Andran und Sanara. Sven Gradert

Andran und Sanara - Sven Gradert


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du mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?“

      Aufgebracht warf der Gott des Krieges den länglichen Packen Vitras vor die Füße.

      „Wir sind noch nicht fertig miteinander Kriegszauberer, wir sind noch lange nicht fertig miteinander. Wenn diese Geschichte erst einmal ausgestanden ist...“

      „Ja, ja, ja... und wenn und Aber und irgendwann.“ unterbrach Mirna den Kriegsgott unwirsch. „Du darfst jetzt gehen Bruder!“

      Tantras riss wutentbrannt die Augen auf. Für einen kurzen Moment glaubte er sich verhört zu haben.

      „Ist dir eigentlich bewusst,“ dabei zeigte er auf Vitras: „Was er damit anrichten kann?“

      „Ich bin dir sehr dankbar Bruder, aber ich möchte dich bitten, jetzt zu gehen.“ Dabei zeigte sie auf das bläuliche Blut, das überall an seinem Körper klebte. „Du stinkst fürchterlich!“

      Für einen kurzen Augenblick befürchtete Vitras gleich Zeuge einer Auseinandersetzung zu werden, die er nicht überleben würde. Stattdessen blickte Tantras seine Schwester an, als hätte sie den Verstand verloren. Urplötzlich entstand ein erneuter Wirbel, der von Beginn an rötlich leuchtete. Von einem Moment zum anderen war der Gott des Krieges wieder verschwunden. Es dauerte einen Augenblick bis Vitras seine Sprache wiederfand:

      „Du hast ihn in die Unterwelt geschickt, um die Wächter zu bestehlen? Das hätte selbst für einen Gott den Tod bedeuten können.“

      Mirna blickte ihn verärgert an: „Wir reden hier von Tantras..., wenn es jemanden gibt der dem gewachsen war - dann er.“

      „Und was bei allen Göttern sollte er für dich stehlen?“ Vitras strich mit einer Hand über seinen kahlen Schädel und spürte wie die tätowierten Runen leicht zu pochen begannen. Mirna setzte mit einem Mal wieder ihr strahlendes Lächeln auf. Der Packen, den Tantras zurückließ erhob sich in die Luft und schwebte auf Vitras zu. Direkt vor ihm hielt er in der Bewegung inne. Der Kriegszauberer betrachtete den Packen, der nun vor ihm schwebte, aus einer Mischung von Neugier und angespannter Vorsicht.

      „Sieh selbst nach.“ forderte Mirna ihn auf. Vitras konzentrierte sich, und das Leinentuch fing an sich vollständig vom Packen abzuwickeln, bis es zu Boden fiel. Vitras musste schlucken und atmete tief durch. Vor ihm schwebten zwei großartige Schwerter, die niemals von Menschenhand geschaffen sein konnten. Auf den ersten Blick, sahen sie absolut identisch aus. Die länglichen goldenen Griffe endeten in der prächtigen Form von Löwenköpfen. Diese waren derart kunstvoll hergestellt, dass man sie beinahe für lebendig halten konnte. Dort, wo sich ihre Augen befanden, waren kostbare Edelsteine eingefasst. Bei dem einen Schwert waren Rubine, bei dem anderen Smaragde in den Löwenkopf eingearbeitet, die als Augen dienten. Das war jedoch der einzige Unterschied, den Vitras erkennen konnte. Die Klingen der Schwerter waren meisterhaft verarbeitet. Sie waren lang und bogen sich von der Mitte an, leicht bis hin zur Schwertspitze. Anstatt einer Parierstange besaßen sie ovale Scheiben, in die etwas in einer Sprache eingraviert war, die Vitras vollkommen unbekannt war. Die Schwerter schienen beide ganz schwach zu leuchten, wobei winzige Blitze zwischen den Waffen hin und her sprangen. Die Schwerter mussten enorm mächtig sein, schoss es Vitras durch den Kopf, erst recht, wenn man bedachte was nötig war um sie zu beschaffen. Mirna beobachtete Vitras, während er die Schwerter betrachtete. Erst als er sie wieder anblickte ergriff sie erneut das Wort.

      „Das sind die Zwillingsschwerter von Asylya!“

      „Zwillingsschwerter?“

      „Passend, nicht wahr?“ Fuhr sie leicht amüsiert fort: „Außer den unterschiedlichen Edelsteinen in den Köpfen, wirst du keinen Unterschied zwischen ihnen finden können. Es heißt jedoch, sie besitzen gewisse Eigenarten, die sehr unterschiedlich sind.“

      Mirna nickte leicht mit ihrem Kopf und direkt über den Schwertern tauchten zwei meisterhafte Scheiden auf, an denen ein Geschirr angebracht war, so dass man beide Schwerter auf dem Rücken tragen konnte. Ein weiteres nicken der Göttin brachte die Schwerter in Bewegung, so dass sie in ihre Scheiden fuhren. Nun trat sie auf die Waffen zu und nahm sie in ihre Hände.

      „Es heißt, es gibt keinen Stahl den diese Waffen nicht durchtrennen.“ belehrte sie den Kriegszauberer: „Jedes Schwert für sich allein ist eine mächtige Waffe. Wer aber in der Lage ist, beide Schwerter gleichzeitig zu führen, ist vor jeglicher Art von Magie geschützt.“ Bedächtig näherte sie sich Vitras und streckte ihm die Waffen entgegen:

      „Ich möchte, dass du die Zwillingsschwerter unserem Enkel übergibst, sobald er alt genug ist, mit diesen Waffen umzugehen. Da er nicht die magischen Fähigkeiten seiner Schwester besitzt, soll dies mein Geschenk für ihn sein. Wenn es eines Tages zum Kampf gegen ES kommt, werden die Schwerter ihn vor der Magie des Dämons schützen.“ Voller Ehrfurcht nahm Vitras die Waffen entgegen.

      „Außerdem,“ fuhr die Göttin fort: „Werden dir die Schwerter mit Sicherheit ebenso gute Dienste leisten, bis du sie ihm eines Tages überreichen kannst. Auf jeden Fall bessere als dein lächerlicher Stab.“

      „Lächerlich?“ Brummte Vitras ungehalten.

      Mirna überging seinen unwirschen Einwand und brachte ihn stattdessen mit einem Wink dazu, seinen Blick wieder auf das Pferd zu richten. Es war urplötzlich gesattelt und blickte neugierig zu ihnen herüber. Mirna ging zum Pferd und strich mit ihrer rechten Hand über die linke Satteltasche:

      „Bevor du dich auf den Weg nach Darkan machst, um die Kinder zu retten, solltest du dich entsprechend kleiden.“ Dabei strafte sie ihn mit einem beinahe abfälligen Blick:

      „Bei deinem jetzigen Aussehen, lässt man dich in Darkan nicht einmal die Pferdeställe ausmisten, wenn man dich überhaupt durch die Stadttore lässt.“

      Vitras nahm die Schwerter und verstaute sie zunächst in der Sattelpacktasche als ihm ein Gedanke kam.

      „Mir ist ein Name für das Pferd eingefallen, von dem ich denke, dass er dich erfreuen wird!“

      Da eine Antwort ausblieb, drehte er sich um. Doch Mirna war verschwunden. Der Kriegszauberer blickte in alle Richtungen, wobei er um das Pferd herumging. Dann schüttelte er leicht seinen Kopf:

      „Sie liebt noch immer die großen Abschiede,“ murmelte er leise: „Genau wie vor zwanzig Jahren!“

      Dann wandte er sich wieder der prächtigen Stute zu und strich ihr zärtlich über die Nüstern:

      „Hallo Audris!“ Flüsterte er dem stolzen Tier ins Ohr. Ein freudiges Scharren mit den Vorderhufen verriet ihm, das Audris mit dem Namen der Göttin der Jagd und Mirnas Schwester einverstanden war. Als nächstes überprüfte Vitras den Inhalt der Satteltaschen. Er zog ein Päckchen hervor und wickelte vorsichtig den hauchdünnen Stoff vom Inhalt. Beinahe blieb ihm das Herz stehen und plötzlich verstand er den tieferen Sinn der neckischen Bemerkungen Mirnas, bezüglich seines Aussehens. Er hielt ein kostbares schwarzes Gewand der Kriegszauberer von Kushtur in seinen Händen. Die Robe war an den Ärmeln, sowie auf der rechten Brustseite, mit feinen goldenen und roten Runen versehen, die den Träger als mächtigsten Kriegszauberer auswiesen. Es war die gleiche Robe, die ihm damals in der großen Halle überreicht wurde und die er trug, als er Mirna das erste Mal begegnete. Vitras packte die Robe zunächst wieder in die Tasche, als ihm ein wesentlich kleineres Päckchen auffiel. Er nahm es und wickelte auch dieses aus, dessen Inhalt sich in einer Schachtel befand. Mirna hatte an alles gedacht! In der Schachtel befand sich sein ledernes Stirnband, in dessen Mitte, ein kraftvoller magischer Rubin eingearbeitet war. Aus diesem Stein konnte er magische Kraft ziehen, wenn die ihm innewohnende magische Quelle so erschöpft war, dass sie sich erst wieder regenerieren musste. Der Kriegszauberer dachte seinen persönlichen Magiestein, seit Jahren als verloren. Er legte das Stirnband mit dem Stein zurück in die Schachtel und verstaute auch diese zunächst wieder in der Satteltasche. Dann machte er sich daran, Filou sein Reiseplätzchen in der anderen Tasche zu bereiten. Freudig kletterte das Frettchen in die Tasche als Vitras damit fertig war. Filou liebte diese Art zu reisen.

      Nachdem der Kriegszauberer sich davon überzeugt hatte, dass in den traurigen Überresten seiner Hütte tatsächlich nichts brauchbares mehr vorzufinden war,


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