Jagd mit Freunden. Udo Lau

Jagd mit Freunden - Udo Lau


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zu schreiben…wer weiß, vielleicht kommt sie noch?

      Jetzt aber ging`s auf Marderfang.

      Anfang September hatte ich mich mit Hans-Heinrich – dem Hobby Trapper – verabredet, um mich von ihm sorgfältig in die Kunst der Fallenjagd einweisen zu lassen. Zielgebiet war der Pirschbezirk meines Försterfreundes Klaus im Lichtenhagener Forst. Diese Einweisung war Gold wert und unersetzlich: die Fangplätze sollten nicht zu dicht an Wald – und Wanderwegen sein, andererseits auch leicht und gut erreichbar für den Fallensteller, denn das Beschicken würde viel Zeit und Ausdauer kosten.

      Dann die eigentliche Platzwahl… gut geeignet ist eine natürliche hufeisenförmige Einbuchtung, die den Zugang zur Falle nur von einer Seite zuließ, um einen sicheren Brustfang zu garantieren. Umgestürzte Baumwurzeln, Reiserhaufen, Zwangspässe an Zäunen oder Feldrainen, Felsbunker…all diese Stellen waren geeignet, man musste sie jedoch erst einmal finden.

      Fussel war immer dabei und erwies sich als wertvoller Helfer. Wenn Hans-Heinrich und ich uns nicht sicher waren, ob dieser oder jener Platz der bessere war, gab Fussel uns mit seiner Nase Bestätigung oder Ablehnung. Häufig wies er sogar Marder – oder Raubwildspuren nach erleichterte uns damit die Entscheidung.

      Auf künstlich angelegte Fangbunker verzichteten wir bewusst. Ihr Vorteil, dass sich dort keine Haustiere fangen oder neugierige Dackel ihre Nase hineinsteckten schien gegenüber dem Nachteil der großen Auffälligkeit und des Mehraufwandes nicht gerechtfertigt.

      Weiterhin sollte der Boden aus den natürlichen, vor Ort vorkommenden Substanzen bestehen und möglichst locker sein. Allein diese Kriterien machten die sorgfältige Auswahl so aufwändig. Aber am Ende sollte sich die Mühe lohnen. Alle 11 Plätze waren so angelegt und ausgewählt, dass sie bei den notwendigen Kontrollgängen auf einem schnellen Rundkurs leicht erreicht und beschickt werden konnten.

      Fussel war sehr mit uns einverstanden.

      Was ich von Hans-Heinrich im Revier gelernt hatte, konnte ich nun auch bei uns auf dem Grundstück 1: 1 umsetzen. Doch hier hatte Fussel den absoluten Vorrang in der Auswahl des besten Platzes. Wie oft hatte er mir mit seiner Dackelnase schon die Stellen gezeigt, wo sein Erzfeind die größten Aktivitäten an den Tag – oder besser in die Nacht gelegt hatte. Dort, und nur dort musste der Fangbunker hin!

      Hier begann der zweite Teil an Sorgfalt und Genauigkeit. Der Boden wurde mit Spaten und Schaufel auf einer Fläche von ca.50 cm. im Durchmesser und 10 cm. tief aushoben, gelockert und notfalls mit Torf oder Tannenspreu gelüftet. Am besten mit Material, das vor Ort am ehesten vorkommt; da hatte ich es in unserem Naturgarten nicht allzu schwer. Die Bodenlockerheit war notwendig, um später das Eisen leicht einschichten und bedecken zu können.

      Auf die präparierte Grundfläche werden drei flache Steine gelegt, Backsteinhälften oder glatte Kalkstein – oder Sandsteinbrocken, die in dreieckiger Anordnung vom Zentrum aus in das Fallenbett eingebaut werden. Der Abstand von der Mitte sollte 25 cm. betragen und die Lage zueinander möglichst waagerecht sein.

      In der Zeit des Ankirrens musste das lockere Bodenmaterial immer wieder durchwühlt und ein neues Ei in die Mitte gelegt werden.

      Um die Witterung für den Marder noch etwas intensiver und verlockender zu machen gab ich etwas Hühnermist oder ein paar Tropfen eines Lockmittels aus Anisöl und Binsenöl dazu; diese Kombination sollte für den Marder angeblich unwiderstehlich sein.

      Inzwischen hatten Klaus und ich eine Menge an Material und Geld investiert, um das Equipment auch perfekt zu vervollständigen: vier 46ér Schwanenhälse mit glatten Bügeln von der Firma „Weißer“ aus dem Schwarzwald mit Spanner und Zubehör wie Drahtbürste, Knochenöl, Lockmittel, Ketten, Karabinerhaken. 300,- DM für jeden waren uns Sicherheit und Qualität wert.

      Anfang Oktober legte ich zum ersten Mal auf allen 12 Fangplätzen die Eier aus. Mehr als ein ganzer Karton ging dabei drauf und die ganze Runde dauerte jedesmal gut zwei Stunden, eine sportliche Leistung, auf die sich Fussel immer freute.

      Sorgfältig platzierte ich das Ei in die Mitte des „Bunkers“, dort wo sich später der Teller des Abzugeisens befinden würde. Zusätzlich zerschlug ich hier und da noch ein rohes Ei darüber und verteilte einige Tropfen des Wunderöls vom Hauptweg zum Fangplatz, sozusagen als olfaktorische Witterungshilfe.

       SKIZZE EINES FANGBUNKERS

      Vier Tage später kontrollierte ich die Plätze voll innerer Spannung und Erwartung. Hatte sich der ganze Aufwand gelohnt, oder war alles nur vergebliche Spielerei und Hokus Pokus? Und siehe da, ich wurde belohnt: an fünf Stellen waren die Fallen angenommen und die Eier verschwunden, welch ein hoffnungsvoller Anfang.

      Die Quote sollte sich in den nächsten Wochen noch erhöhen und steigerte sich im Laufe des Monats auf absolut 100%. Na, wenn das kein Erfolg war! Alle vier bis fünf Tage waren nahezu alle Plätze besucht. Dabei gab es absolut sichere aber auch weniger zuverlässige Stellen. Um bei der ganzen Sache die Übersicht nicht zu verlieren, legte ich mir eine Liste an, auf der ich genau notierte, wann und wo die Eier ausgelegt und angenommen wurden, sodass am Ende feststand, wo die ersten Eisen scharf gestellt werden konnten.

      Der November war längst ins Land gezogen, die Tage wurden kürzer und die Jagd auf Sauen lief bereits auf Hochtouren, es begann die jagdliche Erntezeit.

      Das galt auch für den Marder. Der Tag des ersten Einsatzes rückte näher, und den wollte ich unbedingt bei uns im Garten zelebrieren, allein schon meines Oberdackels wegen, dessen Unruhe sich ebenso zu steigern schien wie meine Spannung.

      Der präparierte Fangplatz war eine absolut sichere Bank. Hier hatte ich ja die Möglichkeit, die Beschickung fast täglich wahrzunehmen und die morgendliche Kontrolle zur Routine werden zu lassen. Selbst Fussels Witterung und dessen Duftmarken schienen den Braunen nicht zu irritieren, er war absolut „zuverlässig“.

      An einem Freitag, den 24. November 1989, baute ich dann die Falle ein, nicht ohne eine gewisse Nervosität. Das Eisen vorgespannt und noch gesichert hatte ich das präparierte Ei auf den Teller gebunden und die lockere Erde sorgfältig von der Mitte nach außen darum geschichtet.

      Da fiel mir noch ein Tipp von Hans-Heinrich ein, der uns empfahl, ein Eichenblatt über die Auslösezunge zu legen, um den Auslösemechanismus nicht mit Erde zu berühren. Als Variante nahm ich ein Buchenblatt, das dem gärtnerischen Biotop eher entsprach und hoffte, der „Autofeind“ nähme es nicht übel.

      Als letzte Amtshandlung wurden die drei Sicherungsbügel entriegelt und Fussel sofort eingesperrt. Es schien so, als sei der sich dieser notwendigen Maßnahme bewusst und verschwand ohne Murren in seinem Körbchen.

      Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen…als hätte ich am nächsten Tag meine erste Tanzstunde.

      Endlich hielt es mich um sieben Uhr nicht mehr im Bett. Ganz bewusst und langsam machte ich mich für die große Überraschung fertig, so oder so würde es eine werden. Es war Samstag und keine Schule, die Kinder schliefen noch; die wollte ich unter gar keinen Umständen dabei haben, auch wenn sie sich an Wild jeder Art schon gewöhnt hatten und nicht mehr ganz so zimperlich waren.

      Aber Fussel war an meiner Seite, angeleint und leise quiemend, als könne er es nicht mehr abwarten. Die wenigen Schritte an diesem Morgen hinüber in die Gartenecke zum Nachbarzaun des Pastorgrundstücks waren wie kindliches Ostereiersuchen…und…es hatte geklappt!!!

      Ein klassischer Brustfang , sofort tödlich, Waidmannsheil!

      Fussel war nicht mehr zu halten und ich hatte Mühe, ihn zu bändigen. Der Marderrüde hatte ein Gewicht von 1750 gr. und eine Länge von 43/70 cm. Der grundgute Hund ließ ihn nicht mehr aus den Augen. Zu lange schon war er ihm auf der Spur, hatte seine Witterung überall in der Nase, jetzt endlich verteidigte er seine Beute, an deren Erfolg er seinen maßgeblichen Anteil hatte.

      Wie gut, einen Hund zum Freund zu haben.

      


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