Handbuch Bio-Gemüse. Verein Arche Noah

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sich wiederum rasch versamen. Und „Unkraut-vergehtnicht“: Die Samen vieler Unkräuter bleiben über Jahre, manche bis Jahrzehnte keimfähig im Boden. Wer neu ins Gärtnern einsteigt, ist gut beraten, einmal kleiner anzufangen und dann von Jahr zu Jahr die Anbauflächen zu vergrößern. Es braucht Zeit, bis man den Boden und die eigenen Vorlieben kennen lernt, bis man ein Gespür dafür bekommt, welche Kulturarten an diesem Standort gut gedeihen und welchen es hier nicht behagt, welche und wie viel Pflege die einzelnen Kulturarten brauchen, wann der Garten viel Aufmerksamkeit benötigt und wann weniger. Wenn man einen Garten neu anlegt, kann man auch einen Teil der Beete mit einer einjährigen oder zweijährigen Gründüngung einsäen, die den Boden gut durchwurzelt und belebt. Ebenso eine gute Kultur, um eine Wiese in Gartenland umzuwandeln sind Erdäpfel (allerdings nicht für Beete, auf denen im Folgejahr Paradeiser angebaut werden sollen). Was die Witterung anbelangt, ist man gut beraten, Bäuerinnen und Bauern der Gegend zu befragen.

      Wie groß soll mein Gemüsegarten sein?

      Es gibt einige Richtwerte, wie viel Anbaufläche man im Durchschnitt braucht, damit der ganzjährige Gemüsebedarf einer Person teilweise, weitestgehend oder vollständig aus dem Garten gedeckt werden kann. Erfahrungswerte für die Größe eines Nutzgartens sind in untenstehender Tabelle zusammengefasst. Doch letztlich ist die Fruchtbarkeit des Gartens entscheidend, wie viel Gemüse pro Fläche geerntet werden kann. Und daneben gibt es das subjektive Maß, wie viel Gemüsegarten genug für mich ist: Wie viel Arbeit macht mir Spaß? Bis wann ist die Gartenarbeit eine wohltuende Bereicherung und ab wann wird sie zur Belastung? Dies kann von Jahr zu Jahr genauso verschieden sein wie in einzelnen Lebensphasen. Und wenn man oder frau gerade das Haus voller kleiner Kinder hat, ist frisches Gemüse aus dem Garten zwar gerade besonders gefragt und auch Kinder haben ihre Freude, wenn sie im Gemüsegarten herumtollen und ernten können … trotzdem: Viele der üppigen und wunderschönen Gemüsegärten werden von Frauen und Männern bewirtschaftet, deren Kinder schon außer Haus sind und die gerade auch viel Zeit haben, sich dem Garten zu widmen.

      Checkliste für einen Bio-Gemüsegarten

      • Welchen Boden habe ich?

      • Wann ist mit den letzten Frösten im Frühling zu rechnen?

      • Wann mit den ersten Frösten im Herbst?

      • Wie verlaufen die Tages-, wie die Nachttemperaturen im Laufe des Gartenjahres?

      • Wie hoch sind die durchschnittlichen Jahresniederschläge?

      • Gibt es für die Region typische Trockenzeiten und wie verteilen sich die Niederschläge über die Monate?

      • Wie gieße ich den Garten? Kann ich mit Regentonnen Dachwasser sammeln?

      • Wer gießt den Garten, wenn ich auf Urlaub fahre – die Nachbarn oder eine automatische Bewässerung?

      • Hat sich die Witterung in der Region in den letzten Jahren verändert?

      • Soll der Gemüsegarten den Großteil des Bedarfs an Gemüse, Obst und Kräutern decken oder einen kleineren Teil?

      • Wie viel Zeit habe ich fürs Gärtnern?

      • Habe ich eine Bezugsquelle für Mist und/ oder Kompost?

      • Braucht mein Garten einen Zaun?

      • Habe ich die Möglichkeit, Jungpflanzen vorzuziehen?

      • Haben Nützlinge genügend Unterschlupfmöglichkeiten in meinem Garten?

      • Habe ich gutes Gartenwerkzeug?

Größe des Nutzgartens pro Kopf und Nase
teilweise Selbstversorgung: Gemüse und Kräuter, Beeren und Obst inklusive Wege und Kompostflächen 25 m2 pro Person
weitgehende Selbstversorgung 70 m2 pro Person
vollständige Selbstversorgung 170 m2 pro Person. Davon 20 m2 Gemüse für den Frischverzehr, 40 m2 Lagergemüse und Erdäpfel, 100 m2 für Beeren, Äpfel, Birnen, Nüsse etc. und 10 m2 für Wege und Kompostflächen.

       Quelle: Natur im Garten 2000

      Aussäen … in Vorkultur oder direkt ins Freiland

      Die Vorkultur von Pflanzen kann aus einigen Gründen wichtig sein: Viele Pflanzen haben sehr hohe Keimtemperaturen, die wir ihnen in unseren Gärten gar nicht bieten können – oder erst zu einem viel späteren Zeitpunkt. Die Jungpflanzenanzucht im Haus oder im Gewächshaus ermöglicht eine Vorkultur der Pflanzen und die Pflanzen haben so einen Wachstumsvorsprung und können rascher beerntet werden. Einige Kulturarten wie Melanzani oder Paprika können bei uns ausschließlich über die Jungpflanzenzucht angebaut werden. Bei einer Aussaat im Freiland wäre ihre Kulturdauer so lange, dass die ersten Fröste früher als die ersten reifen Früchte dran wären. Viele Kulturpflanzen wie Salat oder Fenchel können vorgezogen oder direkt gesät werden. Beides hat Vorund Nachteile. Als Vorteil ist immer die Ernteverfrühung zu nennen. Weiters können so manche Schädlinge den bereits größeren Pflanzen nicht mehr so leicht zu Leibe rücken: Etwa Drahtwürmer bei Salatpflanzen oder auch Schnecken bei bereits größeren Gurken- oder Kürbispflanzen. Weiters werden einige vorgezogene Pflanzen wie Sellerie oder Fenchel 1- bis 2-mal pikiert (siehe unten), was jeweils ihr Wurzelwachstum anregt. Andererseits ist das Vorkultivieren eine zusätzliche Arbeit, benötigt einen hellen und warmen Platz, die Pflanzen müssen einige Tage vor dem Auspflanzen abgehärtet werden – also untertags ins Freie und in der Nacht wieder eingeräumt werden – und das Aussetzen ist für die Pflanze ein kleiner Kulturschock. Anders, wenn sie im Freiland von der Keimung an heranwachsen. Diese Pflanzen konnten sich von klein auf an niedrige Nachttemperaturen, an den Wind und an intensive Sonneneinstrahlung gewöhnen. Und: Sie bilden ein anderes – tiefer gehendes – Wurzelsystem aus und sind weniger auf die Gießfreudigkeit der Gärtnerin oder des Gärtners angewiesen. So reichen die Wurzeln von direkt gesätem Salat bis zu 60 cm in die Tiefe, jene von gesetztem nur ca. 30 cm (→ Zeichnung). Aus diesem Grund stresst direkt gesäte Pflanzen Trockenheit nicht so schnell und sie sind schossfester. Die Direktsaat ist bei den meisten Kulturarten nur auf unkrautarmen Böden möglich. Nur Schnellstarter können, wenn sie bereits bei tieferen Temperaturen rasch wachsen können, dem Unkraut davon wachsen. Die Vor- und Nachteile der Vorkultur und Direktsaat sind bei den einzelnen Kulturarten angegeben.

      Kleines 1 x 1 der Vorkultur

       Die Aussaat

      • Jede Kulturpflanze hat eine optimale Keimtemperatur und eine Mindestkeimtemperatur. Bei der optimalen Keimtemperatur keimen die Samen am raschesten und viele Auflaufkrankheiten (meist Pilze, die die kleinen Pflänzchen befallen und rasch hinwegraffen), haben keine Chance, die Pflanzen wachsen ihnen einfach davon. Unterhalb ihrer Mindestkeimtemperatur keimen Samen nicht. Einfache Hilfsmittel, um den Samen genügend Wärme für die Keimung bereitstellen zu können: Aufstellen der Aussaatschalen über einer Wärmequelle wie einem Heizkörper oder einem Kachelofen (allerdings Vorsicht vor dem Austrocknen – am besten mit einer Sprühflasche immer wieder leicht befeuchten). Im Fachhandel erhältlich sind Heizmatten für die Jungpflanzenanzucht, die man genau regulieren kann. Für Pflanzen mit besonders hohen Keimtemperaturen wie Melonen oder Melanzani tun diese Matten gute Dienste (ebenso Heizmatten aus dem Zoofachhandel für Haustiere).

      • Neben der Temperatur braucht ein Samen zunächst Feuchtigkeit, damit die Keimprozesse in Gang kommen können. Ein keimendes Samenkorn darf niemals austrocknen, es darf aber auch nicht zu lange im Wasser liegen, sonst erstickt es.

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