Handbuch Gender und Religion. Группа авторов

Handbuch Gender und Religion - Группа авторов


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(Hg.), Handbook of Gender in Archaeology, Oxford: AltaMira Press, 31–58.

      Heller, Birgit (2003), Gender und Religion, in: Figl, Johann (Hg.), Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 758–769.

      Juschka, Darlene M. (2005), Gender, in: Hinnells, John R. (Hg.), The Routledge Companion to the Study of Religion, London/New York: Routledge, 229–242.

      Mikaelsson, Lisbeth (2004), Gendering the History of Religion, in: Antes, Peter/Geertz, Armin W./Warne, Randi W. (Hg.), New Approaches to the Study of Religion, Bd. 1, Regional, Critical, and Historical Approaches, Berlin/New York: de Gruyter, 295–315.

      Ricœur, Paul (1986), La fonction herméneutique de la distanciation, in: Ricœur, Paul, Du texte à l’action. Essais d’herméneutique II, Paris: Seuil, 101–117.

      — (1997), L’idéologie et l’utopie, Paris: Seuil.

      — (2004), Die Interpretation. Ein Versuch über Freud, Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

      Sauer, Brigit (2019), Anti-feministische Mobilisierung in Europa. Kampf um eine neue politische Hegemonie?, in: Polit. Wiss. 13, 339–353.

      Schüssler Fiorenza, Elisabeth/Bühler, Pierre (1993), Die Bibel verstehen, in: Hübener, Britta/Meesmann, Hartmut (Hg.), Streitfall Feministische Theologie, Dübendorf: Patmos, 13–31.

      Stolz, Fritz (2001), Weltbilder der Religionen. Kultur und Natur. Diesseits und Jenseits. Kontrollierbares und Unkontrollierbares, Zürich: Pano.

      Warne, Randi R. (2000), Gender, in: Braun, Willi/McCutcheon, Russel T. (Hg.), Guide to the Study of Religion, London/New York: Cassell, 140–154.

      White, Erin (1995), Religion and the Hermeneutics of Gender. An Examination of the Work of Paul Ricœur, in: King, Ursula (Hg.), Religion and Gender, Oxford/Cambridge: Blackwell, 77–100.

      Ursula King

       Ein radikaler Paradigmenwechsel

       1 Einleitung

      In deutschen Publikationen ist sowohl der Begriff »Gender-Studien« als auch der Terminus »Geschlechterforschung« zu finden. Es ist erfreulich, dass dieses Handbuch den übergreifenden Titel Gender und Religion trägt, bezieht sich doch das englische Wort gender auf ein größeres semantisches Feld als das biologisch verstandene »Geschlecht«. Die neuen Perspektiven, revolutionären Erkenntnisse und kühnen Theorien, die seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in den Gender-Studien entwickelt worden sind, haben zu einem Paradigmenwechsel in den Sozial- und Geisteswissenschaften geführt. Noch wird er allerdings nicht von allen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen wahrgenommen. Obwohl die Religionswissenschaft einige Pionierinnen auf dem Gebiet der Gender-Forschung besitzt, sind gender-spezifische Fragestellungen und Methoden in der Religionswissenschaft später als in anderen Wissenschaften akzeptiert worden.1 Noch gibt es Forschende, die keine gender-kritische Umwandlung ihres Bewusstseins vollzogen haben oder diese neue Denkrichtung bewusst pflegen.

      Inzwischen sind jedoch selbst in der Religionswissenschaft so viele Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Gender-Studien zu finden, dass ein Überblick bereits nahezu unmöglich geworden ist. Das ganze Gebiet ist lange von nordamerikanischen und englischsprachigen Publikationen dominiert worden. Inzwischen gibt es jedoch wissenschaftliche Arbeiten über Gender und Religion in vielen Weltsprachen. Die Forschungsaktivität auf diesem Gebiet hat globale Dimensionen angenommen. Dies wird ersichtlich aus den langen Übersichtsartikeln, die sich in der zweiten, im Jahre 2005 erschienenen Ausgabe der internationalen Encyclopedia of Religion befinden und auf 125 Seiten 20 verschiedene Religionen der Welt aus der Gender-Perspektive behandeln.2 Es ist überwältigend, wie viele Frauen, aber auch einige Männer, in einer relativ kurzen Zeitspanne – seit der ersten Auflage dieses religionswissenschaftlichen Standardwerkes – religiöse Lehren und Texte aus geschlechtsspezifischer Perspektive kritisch untersucht haben. Ebenso bemerkenswert ist, wie viele Parallelen patriarchaler Unterdrückung und androzentrischen Denkens in den verschiedenen Religionen in vergleichenden Untersuchungen aufgedeckt worden sind.

      Diese Forschungen stehen in starkem Gegensatz zur oft zu findenden »Gender-Blindheit« vieler Religionswissenschaftler; doch muss ebenfalls auf die oft vorhandene »Religionsblindheit« vieler säkularer Gender-Spezialisten hingewiesen werden. Ich spreche deswegen von einer »doppelten Blindheit«. Sie muss von beiden Seiten bekämpft werden. Außerdem möchte ich von Anfang an klar machen, dass Gender nicht einfach ein Synonym für Frauenforschung ist, obwohl es oft in diesem Sinne gebraucht wird. Gender bezieht sich auf Frauen und Männer, auf die gesamte Menschheit. Der Begriff muss also inklusiv verstanden werden.

      Ich werde im Folgenden zunächst den Gender-Begriff erörtern. Danach folgen eine Beschreibung einiger Gender-Forschungsperspektiven in der Religionswissenschaft sowie eine kurze Skizze des brisanten Themas Gender und Spiritualität. Am Ende werden einige abschließende Betrachtungen gemacht.

       2 Die verwirrende Komplexität des Gender-Begriffes

      In den letzten Jahrzehnten haben sich Gender-Forschungen zum Teil auch in der Religionswissenschaft mit einer solchen Rapidität entwickelt, dass es für Neuanfänger(innen) auf diesem Gebiet recht schwierig ist, die vielen, hoch abstrakten Theorien, Standpunkte und Argumente zu begreifen. Sich hier Wissen und einen Durchblick zu verschaffen, kann mit einem Gang durch ein unbekanntes Labyrinth verglichen werden. Das Abenteuer lohnt sich, doch es geht nicht ohne Geduld, Entschlossenheit und Engagement. Persönliches Selbstverständnis und Identität werden mit auf die Reise genommen und unter Umständen stark verwandelt. Es ist also nicht ohne Risiko, sich auf diesen kritischen Weg zu begeben!

      Warum? Weil Gender keine selbstverständliche, »natürliche« Kategorie ist, sondern sich auf gesellschaftliche und historische Konstruktionen bezieht, die erst einmal kritisch untersucht und erkannt werden müssen. Vor dem 20. Jahrhundert gab es die Kategorie Gender im analytischen und theoretischen Sinne überhaupt nicht. Ursprünglich diente der Begriff Gender in den Sprachwissenschaften zur geschlechtlichen Unterscheidung verschiedener Wörter. Die Sozialwissenschaften haben das Wort Gender als erste adaptiert und seinen Sinn auf die gesellschaftliche Differenzierung zwischen Männern und Frauen angewandt. Sie haben begonnen, Identitäts-, Autoritäts- und Machtunterschiede kritisch zu hinterfragen. Die kanadische Religionswissenschaftlerin Randi R. Warne (2000) spricht von der Notwendigkeit, dass unser Bewusstsein zuerst eine »gender-kritische Wendung« machen müsse, bevor wir die dynamischen Perspektiven der Gender-Beziehungen klar erkennen und kritisch evaluieren können.

      Gender ist eine labile Kategorie. Sie besitzt keine klaren, definitiven Grenzen, sondern sie kann sich verändern und wechselnde Bedeutungen annehmen. Gender ist jedoch immer eine Kategorie, die mit dem Bestimmen verschiedener gesellschaftlicher Rollen zusammenhängt. Sie prägt persönliche Identität und Weltanschauung. Randi R. Warne (2001) und andere Autorinnen sprechen daher von engendering. Dies ist ein aktives Verb, das mit menschlichen Handlungen verbunden werden kann. Gender und Religion sind also nicht einfach zwei parallel zu behandelnde Substantive, die unabhängig voneinander existieren, lediglich verbunden durch das Wort und. Ganz im Gegenteil, beide sind ineinander eingebettet. Es ist deshalb oft schwierig, Gender in Religion zu identifizieren und klar herauszuarbeiten, zumindest solange das Bewusstsein nicht eine definitive gender-kritische Stufe erreicht hat.

      Was in der Einleitung von Gender-Studien von Christina von Braun und Inge Stephan beschrieben wird, gilt auch für Gender-Studien in der Religionswissenschaft:

      Geschlechterforschung zu studieren bedeutet, auf ein Fach und dessen Wissenskanon einen »Blick von außen« zu werfen. Das kann dazu führen, dass sich die Studierenden innerhalb der einzelnen Disziplin »fremd« fühlen. Andererseits gibt es kein anderes Studiengebiet, das so wie die Gender-Studien in


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