Leefke. Suta Wanji

Leefke - Suta Wanji


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      „Einfach alles!“

      „Oh,“ war alles, was sie heraus brachte. Beide waren still und tranken Kaffee. Sie versuchte, das Thema zu wechseln und befragte ihn zu seinem Pferd.

      „Das ist Jethro, ein 19 jähriger Clydesdale. Hab ihn vor 16 Jahren in Holland auf dem Pferdemarkt gekauft.“

      Sie erzählte kurz von Buffy, dann versanken beide wieder in ihrem Kaffee.

      „Wie alt bist du?“, fragte er sie plötzlich.

      „Sechsundfünfzig“, antwortete sie perplex.

      „Hast dich gut gehalten!“

      „Danke, du dich aber wohl noch besser“, prustete es aus ihr heraus.

      Er zog die Augenbrauen hoch und sah sie fragend an.

      „Naja, vermute ich“, stotterte sie.

      Er füllte ihre Becher erneut und sagte nichts dazu. Aber er wurde deutlich vorsichtiger.

      „Weißt Du, als was ich arbeite?“, fragte sie ihn rund heraus.

      Er nickte zögernd und fühlte sich, als scheuche sie ihn trommelnd übers Minenfeld.

      „Ich merke sofort, wenn jemand bei einer Antwort rumzickt!“

      Er lachte.

      „Ich dachte eigentlich, dies ist eine gemütliche Stunde zum Kennenlernen. Ich war mir nicht darüber im Klaren, dass ich hier durch die Mangel gedreht werde!“

      Sie schoss nach vorne und sah ihm fest in die Augen.

      „Das geht anders, also spuck es aus. Wie alt bist Du?“

      Die Luft zwischen ihnen knisterte gefährlich.

      Er zögerte eine Weile und überlegte nach einer Antwort, die Madame zufriedenstellen würde.

      „Vierundfünfzig!“, verkündete er.

      „Da hast du wohl ein paar Jahrhunderte vergessen, kann ich verstehen. Wer so alt ist, kann sich schon mal um ein paar Jahre verzählen!“

      Was für ein dreistes Weib, die zog ihm glatt die Schuhe aus. Aber er musste auch feststellen, wieviel sie wusste.

      „Vierhundertvierundfünfzig“, antwortete er und starrte sie fest an. Mal sehen, wie sie darauf reagieren würde.

      „In die Richtung dachte ich auch!“, stellte sie selbstbewusst fest. Er fühlte sich wie auf glühenden Kohlen sitzend, sie dagegen schien auf einer Eisscholle zu hocken.

      „Woher kennst du Leefke?“

      Die Befragung ging augenscheinlich weiter.

      „Du kennst sie?“

      Sie nickte und wartete ab. Das Thema schien ihm sichtlich schwer zu fallen, aber sie brauchte Antworten.

      „Leefkes Schwester Aaltje ist meine Vorfahrin“, gab sie zu.

      „Dachte ich mir, Du hast ihre Augen, die große Klappe kommt eher von Leefkes Seite.“

      Entrüstet saß sie ihm gegenüber. „Was für ein Früchtchen!“, fuhr es ihm durch den Kopf.

      „Erzähl du zuerst, dann füge ich hinzu, was ich dazu beitragen kann“, schlug er vor. Sie willigte ein und begann zu erzählen. Er lehnte sich im Sessel zurück und nickte. Er wollte ihr gefallen und obwohl es um Leefke ging, knabberte er sich in Gedanken gerade an ihrem Hals hoch. Sie hatte viel von Leefke und Aaltje, aber da war auch noch etwas anderes. Er fragte sich, inwieweit der Wolf in ihr ausgeprägt war. Er musste präsent sein, er erkannte es an ihren Augen. Wenn ihr Blut zu brodeln begann, wechselte ihre Augenfarbe ins Gelbe.

      „Hörst du mir überhaupt zu?“, donnerte sie plötzlich in seine Gedankenwelt und riss ihn aus seinen Überlegungen.

      „Entschuldigung, ich habe gerade an etwas aus meiner Vergangenheit denken müssen, ich höre dir jetzt zu.“ Und das tat er auch. Sie erzählte ihm alles Wesentliche und schloss ihre Ausführungen mit den Worten:

      „So, das war so ziemlich alles!“

      Sie sah ihn an und er fragte, ob sie noch etwas zu trinken wünsche.

      „Wasser, falls du hast, sonst kannst Du den Hahn nehmen!“

      Er stand auf und holte das Wasser aus dem Kühlschrank, das er für sie gekauft hatte. Er kannte die Sorte, sie stand in ihrem Pferdestall, den sie nachmittags gemistet hatte. Er hatte dies auf einem seiner Streifzüge über ihr Grundstück festgestellt. Er stellte die Flasche auf den Tisch und ein wunderschönes Glas, in das Rosen eingraviert waren.

      „Was für ein schönes Glas!“, bemerkte sie anerkennend.

      Er nickte und entgegnete:

      „Hundert Jahre alt, passt zu dir!“ Er fing an zu stammeln:

      „Ich meine, nicht, weil du so alt aussiehst. Ich bin echt ein Trampel, wenn ich dir was Nettes sagen will.“

      Sie lächelte und gluckste vor sich hin.

      „Ich bin da auch eher talentfrei.“

      Er sagte mit weicher Stimme:

      „Ein schönes Glas für eine schöne Frau, das wollte ich dir sagen. Ich bin dir wohl einiges an Erklärungen schuldig, zum Beispiel den Grund, aus dem ich um dein Haus schlich.“

      Er schenkte ihr Wasser ins Glas und reichte es ihr. Sie sank in die Tiefen des Sessels zurück.

      „Setz dich doch aufs Sofa und leg die Füße hoch. Soll ich dir eine Decke holen?“

      „Nein, danke, es ist prima, wie es ist“.

      Sie setzte sich aufrecht hin und trank einen Schluck Wasser.

      „Erzähl doch, was du noch beisteuern kannst. Darfst dich auch gerne aufs Sofa setzen, falls es dir dann leichter fällt. Ich halt auch deine Hand!“

      Verdammt, war das wirklich aus ihr gekommen?

      Er schaute sie ernst an und verdaute ihre Bemerkung. Das Minenfeld war allgegenwärtig. Musste sie so direkt sein? Er hatte schon Schwierigkeiten genug den Knabberdrang an ihrem Hals ruhig zu stellen. Soviel Unverfrorenheit war ihm noch nicht unter gekommen.

      „Schon gut, schon gut, so verletzlich bin ich nicht. Aber du könntest mit mir aufs Sofa kommen und dann schauen wir mal, wer was festhält!“

      Ha, sie war geschockt und er hatte wieder die Oberhand.

      Frech griente er sie an.

      „Ich erzähl besser!“

      Er erzählte von seinem Leben mit Leefke und seiner geplanten Ermordung, die von Leefke vereitelt worden war. Mitten im Redefluss stockte er und legte den Finger auf den Mund. Er lauschte und sein Körper spannte sich an. Er lief zur Terrassentür.

      „Sei still, Leefke ist hier, ich kann sie spüren! Hab keine Angst, sie wird dir nichts tun, sie ist wütend auf mich!“

      Er sah sie hinter der Hecke stehen, schön wie vor vierhundert Jahren. Sie konnte das Grundstück nicht betreten, dafür hatte er gesorgt. Hasserfüllt starrte sie ihn an, musste sie doch erkennen, dass seine machtvolle Magie ihrer ebenbürtig war. Plötzlich verschwand sie, genauso wie sie aufgetaucht war. Er spürte sie nicht mehr.

      Tabea und Bente hatten völlig die Zeit vergessen, es dämmerte bereits.

      „Du solltest heute Nacht hier bleiben. Es ist schon spät und Leefke da draußen. Oder musst Du zurück Tiere versorgen? Dann könnten wir mit dem SUV zu dir fahren!“

      Sie schüttelte den Kopf und willigte ein.

      „Kannst du kochen?“, fragte er plötzlich.

      „Kannst du kochen?“, frotzelte


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