Andran und Sanara. Sven Gradert

Andran und Sanara - Sven Gradert


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ihr beide vor mir erscheint.“

      „Aus Angst vor einem erneuten Krieg mit den Heerscharen der Dämonen, hat Astorius uns allen zwar verboten sich in diesen Konflikt einzumischen...“ Mirnas Gesicht bekam mit einem mal wieder diesen schelmischen Ausdruck: „Er hat es jedoch nicht verboten, dass du dich einmischst. Da er kein Interesse daran hat, dass der Dämon die Welt ins Chaos stürzt, hat er mit Sicherheit auch nichts dagegen, wenn wir dich... sagen wir einmal ein wenig unterstützen.“

      „Hat er nicht?“

      Nun zogen sich Mirnas Mundwinkel sogar leicht nach oben und sie musste lächeln:

      „Hat er nicht! Tantras davon zu überzeugen, hat jedoch etwas länger gedauert als bei dir.“

      „Das Denken scheint ja eh nicht die größte Stärke deines Bruders zu sein.“ Bemerkte Vitras säuerlich, während er seine Arme abtastete, die Dank Mirna wieder vollkommen genesen waren. Ein weit entferntes Donnergrollen ließ den Kriegszauberer vermuten, dass der Kriegsgott ihr Gespräch verfolgte.

      „Stimmt es...“ fragte Vitras hoffnungsvoll: „Das der Dämon noch mindestens zwanzig Jahre, wenn nicht länger braucht, um die Welt der Lebenden zu betreten?“

      „Das ist richtig,“ antwortete ihm die Göttin: „Doch bis es soweit ist, hat er Harun Ar Sabah mit einer ungeheuren Machtfülle ausgestattet. Sicherlich, er ist nur ein Helfers Helfer, bis ES ihn nicht mehr braucht. Trotzdem geht von ihm im Augenblick die größte Gefahr für unsere Enkel aus.“

      „Aber die Beiden werden ES besiegen?“

      „Wenn sie nicht vorher getötet werden – ja! Und immer vorausgesetzt, dass sie zusammenhalten.“

      „Die Zwei die Eins sind!“ Murmelte Vitras monoton einen Teil der Prophezeiung vor sich hin. Die Göttin wurde ausgesprochen ernst:

      „Hör mir gut zu! Es gibt einiges das du über die Zwillinge wissen solltest. Unsere Enkel besitzen keinerlei Göttliche Fähigkeiten wie Morna. Unsere Enkeltochter ist jedoch mit gewaltigen Magischen Kräften gesegnet. Die göttliche Quelle, die jedem Zauberer innewohnt, die ihm oder ihr die Kraft der Magie verleiht, ist bei ihr dermaßen mächtig, wie du es dir nicht vorstellen kannst. Ihre Fähigkeiten werden sogar deine eines Tages bei weitem übersteigen. Doch sie wird einen Lehrer brauchen, und ich kann mir wirklich niemanden vorstellen, der dazu besser geeignet wäre, als ihr Großvater.“

      „Und der Junge?“ Hakte Vitras nach.

      „Mit ihm verhält es sich sehr eigenartig. Seine Fähigkeiten sind uns Göttern noch verschlossen. Selbst die Orakel der Großen Himmelsspitze waren nicht in der Lage, uns auch nur irgendetwas über ihn mitzuteilen.“

      Vitras runzelte mit der Stirn und schaute sie überrascht an. Als ob er an ihren Worten zweifeln würde: „In der Prophezeiung, steht dass beide Kinder über gewaltige Kräfte verfügen.“

      Mirna zuckte ratlos mit ihren Schultern: „Der Junge wird bestimmt ein großes Potenzial aufweisen. Nur es muss nicht zwangsläufig mit Magie zu tun haben. Wir wissen es einfach nicht Vitras.“

      „Fakt ist, dass die beiden zusammenhalten müssen,“ merkte Vitras noch einmal an:

      „Ich nehme daher an, dass sich die Fähigkeiten der beiden irgendwie ergänzen werden.“

      „Was auch immer geschehen wird,“ erklärte Mirna in einem Tonfall der absolut keinen Widerspruch duldete: „Das Wichtigste besteht zunächst darin, dass du die Zwillinge zu dir holst und vor Schaden bewahrst. Bei dieser Gelegenheit solltest du alles daransetzen, unsere Tochter zu retten. Aber, so sehr es mich auch schmerzt das folgende überhaupt nur auszusprechen... unsere Enkelkinder sind wichtiger. Wenn ihnen etwas geschieht, wird das große Übel eines Tages triumphieren.“

      „Damit meinst du ES!“

      „Richtig!“ antwortete sie ihm und fügte erklärend hinzu: „Wir weigern uns seinen Namen auszusprechen und unter die Menschen zu tragen. Je mehr ihn beim Namen nennen, ihn eines Tages vielleicht sogar anbeten... desto größer wird seine Macht!“

      Vitras sah an sich herab und blickte dann zu seiner Hütte. Sie war dermaßen zerstört, dass er es sich nicht vorstellen konnte, noch etwas sinnvolles an Ausrüstung retten zu können. Sogar die beiden Pferde, die er immer auf der Lichtung grasen ließ, waren verschwunden. Die Göttin ahnte, was ihm gerade durch den Kopf ging und wandte sich zum Pfad, der von der Lichtung in den Wald führte. Dann begann sie eine Melodie zu summen, wie sie Vitras sich nicht schöner vorstellen konnte. Ganz sachte ging das Summen in ein Pfeifen über. Gespannt lauschte der Kriegszauberer den Lauten und blickte ebenfalls den Pfad hinab. Selbst Filou hob sein Köpfchen und schien wie hypnotisiert. Im nächsten Augenblick brachte Vitras vor Staunen kein Wort mehr hervor. In vollem Galopp erschien ein prächtiges Pferd, das dem Pfad folgend auf ihn und die Göttin zuhielt. In seinem ganzen Leben, hatte Vitras kein edleres, schöneres Pferd zu Gesicht bekommen. Ein ganzes Stück vor ihnen wurde das Tier langsamer, verfiel in einen leichten Trab, bis es vor Mirna und Vitras stehenblieb. Die Stute war, genau wie Mirnas Kleid, schneeweiß und warf aufgeregt den Kopf hin und her, so dass die prachtvolle Mähne durch die Luft wirbelte. Vorsichtig, aus Angst das Tier zu verschrecken, ging Vitras auf das Pferd zu und streichelte es über den muskulösen Nacken.

      „Wie ist ihr Name?“ Fragte er Mirna voller Ehrfurcht.

      „Sie hat noch keinen Namen!“ Antwortete sie ihm: „Aber ich glaube, sie würde sich sehr darüber freuen, wenn du ihr einen gibst.“

      Vitras starrte die Göttin mit großen Augen an.

      „Sie wird dich schnell wie der Wind nach Darkan tragen,“ Fuhr sie fort: „Sie wird dir eine treue Freundin sein, die dich niemals im Stich lässt.“ Zärtlich strich die Göttin nun ebenfalls mit ihrer Hand über den Nacken des Pferdes. Im nächsten Moment ließ sie jedoch vom Pferd ab und schaute angestrengt in alle Richtungen. Ihre Stimme bekam unerwartet einen zornigen Unterton.

      „Verdammt noch eins wo bleibt er denn. Das ist wahrlich nicht der richtige Augenblick für seine närrischen Spielereien!“

      Der Kriegszauberer blickte erstaunt zu ihr herüber. Auch wenn es dezent klang, er hatte Mirna noch nie fluchen gehört. Gerade als er zur Frage ansetzen wollte, begannen die Bäume wild zu rauschen, obwohl kein Windhauch zu spüren war. Unweit der beiden entstand ein spiralförmiger Wirbel, der Grashalme, kleinere Steine und Äste mit sich riss. Für einen kurzen Moment begann der Wirbel rötlich zu glühen, um im nächsten Augenblick komplett zu verschwinden. Wo sich eben noch der Wirbel befand, stand Tantras, der Gott des Krieges. Er hielt einen länglichen Leinenpacken in der einen, sein gewaltiges Schwert in der anderen Hand. Er sah mitgenommen aus, als ob er einen schweren Kampf hinter sich hatte. Wenn es jemanden gab, der dem Gott des Krieges so zusetzen konnte, wollte Vitras demjenigen wahrlich nicht über den Weg laufen. Anstatt des langen schwarzen Umhangs trug Tantras seine dicke schwarze, mit Nieten und Metallplatten übersäte Lederrüstung, die an etlichen Stellen aufgerissen war. Von den beiden schweren Armschienen, wickelte sich die rechte nur noch in Fetzen um seinen Arm. Die langen leicht gelockten, schwarzen Haare hingen teils wirr an ihm herab. Von seinem Schwert tropfte zähes dunkelrotes, fast schwarz schimmerndes Blut. Wütend funkelte er seine Schwester und den Kriegszauberer an:

      „Du wusstest es!“ brüllte er Mirna an: „Du hast es doch ganz genau gewusst!“ Die prächtige weiße Stute kümmerte sich nicht im Geringsten um den Wutausbruch des Gottes und selbst Filou nahm das ganze Auftreten äußerst gelassen hin. Mirnas Berührung, hatte bei dem Nager wohl nicht nur für ein langes Leben gesorgt, ging es Vitras durch den Kopf.

      „Tantras!“ Äffte der Kriegsgott seine Schwester bis zur Lächerlichkeit nach: „Tantras du musst mir helfen. Die Zukunft der Götter steht auf dem Spiel!“ Wütend spuckte Tantras auf den Boden: „Und dann verlangst du von mir ins große Sanktrum hinabzusteigen, um die Wächter der Dunkelheit zu bestehlen. Hast du eigentlich schon mal eines der Viecher gesehen, die sie beschützen!“

       Die Doronen ging es Vitras durch den Kopf. Dämonische Wesen, die selbst den Göttern gefährlich werden konnten. Angeblich


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