Drachensonne. Thomas Strehl

Drachensonne - Thomas Strehl


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vom stürzenden Körper weg, um nicht unter der sterbenden Bestie begraben zu werden.

      Noch ein Taumeln, dann brach die Katze zusammen und schlug schwer auf dem Felsboden auf.

      Das Brüllen wurde zu einem leisen Brummen, einem Winseln, und verstummte dann ganz.

      Ein letztes Schwanzzucken, dann erloschen die gelben Raubtieraugen für immer.

      Sofort kehrte wieder Ruhe in der Höhle ein, nur unterbrochen vom schweren Atem der Kämpfer.

      Doch die Stille war trügerisch, hatte ihren Frieden für immer verloren.

      Kalil kam stöhnend auf die Beine und hielt sich die verwundete Schulter. Er hob sein Messer vom Boden auf, wischte das Blut an seiner Hose ab und steckte es zurück in den Gürtel. Langsam ging er zum Kadaver des Raubtieres und stieß ihn vorsichtig mit dem Fuß an.

      Nichts rührte sich.

      »Tot«, sagte er keuchend. »Wir haben es geschafft.«

      Jonaas kniete vor Tyks Leiche. »Leider nicht alle«, sagte er, und Tränen traten in seine Augen. Vor Aufregung und vom durchdringenden Blutgeruch, der in der Luft hing, war ihm ganz schlecht.

      Kalil kam einen Schritt näher, doch dann wandte er sich ab, so, als wolle er Tyks Leiche und den Tod seines Freundes nicht akzeptieren.

      »Was war das?«, fragte er verzweifelt.

      Er wartete auf eine Antwort seines Freundes, doch der nächste Satz kam aus einer ganz anderen Richtung.

      »Das war mein Reittier«, sagte eine tiefe Stimme, und ein Mann trat aus dem Schatten des Höhleneinganges in das Regenbogenlicht der Flamme.

      »Und es war nicht besonders nett von euch, dass ihr es umgebracht habt. Barangatos gibt es nicht mehr sehr viele.«

      Er kam näher, nicht so geräuschlos wie die Katze, und seine schweren Stiefel hinterließen das scharrende Geräusch auf dem Boden, das die Jungen aufgeschreckt hatte.

      »Zum Glück besitze ich noch eines«, sagte der Unbekannte, und Jonaas und Kalil bemerkten frustriert, dass ein weiterer Panther im Rücken des Mannes erschien.

      »Wer seid Ihr?«, fragte Kalil. Seine Stimme klang gequält, und sein Gesichtsausdruck verriet, dass ihm die Wunde an seiner Schulter große Schmerzen bereitete.

      Der Mann antwortete nicht direkt, sondern trat noch etwas näher an die Jungen heran und beäugte sie kritisch.

      »Kinder«, murmelte er. »Ich habe es nicht glauben wollen, und doch stimmt es. Die Sangapao überlassen die Wache ein paar Kindern.«

      Er sprach offenbar zu sich selbst, lächelte dabei beinahe verträumt, und Jonaas nutzte die Zeit, um seinen Widersacher näher unter die Lupe zu nehmen.

      Der Mann war überdurchschnittlich groß und sehr hager. Er hatte lange schwarze Haare, die bis auf seinen Gürtel fielen, und braune, fast schwarze Haut. Das Gesicht war lang, das Kinn spitz, die Nase zu klein, die Augen waren schmal. Eine Narbe in Form eines W zierte seine rechte Wange.

      Der Körper steckte in Leder, schwarze, schwere Reitstiefel, Hose und Hemd waren aus dem gleichen Material.

      Ein langer schwerer Umhang reichte von den Schultern fast bis auf den Boden.

      Der einzige Farbtupfer waren zwei dunkelgrüne Armbänder und ein grünes Stirnband, das ihm das Haar aus dem Gesicht hielt.

      Doch das Seltsamste an der Gestalt waren zwei große spitze Ohren, die wie Fledermausflügel aus seinen Haaren herausragten.

      Jonaas hatte noch nie etwas Ähnliches gesehen.

      »Wer seid Ihr?« Es war wieder Kalil, der die Frage stellte.

      Und wieder antwortete der Angesprochene nicht direkt. »Ihr könnt mich nicht kennen«, sagte der Eindringling geheimnisvoll. »Oder ihr müsstet weit über hundert Jahre alt sein.«

      Er kam näher. Nun trennten ihn keine zwei Pferdelängen von den Jungen.

      »Stehenbleiben«, sagte Kalil und zog das Messer aus seinem Gürtel.

      Die hagere Gestalt grinste wölfisch. Weiße Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht. »Wen willst du damit erschrecken?«, fragte er höhnisch.

      Kalil ließ sich nicht verängstigen. Er deutete mit einem Kopfnicken auf den toten Panther. »Es hat für ihn gereicht«, sagte er mutig. »Dann kann es auch Euch gefährlich werden.«

      Der Unbekannte lächelte weiter. »Lass dich nicht von Äußerlichkeiten blenden«, sagte er. »Glaub mir, Junge, ich bin gefährlicher als die Katze.«

      Er schlug mit einer Handbewegung den Umhang zur Seite und gab den Blick auf ein langes schmales Schwert und eine Peitsche frei, die in seinem Gürtel steckten.

      Kalil sah nur eine Chance.

      Er musste handeln. Jetzt! Bevor der Hagere seine Waffe ziehen konnte.

      Mit dem Mut der Verzweiflung warf er sich nach vorn, wollte sich auf den Eindringling werfen, doch eine winzige Handbewegung des Schwarzgewandeten stoppte Kalils Bewegungen.

      Er verharrte mitten im Lauf.

      »Ich kann mich nicht mehr bewegen, Jonaas!«, rief er entsetzt. Die Selbstsicherheit, die er zur Schau getragen hatte, fiel augenblicklich von ihm ab.

      Jonaas wollte seinem Freund zur Hilfe kommen, doch er stand zu weit weg, und der Hagere war schneller. Er riss sein Schwert aus der Scheide, steppte elegant nach vorn und stieß Kalil ohne mit der Wimper zu zucken die Waffe in die Brust.

      Der Junge röchelte, hustete, weit aufgerissene Augen starrten den Angreifer fassungslos an.

      Dann machte der Unbekannte wieder ein Handzeichen und gab Kalil frei.

      Sofort sank der Junge auf die Knie.

      »Aber ...«, keuchte er.“Ich ...« Ein dünnes Rinnsal Blut lief aus seinem Mund, das Kinn entlang und tropfte auf sein Hemd.

      Dann kippte Kalil nach vorn und blieb regungslos liegen.

      »Mörder!«, schrie Jonaas und wollte auf den Schwarzen los, doch der zweite Panther schob sich blitzschnell zwischen ihn und den Jungen. Er trug ebenfalls eine Satteldecke, und der Schwarzgewandete, der sich nicht um Jonaas kümmerte, entnahm einer Satteltasche einen schwarzen, armlangen Stab, der mit seltsamen grünen Symbolen verziert war.

      »Wer seid Ihr?«, schrie Jonaas dem Mann entgegen. Tränen der Verzweiflung und Wut trübten seinen Blick.

      Der Junge hatte längst erkannt, dass dieser Angriff auch für ihn kein gutes Ende nehmen würde, doch er wollte sein Leben so teuer wie möglich verkaufen.

      Der Unbekannte, der sein Schwert wieder weggesteckt hatte, ging auf die Flammensäule zu.

      »Man nennt mich Gradoon, den schwarzen Lord«, sagte er, ohne sich nach dem Jungen umzudrehen. »Schade, dass du dein Wissen mit niemandem mehr teilen kannst.«

      Eine erneute Handbewegung von ihm war ein Befehl an die Katze. Jonaas, der den Schwarzen beobachtet hatte, hatte keine Chance.

      Die Pranke traf ihn am Hinterkopf und schleuderte ihn hart gegen die Felswand. Blut lief an seinem Hals entlang und nässte sein Hemd.

      Er drehte sich keuchend um, wollte sich aufrappeln, doch der Panther war sofort über ihm.

      Wieder sausten messerscharfe Klauen auf seinen Brustkorb herab, und Jonaas schaffte es nur, sich ein wenig zur Seite zu drehen.

      Die Pranke verfehlte die Brust und zerfetzte stattdessen seine Schulter. Blut spritzte auf und färbte Jonaas' Gesicht rot.

      Schmerz tobte in seinem Körper, er konnte sich nicht mehr bewegen, und als die Raubkatze erneut in seinem Gesichtsfeld auftauchte, schloss er die Augen und wartete auf den tödlichen Biss.

      Ich will noch nicht sterben, dachte Jonaas. Bitte, ich darf noch nicht sterben. Lass mich in Ruhe, bitte.

      Ein Schnuppern,


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