Leefke. Suta Wanji

Leefke - Suta Wanji


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einer Stunde sah sie das reetgedeckte Haus. Sie hielt das Pferd an und rief den Hund zu sich, der neben ihr Platz nahm. Sie ließ den Anblick des Hauses, das versteckt zwischen den Tannen lag, auf sich wirken. Die in ihr aufkommende Unruhe versuchte sie zu ignorieren. Aber die Schmetterlinge tanzten schon, ohne ihn zu sehen.

      Langsam setzte sie sich in Bewegung auf das Haus zu. Als sie vor einem großen Tor ankam, sah sie ihn. Er stand im Schuppen und hackte Holz, ganz Gottes Geschenk an die Frauenwelt, das er nun mal war. Die langen Haare waren hinten zusammen gebunden. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und mit absoluter Lässigkeit und Leichtigkeit spaltete er Holz, hob mit nur einer Hand die dicksten Brocken hoch. Enorme Muskeln spannten sich unter dem Hemd. Er war riesengroß und wie sie fand, einfach außergewöhnlich. Er trug Jeans und ein Baumwollhemd, darüber eine Lederweste….wie ein uralter Rocker. Sie beobachtete ihn total ergriffen, hormonelles Chaos breitete sich im Inneren aus. Selbst der Hund und das Pferd verhielten sich ruhig. Plötzlich drehte er sich um und schaute sie ernst an, was Tabea aus ihren Verzückungen riss. Er ließ die Hand mit der Axt sinken. Seine Augen schienen sich in ihre zu versenken. Langsam kam er auf sie zu. Vor dem Gatter blieb er stehen und sah sie an. Keiner sagte einen Ton, nur Peppi wedelte mit dem Schwanz. Während er sie anstarrte öffnete er das Gatter, ohne ein Wort zu sagen. Er trat an die Seite, um sie durch zu lassen. Peppi ließ nicht lange auf sich warten und sprang ihn freudestrahlend an. Er bückte sich und die beiden begrüßten sich wie alte Freunde.

      „Hmm, interessant“, flüsterte Tabea.

      „Im Schuppen steht mein Pferd, daneben ist noch eine Box frei, dort kannst du deine Stute abstellen!“, sagte er mit tiefer, melodischer Stimme, die Tabea einen Schauer über den Rücken jagte.

      „Ich mach denn mal Kaffee, oder lieber Tee?“, fragte er sie mit ernstem Gesicht.

      „Kaffee wäre schön“, antwortete sie und ärgerte sich, dass ihre Stimme nicht so souverän klang, wie sie sollte.

      Während sie zum Schuppen lief, dreht er sich um Richtung Haus, Peppi schwanzwedelnd hinter ihm her. Tabea schüttelte den Kopf und grinste. Der erste Schritt war getan.

      Der Schuppen war viel größer, als es von außen den Anschein hatte. Im hinteren Teil sah sie einen riesigen Wallach stehen, offensichtlich ein Clydesdale. Der Schimmel lugte hoch und fing an zu wiehern, als er Buffy sah. Auch die schien sichtlich interessiert. Die Box neben dem Wallach war tatsächlich frei und allem

      Anschein nach frisch ausgestreut, als hätte sie auf den Neuzugang gewartet. Tabea entfernte Sattel und Zaumzeug und stellte das Pferd in die Box. Buffy und der Wallach fingen an sich zu begrüßen. Dann widmeten sie sich dem Heu in der Ecke.

      Tabea schaute sich um. Alles war aufgeräumt und sauber.

      „Wow!“, murmelte sie vor sich hin. Die angrenzende Werkstatt ließ auch nichts zu wünschen übrig.

      Sie schaute noch einmal zu den Pferden, die friedlich nebeneinander fraßen und begab sich zum Haus.

      ….dance me to the end of love…. Leonhard Cohan

      Bente ließ die Haustür offen stehen, schloss jedoch die Verbindungstür zum Wohnraum. Vor dem Kamin lag ein alter, riesiger Dobermann, der sich langsam erhob und auf Peppi zu lief. Sie schmiss sich vor dem Rüden direkt auf den Rücken und ließ die Beschnüffelung über sich ergehen. Dann sprang sie auf die Beine und forderte ihn zum Spiel auf.

      „Das schafft er nicht mehr, kleines Mädchen“, flüsterte Bente Peppi zu und klopfte ihr den Rücken. Dabei entdeckte er das Amulett und betrachtete es. Er hatte also den richtigen Riecher gehabt. Das Wappen der Rosien war auf dem Amulett zu sehen.

      Peppi trottete hinter dem Rüden her und legte sich gemeinsam mit ihm ab. Beide schliefen sofort ein. Bente lief in die Küche und setzte Wasser auf. Er schnappte sich eine Kaffeekanne aus Porzellan und setzte einen Filter auf die Kanne. Dann zermahlte er Kaffeebohnen in der Mühle. Gedanken rasten durch seinen Kopf und seine Eingeweide tanzten Samba. Sie war da, genau wie Aaltje es ihm vorhergesagt hatte. Und sie war viel schöner als bisher vermutet. Wache, bernsteinfarbene Augen, eine gerade Nase, volle Lippen zum Knabbern. Ein schöner Busen und ein toller Hintern, sofern er das auf die Schnelle beurteilen konnte. Ihr Gesichtsausdruck offen und manchmal unsicher, aber er spürte einen Hang zur Renitenz, was ihn amüsiert lächeln ließ. Er war hin und weg und wunderte sich über seine eigene Gelassenheit. Bente goss Wasser auf den Kaffee und ein aromatischer Geruch verbreitete sich im Raum. Zwei Kaffeebecher wurden auf das Tablett gestellt, dazu brauner Würfelzucker und ein Kännchen Sahne. Dazu stellte er eine Schale mit American cookies. Die hatte er öfter bei ihr auf dem Tisch stehen sehen.

      Er beobachtete sie schon lange, schon bevor die Morde durch Leefke begannen. Er hatte sie regelrecht gestalked, aber für ihn fühlte sich das anders an, gesünder! Ihren Absturz hatte er mitbekommen und gehofft, sie würde sich schnell wieder fangen. So wie sie ihm heute gegenüber trat, war er sicher, sie hatte es überwunden. Ihre Ausstrahlung war kraftvoll und voller Energie.

      Er ließ erneut Wasser durch den Filter laufen und sah sie über den Hof kommen. Ihre Mütze saß schief auf dem Kopf und das Sonnenlicht flutete über ihr dunkles Haar.

      Tabea stand vor der Haustür, las das Türschild und fing an zu lachen. In dicken Buchstaben stand dort in einen Holzbalken eingebrannt: „Klookschieters un Meckerbüddels buten blieben!“ Lächelnd betrat sie das Haus.

      „Komm herein, Kaffee ist fertig. Deine Jacke und Schuhe kannst du im Flur stehen lassen, das Haus hat Fußbodenheizung. Damit stellte er das Tablett auf den Couchtisch und bat sie Platz zu nehmen. Tabea war angetan von dem gemütlichen Raum. Ein riesiges Chesterfield Sofa stand im Raum mit zwei großen, gemütlichen Sesseln.

      „Wie schön!“, entfuhr es ihr.

      „Schön, es gefällt dir!“, grinste er sie an. „Ich wollte ein riesiges Sofa, Platz für zwei!“, entfuhr es ihm.

      Sie überhörte diese Bemerkung, obwohl ihr Innerstes gerade schrie: „Los rauf da und nimm ihn mit…!“

      Er schien ihre Gedanken lesen zu können und strahlte sie mit perfektem Gebiss an. Sie setzte sich in einen Sessel und er sich ihr gegenüber. Das Grinsen schien in seinem Gesicht festgefroren zu sein.

      „Wie möchtest Du deinen Kaffee?“

      „Nur mit Milch, bitte!“, stammelte sie.

      Seine blonden Haare waren mit vielen grauen Strähnen durchzogen, blaue Augen leuchteten ihr entgegen und sie hatte Mühe ihre Atmung zu kontrollieren.

      „Ich heiße Bente!“, verkündete er plötzlich.

      „Ich bin Tabea, meine Freunde nennen mich Tabbi“, flüstere sie über den Rand ihres Bechers hinweg.

      „Ich weiß!“, entgegnete er entwaffnend. „Hab ich an deinem Türschild gelesen.“

      Sie wusste nicht, ob sie belustigt oder geschockt sein sollte.

      „Also stalking rund um das Haus und nicht nur Wohnzimmer und Schlafzimmer!“,

      konterte sie bissiger als gewollt.

      Sie sah, dass er zusammen zuckte und entschuldigte sich für ihren Ton.

      „Passt schon!“, murmelte er. „Hab ich verdient. Ich hab mich nur nicht getraut dich anzusprechen“.

      „Wie lange schleichst du schon um mein Haus oder beobachtest mich heimlich im Wald?“, fragte sie ganz im Kommissarinnenton.

      Plötzlich war er auf der Hut, hier saß ihm kein Zimperlein gegenüber. „Schon recht lange“, gestand er ein und sah sie betreten an.

      „Wie lange?“

      „Ist das ein Verhör, sollte ich meinen Anwalt anrufen?“, fragend sah er sie an.

      „Wie lange?“, stocherte sie weiter in seiner Wunde.

      „Ein paar Jahre“,


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