Lehren kompakt II (E-Book). Ruth Meyer
Um diesen idealen Erwartungen zu entsprechen, müssten die Jugendlichen ihre Entwicklungsaufgaben bereits gelöst und die Sozial- und Selbstkompetenzen vollumfänglich zur Verfügung haben. Das kann aber niemals von 16-Jährigen erwartet werden. Nach der obligatorischen Schulpflicht ist es höchstens möglich, die Jugendlichen nach und nach mit diesen Erwartungen zu konfrontieren und sie bei der Erfüllung zu unterstützen. Die Aufgabe von Lehrpersonen ist es, dabei wirklich schrittweise zu verfahren und wohlwollend mit Rückschlägen und Misserfolgen umzugehen.
Disziplinprobleme als Folge
Disziplinprobleme entstehen vor allem aus der Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Schule an die Jugendlichen und deren tatsächlichen Fähigkeiten. Die Ursachen für Arbeits- und Motivationsstörungen, die sich dann in Disziplinlosigkeit und Störung des Unterrichts auswirken, sind im Wesentlichen
•Mangelndes Selbstvertrauen
•Mangelnde Sozialkompetenz
•Unrealistische Ziele und Vorstellungen
•Ungünstige Arbeitsstile und Lerndefizite
•Hohe Ablenkbarkeit
•Unrealistische Selbsteinschätzung
Gegen diese Ursachen kommen Lehrpersonen bloss an, wenn sie
•ehrlich und kontinuierlich Wertschätzung zeigen,
•Erfolgserlebnisse ermöglichen,
•Hilfestellungen bieten bei der Lern- und Arbeitstechnik (Zielsetzungen, Lernplanung, Zeitplanung, Prioritätensetzung, Lernorganisation, Lernen auf Prüfungen),
•Sozialkompetenzen einüben lassen (Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Kooperation),
•regelmässig Rückmeldung und Bestätigung geben,
•da anknüpfen, wo Jugendliche interessiert sind (Social Media, Games, Peer-group, Fragen der Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit, Bezug zur eigenen Lebensrealität).
Aufgrund ihres Entwicklungsstandes sind Jugendliche nicht in der Lage, objektiv und sachlich am Unterricht teilzunehmen und ihre persönlichen Probleme aussen vor zu lassen. Sie sind beschäftigt mit ihrer Sexualität und dem Einfluss der Gleichaltrigen. Sie haben oft zu wenig geschlafen und sind schlecht ernährt, sind durch Medien und Werbung abgelenkt und können selbst nicht erkennen, dass sie noch nicht erwachsen sind.
Jugendliche Lernende weichen dem Lernen in der schulischen Umgebung gerne aus. Sie versuchen, die Erwachsenen zu ignorieren oder auszutricksen. Es sei denn, sie treffen ein erwachsenes Gegenüber, das wohlwollend, fachkundig, authentisch und engagiert das Gleichgewicht wahren kann zwischen Fach, Klassenklima und den beteiligten Persönlichkeiten. Weder Gleichgültigkeit (die sich in fehlendem Feedback und unpersönlicher Interaktion äussert) noch emotionslose Fachlichkeit noch überhebliche Anspruchshaltung können die Jugendlichen aktivieren.
Deshalb müssen ihnen die Lehrpersonen hier entgegenkommen und immer wieder Einfluss nehmen, indem sie Lerngelegenheiten und Gesprächsmöglichkeiten bieten, auf dem Einhalten von Vereinbarungen bestehen und Fehlern wohlwollend begegnen. Und aus genau diesem Grund ist Erziehung aus dem Unterricht mit Jugendlichen nicht wegzudenken, sondern gehört noch dazu. Erziehung, verstanden als gezielte Einwirkung auf die Jugendlichen, um sie in ihrem Erwachsenwerden zu fördern. Darüber mehr im nächsten Kapitel.
Wenn die Lehrperson sowohl die persönliche wie auch die fachliche Entwicklung fördert, dann sind Jugendliche realistischerweise in der Lage,
•Interesse am Lernstoff aufzubringen,
•Regeln zur Zusammenarbeit mitzubestimmen und einzuhalten,
•mit andern kooperativ zusammenzuarbeiten,
•das eigene Lernen zu lernen,
•die eigene Leistung zu reflektieren,
•zunehmend Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen.
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