Leefke. Suta Wanji

Leefke - Suta Wanji


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nur gemeinsam mit dem Mann unschädlich machen, du kennst den Mann, der bei dir hinterm Wald wohnt. Gemeinsam könnt ihr sie bezwingen, gemeinsam könnt ihr Großes und Gutes bewirken, für alle Zeit, aber es kann auch sein, das du allein eine Lösung findest. Hör auf Dein Herz und entscheide dann.“

      Einem Beutel entnahm sie drei Amulette.

      „Trage das, eins für dein Pferd, deinen Hund und für dich. Tragt es immer, solange Leefke noch am Leben ist, sie kann euch nichts anhaben. Ihr müsst das Dorf dazu bekommen, sich seiner Geschichte zu stellen. Die Nachfahren, die noch leben, müssen Leefke um Vergebung bitten. Leefke war nicht immer so, der Schmerz hat ihre dunkle Seite zum Vorschein gebracht.“

      Mit diesen letzten Worten stand sie auf und Tabea tat es ihr nach.

      „Du musst jetzt gehen, meine Tochter, gute Reise, ich passe auf dich auf. Richte Leefke aus, dass ihre Schwester und ihre Mutter auf sie warten.“

      Sie drückte Tabea ein letztes Mal und ging ohne sich umzusehen.

      Hinter Tabea öffnete sich der Felsen und Tabea verließ gemeinsam mit den Amuletten die Höhle, deren Wand sich verschloss. Alle Handabdrücke verschwanden langsam und bald bestand die Gesteinswand nur noch aus

      glatter Gleichmäßigkeit, die sich jedoch langsam in einen grobstrukturierten Felsen verwandelte. Nichts war mehr vom Eingang zu sehen.

      Fest umklammerte Tabea die Amulette und begab sich auf den Rückweg, der diesmal sehr schnell ging. Sie durchquerte den Eingang und befand sich bald wieder unter dem großen Baum, der langsam verblasste. Nach einer Weile kam Tabea zu sich auf dem Boden liegend, die Amulette neben sich. Die Reise war geglückt.

      Langsam erhob sich Tabea, löschte nach einem Gebet die Kerzen und zog sich an. Sie ging in die Küche, wo schon ein vorbereitetes kleines Buffet auf sie wartete. Gemeinsam mit Peppi, einem Teller voll Essen und einer Karaffe Wein begab sie sich in den winterlichen Garten um die gelungene Reise zu feiern.

      ….und die Gier bleibt….

      Langsam bahnte sich der Nebel seinen Weg durch die Birken. Dicht über den Boden kriechend, verschlang er alles. Rote Schlieren zogen sich durch die weiße Masse, Unheil verkündend und bösartig. Innerhalb einer dichten roten Nebelwand stand Leefke und starrte zum Haus hinüber.

      Wilke stopfte die Brandtonne neu. Die alte Silageplane musste verschwinden, es hatte sich schon zu viel angesammelt. Für ihn war das der bequemste Weg, wenn auch nicht legal.

      „Wo kein Kläger, da kein Richter!“, rechtfertigte er sein Handeln.

      Als sich dunkle Rauchschwaden aus der Tonne erhoben und den Weg zu seiner Lunge fanden, wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Nach dem Anfall legte er erneut Reisig in die Tonne und die Flammen fraßen gierig die frische Beute.

      „Nur noch eine Plane, dann ist es vorbei!“, brabbelte er vor sich hin.

      Er bemerkte den Geruch verbrannten Fleisches und entschied sich als Ursache für eine tote Ratte, die sich wohl zum Sterben in die Folie zurückgezogen hatte.

      Der Hunger auf Grillfleisch machte sich in seinem Inneren breit.

      Mit der Forke lockerte er die Glut auf. Neuer Qualm zog hoch und er bemerkte nicht, wie sich dieser mit dem Nebel verband, sich förmlich darin auflöste. Er wurde von einem neuen Hustenanfall geschüttelt und so bemerkte er nicht sofort die knochige Hand, die sich unter seine Jacke schob und seinen Rücken liebkoste. Als er es bemerkte, dachte er an seine Frau, die wohl gerade wieder von ihren Wechseljahren überflutet wurde. Er richtete sich auf und genoss die Berührungen auf seinem Rücken, seinem Hintern und seinen Hüften. Nicht nur die Hitze der Brenntonne trieb ihm den Schweiß aus den Poren und so ließ er sich ein Stück nach vorne fallen, um sich mit beiden Händen an der Stallwand abzustützen.

      „Die Ratte hatte wohl auch ihre Familie dabei!“, sprach er mehr zu sich selbst, als der intensive Brandgeruch wieder in seiner Nase zu kitzeln begann und seinen Hunger steigerte.

      „Später!“, flüsterte er vor sich hin und begann seinen Rücken vor Wohlbefinden durchzubiegen. Er spürte ein neues Gefühl! Erregend und gleichzeitig schmerzend, aber es steigerte seine sexuelle Gier total! Offensichtlich bearbeitete Femke seinen Rücken mit ihren Fingernägeln. Der wohlige Schmerz verschwand und machte Platz für einen Schmerzensschrei. Mit der linken Hand umschloss Leefke seinen Hals und zog ihn eng an sich heran. Die rechte Hand schnitt Muster in seine weiße nackte Rückenhaut. Warm floss das Blut und blanke Angst schnürte ihm die Kehle zu, als hunderte von kleinen Krabbeltieren

      sich über seine Schulter ergossen und in seinen weit geöffneten Mund liefen. Vor Angst nässte er sich ein und heiße Tränen liefen über sein Gesicht. Er versuchte sich zu bewegen, aber Leefke hatte ihn fest im Griff. Mit einer Hand schnitt sie ihm den Hals auf und leckte das warme Blut von seiner Haut. Sie schnitt Muster in seine Gesichtshaut und zog sie dann mit einem Ruck ab. Dem Wahnsinn nahe, schrie Wilke vor sich hin. Er nahm trotzdem die mit Schleim bedeckte Hand wahr, die sich fest auf seinen Mund drückte. Er schluchzte und weinte heftig, als Leefke ein brennendes Stück Holz zwischen seine Beine schob, um ihn dann kopfüber in die Brandtonne zu stülpen. Dort verlor er sofort das Bewusstsein und hauchte sein Leben aus.

      Leefke stopfte neue Zweige in die Tonne und entfachte das Feuer so neu. Gierig fraßen sich die Flammen in Wilkes Kleidung und brachten seine Haut zum Platzen. Von seinem Gesicht war nichts mehr zu sehen. Die Haut am Körper platzte immer mehr auf. Sein Fleisch verbreitete einen bestialischen Gestank.

      Niemand schien es zu bemerken, was Leefke enorm ärgerte. Wutentbrannt drückte sie den Körper immer tiefer in die Tonne, bis nur noch ein Teil der Beine und die Füße zu sehen waren. Auch diese hatten schon Feuer gefangen. Nach einer gewissen Zeit war die Hose vom Feuer verschlungen und verkohltes, stinkendes Fleisch ragte aus der Tonne.

      Gelangweilt zog sich Leefke zurück. Ihr klirrendes Lachen war noch lange zu hören. Wirklich zufrieden war sie nicht. Die Freude über den Tod des Mannes hielt nur kurz an.

      ….Kettenreaktion...

      In der Küche kochte Femke das verspätete Mittagessen. Die Hunde liefen unruhig und winselnd im Haus hin und her. Dann zogen sich beide ins Wohnzimmer in dunkle Ecken zurück. Femke wunderte sich nicht mehr über ihre Hunde. Seit im Dorf ein grausiger Mord den anderen jagte, liefen die Hunde unruhig hin und her oder winselten in den Ecken herum. Sie selbst griff seitdem immer öfter zur Schokolade oder zum Glas mit Haselnussaufstrich.

      Während sie den Tisch deckte, bemerkte sie den dunklen Rauch hinter der Reithalle.

      „Irgendwann haben sie dich am Wickel!“, dachte sie laut in Richtung ihres Mannes. Sie ahnte, dass ihr Mann wieder Dinge verbrannte, die nicht ins Feuer gehörten.

      Plötzlich hatte sie Sehnsucht nach ihrer Freundin und klingelte bei ihr durch. Doch bei Tabea sprang nur der Anrufbeantworter an.

      „Vielleicht später,“ sagte sie zu sich selbst und legte auf ohne eine Nachricht zu hinterlassen.

      Zurück in der Küche goss sie sich ein Glas Wein ein. Wein und Schokolade, in ihren Augen das ultimative Seelenfutter.

      Gedankenverloren nippte sie an ihrem Glas. Der Rauch hinter dem Haus hatte seine Farbe verändert. Er strahlte plötzlich etwas Bedrohliches aus. Fröstelnd zog sie ihre Strickjacke über die Schulter. Noch zwei Stunden und die letzten Reitschüler dieses Tages würden zur Reitstunde erscheinen. Sie hoffte, der Rauch würde sich bis dahin verzogen haben.

      Etwas stimmte nicht, Femke konnte es plötzlich spüren. Sie hörte die Pferde im Stall angstvoll wiehern. Sie riss die Tür auf und der bestialische Gestank hinderte sie am Durchatmen. Angst machte sich in ihrem Inneren breit. Die Hunde weigerten sich ihr nach draußen zu folgen. Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie den Sandweg, der hinter die Reithalle führte,


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