Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

Handbuch Bio-Gemüse - Verein Arche Noah


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das andere – keine samenfesten Sorten ohne biologischen Anbau und kein Bio-Anbau ohne samenfeste Sorten.

      Wo finde ich was

      Das Buch ist in einen Einleitungsteil, einen Kernteil und den Serviceteil gegliedert.

      Die Kapitel zu den einzelnen Gemüsearten folgen einem einheitlichen Aufbau: Einem Kurzporträt der Kulturpflanze folgt ein Steckbrief, wann ausgesät, gepflanzt und geerntet werden kann. Dann folgen die wichtigsten Angaben zu den Ansprüchen an Boden, Wasser, Nährstoffen, Pflanzengesundheit und Pflege der Pflanzen, Hinweise zur Kultivierung auf dem Balkon, Tipps und Erfahrungen von Arche Noah GärtnerInnen, die Beschreibung der Sortenvielfalt sowie Sortenbeschreibungen und schließlich Rezepte und allgemeine Hinweise zum biologischen Anbau im Hausgarten. Bei den Sortenbeschreibungen sind jene Sorten, die mittels Foto im Buch anschaulich gemacht werden, mit einem * gekennzeichnet.

      Die botanische Terminologie wurde übernommen aus Zander: Handwörterbuch der Pflanzennamen (1993) und Mansfeld’s World Database of Agricultural and Horticultural Crops.

      Alle Sorten, die wir beschreiben, sind auch erhältlich – entweder im Netzwerk der Arche Noah oder bei einer anderen Initiative, die biologische und samenfeste Sorten anbietet. Die meisten Sorten stammen aus Österreich (Firma ReinSaat, Gärtnerei Ochsenherz), Deutschland (Bingenheimer Saatgut, Verein Dreschflegel) und der Schweiz (Sativa Rheinau, Pro Specie Rara und Samengärtnerei Zollinger). In Ausnahmefällen haben wir auch Sorten von Firmen aus dem angloamerikanischen Raum angegeben, die über das Internet bestellt werden können.

      Hinweis zu den Arche Noah Sorten

      Alle Sorten, die wir beschreiben, sind samenfeste Sorten. Wir beschreiben historische Sorten und Sorten aus der jüngeren biologischen Züchtung, die für den Anbau im Hausgarten interessant sind. Viele der Sorten aus dem Arche Noah Sortenarchiv haben wieder zurück in das Angebot von Saatgutfirmen gefunden, bei diesen Sorten ist sowohl Arche Noah wie auch die Saatgutfirma, bei der bestellt werden kann, angegeben. Nicht alle Arche Noah Sorten sind direkt im Büro der Arche Noah erhältlich. Viele von ihnen werden im Arche Noah-Netzwerk vom einen oder der anderen Gärtnerin angebaut und über das Arche Noah Sortenhandbuch (sortenhandbuch.arche-noah.at) angeboten. Diese Sorten können direkt bei den einzelnen AnbieterInnen bestellt werden. Dann gibt es Sorten, die im Sortenarchiv der Arche Noah eingelagert sind und immer dann wieder angebaut und vermehrt werden, wenn es notwendig ist, um die Keimfähigkeit der Sorte zu erhalten. Von diesen Sorten wird dann im Jahr der Vermehrung überschüssiges Saatgut abgegeben. In anderen Jahren kann es sein, dass kein Saatgut verfügbar ist.

      Es gibt viele Aspekte und Facetten des Gärtnerns, auf die wir in diesem Buch aus Platzgründen nicht eingehen können. Doch auf den kommenden Seiten beschreiben wir einige Grundlagen des biologischen Gemüsegärtnerns. Viele weitere Hinweise haben wir bei den einzelnen Kulturarten eingearbeitet.

      Es ist eine der schönsten Seiten des Gärtnerns, dass man eigentlich einfach losstarten kann, die Fragen stellen sich dann von selber mit der Zeit, einige recht unmittelbar, andere später. Ein genaues Beobachten der Pflanzen, der Gartentiere und des Bodens und der Wechselwirkung zwischen ihnen, das ist eine der schönsten Herausforderungen des Gärtnerns. Stets jedoch ist ein Garten flexibel, er verzeiht kleine Nachlässigkeiten und größere Missgeschicke. Je besser man den eigenen Garten kennt und je länger man ihn biologisch kultiviert, umso lebendiger wird der Garten und umso größer seine Selbstregulierungskraft. Ein belebter Garten lässt viele Probleme gar nicht erst recht groß werden – sei es, dass Marienkäfer innerhalb weniger Tage einer Blattlaus-Population den Garaus machen, sei es, dass ein reichliches Bodenleben Schadpilze erst gar nicht aufkommen lässt oder ein humusreicher Garten uns GärtnerInnen einen Teil der Gießarbeit abnimmt, weil Humus besonders viel Wasser speichern kann.

      Biologisch gärtnern, was sonst?

      Für viele HausgärtnerInnen ist es selbstverständlich, dass sie ihren Garten biologisch bewirtschaften, auch wenn sie dies nicht extra betonen. Erfahrene Bio-Gärtnerinnen und Bio-Gärtner wissen, dass biologisches Gemüse frisch aus dem Garten unvergleichlich gut schmeckt. Viele Studien, die konventionelles und biologisches Obst und Gemüse verglichen haben, bestätigen diese Erfahrungen: Biologisch kultiviertes Gemüse hat deutlich mehr Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Da Bio-Gemüse nicht mit chemisch-synthetischen Düngemitteln getrieben wird, schmeckt es intensiver und ist haltbarer (z.B. Rote Rüben und Erdäpfel um bis zu 50 %). Bio-Gemüse speichert deutlich weniger Nitrat, enthält weniger Schwermetalle und hat keine Rückstände von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. In der Schweiz gibt es seit beinahe 30 Jahren einen Langzeitversuch, der die biologische und die biologischdynamische Wirtschaftsweise mit der konventionellen vergleicht (den so genannten DOKVersuch). Ein klares Ergebnis dieses Versuchs ist auch, dass der biologisch-dynamische Landbau die größte Bodenfruchtbarkeit hervorbringt. Ein Vergleich der Erträge ergab 20 % geringere Erträge bei ökologischen Anbausystemen gegenüber konventionellen, obgleich der Einsatz von Düngemitteln und Energie um 34–53 % und der von Pestiziden um 97 % geringer war. Man rechnet im Bio-Landbau durchschnittlich mit 20 % weniger Ertrag verglichen mit dem konventionellen Landbau. Doch neben den vielen genannten Geschmacks- und Inhaltsstoff-Aspekten muss man sagen, dass im Bio-Landbau rund 50 % weniger Dünger und fossile Energie eingesetzt werden. Bio-Landbau ist daher auch aus der Perspektive des Energie-Einsatzes die effizienteste Methode, Land zu bebauen. Biologisch kultivierte Pflanzen können das Bodenleben gut als Ressource nutzen, sie gehen Symbiosen mit Rhizobien-Bakterien und Mykorriza-Pilzen ein, die gezielt Nährstoffe für sie erschließen können. So kann Stickstoff in einem Bio-Garten auf dreierlei Art und Weise für die Pflanze verfügbar werden: Durch Einträge aus der Atmosphäre, durch die Stickstoff-Fixierung durch Leguminosen und durch die laufende Mineralisation der organischen Substanz – so wird aus jeder abgestorbenen Pflanze wiederum die Nahrungsgrundlage für die Pflanzen, die gerade im Garten wachsen. Die Arbeit der Regenwürmer, Bodenpilze, Bakterien und übrigen Mikroorganismen geht Hand in Hand. Da diese Organismen in Bio-Böden aktiver sind, werden zugeführte Nährstoffe (z.B. in Form von Kompost oder Ernterückständen) rascher wieder abgebaut und pflanzenverfügbar und es wird gleichzeitig Humus aufgebaut. In Bio-Böden leben um 50–80 % mehr Regenwürmer als in konventionell bewirtschafteten Böden. Das ist nur eine Zahl aus einer Fülle von Untersuchungen, die belegen, dass Bio-Landbau die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit fördert.

Illustration

       Kräuter, Blumen und Gemüse ergänzen einander.

      Der Kulturpflanzenforscher Peer Schilperoord postuliert, dass Pflanzen ein Recht darauf hätten, biologisch kultiviert zu werden. Er konnte in einigen Arbeiten zeigen, dass der Einsatz von stickstoffhaltigem Kunstdünger dazu führt, dass die Differenzierungs- und die Reifeprozesse der Kulturpflanzen sich nicht voll entfalten können.

      Ich und mein Garten – einige Hinweise für NeogärtnerInnen

      Wer einen Garten neu anlegt, braucht zunächst vor allem eines: Geduld. Gerade in den ersten Jahren ist es sehr wichtig, den Standort des Gartens gut kennen zu lernen und die Vorrausetzungen des Gärtnerns einschätzen zu können. Wichtig ist es zunächst, ein Gespür für den Boden zu bekommen – ist er leicht und sandig oder eher schwer, steinig oder tiefgründig (→ Über den Boden). Es kann auch sein, dass es kleine oder große Unterschiede in der Beschaffenheit des Bodens innerhalb des Gartens gibt. Ein Gemüsegarten sollte an der sonnigsten Stelle im Garten angelegt werden, gleichzeitig möglichst nahe am Haus und leicht erreichbar.

Illustration

       Schaugarten der Arche Noah in Schiltern (Niederösterreich)

      Wer einen Gemüsegarten –


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