BRENNENDE SCHATTEN. Rachel Amphlett

BRENNENDE SCHATTEN - Rachel Amphlett


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seinen Lippen Blut hervor und Tränen schossen ihm in die Augen und rannen über seine Wangen.

      Ibrahim schloss die Augen und wandte den Kopf ab, er versuchte das Geräusch auszublenden, das der andere Mann beim langsamen Erdrosseln machte.

      Mustaphas Bizeps zuckte, als er den Draht noch ein wenig enger zog, bis der Kopf des Assistenten nach vorn fiel.

      »Kein Problem«, meinte Hassan lächelnd, als der Körper seines Assistenten zu Boden rutschte. »Zumindest jetzt nicht mehr.« Er schaute Mustapha an, der den Draht sorgfältig wieder aufwickelte. »Sorge dafür, dass das hier aufgeräumt wird.«

      Mustapha nickte, steckte den Würgedraht wieder in die Tasche und winkte den zweiten Bodyguard zu sich heran.

      »Komm mit«, sagte Hassan und führte den schwitzenden Ibrahim an Ali vorbei, der gerade eine schwarze Plastikfolie auf dem Boden ausbreitete und den Körper des Assistenten darauf rollte. Sie verließen den Raum und begaben sich in eine angrenzende Suite. »Lassen wir sie in Ruhe sauber machen.«

      Er schloss die Tür hinter ihnen, setzte sich auf einen der makellos weißen Dreisitzer und gab Ibrahim ein Zeichen, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Während sich der andere Mann einem Sessel näherte, lächelte Hassan in sich hinein, schlug die Beine übereinander und ließ sich entspannt zurücksinken.

      »Und jetzt …«, sagte er und beobachtete Ibrahim, als dieser sich hinsetzte und auf dem Rand des Sessels nervös hin und her rutschte, wobei seine Arme die Knie umklammert hielten. »… sollten wir über dich sprechen.«

      ***

      Nachdem Dan und Mitch in den Konferenzraum zurückgekehrt waren und sich wieder gesetzt hatten, bemerkte Dan, dass ihn der Vertreter des Verteidigungsministers intensiv anstarrte. Er gab sein Bestes, dem Blick des Mannes auszuweichen. Stattdessen lehnte er sich bewusst ruhig nach vorn und ergriff ein Glas Wasser, wobei er das Hämmern seines Herzens so gut es ging, ignorierte.

      Als alle Männer wieder am Tisch Platz genommen hatten, hob der Premierminister den Arm und bedeutete Porchester damit, dass dieser das Gespräch eröffnen sollte.

      »Mr. Taylor, anscheinend sind Sie in eine Reihe von Vorfällen verwickelt gewesen, auf die Sie keinen Einfluss gehabt haben«, begann der Premierminister. »Wie auch immer … es ist offensichtlich, dass Sie dabei wirklich eine Menge Glück gehabt haben.«

      Dan warf dem Premierminister einen verstohlenen Blick zu und zwang sich, ruhig zu bleiben. Er senkte seinen Kopf leicht und wollte zuerst die Arme vor der Brust verschränken, überlegte es sich dann aber doch anders und legte seine Handflächen vor sich auf den Tisch.

      »Nachdem wir hier den Vorfall diskutiert haben und unter Berücksichtigung des Berichtes von Mr. Ludlow und den Empfehlungen des Verteidigungsministeriums sowie des Vize-Admirals muss ich bedauerlicherweise zu dem Ergebnis kommen, dass in diesem Fall eine Anklage unumgänglich ist.«

      Dan starrte den Premierminister fassungslos an. Sein Mund wurde schlagartig trocken und sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren. Er schluckte heftig, um die aufsteigende Galle zurückzuhalten und seine Hände rutschten ihm vom Tisch in den Schoß.

      Der Premierminister blätterte in den vor ihm liegenden Unterlagen. »Anscheinend haben Sie bei Ihrer hartnäckigen Jagd nach der Bombe mehrfach extrem leichtsinnig gehandelt, ohne dabei das Risiko für die Menschen in Ihrer Umgebung zu berücksichtigen.« Während er Dan aufmerksam beobachtete, seufzte der Premierminister und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

      »Dennoch«, fuhr er fort, »erscheint die Einleitung eines Strafverfahrens unangemessen unfair gegenüber jemandem, der dieses Land vor einer terroristischen Bedrohung beschützt hat, zumal, wenn er eine solch tadellose Militärakte wie Sie besitzt. Ich bin daher zu der Einschätzung gelangt, dass es noch eine weitere Möglichkeit gibt.«

      Dan hielt den Atem an.

      Der Premierminister beugte sich wieder nach vorn. »Nach weiteren Diskussionen mit den anderen Mitgliedern dieses Komitees habe ich beschlossen, Ihnen einen Strafaufschub zu gewähren.«

      Dan atmete hörbar aus, seine Erleichterung spiegelte sich in Davids und Mitchs Gesicht wider.

      »Allerdings unterliegt dieser Aufschub einigen Bedingungen«, fuhr der Premierminister fort und blickte dabei Porchester und den Vize-Admiral an, die beide zustimmend nickten.

      »Ich habe von Mr. Ludlow erfahren, dass Sie ihm momentan dabei assistieren, eine potenzielle Bedrohung für unsere Verbündeten in Katar einzuschätzen.« Er verstummte und warf David einen Blick zu.

      »Deswegen ist Ihr Strafaufschub daran gebunden, dass diese Ermittlungen erfolgreich abgeschlossen werden und sichergestellt wird, dass jegliche mögliche Bedrohung für dieses Land abgewendet wird.«

      Dan nickte. »Ja, Sir.«

      Der Premierminister hob warnend den Zeigefinger. »Falls Sie einen eventuellen Angriff nicht verhindern können, wird der Strafaufschub unverzüglich aufgehoben werden. Haben Sie mich verstanden?«

      Dan schluckte hart. »Ja, Sir.«

      David wartete, bis sich das Gemurmel am Tisch wieder etwas gelegt hatte, dann wandte er sich an den Premierminister. »Sir, wenn ich so frei sein darf … wir haben einige äußerst dringende Aufgaben zu erledigen. Könnten Sie mir daher jetzt bitte meine weiteren Befehle erteilen?«

      Dan runzelte die Stirn und warf David einen verstohlenen Seitenblick zu.

      Der Premierminister schien ein Lächeln unterdrücken zu müssen, bevor er antwortete: »Selbstverständlich, David.« Er wandte sich daraufhin an die Männer, die neben ihm saßen. »Tatsächlich, Gentlemen, ist dieses Treffen einberufen worden, um zwei Themen zu behandeln. In erster Linie, um uns Klarheit bezüglich der terroristischen Bedrohung zu verschaffen, die«, er nickte David zu, »durch die schnelle Reaktion von Mr. Ludlows Team erfolgreich vereitelt werden konnte. Außerdem möchte die britische Regierung in Abstimmung mit den Leitern von MI6 und MI5 sowie dem neuen Energieminister auf diesen Erfolg aufbauen und ist daher bereit, Ihnen David, die Weiterverfolgung Ihres Vorschlages, den Sie mir vor einigen Monaten vorgelegt haben, zu finanzieren.«

      Porchester runzelte die Stirn und beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn. »Ich bitte um Entschuldigung, Premierminister, aber von welchem Vorschlag ist hier die Rede?«

      Der Premierminister antwortete lächelnd: »David, würden Sie dem Komitee gegenüber Ihr Konzept bitte näher ausführen?«

      David nickte kurz. »Nach unserem letzten Erfolg konnte ich meine Vorgesetzten davon überzeugen, dass es langsam an der Zeit ist, eine neue Sonderbehörde einzurichten. Schließlich haben wir bewiesen, dass die Energieversorgung des Vereinigten Königreichs und der Erhalt seiner Energiereserven eine wichtige Sicherheitsproblematik darstellen, und zwar zum einen die Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen betreffend, aber vor allem auch in Hinblick auf mögliche Bedrohungen durch Einzelpersonen, Organisationen und unter Umständen auch durch andere Länder. Da unsere damaligen Operationen durch ein Leck im Ministerium gefährdet waren, wurden wir nach außen hin aufgelöst. Es gab viele Entlassungen, Mitarbeiter wechselten in andere Abteilungen … ich denke, Sie wissen, was ich damit meine. Ich habe danach den Auftrag erhalten, die Organisation wieder aufzubauen. Dieses Mal allerdings mit handverlesenen Mitarbeitern, denen ich absolut vertraue. Wir beabsichtigen, unser Hauptquartier außerhalb von London und damit auch außerhalb der Einflussnahme durch die Regierung einzurichten. Wir haben uns außerdem vollständig vom Büro des Premierministers abgekoppelt. Gelegentlich werde ich ihm zwar Bericht erstatten, aber ich werde dies nur als Experte tun, der diese Funktion auch gegenüber dem MI5 oder MI6 wahrnehmen wird … indem ich für alle als Berater fungiere.«

      »Verdeckte Operationen«, murmelte Dan.

      David schüttelte den Kopf. »Nicht ganz, aber ziemlich nahe dran. Mehr auf einer Wenn-es-denn-benötigt-wird-Basis. Wir werden Leute in Undercover-Einsätzen haben, doch nur in Einzelfällen. Denn oft neigen diese leider dazu, das Verhalten ihrer Zielpersonen zu beeinflussen, anstatt uns ständig zu berichten, damit wir entsprechend handeln können. Es werden auch


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