BRENNENDE SCHATTEN. Rachel Amphlett

BRENNENDE SCHATTEN - Rachel Amphlett


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zwinkerte. »Was?« Diese Frage hatte er nun wirklich nicht erwartet, was ihn ein paar Sekunden aus dem Konzept brachte. »Alles okay. Warum?«

      »Nun«, antwortete Porchester und beugte sich in seinem Stuhl vor. »Weil wir auch den Umstand berücksichtigen müssen, dass diese Bombenentschärfung einer mental gestörten Person übertragen worden ist.«

      Dan stand abrupt auf und stieß dabei seinen Stuhl nach hinten um. Er beugte sich dem anderen Mann weit über den Tisch entgegen, der daraufhin sichtlich in seinem Stuhl zusammenschrumpfte.

      »Jetzt hören Sie mir mal ganz genau zu, Sie elender Bastard«, knurrte er fuchsteufelswild. »Ich habe diesem Land voller Stolz gedient und ich brauche bestimmt nicht jemanden wie Sie als Zweitgutachter, der mir erzählt, welche Auswirkungen meine Erlebnisse im Irak auf mich gehabt haben. Ich brauche Ihre Sympathie nicht, genauso wenig wie Ihre indirekten Anschuldigungen. Geben Sie mir gefälligst nicht die Schuld dafür, dass Sie die Möglichkeit verpasst haben, Ihren Namen in den Schlagzeilen zu lesen. Nur weil Sie mehr damit beschäftigt gewesen sind, sich den Arsch zu kratzen, anstatt sich darum zu kümmern, dass eine Bombe, die auf dem Weg zu uns war, von Ihrer Verwaltung übersehen wurde. Ich habe nur getan, was ich tun musste und ich würde es jederzeit wieder so machen.«

      Dan wandte sich um, hob den Stuhl auf und stellte ihn wieder hin. Während er sich setzte, erhaschte er Davids Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. Er starrte Porchester an, der so tat, als wäre er von Dans Ausbruch vollkommen unbeeindruckt, und sich mit seinen Dokumenten und Akten beschäftigte. Dan ließ seinen Blick nach unten wandern und stellte fest, dass die Hände des Mannes zitterten. Er grinste still in sich hinein, starrte Porchester aber weiterhin ungehalten an.

      Der Premierminister hustete leise. »Gentlemen, wir sollten vielleicht eine kleine Pause einlegen.«

      Zustimmendes Gemurmel erklang rund um den Tisch.

      »Hervorragend. Dann kommen wir in fünfzehn Minuten wieder hier zusammen. Mr. Ludlow, könnte ich Sie noch kurz allein sprechen, bevor Sie gehen?«

      Dan schob seinen Stuhl nach hinten und stand auf. Mitch griff nach seinem Arm, drängte ihn zur Tür hinaus und ließ Dan erst mitten auf dem Flur wieder los. Sie blieben vor einem der Fenster stehen, von dem aus man auf den Gebäudekomplex hinunterschauen konnte.

      Mitch fuhr sich mit der Hand über die Augen.

      »Das lief ja richtig gut.«

      Dan schüttelte den Kopf, während er die Menschen unter sich dabei beobachtete, wie sie beschäftigt hin und her wuselten.

      »Das hier ist ein Haufen Vollidioten«, meinte Mitch. »Anstatt dir und David dafür zu danken, dass ihr den Job so gut erledigt habt, wollen sie euch auch noch an den Karren fahren.«

      Kapitel 8

      Hassan Nazari strich seine blaue Seidenkrawatte glatt, zog die Ärmel seines hellgrauen Sakkos über die makellos weißen Manschetten und wandte sich dann um, um in einem mannshohen Spiegel sein Profil zu betrachten.

      Er hob die rechte Hand, um sein zurückgekämmtes schwarzes Haar zu glätten, wobei er den grauen Schimmer darin bemerkte, dann ließ er seine perfekten Zähne bei einem kurzen Lächeln aufblitzen und strich sich über seinen kunstvoll getrimmten Bart. Noch einmal kontrollierte er seine Erscheinung im Spiegel und als sein prüfender Blick auf die Schuhe fiel, musste er innerlich grinsen. Er persönlich fand ja, dass die Einlagen in seinen Schuhen zu hoch waren und zu offensichtlich, doch er zuckte mit den Achseln, schenkte sich ein bestätigendes Lächeln und streckte die Hand aus. Sein Assistent übergab ihm nun einen Aktenkoffer, wobei er den direkten Augenkontakt vermied.

      »Ist hier wirklich alles drin? Auch der Originalpachtvertrag für die Farm?«

      »Ja, Sir.« Der Assistent verbeugte sich leicht vor ihm und trat zur Seite.

      Nazari schaute zu den beiden großen Männern hinüber, die die Hotelsuite bewachten. Einer stand direkt in der Eingangstür, der andere neben dem mannshohen Fenster, von dem aus man einen hervorragenden Blick über die Stadt hatte. Sie waren die beiden einzigen Mitglieder seiner Entourage, die größer waren als er. Breitschultrig, ruhig und imposant. Beide trugen identische schwarze Anzüge, ebenfalls schwarze Handschuhe und Neun-Millimeter-Pistolen. Offiziell waren sie als Bodyguards angestellt, allerdings war ihre Stellenbeschreibung um einiges weiter gefasst, als die Bezeichnung vermuten ließ.

      »Habt ihr beide verstanden, was ihr machen sollt? Mustapha?«

      Der Mann an der Tür schaute Nazari an und nickte nur. Nazari wandte sich daraufhin dem Mann am Fenster zu und hob eine Augenbraue. »Ali?«

      »Ja, Sir.«

      »Dann lasst uns jetzt weitermachen.« Er testete das Gewicht des Aktenkoffers in seiner Hand, durchquerte den Raum und übergab den Koffer dann dem Mann am Fenster. »Ali, den nimmst du.« Er beobachtete den Bodyguard dabei, wie dieser ein Tuch aus seiner Jacketttasche holte und sorgfältig alle Spuren von Nazaris Fingerabdrücken auf dem Diplomatenkoffer entfernte.

      Hassan wandte sich jetzt einem Mann zu, der sich nervös in einer Ecke des Raumes herumdrückte und winkte ihn heran. »Ibrahim, komm her«, befahl er.

      Der Mann leckte sich über die Lippen und näherte sich Hassan ein paar Schritte. Seine Stirn war schweißnass und er versuchte den Schweiß wegzuwischen, als sein Blick unruhig über die Pistole in Mustaphas Hand glitt. Der Mann war Ende dreißig und sein billiges Sakko total zerknittert. Er krempelte seine Ärmel hoch, bevor er sich mit den Fingern durch sein dunkelbraunes Haar fuhr, dann öffnete er den obersten Hemdknopf, wobei er den Abstand zu Nassan beibehielt. Dieser roch jetzt den Geruch von Angst bei dem anderen Mann und lächelte.

      »Es ist alles gut, Ibrahim, es gibt keinen Grund zur Furcht«, beruhigte er den Mann. Er griff nach Ibrahims Arm und drückte ihn fest. Dabei entging ihm allerdings, dass sich die Oberlippe des Mannes bei der Berührung vor Unbehagen verzog.

      »In unserem Geschäft«, fuhr Hassan fort, »ist nur wenig Platz für Irrtümer, Fehleinschätzungen oder …«, er drehte sich um, um seinen Assistenten anzustarren, »für Verrat.«

      »Verrat?«, fragte Ibrahim. »Wann?«

      Hassan beobachtete, wie sich der Assistent unter seinem starren Blick wand und nickte leicht. »Richtig, Verrat …«, flüsterte er. Er wandte sich wieder an Ibrahim. »Bruder, du würdest uns doch niemals betrügen, oder?«

      Ibrahim schüttelte heftig den Kopf und blinzelte.

      »Gut, sehr gut.« Hassan lächelte verkniffen. »Wir sind mit unseren Plänen nämlich schon zu weit fortgeschritten, als dass wir uns jetzt noch ein Versagen oder einen Gesinnungswandel erlauben könnten. Bedauerlicherweise scheint mein Assistent hier aber deinen Glauben an unsere Sache und deine Standhaftigkeit nicht zu teilen.« Er winkte einen der beiden Bodyguards heran. »Mustapha, würdest du bitte …?«

      Der Mann kam mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck auf sie zu, griff ruhig in sein Jackett, schob seine Pistole ins Holster und holte stattdessen ein Stück aufgewickelten dünnen Draht aus der Tasche. Während er auf Hassans Assistenten zuging, schlang er langsam die isolierten Enden um seine Finger und zog den Rest behutsam auseinander.

      Hassan schlenderte währenddessen zum Fenster hinüber und betrachtete die Silhouette der Stadt. Er hob seinen Blick zum Himmel und registrierte die gräulich-gelben Wolken, die Schnee ankündigten, noch bevor der Nachmittag zu Ende sein würde, dann schloss er seine Augen und holte tief Luft.

      »Sir? Mr. Nazari?«, flüsterte der Assistent schließlich. »Gibt es irgendein Problem?« Er drehte sich um, während er versuchte, Mustapha mit geweiteten Augen im Blick zu behalten.

      Mustapha, der zwanzig Zentimeter größer als der Assistent war, ließ seine Hände blitzschnell über den Kopf des Mannes gleiten und zog dann die beiden Enden des gewundenen Drahtes auseinander.

      Die Hände des Assistenten schossen hoch zu seinem Hals und seine Augen traten hervor, während er verzweifelt versuchte,


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