Heilende Metalle - eBook. Olaf Rippe
für das Quecksilber den Merkur, für das Eisen den Mars, und das haben sie der Magie nach recht getroffen, deshalb wird es noch auf diesen Tag so gehalten.« (Paracelsus IV: 335)
Die Metalle sind die Wegbegleiter in den entsprechenden Lebenszyklen – das Metall der Kindheit wäre demnach das Mondmetall Silber, das Metall des alternden Menschen das Saturnmetall Blei.
Dieses Prinzip der Analogieketten wendet man ebenso auf Organe und Organprozesse an, sodass man in der gemeinsamen Zuordnung den Schlüssel zur passenden Arznei bei entsprechenden Erkrankungen findet, wie wir später noch sehen werden.5
Okkulte Entsprechungen
Kosmos | Organ | Erzengel | Metall | Lebensalter (in Jahren) |
Saturn ♄ | Milz (Splen) | Oriphiel | Blei (Plumbum) Pb | 56 bis Tod |
Jupiter ♃ | Leber (Hepar) | Zachariel | Zinn (Stannum) Sn | 49 bis 56 |
Mars ♂ | Galle (Fel) | Samuel | Eisen (Ferrum) Fe | 42 bis 49 |
Sonne (Sol) ☉ | Herz (Cor) | Michael | Gold (Aurum) Au | 21 bis 42 |
Venus ♀ | Niere (Renes) | Anael | Kupfer (Cuprum) Cu | 14 bis 21 |
Merkur ☿ | Lunge (Pulmo) | Raphael | Quecksilber (Argentum vivum) Hg | 7 bis 14 |
Mond ☾ (Luna) | Gehirn (Cerebrum) | Gabriel | Silber (Argentum) Ag | Geburt bis 7 |
Erde ♁ | Blut (Sanguis) | Luzifer | Antimon (Stibium) Sb | Ganze Lebensspanne |
Im Rhythmus der Wochentage
Die Wochentage sind den Planetentagen zugeordnet: Montag (Mond), Dienstag (Mars), Mittwoch (Merkur), Donnerstag (Jupiter), Freitag (Venus), Samstag (Saturn) und Sonntag (Sonne).
Für eine Konstitutionstherapie mit höheren Potenzen, die man prinzipiell eher selten verabreicht (ab D30), oder auch für die Wahl eines wöchentlichen Injektionstages hat es sich bewährt, wenn man das entsprechende Metall an seinem Planetentag anwendet, also beispielsweise Aurum metallicum D30 oder auch eine Injektionstherapie am Herzen mit Goldpräparaten am Sonntag.
Polarität der Planetenmetalle
Nach hermetischer Tradition sind die Planetenideen in polare Gruppen unterteilt: Mond – Saturn, Merkur – Jupiter, Mars – Venus. Die Planetenprinzipien regulieren sich gegenseitig, immer bedingt ein Zuviel einer Kraft, ein Zuwenig der anderen; in solchen Fällen wird mit Tiefpotenzen des einen Metalls der Mangelzustand gewissermaßen »substituiert« und mit höheren Potenzen des anderen das Zuviel »reguliert«. Die Sonne, und mit ihr das Gold, wirken auf alle gleichermaßen ausgleichend.
Weitere Polaritäten, die man ähnlich therapeutisch nutzen kann, sind zum Beispiel Sonne – Mond, Sonne – Saturn, Jupiter – Saturn. Im weiteren Text wird dies an therapeutischen Beispielen verdeutlicht.
Der ganze Kosmos – aus dem Werk des Malachias Geiger, Microcosmus hypochondriacus sive de melancholia hypochondriaca von 1651.
Mensch und Natur als Abbild des Kosmos
Bei Paracelsus lesen wir: »Alle Planeten haben im Menschen ihr Abbild und Zeichen und ihre Kinder, und der Himmel ist ihr Vater, denn der Mensch ist nach Himmel und Erde gemacht. (…) Darum folgt daraus, dass der Arzt das wissen soll, dass im Menschen Sonne, Mond, Saturn, Mars, Merkur, Venus und alle Zeichen sind, der Polus Arcticus und Antarcticus, der Wagen und alle Viertel im Zodiakus (Quadranten des Tierkreises). Das muss der Arzt wissen, wenn er vom Grund der Arznei wissen will. Wo nicht, so ist er ein reiner Betrüger und übt die Arznei wie ein Bauer, der Coloquinthen in den Wein hängt und alle Menschen damit behandelt.« (Paracelsus, Bd. I: 439)
Bemerkenswert ist hierzu die Darstellung aus dem Werk des Malachias Geiger (siehe Seite 19). Das Bild ist zweigeteilt im Sinne einer Acht, dem Symbol der Unendlichkeit und geistigen Welt. Der obere Kreis umfasst die göttliche Sphäre mit der Idee »Es werde Mensch«. Ein Tetraeder zerfällt aus seiner Einheit in zwei Dreiecke – das Dreieck nach oben symbolisiert das Männliche/Feuer/Sonne und das Dreieck nach unten das Weibliche/Wasser/Mond – zusammen vereinigen sie sich im Hexagramm, Symbol für die Quinta essentia, das göttliche Wesen, das Kind/Merkur. Umgeben ist die geistige Welt von den Heerscharen der Engel, und alles ist in strahlendes Licht getaucht. Im alten Ägypten wurde diese Trinität mit Isis (Wasser), Osiris (Feuer) und Horus (Hexagramm) beschrieben.
Wolken trennen die obere von der unteren Welt, und wir sehen die zwölf Sternbilder, die aus dem Atem der vier Elemente entstehen (Feuer, Luft, Wasser, Erde sind die geistigen Urprinzipien des Lebens – daher sind auch die Sternzeichen den Elementen zugeordnet). Die Sternzeichen bilden die Bühne für das Leben, das sich als Kind im Mittelpunkt manifestiert, umgeben von zwei Engeln (leibliche Eltern, Licht und Schatten) – sie stehen gemeinsam auf der »physischen« Erde, die als Amme des Lebens verstanden wird. Das Hexagramm des geistigen Kosmos hat sich aufgelöst und in sieben konzentrische Schalen gewandelt, in denen wir die Namen der Planeten finden, sowie Bezeichnungen für Organe, Metalle und Erzengel, die jeweils miteinander korrespondieren (siehe Tabelle Seite 18).
Den kosmischen Prinzipien direkt gegenüber finden wir sieben Organe, die im Menschen den inneren Kosmos verkörpern. Auch im Ayurveda begegnet uns diese Idee als die »Sieben Chakren«, was natürlich kein Zufall ist. In dem Werk des Rosenkreuzers Johan Georg Gichtel, Theosophia Practica, aus dem Jahr 1696 gibt es eine bemerkenswerte Darstellung einer Planetenspirale im Menschen, die dem Bild der Chakrendarstellungen verblüffend ähnlich ist; ob Gichtel dies wusste, darf bezweifelt werden, vielmehr ist es wohl Ausdruck einer universellen Weisheit (siehe Abbildung auf S. 21).
Die göttliche Trinität als Osiris, Isis und deren Sohn Horus, den die Muttergöttin auf ihrem Schoß hält.
Das korrespondierende Metall kann man als Kardinalmittel für Leiden des zugeordneten Organsystems verstehen, das beste Mittel für das Herz wäre demnach das Gold, das Beste für die Niere wäre das Kupfer. Man sollte sich jedoch nicht von dem Gedanken leiten lassen, dass die Metalle nur für spezifische Leiden der Organe zuständig wären. Vielmehr umfasst nach den Vorstellungen der hermetischen Medizin ein Planetenprinzip auch organübergreifende Funktionen, man könnte sie am besten als Funktionskreise bezeichnen, die sich gleichermaßen auf Körper, Seele und Geist beziehen.
In den »reinen« Metallen ist die entsprechende kosmische Kraft besonders intensiv präsent. Schon die Verbindung mit Schwefel oder Arsen kann die Zuordnung modifizieren. Pflanzen hingegen sind fast immer mehreren Kräften unterstellt und dies in unterschiedlicher Intensität. Meistens ist ein Prinzip dominant, selten zwei in gleicher Intensität. Beispielsweise zeigt die Eiche Mars und Jupiter und etwas Saturn; die Birke Venus und auch Mond, der Weißdorn Venus und Mars. Es gibt bei den »alten« Autoren wie Nicholas Culpeper oder Leonhard Thurneysser sogar unterschiedliche Zuordnungen je nach Pflanzenteil. Die Zuordnungen ergeben sich aus der Betrachtung der Signaturen und den Wirkprofilen. Pflanzen sind nach diesen Vorstellungen Begleitmittel der Metalle. Da Metalle immer auf den ganzen Menschen wirken, modifizieren die Pflanzen die metallische Wirkung in Richtung auf ein bestimmtes Organ oder auf Organfunktionen. So wirken Kupfer und Melisse eher auf seelische Prozesse im Herzbereich, während Kupfer und Kamille mehr auf den Bauchraum entspannend wirken.