STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3). Raymond Benson

STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3) - Raymond Benson


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über das Rauchen erzählten und wie schädlich es sein konnte. Freddie rauchte eine Menge am Tag. Konnte das die Ursache sein?

      Nun, liebes Tagebuch, der Krankenwagen traf etwa zwanzig Minuten später ein, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Ich lief hinunter zum Vordereingang des Gym und ließ sie herein. Die Notärzte stürmten mit einer von diesen Pritschen auf Rädern nach oben. Einer von ihnen bat mich, im Nebenraum zu warten, aber ich wollte Freddie nicht allein lassen. Sie untersuchten Freddies Vitalwerte und stellten ihm ein paar Fragen, die er überraschenderweise sogar beantworten konnte. Schließlich legten sie ihn auf die Krankenbahre und trugen ihn hinunter und hinaus. Ich bestand darauf, mit ihnen im Krankenwagen zu fahren. Ich schlüpfte eilig in ein paar Turnhosen und ein Sweatshirt, zog mir meine Tennisschuhe an und schnappte meine Handtasche. Ich sah aus, als wäre ich gerade erst aus dem Bett gefallen – was ja auch stimmte – aber für Eitelkeiten war keine Zeit.

      Als wir im Krankenhaus ankamen, fuhren sie ihn direkt in die Notaufnahme. Eine Schwester fragte mich, ob ich eine Verwandte sei. Ich erklärte ihr, dass ich die einzige Familie sei, die Freddie noch besaß, auch wenn wir nicht wirklich verwandt waren. Sie gab mir ein Klemmbrett und wies mich an, ein paar Formulare auszufüllen. Ich beantwortete die Fragen, auf die ich eine Antwort wusste, und gab es ihr zurück. Und dann wartete ich. Und wartete. Und wartete.

      Zwischendurch lief ich zu einem Münztelefon und rief Lucy an. Niemand ging ran. Sie und Peter mussten zum Neujahrstag ausgegangen sein. Draußen war es kalt, aber das Wetter war schön. Ich wollte mit irgendjemandem sprechen. Andere Telefonnummern hatte ich nicht dabei, sonst hätte ich Jimmy oder jemand anderes von den Stammgästen des Gym angerufen.

      Ich wartete vier Stunden, bis der Arzt herauskam, um mit mir zu sprechen. Da war es bereits nach zehn Uhr abends. Dr. Montgomery war noch sehr jung. Ich dachte mir, dass er aussah, als hätte er gerade erst die Medizinschule hinter sich gebracht.

      Natürlich war es ein Herzanfall gewesen. Dr. Montgomery meinte, dass Freddie eine Weile im Krankenhaus bleiben müsste, vielleicht sogar ein paar Wochen! Aber sein Zustand wäre stabil, und sie hatten ihm Medikamente gegeben, damit er sich besser fühlte. Ich fragte, ob ich zu ihm dürfe, aber der Doktor erwiderte, dass Freddie im Moment schlief. Dr. Montgomery schlug vor, dass ich nach Hause gehen und mich ebenfalls etwas ausruhen sollte und wahrscheinlich schon morgen den Patienten besuchen dürfte.

      Also bin ich jetzt wieder zurück in meinem Apartment. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich fühle mich ziemlich elend. Ich werde mir ein paar Eier braten und dann ins Bett gehen. Ich schätze, das Gym werde ich morgen wohl schließen müssen.

      Bitte, lieber Gott, wenn es dich dort oben geben sollte – mach, dass es Freddie bald wieder besser geht. Bitte, bitte, bitte!

      

      

       2. Januar

      Es war ein langer Tag.

      Ich hängte ein Schild an die Tür des Fitnessstudios, mit der Aufschrift: Wegen Krankheit geschlossen. Dann nahm ich den Bus ins Bellevue und durfte glücklicherweise Freddie besuchen. Doch zuerst erklärte mir die Schwester auf seiner Station, dass der Doktor mit mir sprechen wollte. Also war ich wieder zur Untätigkeit verdammt, diesmal in einem kleinen Wartezimmer. Diese Station war offenbar den Herzpatienten vorbehalten, denn auf dem Tisch lagen eine Menge Flyer und Literatur über Herzerkrankungen, zusammen mit Magazinen, die bereits mehrere Monate alt waren. Aber immerhin musste ich nicht lange warten. Dieses Mal erschien ein anderer Arzt. Sein Name war Abramson. Er war älter und wirkte erfahrener als Dr. Montgomery. Er stellte sich mir vor und fragte mich, in welcher Beziehung ich zu dem Patienten stehen würde. Ich erklärte ihm, dass Freddie mein Vermieter und mein Arbeitgeber sei, und wiederholte, dass ich die einzige Familie für ihn wäre, soweit ich wüsste. Der Doktor nickte finster, was ich nicht gerade als gutes Zeichen auslegte.

      »Wie geht es ihm?«, fragte ich.

      Dr. Abramson antwortete nicht sofort mit: »Oh, es geht ihm gut«, oder: »Er wird wieder ganz gesund werden«. Stattdessen zuckte er ein wenig mit den Schultern und machte eine unentschlossene Handbewegung, die ich als »weder schlecht noch wirklich gut« interpretierte.

      »Wir warten noch auf Testergebnisse, aber Mr. Barnes hat definitiv eine schwere Herzattacke erlitten, einen sogenannten Herzmuskelinfarkt.« Er fuhr damit fort, zu erklären, dass eine wichtige vordere Herzkranzarterie blockiert sei. Ich verstand nur wenige der medizinischen Fachbegriffe, aber er formulierte es so einfach, wie er konnte. Die Krux an der Sache ist, dass Freddies Zustand ernst genug ist, um einen langen Krankenhausaufenthalt notwendig zu machen.

      Als ich ihn fragte, ob man es operieren könne, sah mich Dr. Abramson an, als wäre ich verrückt geworden. »Für eine solche Erkrankung gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten«, sagte er. »Zumindest noch nicht. Es gibt noch vieles, was wir über das Herz nicht wissen.« Ich kam mir irgendwie dumm vor.

      Er erklärte mir, dass ich in Freddies Zimmer gehen könne, aber nicht zu lange bleiben und darauf achten soll, ihn nicht zu sehr aufzuregen. Was dachten die, was ich vorhatte? Ihn zu Hampelmännern zu überreden? Ich sagte dem Doktor, dass Freddie und ich wie Vater und Tochter wären und dass es ihm guttun würde, mich zu sehen.

      Freddie hatte das Zimmer nicht für sich allein. Ein Vorhang trennte den Raum in zwei Teile und im ersten Bett lag ein an Schläuchen und ähnlichen Kram angeschlossener alter Mann. Ich huschte schnell an ihm vorbei und bog um den Vorhang. Liebes Tagebuch, für einen Augenblick blieb mir die Luft weg. Ich hatte den großen, starken Freddie noch nie in einem so mitleiderregenden Zustand gesehen. Er lag natürlich in seinem Bett und trug eine Sauerstoffmaske auf dem Gesicht. In seinem Arm steckte ein Schlauch, der zu einem von diesen Beuteln mit einer klaren Flüssigkeit darin hinaufführte. Seine Augen waren geschlossen. Er hatte wieder etwas Farbe im Gesicht, aber er schien mir irgendwie kleiner und älter geworden zu sein. Mir war zum Heulen zumute.

      »Freddie?«, flüsterte ich, lief an die Seite des Bettes und legte vorsichtig meine Hand auf seine. »Freddie?«

      Flatternd öffneten sich seine Augen. Als er mich erkannte, lächelte er unter seiner Sauerstoffmaske. Mit der anderen Hand griff er nach oben und nahm sie sich vom Gesicht.

      »Hallo, Judy.« Seine Stimme klang leise und schwach.

      »Oh Freddie.« Ich deutete auf die Maske. »Solltest du die nicht besser tragen? Du brauchst nichts zu sagen.«

      Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. »Ist schon okay. Ich kann sie hin und wieder für ein paar Minuten abnehmen. Schließlich muss ich ja auch was essen, weißt du? Heute Morgen habe ich Frühstück bekommen.«

      Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich … ich denke, du bist hier in guten Händen.«

      Freddie rollte mit den Augen. »Was Herzinfarkte angeht, sind das alles Quacksalber. Die wissen nicht, was sie tun. Ich soll mich einfach nur ausruhen, Herrgott nochmal, für wer weiß wie lange.«

      »Sie sagten, dass du für ein paar Wochen hierbleiben wirst.«

      Er nickte. »Judy, du wirst das Gym leiten müssen. Ich werde eine Weile niemanden trainieren können. Kannst du das übernehmen?«

      »Natürlich! Und wenn die Kerle nicht von mir trainiert werden wollen, haben sie eben Pech. Mach dir keine Sorgen. Und ich sag den Stammkunden, dass sie dich besuchen sollen.«

      Freddie zuckte ein wenig zusammen und sagte: »Warte mal besser noch eine Woche oder so, bevor du ihnen das sagst.«

      Ich lachte. »Okay, Freddie.«

      Er seufzte schwer. »Ich könnte töten für eine Zigarette.«

      Dieses Mal war ich es, die den Kopf schüttelte. »Ich fürchte, das ist nicht erlaubt.«

      »Ich weiß. Ich muss aufhören. Für immer. Das wird die Hölle werden. Ich bin nicht sicher, ob ich das schaffe.«

      »Natürlich schaffst du das, Freddie. Ich werde dir helfen.«

      »Ich soll auch das Trinken einschränken.«


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