BRENNENDE SCHATTEN. Rachel Amphlett

BRENNENDE SCHATTEN - Rachel Amphlett


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      »Du solltest dir im Klaren darüber sein, dass wir beide, falls die Sache schiefgeht, mit einer Anklage und einer Gerichtsverhandlung rechnen müssen. Halte dich einfach an die Fakten, lass deine Emotionen außen vor, dann wird es wahrscheinlich gut für uns ausgehen.« Er drehte sich wieder zur Tür um und klopfte.

      Dan bemerkte jetzt die Überwachungskameras über ihnen, die sich langsam von einer Seite zur anderen bewegten, und dabei die kleine Gruppe auf den Stufen erfassten. Wer auch immer vor den Überwachungsmonitoren saß, schien mit dem Gesehenen offenbar zufrieden zu sein, denn ein paar Augenblicke später klickte es und die Türflügel schwangen nach innen auf.

      Ein Wachmann stand mit schussbereitem Gewehr direkt hinter der Tür und starrte sie finster an. »Die Sicherheitsausweise«, forderte er sie auf.

      Die drei Männer übergaben ihm daraufhin die Ausweise und warteten, während ihre Dokumente überprüft wurden. Nach kurzer Zeit gab ihnen der Wachmann ihre Ausweise zurück, trat zur Seite und machte den Weg frei.

      »Im gesamten Gebäude sind Kameras installiert«, informierte sie der Mann. »Also gehen Sie nicht in Bereiche, zu denen Sie keine Zutrittserlaubnis haben. Wir behalten Sie im Auge.«

      David warf Dan und Mitch einen vielsagenden Blick zu. »Hier entlang«, sagte er, während er sich umdrehte und durch einen geräumigen Korridor auf eine breite Holztreppe zuging.

      Die Treppe wand sich über den Korridor, durch den sie gerade gelaufen waren, und fächerte sich am Ende zu einem breiten Treppenabsatz auf. Oben angekommen wandte sich David nach links und ging mit großen Schritten durch einen Türbogen in das Innere des Gebäudes, ohne zu überprüfen, ob Dan und Mitch ihm folgten. Vor ihnen erstreckte sich jetzt ein langer Flur, der mit Holzpaneelen verkleidet war. Ihre Schritte wurden von einem purpurroten Teppich gedämpft, auf dem graue Lichtstreifen tanzten, die durch die hohen Fenster auf der linken Wand hereinfielen.

      Als sie daran vorbeiliefen, warf Dan unwillkürlich einen Blick durch die Fenster auf den Gebäudekomplex unter ihnen. Vier Beamte hasteten dort gerade über den Innenhof, wobei sie mit einer Hand Unterlagen gegen die Brust pressten und mit der anderen verzweifelt versuchten, ihre Frisuren vor dem beißenden Wind zu schützen.

      David blieb vor einer Tür mit Eichenholzvertäfelung stehen und drehte sich zu Dan und Mitch um.

      »Anständig benehmen, okay?«

      Dan nickte.

      »Packen wir es an«, sagte Mitch leise und verzog das Gesicht, als er seine Krawatte richtete, »bevor mich dieses Ding hier noch endgültig erwürgt.«

      David klopfte nun zweimal an die Tür. Sie hörten, dass sich jemand dahinter bewegte, dann schwang sie nach innen auf. Vor ihnen stand ein groß gewachsener Mann, der einen grauen Anzug und ein blaues Hemd mit farblich abgesetzter Krawatte trug. Er fuhr sich gedankenverloren durch sein hellbraunes Haar, das bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen wurde und machte einen Schritt zur Seite, damit David eintreten konnte.

      »Freut uns, dass Sie es geschafft haben«, meinte der Mann und ging in den Raum zurück.

      David folgte ihm mit Dan und Mitch im Schlepptau.

      Dan spürte, wie sein Herz kräftig in seiner Brust schlug. Er fühlte sich nur selten in der Gesellschaft anderer Menschen unwohl, aber es dämmerte ihm immer mehr, wie verzweifelt ihre derzeitige Situation war. Er zwang sich, seine Fäuste wieder zu öffnen und sich auf das Gespräch zu konzentrieren.

      Der Mann ging zu einem Konferenztisch in der Mitte des Raumes hinüber, um den acht Stühle gruppiert waren. Zwei davon waren bereits besetzt. Am Kopfende standen bereits eine Tasse und eine Untertasse, was darauf hindeutete, dass der Premierminister seinen angestammten Platz schon vor der Ankunft von Davids Team eingenommen hatte.

      Nachdem Mitch die Tür hinter sich geschlossen hatte, gingen die vier auf den Tisch zu. Der Mann, der ihnen die Tür geöffnet hatte, wies auf die freien Stühle und lud sie damit ein, sich der Gruppe anzuschließen.

      Während sie es sich bequem machten, übernahm er die einleitenden Worte.

      »Gentlemen, wir wissen zwar, wer Sie sind, aber lassen Sie mich Ihnen offiziell den Premierminister, Mr. Edward Hamilton, vorstellen. Der Mann auf seiner rechten Seite ist Vize-Admiral George Moore, zweiter Seelord bei der britischen Navy. Mein Name ist Hugh Porchester und ich bin als Vertreter des Verteidigungsministers hier«, beendete der Mann die Vorstellungsrunde.

      Der Vize-Admiral stand als Erster auf und gab zuerst David und anschließend Dan und Mitch die Hand. Er war groß gewachsen, etwas über sechzig Jahre alt und seine Schultern waren so breit, dass es aussah, als ob er in seiner Jugend Rugbyspieler gewesen wäre.

      Dan setzte sich, nachdem auch er dem Premierminister die Hand geschüttelt hatte, der seinen Blick ein paar Sekunden zu lang gefangen hielt, so als wolle er die Gedanken des Mannes vor sich ergründen.

      Der Vertreter des Verteidigungsministeriums ignorierte die drei Männer die ganze Zeit über und beschäftigte sich stattdessen mit Unterlagen, die er vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

      Der Premierminister wandte sich nun an ihn. »Hugh, was halten Sie davon, wenn Sie die Sitzung eröffnen?«

      Der Mann nickte dem Premierminister höflich zu, beugte sich nach vorn und ließ eine lederne Aktenmappe aufschnappen. Er räusperte sich kurz und sah dann die drei Männer an, die ihm gegenübersaßen.

      »Gentlemen«, fing er in einem hochtrabenden Tonfall an, »der Premierminister hat dieses Treffen einberufen, damit uns Mr. Ludlow dabei helfen kann, diverse … nun sagen wir einmal, Lücken in Bezug auf eine Bombenbedrohung für unsere Stadt zu füllen, die bereits einige Zeit her ist. Gleichzeitig ist die Frage zu klären, warum zwei Zivilisten, nämlich Sie, Mr. Taylor«, er warf Dan einen Blick zu, »und Sie, Mr. Frazer, an der Operation beteiligt gewesen sind.« Er starrte Mitch nun ebenfalls an, bevor er den Inhalt der Aktenmappe vor sich betrachtete und einige Fotos herausnahm, die er auf den Tisch warf.

      Doch Dan ignorierte die Fotos.

      Anschließend zog der Vertreter des Verteidigungsministers einen Ordner heran, öffnete ihn in der Mitte, faltete seine Hände über der entsprechenden Seite und warf Dan erneut einen Blick zu.

      »Nun, Mr. Taylor«, fuhr Porchester fort. »Vielleicht können Sie uns ja darüber aufklären, wie sie es geschafft haben, in dieses ganze Durcheinander verwickelt zu werden.«

      Dan räusperte sich und starrte den Mann eine Weile an, bevor er sagte: »Einer meiner Freunde wurde getötet. Seine Ex-Frau bat mich daraufhin, ihr bei den Ermittlungen zu helfen, weil die Polizei die Möglichkeit, ihr Mann könne ermordet worden sein, nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hatte. Für die Behörden sah es so aus, als wäre es ein ganz normaler Überfall gewesen, der schiefgelaufen ist. Wir folgten daraufhin der Spur seiner Forschungsunterlagen und stießen letzten Endes auf Mr. Ludlow.«

      Porchester kommentierte Dans Ausführungen nicht, sondern blickte weiterhin auf die Unterlagen vor sich hinunter. Er blätterte einige Seiten um, bevor er sich räusperte und wieder zu Dan hochschaute.

      »Hat man Sie gezwungen, für Mr. Ludlow zu arbeiten?«

      »Nein.«

      »Also waren Sie, ein Zivilist, erfreut darüber, sich selbst in Gefahr zu bringen, obwohl Ihnen die Konsequenzen Ihrer Handlungen nicht bekannt gewesen sein dürften?«, fragte Porchester.

      »Es war das einzig Richtige, was ich tun konnte«, antwortete Dan. »Damals war ein Wahnsinniger mit einer Bombe unterwegs und niemand aus Ihrer Regierung schien auch nur einen Scheiß darauf zu geben. Tatsächlich meine ich mich sogar daran erinnern zu können, dass einer Ihrer Kollegen ihm geholfen hat.«

      Porchester schaute hastig auf das Blatt vor sich hinunter. Er griff nach dem Wasserglas, das vor ihm stand, nahm einen kleinen Schluck und stellte das Glas wieder ab.

      Dan wartete, während sein Herz wie wahnsinnig raste. Nicht etwa aus Angst, sondern aus purer Wut und Frustration, dass er und seine Mitstreiter auf diese Art und Weise befragt wurden. Er


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