Die Wassernixe. mehrbuch

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Einführung der Hannöverschen Familie? – Soll ein Deutscher die Krone eines Plantagenet tragen?«

       »Sie ward von einem Holländer getragen.«

      »Getroffen! ein Holländer hat sie getragen, und zwar würdiglich. Die beiden Völker sind verwandt, und in Ihrer Antwort liegt Vernunft. Wo hatte ich meinen Verstand, daß ich nicht früher den Beistand deiner Rathschläge suchte. Vortrefflichster! Ja Myndert, es ruht ein wahrer Segen auf allem was Niederländer unternehmen!«

      »Sie sind emsig im Verdienen, im Vergeuden langsam.«

      »Wenn« doch der Aufwand nicht der Ruin so manches würdigen Unterthans wäre! Aber Zufall – Chance – Glück – oder wie Sie es nennen wollen, fährt bisweilen ganz unverantwortlich dazwischen, und wirft den Wohlstand eines Mannes von Stande über den Haufen. Beständigkeit in der Freundschaft, Sir, bete ich an; mein Grundsatz ist, daß die Menschen auf ihrem Wege durch dies finstre Lebensthal einander hülfreiche Hand reichen sollten – Herr Stadtrath Van Beverout – »Mylord Cornbury.«

      »Ich wollte sagen, daß ich meinen schmerzlichen Gefühlen wenig Gerechtigkeit widerfahren lassen würde, wenn ich die Provinz verließe, ohne vorher mein Bedauern darüber ausgedrückt zu haben, daß mir die Verdienste der ursprünglichen Eigenthümer derselben, und die Ihrigen insbesondere, nicht früher bekannt geworden sind.«

      »Ist denn Hoffnung vorhanden, daß Ew. Herrlichkeit Gläubiger nachgeben werden, oder hat der Graf Mittel zur Oeffnung der Gefängnißthür bewilligt?«

      »Sie bedienen sich höchst scherzhafter Ausdrücke, Sir! – doch ich liebe vor allen andern Eigenschaften die edle Offenherzigkeit. Die Gefängnißthür, wie Sie es so deutlich nennen, könnte freilich geöffnet werden, und glücklich wäre der Mann, der den Riegel zurückschöbe. Es schmerzt mich, wenn ich an den Unwillen der Königin denke, der früher oder später auf das Haupt meiner tollkühnen Verfolger fallen wird. Dagegen tröstet mich der Gedanke an die Gunst, welche sie Denjenigen zutheilen wird, die sich in meiner gegenwärtigen Noth als Freunde gezeigt haben. Gekrönte Häupter sehen es nicht gern, wenn selbst der Niedrigste ihres Geblüts der Schande ausgesetzt wird, weil der Makel einen Fleck auf den Hermelin der Majestät zurückwerfen könnte. – Herr Alderman – ?«

      »Mylord?«

      »Wie geht's den flamländischen Wallachen?«

      »Danke sehr, Mylord, vortrefflich; die Schelme sind fett wie Butter! Die armen Teufel haben Aussicht auf etwas Ruhe, da Geschäfte mich nach meinem Landhause rufen. Es sollte ein Gesetz geben, Lord Gouverneur, welches den Schwarzen, der Nachts ein Pferd reitet, zum Galgen bringt.«

      »Ich habe über eine, solchem herzlosen Verbrechen angemessene Strafe schon nachgedacht, allein unter der Verwaltung dieses Herrn Hunter ist wenig Hoffnung dazu. Ja, Sir, könnte ich nur noch eine Audienz bei meiner königlichen Base erlangen, so sollte diesem Betruge bald gesteuert werden, und die Kolonie würde wieder gute Tage haben. Nicht mehr sollten die Leute eines Geschlechts über Leute eines Jahrhunderts herrschen. Aber vorsichtig, mein theurer Sir! daß nur ja Niemand von unsrem Plane Luft bekomme; die Idee ist eine ächt holländische, und Männer dieser Herkunft sollten die politischen wie die Geldvortheile... – Mein werther Van Beverout – ?«

      »Mein guter Lord?«

      »Ist die blühende Alida gehorsam? Glauben Sie mir, seit ich mich in der Kolonie aushalte, habe ich an keinem Familienereigniß wärmeren Antheil genommen, als an dieser wünschenswerthen Verbindung. Die Bewerbung des jungen Patroon von Kinderhook ist eine Angelegenheit der ganzen Provinz. Es ist ein verdienstvoller junger Mann.«

      »Hat ein vortreffliches Gut, Mylord!«

       »Und einen Ernst, der weit über seine Jahre geht.«

      »Ich garantire was man will, daß er bei jedem Quartalanfang zwei Drittheile seiner Einkünfte zu seinem Kapitel schlägt.« »Er scheint von der Luft zu leben.«

      »Oho, mein alter Freund, der verstorbene Patroon,« fuhr der Rathsherr, die Hände reibend, fort; »hat erkleckliche Kapitalien hinterlassen, abgesehen vom Landgut.«

      »Welches keine Schafhürde ist.«

      »Es reicht vom Hudson bis zur Gränze von Massachusetts. Hunderttausend Morgen Hügel- und Thalgrund, mit wirtschaftlichen Holländern gut bevölkert.«

      »Ein höchst achtbares Besitzthum, und ein wahres Goldbergwerk in Zukunft! Solchen Leuten, Sir, muß man sich gefällig zeigen. Wir sind es seiner Stellung schuldig, ihn in unsern Plan: die Königin von ihrer Täuschung zu befreien, einzuweihen. Was wollen die leeren Prätensionen so eines Kapitäns Lublow sagen gegen die Ansprüche eines solchen Gentleman?«

      »Er hat in der That ein vortreffliches und dabei immer zunehmendes Vermögen.«

      »Diese Ludlow, Eir, Leute, welche wegen Verschwörungen gegen die Krone landesflüchtig werden mußten, sind treuen Unterthanen ein Aergerniß; und gegen viele von englischem Blut abstammende Bewohner dieser Provinz läßt sich mit nur zu vielem Recht dieselbe Einwendung machen. Ich muß es leider sagen, sie nähren Zwietracht, trüben die Gemüther des Volks und sind rechthaberische Zänker um Privilegien und Zunftrechte. Im holländischen Charakter hingegen liegt eine Ruhe, die demselben Würde verleiht. Die Nachkommen der Holländer sind Männer, auf die man sich verlassen kann; wo man sie heute verläßt, da sieht man sie morgen wieder. Ja, ja, wie wir Staatsmänner zu sagen pflegen: wir wissen wo sie anzutreffen sind. Scheint es Ihnen nicht besonders anstößig, daß man den Befehl des einzigen königlichen Kreuzers auf der Station diesem Kapitän Ludlow gegeben hat?«

      »Ich sähe es lieber, Mylord, wenn er in Europa diente.« erwiderte der Alderman mit leiserer Stimme und nach einem vorsichtigen Blick rückwärts. »Letzthin ging ein Gerücht, daß sein Schiff wirklich die Inselgewässer durchsuchen soll.«

      »Die Dinge fangen an, eine sehr schiefe Richtung zu nehmen, würdigster Sir; um so nöthiger ist es, daß Jemand bei Hofe sey, der der Königin die Augen öffne, und die Neuerer hier vertreibe, damit Männer, deren Namen in der Kolonie geschichtlich sind, jene Stellen besetzten.«

      »Das könnte freilich dem Kredit Ihrer Majestät nicht schaden.«

      »Ein neuer Juwel in ihrer Krone wär's! Bekäme Eure Nichte diesen Kapitän Ludlow zum Gemahl, so würde die Familie ihren Charakter gänzlich verändern. Wie ist es doch? ich habe ein so schlechtes Gedächtniß – eure Mutter, Myndert, war eine – eine –«

      »Das gottselige Weib war eine geborene Van Busser.«

      »Aber deine Schwester vermählte sich mit einem Hugenotten, und die schöne Alida hat schon zur Hälfte fremdes Blut in den Adern. Heirathet sie nun vollends einen Ludlow, so ist der Sauerteig des Geschlechts zerstört! Der Mensch hat, wie ich glaube, nicht einen Heller.«

      »Das möcht' ich nun gerade nicht behaupten, Mylord, denn ich schade ungern dem Kredit irgend eines Menschen, und wäre er mein ärgster Feind; allein wenn er auch wohlhabend ist, so hat er doch noch lange nicht das Vermögen des jungen Patroon von Kinderhook.«

      »In der That, man müßte ihn nach Westindien schicken. – Myndert – ?«

      »Mylord?«

      »Meinen Gesinnungen für Herrn Oloff Van Staats würde Gewalt angethan werden, wenn er von den Vortheilen unseres Projekts ausgeschlossen bliebe. Zu seinen Gunsten erbitte ich mir dieses Freundschaftsftück von Ihnen: Ihr Beide schaffet dann in gleichen Theilen die erforderliche Summe herbei, eine gemeinschaftliche Verschreibung macht die Sache fest, und da wir unser Geheimniß für uns behalten, so läßt sich gar nicht zweifeln, daß wir mit gehöriger Klugheit zu Werke gehen werden. Dies Papier enthält den Betrag der Summe.«

      »Zweitausend Pfund, Mylord!«

      »Verzeihen Sie, Theuerster, nicht ein Heller mehr als Eintausend kommt auf jeden von Ihnen Beiden. Gerechtigkeit gegen Van Staats verlangt, daß Sie ihn Theil nehmen lassen. Nähme ich nicht Rücksicht auf seine Bewerbung um Ihre Nichte, so würde ich den jungen Herrn mit nach Hofe nehmen, um dort für sein Glück zu sorgen.«

      »In


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