Kebra Nagast. Papaapa Team

Kebra Nagast - Papaapa Team


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alle Leute, die sie fragte, sagten ihr: bei deinem Reiche! du wirst nirgends Wasser finden, um die Flamme deines Durstes damit zu löschen, außer beim Lager des Königs. Da kehrte sie zu ihrer Ruhestätte zurück, aber sie konnte nicht zur Ruhe kommen und war nahe daran, dass ihr Geist ihren Körper verließ und sie ohnmächtig wurde. Da machte sie sich eilends auf und ging zu Salomon hinein, um bei ihm Wasser zu trinken. Der aber war wach, es schien nur so, als schlafe er. Nun trank sie eine Menge und löschte ihren Durst, da kehrte ihr Geist zurück und sie fühlte, wie nach dem Tode ihr Leben sich erneuerte. Als sie nun zu ihrer Ruhestätte zurückkehren wollte, da stand jener eilends auf, hielt sie zurück und sagte: „Wahrlich, jetzt bist du mir Gattin geworden nach dem Gesetz der Könige und erinnerte sie an den Vertrag, der zwischen ihm und ihr bestand. Da gab sie freiwillig, wie es vorher vereinbart war, seinem Verlangen nach. Sie wurde dann von ihm schwanger und sprach zu ihm: Ich will in mein Land und mein Reich reisen. Aber was soll ich mit meinem Kinde tun, wenn ihm Gott das Leben schenkt? Da sagte er zu ihr: Wenn es der Wille des Herrn ist und du einen Sohn gebierst, so schicke ihn, wenn er herangewachsen ist, zu mir, ich will ihn zum König machen, und er soll dein Reich erhalten. Wenn es aber eine Tochter ist, so lass sie bei dir bleiben! Da sprach sie zu ihm: Wenn ich dir nun aber deinen Sohn schicke, woran wirst du sicher erkennen, dass es dein Sohn ist?. Da gab er ihr seinen Ring und sagte zu ihr: Bewahre diesen Ring und verpflichte dich, dass du keinesfalls die folgende Bedingung vernachlässigst, die nach rechtmäßigem, bindendem Vertrage unter uns bestehen soll, und der allmächtige Gott, der Gott Abrahams, Isaacs und Jakobs und der Gott meines Vaters David sei Zeuge zwischen mir und dir: wenn du mir meinen Sohn schickst, so gib ihm meinen Ring, dass er ihn bei sich trage und ich so sicher erkenne, dass es mein Sohn ist, ihn zum König mache und dann wieder zu dir sende. Da nahm sie den bindenden Vertrag von ihm an. Sie verabschiedeten sich, und sie reiste mit ihren Truppen in ihre Heimat, umfangen vom Frieden Gottes. Als sie nun in ihr Land kam, verbrachte sie ihre Tage der Schwangerschaft und gebar dann einen Sohn; sie hatte darüber große Freude, nannte ihn nach dem Namen seines Großvaters David und ließ ihm eine ausgezeichnete Erziehung zu teil werden. Als dann dieser zum Jüngling herangewachsen war und geistige Reife erlangt hatte und weise und klug wie sein Vater war, da geschah es eines Tages, dass er seine Mutter fragte und zu ihr sprach: 0 Mutter, wer ist mein Vater? ist er am Ende schon gestorben, während ich noch klein war? Da antwortete sie ihm und sagte zu ihm: Dein Vater lebt, mein lieber Sohn es ist Salomon, der Sohn Davids, der Prophet Gottes und König von Israel. Seine Herrschaft ist in Jerusalem und ich habe das Reichssiegel deines Vaters bei mir, das für dich verwahrt ist, damit du dadurch König werdest über Abessinien. Dies ist der Wille Gottes, und von jetzt an herrsche nicht mehr ich, sondern du, der Königssohn bist König! Das gefiel ihm sehr gut, und er bezeigte ihr seine Dankbarkeit. Dann sagte sie zu ihm: Mein lieber Sohn, versieh dich mit Geschenken und Truppen und ziehe nach Jerusalem, auf dass du dort anbetest, deinen Vater, sein Reich und seine große Weisheit erschauest und er dich zum König mache nach dem Vertrage, der zwischen mir und ihm besteht, während der allmächtige Gott zwischen uns Zeuge ist. Und alsbald steckte sie ihm den Ring seines Vaters an seine rechte Hand. Da rüstete er sich nach dem Willen des gelobten Gottes aus, zog mit den Truppen und den königlichen Geschenken fort und kam nach einiger Zeit nach Jerusalem. Als nun Salomon erfuhr, dass ein König gegen ihn heranziehe, ließ er die Truppen ihm entgegen ziehen, und wie jener an das Tor des Schlosses seines Vaters Salomon kam, da wusste Salomon noch nicht sicher, dass es sein Sohn war. Der Jüngling aber sah bei seiner Ankunft das Reittier seines Vaters gesattelt und gezäumt dastehen, stieg sofort auf, ritt und tummelte es und zückte das Schwert in seiner Hand. Als nun Salomon dies erfuhr, da bedrückte es ihn, aber er ließ sich nichts anmerken; erst als sie beide zusammengetroffen waren, brachte Salomon die Sache offen zur Sprache, nämlich dass jener sein Reittier geritten und das Schwert in seiner Hand gezückt habe. Da sprach jener zu ihm: Der Eigentümer dieses Ringes hier hat mich zum König über sein Reich eingesetzt, als ich noch im Leibe meiner Mutter war, und dies ist nach dem Willen Gottes geschehen. Da nun Salomon den Ring erblickte und seiner Sache sicher war, da frohlockte er in Freuden, erhob sich von seinem Throne, umhalste ihn und rief laut: Willkommen, mein lieber Sohn Ibn-Da’üd M. Er setzte ihm sofort die Krone seines Vaters David auf und ließ ihn auf dem Throne seines Vaters David sitzen. Die Bläser stießen ins Hörn und die Herolde riefen aus: Dieser ist David, der Sohn Salomons, des Sohnes von David, König von Israel. Und es ward ruchbar und verbreitete sich unter allen Stämmen der Kinder Israels, dass dieser Sohn Salomons, der Sohn der Königin des Südens, zu seinem Vater Salomon gekommen war und dieser ihn zum Herrscher über das Reich seines Vaters David eingesetzt und gekrönt und auf seinen Thron erhoben hatte. Nun war im Tempel Gottes, den Salomon erbaut und geweiht hatte, die Bundeslade Gottes, worin sich die beiden von dem Finger Gottes beschriebenen Steintafeln befanden sowie der Stab Aarons und das Maß des Mannas mit Gold getäfelt und mit Brokat bedeckt. Da ward dem ganzen Volke Israel ein Zeichen offenbar: so oft die Priester gebetet und ihr Gebet dem Allmächtigen vorgetragen und die Gebetszeremonien beendet hatten, erhob sich die Bundeslade Gottes von der Erde, und sie erhielten dadurch die Gewissheit, dass ihr Gebet angenommen sei, wenn aber, nachdem sie die Gebetszeremonien vorgenommen hatten, sich die Arche erhob, dann erlangten sie dadurch Gewissheit, dass von ihnen oder vom Volke eine Sünde begangen war, setzten deshalb ihr Gebet zum Herrn fort, forschten nach dem, der gesündigt hatte, und taten mit ihm, was rechtens war. Und wenn sich daraufhin die Arche erhob, dann erkannten sie, dass Gott seinen Grimm von ihnen gewandt hatte. Als nun jener König, der Sohn Salomons, den Tempel des Herrn betrat, um zu beten, und er die für den Verstand so erstaunliche Tatsache erschaute, dass sich die Bundeslade Gottes erhob, da dünkte ihn dies trefflich und er fasste den Plan, die Bundeslade Gottes mit sich in sein Land zu nehmen. Er unterredete sich mit seinem Vater Salomon, dem König von Israel, und sprach zu ihm: ,Ich will die Bundeslade Gottes in meine Heimat tragen. Da sagte jener zu ihm: Das kannst du nicht tun, mein lieber Sohn; nur die Priester können sie tragen, und jeder, der sie außer den Priestern berührt, kommt sofort ums Leben, werden doch die Kinder Israels nur durch die Bundeslade Gottes vor den Feinden beschützt. Jener aber gab sich nicht zufrieden, sondern sagte zu ihm: Ich verlange von dir weder Gold noch Silber, denn in meinem Lande sammelt man das Gold in Mengen auf der Erde. Ich verlange von dir nichts anderes als die Bundeslade Gottes, dass sie mich auf meiner Reise behüte und meinem Reiche und meinen Truppen in meiner Heimat ein Beistand sei. Da sprach sein Vater zu ihm: 0 mein Sohn, wenn es mit dem Willen des allmächtigen Gottes geschieht, dass du sie fortführest, so wird dir dies leicht werden. Wenn du aber die Lade nimmst, so lass es mich nicht wissen, und wenn du sie fortführst, so nimm nicht Abschied von mir. Denn die Priester und die Ältesten der Hochburg von Israel werden mir in dieser Angelegenheit sicherlich einen Eid beim Namen Gottes auferlegen, und wenn ich beim Namen Gottes schwöre, so muss ich meinen Eid halten. Da ließ der Jüngling heimlich einen Arbeiter zu sich kommen, der machte ein Holzgestell in der Form und nach dem Maße, der Länge und der Breite der Lade; und dann tötete er des Nachts den Arbeiter. Er ließ dann noch mehrere Arbeiter kommen, die überzogen es mit Gold grade wie dies bei der Lade der Fall war, und auch diesen Arbeitern bereitete er das gleiche Schicksal wie dem ersten. Und dann bedeckte er es mit Brokat. Als er sich nun zur Abreise anschickte, wusste sein Vater, der König Salomon, nicht darum. Dagegen berief jener vier zuverlässige Priester und spiegelte ihnen vor, er wolle sie vor seiner Abreise um ihr Gebet ersuchen, unterstützte sie mit Geld, damit sie für ihn beteten, und setzte ihnen eine Bezahlung aus, damit sie immer um ihn seien. Als dann die Nacht der Abreise herangekommen war, begaben sie sich zu ihm, um sich von ihm zu verabschieden. Da führte er sie in sein Privatgemach hinein, dass sie für ihn beten sollten, und als sie sich bei ihm drinnen befanden, da legte er sie des Nachts in eiserne Fesseln und hieß die Truppen ohne Hörnerklang fortreiten. Sodann nahm er eine Anzahl seiner Diener mit sich, die Waffen in Händen trugen, ergriff die Priester, wie sie waren, in eiserne Fesseln gelegt, damit sie ihm nicht entrinnen konnten, betrat den Tempel Gottes und befahl den Priestern, die bei ihm waren, die Bundeslade Gottes fortzutragen und die ihr ähnlich gemachte Lade an ihrer Stelle zu lassen. Er zog dann samt der Lade bei Nacht fort, wobei die Priester tragen halfen, nahm aber von seinem Vater keinen Abschied und ließ ihn nichts von seiner Abreise wissen. Und dies geschah durch eine Fügung des gepriesenen, erhabenen Gottes, damit seine heilige Bundeslade, solange die Herrschaft des Geschlechts Davids währe, bewahrt bleibe bis zum Ende der Welt, wie er in dieser Hinsicht David das Versprechen gegeben hatte, er werde auf seinem Throne jemanden von der Frucht seiner Lenden sitzen lassen. So reiste denn der Jüngling, Salomons Sohn,
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