BRENNENDE SCHATTEN. Rachel Amphlett

BRENNENDE SCHATTEN - Rachel Amphlett


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die volle Verantwortung für ihre Handlungen tragen müssen.«

      »Wie lautet denn die Bezeichnung dieser neuen Behörde?«, fragte der Admiral nun.

      »Die was?« Porchester runzelte die Stirn.

      »Der Name«, antwortete David, »wurde bereits vom Premierminister festgelegt. Er lautet Energie-Protektions-Gruppe, kurz EPG. Angemessen harmlos, meine Herren, oder wie sehen Sie das?«

      Dan blickte jetzt wieder hoch und musterte die Gesichtsausdrücke der anderen Männer.

      Porchester polterte sofort los: »Aber Premierminister … Sie können doch nicht einfach eine komplett neue Behörde einrichten, die sowohl aus Ex-Militärangehörigen als auch aus Zivilisten besteht!«

      Der Premierminister lächelte. »Selbstverständlich kann ich das, denn genau so sind auch SOE, MI5 und MI6 entstanden. Es wurde eine Lücke in unserem Geheimdienst-Netzwerk entdeckt und die erforderlichen Mittel bereitgestellt, um diese Lücke zu schließen. Das Team von Mr. Ludlow hat bereits bewiesen, dass es schnell und effizient auf Situationen reagieren kann und wenn sie dabei nicht auf einen Parlamentsausschuss warten müssen, um jeden Schritt genehmigen zu lassen, werden sie diesem Land auch besser dienen können.«

      »Allerdings«, fuhr er fort und sah dabei Dan und Mitch an, »muss ich Sie noch einmal daran erinnern, dass Sie, falls Sie Ihre Befehle nicht befolgen oder dabei versagen sollten, einen Angriff auf dieses Land zu verhindern, in vollem Umfang zur Rechenschaft gezogen werden. Nächstes Mal gibt es dann keinen Ausschuss mehr.«

      »Verstanden«, antwortete David und stand hastig auf, bevor Dan noch etwas einwenden konnte. »Also, Gentlemen, wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden.« Er signalisierte Dan und Mitch, dass sie ebenfalls aufstehen sollten. »Wir machen uns dann wieder an die Arbeit.« Er gab dem Premierminister, der breit lächelte, die Hand, wandte sich dann zum Vize-Admiral um und nickte freundlich, dann zwinkerte er Porchester zu und verließ mit Dan und Mitch im Schlepptau das Zimmer.

      »Heilige Scheiße«, flüsterte Mitch, als sie den Raum verlassen hatten. »Wir stehen offenbar von allen Seiten unter Beschuss.«

      Dan lächelte. »Zumindest kann man nicht sagen, dass es langweilig wird.«

      Kapitel 9

      Dan lehnte entspannt an der Wand, was für ihn zwar bequem war, aber nicht gerade angemessen für jemanden, der in einem eleganten dreiteiligen Anzug im Eingangsbereich eines Fünf-Sterne-Hotels in Mayfair stand.

      Während er wartete, suchte sein Blick unentwegt den Empfangsbereich ab. Das Licht der Kronleuchter spiegelte sich in dem polierten schiefergrauen Fußboden wider. Vier Rezeptionisten, deren schwarze Uniformen durch farbige Krawatten im unverkennbaren Grün der Hotelkette aufgefrischt wurden, arbeiteten gleichzeitig hinter dem Empfangstresen aus Granit, führten Telefonate und sprachen im gedämpften und routinierten Tonfall mit den Gästen.

      Gegenüber von dem kreisrunden Rezeptionstresen waren zwei schwarze Ledersofas um niedrige Glastische herum aufgestellt worden, auf denen jeweils eine Karaffe mit Wasser und vier Gläser standen. Auf der anderen Seite entdeckte Dan eine offene, getäfelte Tür, hinter der aus der schwach erleuchteten Hotelbar das deutliche Klirren von Kristallgläsern zu hören war.

      Er beobachtete zwei Geschäftsleute dabei, wie sie die Bar betraten. Der Ältere der beiden schlug dem anderen Mann jovial auf den Rücken und lachte, als sie durch die Tür gingen. Dan richtete seine Aufmerksamkeit anschließend wieder auf die Fahrstuhltüren und blickte zu den Pfeilen hinauf, die über jedem Aufzug aufwärts und abwärts zeigten. Der auf der linken Seite wies aktuell nach unten. Er wartete.

      Kurz darauf war ein leises Ping zu hören, als der Aufzug das Erdgeschoss erreichte und die Türen sanft aufglitten.

      Nach ein paar Sekunden trat ein stämmiger, gut gekleideter Mann daraus hervor, der offensichtlich aus dem Nahen Osten kam und seinen Blick zuallererst prüfend über die Empfangshalle schweifen ließ. Er musterte Dan kurz, dann drehte sich der Mann wieder zu der Aufzugskabine um, nickte einmal und begleitete seinen Arbeitgeber in die Eingangshalle, während ihnen ein zweiter Leibwächter folgte.

      Dan richtete sich nun zu seiner vollen Größe auf. Scheich Masoud Al-Shahiri war kein besonders großer Mann, aber einer, der offenbar Respekt einforderte. Sein perfekt frisiertes Haar war pechschwarz ohne eine Spur von Grau darin und er hatte genau das Auftreten eines von sich selbst überzeugten, superreichen und einflussreichen Magnaten, das ihm als Ruf vorauseilte. Während sie in seine Richtung kamen, bemerkte Dan, dass Al-Shahiris Augen unentwegt in Bewegung waren und sein Blick von einer Seite des Raumes zur anderen glitt.

      Dan unterdrückte ein Grinsen. Entweder vertraute der Mann den Fähigkeiten seiner eigenen Sicherheitsleute nicht besonders oder er war ständig auf der Suche nach der nächsten Gelegenheit für ein Geschäft.

      Als er näherkam, schien sich Al-Shahiri ein wenig zu entspannen. Er blieb vor Dan stehen und blickte ihn an, was bedeutete, dass er den Kopf ein wenig heben musste. Eine kleine Narbe am Kinn des Mannes, kaum einen Zentimeter lang, ließ die Spur einer Messerspitze erahnen.

      Al-Shahiri deutete ein Lächeln an, bevor er mit einer sanften volltönenden Stimme zu sprechen anfing, die auch ohne große Lautstärke gut zu verstehen war: »Mr. Taylor, Sie sollen also heute Nacht auf mich und meine Sicherheitsleute aufpassen?«, fragte er.

      »Das ist richtig, Sir«, antwortete Dan höflich.

      »Hm.« Al-Shahiri schaute kurz zur Seite, hob die Hand und bedeutete seinen beiden Leibwächtern, bei der folgenden Unterhaltung auf Abstand zu bleiben. Dann wandte er sich wieder Dan zu. »Setzen wir uns doch.«

      Dan deutete auf die Sofas an der hinteren Wand und signalisierte dem Scheich, sich auf das Sofa zu setzen, das mit dem Rücken zur Lobby stand. Er wartete, bis der Mann es sich bequem gemacht hatte, dann setzte er sich ihm gegenüber und beobachtete weiterhin die Lobby und die Ausgänge.

      Der Scheich lächelte. »Gut, gut. Ich sehe, dass Sie Ihre Ausbildung offensichtlich nicht vergessen haben.«

      Dan zog eine Augenbraue hoch. »Im Gegensatz zu einigen, die als sogenannte Personenschützer unterwegs sind, ist mir meine Aufgabe in Fleisch und Blut übergegangen.« Er beugte sich vor, nahm die Karaffe vom Glastisch und goss zwei Gläser Wasser ein, von denen er eines in Richtung des Scheichs schob.

      Der Scheich lachte. »Und Sie haben offenbar keine Angst, Ihre Meinung zu sagen. Ausgezeichnet. David hat mir schon vorausgesagt, dass wir miteinander klarkommen würden.«

      Dan runzelte die Stirn. »Ich bin nicht hier, um Ihr Freund zu sein. Irgendjemand da draußen denkt, dass Sie in so großer Gefahr schweben, dass Sie heute Nacht mehr als nur Ihre normalen Sicherheitskräfte um sich haben sollten, und da meine Regierung ein eigennütziges Interesse an Ihrem jüngsten Gasprojekt zeigt, hat Ihr Schutz für uns oberste Priorität.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Leibwächter, die ein Stück vom Scheich entfernt standen und jeden finster anstarrten, der auch nur in seine Richtung blickte. »Wie lange arbeiten die beiden schon für Sie?«

      Der Scheich warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Seit sie Teenager waren. Ich verdächtige niemanden aus meinem direkten Gefolge, sich gegen mich zu verschwören, Mr. Taylor.«

      »Warum nicht? In Ihrer Branche könnte doch bestimmt jeder zur Gefahr für Sie werden.«

      Der andere Mann zuckte mit den Schultern. »Ganz einfach, weil die Familien dieser Männer von ihrer Loyalität zu mir abhängig sind.« Er starrte Dan unbewegt an.

      »Na gut, und woher könnte dann Ihrer Meinung nach, eine Bedrohung kommen?«

      Der Scheich wedelte ungeduldig mit der Hand vor seinem Gesicht herum. »Geschäft. Es ist immer etwas Geschäftliches. Manche Leute wissen einfach nicht, wann sie aufhören sollten, dass sie … wie sagt man noch mal?«

      »Aufhören sollte, solange man noch vorn liegt.«

      »Ganz genau. Immer mehr, immer mehr.« Er seufzte, ohne die Ironie seiner


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