Pflanzenalchemie - Ein praktisches Handbuch - eBook. Manfred M. Junius

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mit Alphapartikeln oder Neutronen. Das Element verwandelt sich auf diese Weise in ein radioaktives »Isotop«.

      In der Alchemie ist der Begriff Transmutation einfach mit jeder Elementenumwandlung identisch.

      In klassischen alchemischen Texten ist auch das Wort »Projektion« zu finden.

      Die Umwandlung einer Materie wird nach alchemischer Methode eingeleitet, indem man ein bestimmtes aktives Prinzip darauf wirft, das heißt »projiziert«. In diesem Sinne kann man auch die Beschießung einer Materie mit beschleunigten Teilchen, welche eine Transmutation verursachen, als eine moderne Form der Projektion bezeichnen. Da die umgewandelte Materie die Farbe wechselt, spricht man in der klassischen Alchemie auch von »Tingierung« (von lateinisch tingere, tinctus).

      Ernest Rutherford war der erste Wissenschaftler, dem eine künstliche Elementenumwandlung im modernen wissenschaftlichen Sinne im Laboratorium gelang. Mithilfe eines Heliumkerns (eines Alphapartikels) verwandelte er einen Stickstoffkern in ein Sauerstoff-Isotop und Wasserstoff nach der Formel:

      Wissenschaftliche Erkenntnis und Formulierung der Transmutation führten zu einer Wandlung des Elemente-Begriffs. »Element« im modernen Sinne bedeutet eine reine Substanz, deren konstituierende Atome alle von der gleichen Art sind. Elemente sind homogene Systeme konstanter, nicht variabler Zusammensetzung, die mit chemischen Mitteln nicht zerteilt werden können.

      Wir werden später sehen, dass der Elemente-Begriff der Alchemie völlig anders ist und eher einem Zustand gleicht, da die Alchemie keine Stabilität der in der freien Natur vorkommenden Materie anerkennt. Nichts außer dem Wandel ist stabil in der Natur, die selbst eine sich ständig vollziehende Alchemie darstellt.

      Ein chemisches Element ist also ein aus gleichen Atomen zusammengesetzter Körper. Jedes dieser Atome besteht aus einem Kern mit der gleichen Anzahl Protonen bzw. auch Neutronen und einem »Orbit« (Umkreis) oder »Mantel« von »kreisenden« Elektronen, deren Zahl mit der der Protonen identisch ist. Dieses auf Ernest Rutherford und Niels Bohr zurückgehende Atommodell hat aufgrund seiner Anschaulichkeit bis heute überleben können, wenigstens unter Chemikern, während die Physiker sich besonders für die noch winzigeren Bausteine der Materie interessieren und diese vorläufig als »Elementarteilchen« bezeichnen. In der modernen Kernphysik erfahren die Begriffe der Elementarteilchen Wandlungen, die oft an die Grenze unserer Vorstellungsmöglichkeiten rühren.

      Bleiben wir im Augenblick bei unserem bereits etwas altmodischen Protonen-Elektronen-Neutronen-Modell. Protonen weisen eine positive Ladung auf, Elektronen eine negative, Neutronen sind neutral. Wenn ein Atom im Kern mehr Neutronen als die Zahl der Protonen aufweist, ist das Atomgewicht höher, ein solches Atom wird als »Isotop« bezeichnet. Isotope sind Atome gleichen chemischen Verhaltens, aber mit höherem Atomgewicht durch die Anwesenheit von Neutronen. Auf diese Weise existieren zum Beispiel die schweren Wasserstoffe. Der »normale« Wasserstoff, Atomgewicht 1,008, besteht aus einem Proton und einem Elektron; Deuterium, Atomgewicht 2,016, hat ein Neutron dazu; das noch schwerere Tritium, Atomgewicht 3,024 hat zwei Neutronen zusätzlich.

      In unseren oben erwähnten Formeln bedeutet die obere Zahl, Massenzahl genannt, die Summe der Zahl der Protonen und Neutronen (falls solche vorhanden sind), während die untere die Zahl der Elektronen darstellt. Wir können jetzt leicht Kervrans Formel der Umwandlung von Natrium in Kalium verstehen: Der Kern des NatriumIsotops mit 11 Protonen und 12 Neutronen verschmilzt mit dem Sauerstoffkern, der aus 8 Protonen und 8 Neutronen besteht. Die Elektronen werden ebenfalls addiert. Das Ergebnis ist ein neues Atom mit einem Kern, bestehend aus 19 Protonen (11 + 8) und 20 Neutronen (12 + 8), um welchen 19 Elektronen (11 + 8) kreisen, das ist ein Kalium-Isotop.

      Dass diese Art von Transmutation, der viele Wissenschaftler immer noch skeptisch gegenüberstehen, eine gewisse Wärmeregulierung des Organismus darstellt, scheinen auch andere Beobachtungen zu bestätigen. Der Kaliumgehalt im menschlichen Urin steigt im Verhältnis zum Natriumgehalt beträchtlich in tropischem Klima, besonders bei körperlicher Arbeit.

      »Ihr wisset durch die Kunst der Signatur, dass jedes Ding nach dem, aus dem es ist und zu dem es gehört, gezeichnet wird, damit es immer gleich gefunden werde, wie es die Kunst der Signatur anzeigt, die der Arzt kennen soll.« (Paracelsus)

      Die Signaturenlehre ist ein uralter Weg der Heilmittelerkenntnis. Paracelsus gilt als Pionier der Verknüpfung dieser Anschauung mit einer modernen analytischen Betrachtungsweise, nach dem Prinzip der Analogie. Demnach hat jede Substanz innere und äußere Merkmale, von denen man auf eine mögliche Heilwirkung schließen kann.

      Um diese Methode sinnvoll anzuwenden, sollte man sie als Hinweise verstehen, die eine Bestätigung durch das Experiment erfordern. Als mögliche Signaturen dienen zunächst alle sinnlich wahrnehmbaren Phänomene wie Form, Gestalt, Farbe, Geschmack oder Geruch einer Pflanze, aber auch der Wachstumsort, die Vergesellschaftung mit anderen Pflanzen, der Bezug zu den Rhythmen der Tageszeit oder Jahreszeit spielen eine Rolle. Ferner berücksichtigte man ebenso die Bedeutung des Namens und natürlich auch die traditionellen Verwendungsformen oder die Verknüpfung mit Göttern und Mythen. (Text und Grafik v. Hrsg.)

      Der Schachtelhalm erinnert in seinem Aufbau an die Wirbelsäule. (Handkolorierter Holzschnitt aus dem Kräuterbuch des Leonhard Fuchs, 1543)

      Sporentrieb des Ackerschachtelhalms im Frühjahr (oben) – die Kieselsäure ist hier besonders gut löslich.

      Schachtelhalm ist extrem genügsam und regeneriert als Bodenverbesserer die ausgelaugte Erde. Als Heilmittel wirkt er regenerierend auf das Gewebe und vermittelt Struktur, Festigkeit und die Fähigkeit zur Abgrenzung. (Fotos Olaf Rippe)

      Ein anschauliches Beispiel für eine biologische Transmutation bietet der Schachtelhalm. Nach der klassischen Signaturenlehre (siehe Seite 26 und 124ff.) wird der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) als besonders vom Saturn beherrschte Pflanze betrachtet. Dieser Planet regiert unter anderen Organen besonders das Knochensystem und die mineralischen Prozesse im Organismus. Schachtelhalm hat eine korrigierende Wirkung im Falle einer Entmineralisierung der Knochen und wirkt allgemein strukturierend. Schachtelhalm korrigiert und erhält das organische Calciumgleichgewicht. Diese Fähigkeit beruht besonders auf der Transmutation von Silizium in Calcium.

      Die wichtigsten im Ackerschachtelhalm enthaltenen Substanzen sind: Kieselsäure in großen Mengen, Schachtelhalmsäure (eine der Spezies eigene Säure mit diuretischer Wirkung), Equisetonin (ein Saponin), Schleimsäure, Apfelsäure, Oxalsäure, Eisen, Magnesium, Mangan, Kalium, Natrium, Aluminium, Calzium, Phosphor, Glucoside, Antivitamin (in den Sporen; das Antivitamin hat die Fähigkeit, das Vitamin B1 ›Thiamin‹ zu zersetzen), Dimethylsulphon, Vitamin C (in der frischen Pflanze), Phytostearin, Harz, eine Substanz, die das Koagulieren verhindert und auf dem Saft der Pflanze schwimmt, eine koagulierende Substanz im Satz des Saftes, eine noch nicht genau definierte Base und Equisetin, ein Alkaloid, durch einen Pilz (Ustilago equiseti) verursacht, welcher der Pflanze die typischen braunen Flecken verleiht. Falls der Gehalt von Equisetin vermieden werden soll, muss die Pflanze vor dem Befall geerntet werden. Junge Pflanzen enthalten weniger Kieselsäure als ausgewachsene, die jüngeren Pflanzen enthalten jedoch mehr lösliche Kieselsäure als die älteren, wobei zu berücksichtigen ist, dass die lösliche Kieselsäure den größeren Heilwert hat.

      Die quantitative Analyse einer Schachtelhalm-Spezies stellt sich nach Auskunft der Firma Staufen Pharma wie folgt dar:15 Kieselsäure: 62,11, Chlor: 0,70, Schwefelsäure: 4,67, Phosphorsäure: 2,12, Schwefel: 4,03, Kohlensäure:


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