Vegetarische Aroma-Bibel - eBook. Karen Page

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Domäne von Aussteigern, Alternativen, Hippies und Müsliessern, im Gegenteil, diese Themen sind topaktuell und dank des Vorbilds einflussreicher Persönlichkeiten sogar sehr trendy. Prominente aus Film und Fernsehen wie Oprah Winfrey, Jennifer Lopez, Gwyneth Paltrow, Tobey Maguire, Natalie Portman, Prince, Nina Hagen, Désirée Nosbusch, Danny De Vito, Hannes Jaenicke, Julia Roberts, Xavier Naidoo oder Dunja Hayali haben eine fleischlose Ernährungsweise in das Rampenlicht der Medien gerückt und dafür gesorgt, dass sie auch dort bleibt. Sogar im Magazin »BusinessWeek« wurden führende Vertreter aus Industrie und Politik vorgestellt, die Fleisch meiden, darunter der Twitter-Mitbegründer Biz Stone und Ex-Präsident Bill Clinton, der zwölf Kilo abgenommen hat, nachdem er nach verschiedenen Operationen auf eine vegane Lebensweise umgeschwenkt ist.

       »Ich glaube, dass geistiger Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt, aufzuhören, zur Befriedigung unserer körperlichen Bedürfnisse unsere Mitlebewesen zu töten.«

      Mohandas Karamchand Gandhi

       »Es wird lange dauern, bis die Menschheit begriffen hat, dass nicht nur die Völker der Erde ein Volk sind, sondern dass Menschen, Pflanzen und Tiere zusammen das Reich Gottes sind und dass das Schicksal des einen Bereichs auch das Schicksal des andern ist.«

      Luise Rinser

      Der Vegetarismus ist so alt wie die Menschheit selbst, und an überzeugenden, zeitlosen Argumenten, die für einen Verzicht auf Fleisch sprechen, mangelt es nicht. Ein Blick in die Geschichte zeigt die verschiedenen kulturellen, wirtschaftlichen, umweltbedingten, ethischen, medizinischen, ernährungsphysiologischen, praktischen, religiösen und sonstigen Faktoren, die den Vegetarismus mit begründet haben. Nach dem Vorbild der Lehre der Weltreligionen sowie griechischer und römischer Philosophen hat eine beeindruckende Zahl großer Persönlichkeiten der Geschichte – darunter Leonardo da Vinci, Einstein und Gandhi – ihr ganzes oder zumindest ihr Erwachsenenleben lang vegetarisch gelebt.

      Die im 20. Jahrhundert aufkommende Ernährungswissenschaft hat den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit belegt ebenso wie den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von zu viel tierischem Eiweiß und zahlreichen chronischen Krankheiten, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmten Krebserkrankungen, Übergewicht und Fettleibigkeit. Bahnbrechende Studien haben dazu beigetragen, diese Informationen zu verbreiten.

      Auch Fragen des Tierwohls sind in den Fokus der breiten Öffentlichkeit gerückt. Bekannt ist der pointierte Ausspruch von Ex-Beatle Paul McCartney: »Wenn Schlachthäuser Glaswände hätten, würden alle Menschen vegetarisch leben.« Nur einen Klick entfernt sind heute dank Internet und YouTube abstoßende Bilder, die zeigen, wie es in Betrieben der Intensivhaltung von Tieren zugeht, in denen heute der überwiegende Teil des konsumierten Fleischs, der Eier und der Milchprodukte produziert wird. Bilder, die in hohem Maße zu einem wachsenden Bewusstsein für den Tierschutz beitragen. Fakten, Zahlen und Fotos dessen, was der Verzehr von Tieren für unsere natürlichen Ressourcen mit sich bringt – für unsere Luft, den Boden und das Wasser – sorgen dafür, dass man die Realität kaum noch ignorieren kann. Sogar Bill Gates setzt sich für Vegetarismus als einen Weg zur Rettung der Erde und zur Verhinderung der drohenden globalen Nahrungsmittelkrise ein, indem er in Unternehmen investiert, die Fleisch- und Ei-Ersatzprodukte entwickeln.

      Wieso aber sind angesichts all dieser mächtigen Vorkämpfer und stichhaltigen Argumente nicht schon alle Menschen Vegetarier? Es gibt auf der anderen Seite in den Industrieländern mächtige kulturelle, wirtschaftliche und politische Kräfte, die den auf Fleisch und Milchprodukte ausgerichteten Status Quo erhalten wollen. So ist die Werbung für Fleischprodukte und Fast Food allgegenwärtig, und im gleichen Maße die Werbung für eine Vielzahl von Medikamenten, die Linderung der durch einen übermäßigen Verzehr eben jener Produkte verursachten Beschwerden versprechen. Die Politik setzt sich nicht selten mehr für die die Wirtschaft unterstützende Großindustrie ein als für die Gesundheit des Einzelnen. In der Viehhaltung verfütterte Agrarprodukte wie Mais und Sojabohnen werden mit Steuergeldern subventioniert, genau wie die Milch- und Fleischindustrie selbst.

      Doch tagtäglich wird es immer offenkundiger, dass eine vegetarische Lebensweise besser ist für die eigene Gesundheit, für die Gesundheit anderer Lebewesen und für den Planeten als Ganzes. Um sich etwas Gutes zu tun, muss man gar kein Vollzeit-Vegetarier sein, aber wer sich näher damit befasst, wird – so wie es bei mir war – entdecken, dass die vegetarische Küche so gut schmeckt und man sich damit so viel besser, leichter und kraftvoller fühlt, dass auch Sie sich dafür entscheiden werden, diese Vorteile zu nutzen, indem sie ab und an und vielleicht immer öfter Fleisch von Ihrem Speiseplan streichen. Es ist Ihre ganz persönliche Entscheidung, was Sie essen – eine Entscheidung, die man vor dem Hintergrund des Wissens über die Auswirkungen des Verzehrs tierischer Produkte auf die persönliche Gesundheit, die der Familie und anderer Menschen wie auch des ganzen Planeten treffen sollte.

       »Wer den Planeten retten möchte,

       muss nur damit aufhören, Fleisch zu essen.«

      Paul McCartney

      Die Entscheidung, kein Fleisch oder weniger Fleisch zu essen, ist ein einfacher und doch wirksamer Ansatz, um Teil der Lösung von einigen der drängendsten Probleme der heutigen Zeit zu werden. Dabei fächert sich der Vegetarismus in ein Spektrum unterschiedlicher Ernährungsformen auf. Am einen Ende des Spektrums der Ernährungsformen stehen die Omnivoren (Allesesser), also Menschen, die sich sowohl auf der Basis tierischer als auch pflanzlicher Erzeugnisse ernähren. Gehen diese dazu über, eher selten und wenig ausgewähltes Fleisch oder Fisch zu essen, können sie sich als »Flexitarier« (Teilzeit-Vegetarier) bezeichnen. Jene, die kein Fleisch, sondern nur Fisch essen, heißen Pescetarier. Vegetarier, die auf Eier verzichten, nicht aber auf Milchprodukte, nennt man Lakto-Vegetarier, wohingegen Ovo-Vegetarier Eier zulassen, nicht aber Milchprodukte; Ovo-lakto-Vegetarier lassen beide Lebensmittelgruppen in ihrer Ernährung zu. Veganer schließlich, am anderen Ende des Spektrums, meiden sämtliche Lebensmittel tierischen Ursprungs (in der strengen Auslegung einschließlich Honig). Bei einer gesunden vegetarischen oder veganen Ernährung geht es genauso sehr um das, was man isst, als auch um das, was man nicht isst, weshalb sich die Bezeichnung der »vollwertigen pflanzlichen Ernährung« als Umschreibung dieses gesunden Ernährungsansatzes durchgesetzt hat.

      Während sich in den USA lediglich 4 bis 5 Prozent der Menschen vegetarisch ernähren, tun dies laut dem Vegetarierbund Deutschland VEBU in Deutschland, Österreich, Italien und Großbritannien aktuell rund 10 Prozent der Bevölkerung; in der Schweiz sind 11 Prozent Vegetarier und 3 Prozent Veganer. Indien liegt mit einem Anteil von rund 40 Prozent Vegetariern an der Gesamtbevölkerung an der Spitze. Laut Planet Wissen soll es weltweit eine Milliarde Vegetarier geben. Und daneben wächst insbesondere auch die Gruppe der Flexitarier stetig. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts TNS aus dem Jahr 2015 essen 56 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen bewusst seltener und weniger Fleisch.

      Letztendlich hat jeder durch seine persönliche Entscheidung, was er Tag für Tag auf die Gabel nimmt, die Möglichkeit, die Zukunft der Ernährung und der Welt mitzugestalten. Die 1960er-Jahre lehrten uns, dass »das Private politisch ist« und dass die Art, wie wir leben, Ausdruck dafür ist, wer wir sind. In dem Spruch: »Man ist, was man isst«, ist dies prägnant zusammengefasst. Der folgende allgemeine Überblick (redaktionell bearbeitet und für die deutschsprachigen Länder ergänzt) soll einige wichtige Eckdaten der Geschichte des Vegetarismus aufzeigen anhand einer chronologischen Auflistung einiger bedeutender Vordenker, wichtiger Ereignisse und anderer Meilensteine, die seine Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben.

      Um 3000–2000 v. Chr. Der Hinduismus, eine der ältesten Religionen der Welt, lehrt, dass der Mensch keinem Tier Leid zufügen soll, was in letzter Konsequenz zur friedlichen und barmherzigen Praxis des Vegetarismus (genannt Sadhana, was so viel bedeutet wie »spirituelle Praxis«) führt.

      Um 500 V. Chr. Der chinesische Weise Laotse (um 604–531 v. Chr.) verfasst das »Daodejing«, den grundlegenden Klassiker des Taoismus,


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