Heilende Metalle - eBook. Olaf Rippe

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dunkle Mensch in seinen Untugenden, die durch die spirituelle Reifung in Tugenden gewandelt werden. – Die Metalle sind hierbei Spiegelbild und Hilfsmittel. Mit der Wandlung wird sich auch die Gestik ändern – der dunkle Mensch zeigt noch mit der linken Hand nach oben und rechts nach unten, als Sinnbild für die Gebundenheit an die Materie. Dies dreht sich beim lichten Menschen um, und er wird damit zur Brücke zwischen Kosmos und Erde. (Gichtel, 1696)

      Nicht bezeichnet auf dem Bild von Malachias Geiger ist die Erde selbst, doch sind die Korrespondenzen zum grundlegenden Verständnis wichtig. Das Organ in Analogie zur Erde ist das Blut, das Metall ist das Antimon und der Erzengel ist Luzifer, der Erste unter den Engeln, der den Fall in die Materie versinnbildlicht. – Dies wird uns noch im Kapitel über Antimon beschäftigen.

      Die Zuordnung der Metalle zu den Erzengeln, die sich im Bild von Malachias Geiger gegenüberliegen, macht deutlich, woher eigentlich die Heilkraft der Metalle kommt. Sie sind ihrem wahren Wesen nach kosmischen Ursprungs, gasförmig, ätherisch engelhaft, rein geistig, aus der göttlichen Sphäre über verschiedene Stufen inkarniert, ganz wie der Mensch auch. Diese Qualitäten sind in der Substanz in einer Art Dornröschenschlaf und müssen durch alchemistische Verfahren »wachgeküsst« werden.

      Die Kunstgriffe der Alchemie, die ebenfalls auf dem Bild dargestellt sind, geben dem Metall etwas von seiner kosmischen Natur zurück. Hierzu gehört die Metalldestillation oder auch die Potenzierung im Sinne der Homöopathie. Allein schon das Schmelzen und Lösen der Metalle, zum Beispiel von Gold in Königswasser, oder die Herstellung kolloidaler Metalle schafft die Voraussetzungen für Heilmittel, die der kosmischen Natur der Metalle entsprechen – siehe hierzu das Kapitel zur Herstellung (Seite 3153).

      Alchemistisch zubereitet sind die Metalle die Kardinalmittel bei allen körperlichen Gebrechen, und sie sind Inkarnationshelfer und Seelenbegleiter auf dem spirituellen Lebensweg.

      4 In der Hermetik wird die Sonne als männlich gesehen und der Mond als weiblich, auch wenn die deutsche Sprache dies umgekehrt darstellt, im Lateinischen und in den romanischen Sprachen wird dies jedenfalls »hermetisch« richtig formuliert. Vielleicht kommt es daher, dass im Germanischen die Sonne als Göttin Sunna gesehen wurde.

      5 Man mag sich fragen, warum eigentlich in der gesamten hermetisch alchemistischen Literatur die kosmische Leiter immer auf dieselbe Weise dargestellt wird – beginnend mit Mond, gefolgt von Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und schließlich Saturn. Diese Abfolge bezeichnet man als »chaldäische Reihe«, die sich aus der durchschnittlichen Geschwindigkeit der »Sieben« beim Durchlauf durch den Tierkreis ergibt, wenn man das Ganze von der Erde aus betrachtet. Der Mond ist hierbei am schnellsten, der Saturn am langsamsten.

       »Mercurius mineralis mercurius vegetabilis mercurius animalis unum est.« 6

      HOFMEIER, ROSARIUM PHILOSOPHORUM, MERCURIUS-BRUNNEN, S. 17

      Metalle in der Alchemie

      Thomas Hofmeier

      Metalle spielten nicht nur in der Alchemie, sondern in der Menschheitsgeschichte eine zentrale Rolle. Mit der Hilfe von und durch die Gier nach Gold wurden Reiche gleichermaßen geschaffen und zerstört – das pharaonische Ägypten, die spanischen Konquistadoren oder der Goldstandard sind nur einige Beispiele.

      Die großen Phasen der Archäologie sind nach Materialien benannt: Auf die »Steinzeit« folgte die »Kupferzeit«, die »Bronzezeit« und schließlich die »Eisenzeit«. Die Tatsache, dass Kupfer und Zinn, im Verhältnis von 9 zu 1 Bestandteile der Bronze, nirgendwo gemeinsam vorkamen, hat den Fernhandel ebenso wie den Kampf um Ressourcen und Fachwissen angefacht. Als Faustregel kann gelten, dass die Besitzer der jeweils neuesten Materialien und der für ihre Beherrschung notwendigen Technologien kriegerisch und/oder wirtschaftlich Macht über ihre weniger glücklichen Nachbarn ausüben konnten.

      Das erste von Menschen bearbeitete, nämlich kalt gehämmerte Metall war das weltweit vorkommende Gold. Dank seiner Eigenschaften konnte man es leicht zu Schmuck verarbeiten, und es verlieh dem Besitzer ein hohes Ansehen. Die Mächtigen nutzten Gold, um ihre Herrschaft buchstäblich glanzvoll erscheinen zu lassen. In gleicher Manier wird Gold im kultischen Kontext bis heute gerne und oft zum Ruhm des Göttlichen verwendet. Ob Tempel, Kirche, Stupa oder Moschee: Eine goldene Kuppel, ein goldener Altar und vieles mehr gehören global zur Inszenierung des Allerhöchsten.

      Die alten Ägypter hielten Gold für das Fleisch der Götter, aus Silber waren ihre Knochen und aus Lapislazuli ihre Haare (vgl. Brunner-Traut 1989: 101). In einer Art kollektiven Überzeugung von »früher war alles besser« gründeten kulturelle Strömungen wie die Renaissance auf der Sehnsucht nach einem vergangenen, im übertragenen Sinne »Goldenen« Zeitalter.

      Unter diesen Voraussetzungen ist es nicht verwunderlich, dass sich schon die frühesten Alchemisten in ihrer Theorie und Praxis auf die Metalle konzentrierten. Wer mit Metallen umzugehen wusste, war sich der Aufmerksamkeit der Mächtigen gewiss. Auch physikalisch macht die Konzentration auf Metalle Sinn: Welche anderen Materialien können mit ihren extremen Eigenschaften mithalten? Metalle sind – für den, der sie beherrscht – formbar, sie können hart wie Stein, aber auch flüssig sein, sie sind in reiner Form glatt und glänzend, doch als Erze pulverig und spröde; vor allem aber waren sie kostbar und gefragt. In der Beschaffenheit der Metalle ist angelegt, was die Alchemie im Innersten antreibt, nämlich die Umwandlung von Materie hin zu etwas Besserem. Die legendäre Transmutation von Blei zu Gold ist bloß die Spitze des Eisbergs. Der Wandel vom Erz zum eigentlichen Metall, die Legierung von Metallen und die unmittelbare Nützlichkeit metallischer Produkte in Wirtschaft und Kult, gepaart mit der Sphäre des geheimen Fachwissens, bilden den Nährboden für die Alchemie – ganz im Sinne von Eliades Schmiede und Alchemisten (vgl. Eliade 1992).

      Abgesehen davon: wenn nicht Metalle, was sonst? Im modernen Periodensystem sind gut 75 Prozent der rund 120 Elemente Metalle, der Rest besteht überwiegend aus Gasen. Einige der größten Umwälzungen, die der Menschheit widerfuhren, basieren auf »alchemischen« Manipulationen von Metallen (vgl. Morrisson 2007, Kean 2016). Ob Elektrizität, Kommunikation, Computer oder Internet, Mobilität – mit Eisenbahn, Automobil, Flugzeug und Schiff – und Kriegsführung mit Stahlgewitter oder Atombombe – immer stehen Metalle im Mittelpunkt des Phänomens. Ob hochgelobte alternative Energien oder umstrittene Atomkraft – Metalle beherrschen unsere Welt! Aber beherrschen wir die Metalle?

      Die Alchemie jedenfalls bemühte sich seit jeher um ein Verständnis und eine Beherrschung der Materie, vorrangig der Metalle, immer zum Wohle der Menschheit. Eingedenk der Tatsache, dass es so viele Alchemien wie Alchemisten gibt, sei der Versuch unternommen, die grundlegenden Theoreme der Alchemie hinsichtlich der Metalle zu umreißen – mit Schwerpunkt auf der Blütezeit der neuzeitlichen Alchemie (15. bis 17. Jahrhundert).

      Seit der Antike bildeten die vier Elemente und ihre Eigenschaften – Feuer warm, Erde trocken, Wasser kalt, Luft feucht – die Grundlage der alchemischen Theorie; sie entsprechen nicht den konkreten Dingen gleichen Namens (vgl. Böhme/Böhme 1996).

      Im Zentrum der Schöpfung, deren Grundpfeiler die vier Elemente sind, steht der Brunnen der drei Naturreiche: mineralisch, pflanzlich und tierisch. Die drei Reiche entsprechen dem Dreigestirn Sonne/ Tiere, Mond/Pflanzen und Mercurius/Mineralien, wobei Letzterer zugleich das fünfte Element (Quintessenz) und der Urquell der drei Naturreiche ist. Somit bilden die Mineralien, Pflanzen und Tiere, samt Menschen, je einen von drei Strömen des Mercurius-Brunnens: »Der mineralische Mercurius, der pflanzliche Mercurius, der tierische Mercurius ist eins.« (Hofmeier 2014: 17)

      Die vier Elemente mit ihren vier Eigenschaften. Im Schema und in den alchemischen Zeichen werden Gegensatzpaare deutlich. (Hofmeier 2014: 79)

      Ein


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