eigenformulierungen sind, wurden von uns übersetzt und/oder für schweizerische Verhältnisse adaptiert. SL = Schulleitung; LP = Lehrperson; SAA = Schulsozialarbeitende; SuS = Schülerinnen und Schüler; BfS = Bundesamt für Statistik; FB = Fragebogen

      1.5 Befragung zu den Kooperationsformen

      1.5.1 Vorgehen

      Aufgrund der unklaren Datenlage zur Zahl der Schulsozialarbeitenden und der Schulen mit einem Schulsozialarbeitsangebot in der Deutschschweiz, die die Ziehung einer repräsentativen Stichprobe als nicht realistisch erscheinen liess, haben wir uns entschlossen, eine Gesamterhebung vorzunehmen. Dabei sind alle Schulsozialarbeitenden, von denen wir Kenntnis erhalten konnten, einbezogen und kontaktiert worden. Dafür haben wir zuerst die Grundgesamtheit der Schulsozialarbeitenden, die an Schulen mit einem entsprechenden Angebot zum Erhebungszeitpunkt tätig waren, möglichst genau bestimmt. Eine erste Schätzung der Bruttostichprobe konnte aufgrund der Angaben von Gschwind (2014) vorgenommen werden. Weitere mögliche Informationsquellen, lokale und regionale Register, sind in den letzten Jahren oft nicht ausreichend aktualisiert worden (z.B. http://schulsozialarbeit.ch),


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