Acevado - Wann bleibst du?. Jule Heer

Acevado - Wann bleibst du? - Jule Heer


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nicht, oder?“ Sechs einfache Worte, deren Sinn und Zusammenhang ich tatsächlich nicht verstand. Doch seine Stimme vibrierte in meinen Ohren, sodass ich mich unwillkürlich dort kratzen musste. Er sprach und jeder Ton verwandelte sich in meinem Kopf zu Musik.

      Ich weiß, das klingt unheimlich kitschig, aber das liegt wohl daran, dass ich nun einmal bis über beide Ohren verliebt war. Ich zitterte immer noch alleine vom Klang dieser Stimme, als es mir schon wieder das Trommelfell zerriss.

      „Chloe, hör mir doch zu, sie ist es! Verstehst du?“

      Ich spähte um die Ecke, verwirrt und neugierig zugleich. Ace hatte seine Stimme gesenkt und sich über den Tisch hinweg zu Chloe gebeugt, doch trotzdem verstand ich alles, was sie sagten.

      Jetzt sprach sie: „Wie ... sie? Soll das etwa heißen ... Nein, das ist nicht dein Ernst!“ In ihrem Blick spiegelten sich Überraschung und Fassungslosigkeit wider und ich fragte mich erneut, um was genau es in diesem Gespräch eigentlich ging.

      Was meinte Ace mit sie ist es oder vielmehr wen meinte er damit? Doch nicht etwa ... mich? Ich schüttelte den Kopf über mich selbst, was bildete ich mir denn ein? Und selbst wenn, was sollten seine Worte schon zu bedeuten haben? Ich beobachtete, wie er sich wieder zurücklehnte, zwar nichts mehr sagte, Chloe aber ernst ansah.

      Und in genau diesem Moment, als ich mich noch ein Stück näher an die Ecke heranschob, hinter der die beiden saßen, wandte Acevado seinen Kopf und blickte mir direkt in die Augen. Wir zuckten beide gleichermaßen zusammen. Ich, weil es mir peinlich war, dass er mich beim Lauschen erwischt hatte, und er vermutlich, weil er fassungslos war, dass ich ihrer Unterhaltung heimlich beigewohnt hatte. Ich richtete mich auf und tat, als wäre ich gerade erst gekommen, bevor ich in lässigem Tempo auf ihn zuschlenderte.

      Jetzt entdeckte mich auch Chloe, und obwohl sie im Vergleich zu Ace nicht ahnte, dass ich gelauscht hatte, sah sie mir mit eisigen Augen entgegen. Ich fröstelte unter diesem Blick und fragte mich, was er wohl zu bedeuten hatte.

      „Hi“, hauchte ich mit bebender Stimme und ließ mich möglichst unauffällig auf den Stuhl neben Chloe sinken, um weit weg von ihm und seiner magischen Ausstrahlung zu sein. Keine gute Idee, wie sich gleich darauf zeigte, denn nun musste ich ihn die ganze Zeit über ansehen, was mich nur noch nervöser machte.

      Er starrte mich nur an mit diesen dunklen, wissenden Augen, die mich zu durchbohren schienen, und das reichte aus, um mich und meine Sprachfähigkeit völlig außer Gefecht zu setzen.

      So kam es, dass erst mal betretenes Schweigen zwischen uns herrschte, denn selbst Chloe sagte nichts, sie schien immer noch sprachlos nach Aces mysteriöse Verkündung zu sein. Aber natürlich dauerte es nicht lange, bis sie wieder fröhlich vor sich hinplapperte, wenn auch mit einem kaum wahrnehmbaren, leicht bitteren Unterton.

      Ace und ich schwiegen.

      Chloe schien es nicht weiter aufzufallen, dass wir nicht viel beziehungsweise gar nichts sagten. Ich versuchte, desinteressiert in der Gegend herumzublicken und nicht in Aces perfektes Gesicht. Doch immer wenn ich zu ihm rüberschielte, sah ich, dass seine unergründlichen schwarzen Augen auf mir ruhten.

      Nach einer schweigsamen Dreiviertelstunde, von der wasserfallartig redenden Chloe mal abgesehen, war die Mittagspause vorbei und Ace und ich hatten nicht ein einziges Wort gewechselt. Außer man zählte mein schüchternes „Hi“ dazu. Als Chloe aufstand und mich mit den Worten „Der Unterricht wartet!“ dazu aufforderte, mit ihr zu kommen, wollte ich ihr schon ohne Verabschiedung in Richtung Ace folgen, doch ich bemerkte, dass er unsere gemeinsame Freundin mit einem Blick ansah, der eine unterschwellige Warnung enthielt, die ich allerdings nicht zu entschlüsseln vermochte.

      „Äh ...“, stotterte Chloe und warf ihm einen ebenso zornigen Blick zu. „Ich geh schon mal vor, Am, ich wollte sowieso noch mal zum Klo, okay?“ Ich sah sie völlig entgeistert an, sie wollte mich doch nicht wirklich hier allein lassen, oder? Allein mit Ace.

      Eine wohlige Gänsehaut strich über meine Arme, doch gleichzeitig hatte ich schrecklichen Bammel davor, mit ihm hierzubleiben. Und überhaupt ... „Das geht nicht, Chloe, du kannst mich nicht allein lassen, ich würde dich doch niemals wiederfinden!“, stieß ich mit leicht panischer Stimme hervor.

      Ace jedoch blieb ganz gelassen, er streckte eine Hand aus, um mir beruhigend über den Arm zu streichen. „Das geht schon klar, ich bring dich hin.“

      Ich war von seiner Berührung und seinen ersten an mich gerichteten Worten noch immer wie erstarrt, als Chloe sich mit einem gezwungenen Lächeln von uns verabschiedete und davonging.

      Danach brach wieder das Schweigen über uns herein.

      Die Angst, zu spät zum Unterricht zu kommen, und der Wunsch, immer hier sitzen zu bleiben und diesen Jungen anzusehen, vermischten sich in meinen Gedanken.

      Außer uns waren in der Cafeteria jetzt nur noch Mitarbeiter und Köche.

      Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis er endlich etwas sagte, es konnte eine halbe Stunde gewesen sein, vielleicht aber auch nur wenige Minuten.

      „Komm“, flüsterte er, stand auf und zog mich auf die Füße. Er sah mir in die Augen und es war, als würden wir uns schon ewig kennen, völlig natürlich erschien es mir auf einmal, so nah bei ihm zu stehen und dem Klang seiner Stimme zu lauschen. „Du solltest jetzt in den Unterricht, wir wollen ja schließlich nicht, dass du zu spät kommst!“ Er sagte das so sanft und zärtlich, dass mir ganz warm ums Herz wurde, und auch sein Blick war weich geworden, nicht mehr so kühl und verschlossen wie gestern auf dem Pausenhof.

      Vorsichtig griff er nach meiner Hand und ich ließ mich widerstandslos von ihm mitziehen. Während wir also Hand in Hand nebeneinander herliefen, fragte sich mein letzter Rest Verstand, was hier eigentlich gespielt wurde. Der schönste Junge der Schule, den ich gestern zum ersten Mal gesehen hatte und mit dem ich nicht mehr als einen Satz gesprochen hatte, hielt mit mir Händchen?

      Mein Herz hüpfte wie wild auf und ab und meine Haut kribbelte vor Aufregung. Viel zu schnell waren wir bei dem Raum angekommen, in dem meine nächste Stunde stattfinden würde oder vielmehr schon stattfand. Schweren Herzens löste ich meine Hand aus seiner und sah zu ihm auf.

      „Tja, dann ...“, begann ich zögernd. „Tschüss.“ Ich sagte es und zugleich schien es mir unmöglich, mich jemals wieder von ihm und seinen geheimnisvollen Augen zu trennen.

      Er sah mich ernst an, und gerade als ich mich schon abwenden wollte, hob er mit seiner Hand sanft mein Kinn an, sodass ich ihm direkt in die Augen blicken musste. Dann beugte er sich zu mir herunter und seine Lippen berührten meine, nur ganz kurz, kürzer als eine Millisekunde und doch so schön.

      Bevor ich in irgendeiner Weise darauf reagieren konnte, sagte er leise: „Du darfst mich jetzt gerne hassen oder das von eben einfach ignorieren, aber du sollst wissen, dass ich so etwas normalerweise nicht mache!“

      Ich holte zitternd Luft, dann versuchte ich ein Lächeln, was mir nicht so gut gelang, weil immer noch alles in mir von diesem Kuss aufgewühlt war. „Ich hasse dich nicht“, brachte ich schließlich heraus, obwohl ich ihm viel lieber um den Hals gefallen wäre und „Ich liebe dich“ gerufen hätte. Aber das kam mir dann doch etwas übereilt vor.

      Seine Mundwinkel zuckten und ein Leuchten trat in seine Augen, das mich restlos aus der Fassung brachte. „Also dann, tschüss!“

      Ich wurde rot und nickte, bevor ich mich seinem Blick entzog. Doch bevor ich den Raum betrat, fragte ich mich noch, wie Chloe auf die Idee gekommen war, Ace zu treffen würde mich abschrecken. Denn wenn ich davor in ihn verknallt gewesen war, so war ich nun unbestreitbar unsterblich in ihn verliebt.

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